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Paul Manafort © sda

Infosperber hatte über Paul Manafort informiert

Red. /  Es ging unter anderem um die Verbindungen von Trumps Wahlkampfmanager zum zweifelhaften prorussischen Milliardär Dimitri Firtasch.

upg. «Donald Trumps Verbindungen nach Russland gleichen einer Barszene mit zwielichtigen Charakteren – Trump sitzt mittendrin», hatte Infosperber am 13. Juli 2017 getitelt. Quelle war James S. Henry, US-Rechtsanwalt, Investigativjournalist und früherer Chefökonom bei McKinsey & Co. Er hatte den Deckel so weit wie möglich geöffnet. Nach der Anklage gegen Manafort sind die Recherchen von Henry nochmals zusammengefasst.

Die Verbindung von Ex-Wahlkampfchef Paul Manafort zum Milliardär Dimitri Firtasch
Ein von James S. Henry erfasstes Profil eines Trump-Gefährten betraf die Russland/Ukraine-Verbindungen von Paul Manafort, dem früheren Washingtoner Lobbyisten, der Trump von April bis August 2016 als Wahlkampfchef diente. Einer von Manaforts grössten Kunden als Lobbyist sei der zweifelhafte prorussische Milliardär Dimitri Firtasch gewesen. Laut eigenem Eingeständnis unterhalte Firtasch eine enge Verbindung zu dem mutmasslichen ukrainisch-russischen Mafia-Boss Semjon Mogilewitsch. Seine wichtigste andere Verbindung sei «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Wladimir Putin». Anders sei es kaum zu erklären, dass der ehemalige Gebrauchtwagenhändler den Tauschhandel Güter gegen Erdgas in Turkmenistan kontrollieren könne und ein Schlüsselinvestor in der Schweizer Firma RosUrEnergo werden konnte, die Gazproms Verkäufe nach Europa kontrolliert.

Im Jahr 2008 habe sich Manafort mit einem ehemaligen Manager der Trump Organization zusammengetan, um das Drake Hotel in New York zu kaufen, wobei Firtasch zusagt haben soll, 112 Millionen Dollars zu investieren. Gemäss einer Klage gegen Manafort und Firtasch sei es bei dem Geschäft nicht um eine Immobilieninvestition gegangen. Vielmehr hätten dadurch Gewinne aus Firtasch’s Vermittlung von zweifelhaften Erdgasgeschäften gewaschen werden sollen.

Seit 2014 habe es eine Reihe von Anklagen mit Firtasch-Bezug gegeben, schrieb Henry. Die USA versuchten wegen Bestechungsvorwürfen, ihn von Österreich ausliefern zu lassen. Auch Spanien wollte die Auslieferung von Firtasch – wegen Geldwäsche.

Manafort trat im August 2016 als Trumps Wahlkampfmanager zurück. Nach den Wahlen im November 2016 kehrte er «laut Berichten jedoch zurück, um Trump bei den Personalentscheidungen zur Besetzung seiner Regierung zu beraten.»
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«Ich war immer mit einer Art von Intuition über Menschen gesegnet. Sie erlaubt mir zu spüren, wer die schmierigen Typen sind. Zu solchen halte ich weiten Abstand» (Donald Trump).
Mit diesem Zitat des aktuellen US-Präsidenten hatte James S. Henry seinen ausführlichen Artikel über die privaten Russlandverbindungen von Donald Trump begonnen. «The Curious World of Donald Trump’s Private Russian Connections» erschien am 19.12.2016 in der Zeitschrift The American Interest. Obwohl der Text von Daniel Bussenius ins Deutsche übersetzt und in den «Blätter[n] für deutsche und internationale Politik» veröffentlicht wurde, erhielt er in der Schweiz nur wenig Beachtung. Das ist umso erstaunlicher, da es Henry gelang, Trumps Zitat klar zu widerlegen.

Um die Verbindungen von Trump nach Russland zu verstehen, unternahm Henry einen Ausflug in die Neunzigerjahre. Er beschreibt, wie Russland zu einer «Kleptokratie der Weltklasse» aufstieg und wie es einer winzigen Elite früherer Manager staatlicher Unternehmen und Partei-Apparatschiks gelang, mit Hilfe von Mafiosi die Kontrolle über eine grosse Zahl von öffentlichen Unternehmen zu erwerben. Henry beschrieb die Verstrickungen des Westens, der diese Entwicklung teilweise mit entwarf – etwa durch die Unterstützung von Boris Jelzin, dessen Politik bis Ende der Neunzigerjahre zu Chaos und einer enormen Kapitalflucht führte.

«Für gewöhnliche Russen war das eine Katastrophe, für viele Investoren, darunter kapitalhungrige Schuldner wie die Trump Organization, war es die Chance, sich an der postsowjetischen Beute zu nähren», schrieb Henry. Zu diesem Zeitpunkt war Trump mit der Zahlungsunfähigkeit mehrerer seiner Firmen konfrontiert. Nur dank den Abflüssen von russischem Schwarzkapital habe er geeignete, wenig wählerische Investoren finden und mehrere hochriskante Projekte retten und finanzieren können.

Trump und die «Bayrock Group LLC»
Es sind einige dieser russischen Investoren, die Henry in seinem Text unter die Lupe nahm. Eine zentrale Rolle nimmt einmal die «Bayrock Group LLC» in New York ein, die häufig erfolglos in Immobilien-Konglomerate investierte. Über verschlungene Geschäftsbeziehungen mit der Trump-Familie hat Bloomberg am 21. Juni 2017 berichtet.

Zu den Fehlinvestitionen der Bayrock gehörte das Trump-SoHo-Eigentumswohnungshotel in New York, das die Gesellschaft in Partnerschaft mit der FL Group, einer isländischen Investmentfirma, realisierte. «Aus dem Bauch heraus handelnd, ging Trump 2005 die Partnerschaft mit Bayrock ein, wurde mit 18 Prozent Minderheitsaktionär am Trump SoHo, stellt die Marke ‹Trump› gegen eine Lizenzgebühr zur Verfügung und übernahm das Management der Immobilie», stellte Henry fest.

Nach der Fertigstellung hagelte es bald Zivilprozesse: Kunden forderten ihre Anzahlungen zurück. 2014 wurde das Gebäude weiterverkauft. Ein ähnliches Schicksal ereilte Bayrocks «Trump International Hotel & Tower» in Fort Lauderdale. Viele weitere Projekte mit Trump-Beteiligung wurden erst gar nicht verwirklicht.

Als Vorstandsvorsitzender der Bayrock amtete Tevfik Arif (aka Arifov). Henry: «Trump hatte in der jüngeren Vergangenheit Schwierigkeiten, sich an Details hinsichtlich Arifs zu erinnern. Kein Wunder, bei allem was inzwischen bekannt ist.

Prostitution und Fussball-Geschäfte
Tevfik Arif taucht im Zusammenhang mit illegalen Geschäften auf. Sein letzter bekannt gewordener Zusammenstoss mit dem Gesetz erfolgte gemäss der israelischen Tageszeitung «Jediot Acharonot» im Jahr 2010. Tevfik Arif und andere Mitglieder von Bayrocks eurasischem Trio (siehe weiter unten) seien in der Türkei bei einer Razzia gegen einen mutmasslichen Prostitutionsring verhaftet worden, schrieb Henry. Damals hätten die Ermittler behauptet, Arif könnte der Kopf einer kriminellen Organisation sein, die mit Escort-Frauen handle. 2012 wiesen türkische Gerichte alle Anklagepunkte gegen Arif ab.

Trotz des Niedergangs von Bayrock und seinen juristischen Verwicklungen sei Arif aktiv geblieben. So habe Bloomberg berichtet, Arif, sein Sohn und ein weiterer Partner hätten sich 2013 zusammengetan, um sich einem umstrittenen Geschäft zu widmen: Sie bezahlten Fussballspieler in Geldnot – im Austausch für einen Teil ihrer zukünftigen Marketing- und Transfereinnahmen. Das sind umstrittene Geschäfte, da sie anfällig für vielfältigen Missbrauch sind. Der europäische Fussballverband UEFA will diese Praxis verbieten.

Verbindungen nach Kasachstan
Tevfik Arif stammt aus Kasachstan und arbeitete jahrelang im sowjetischen Ministerium für Wirtschaft und Handel. Nach einem Aufenthalt in der Türkei kam er nach Brooklyn, gründete Bayrock, eröffnete ein Büro im Trump Tower und begann, Projekte mit Trump und anderen Investoren zu verfolgen. Arif war nicht die einzige Verbindung von Bayrock nach Kasachstan. Eine Präsentation für Investoren nenne Alexander Maschkewitschs «Eurasia Group» als strategischen Partner von Bayrocks Eigenkapitalfinanzierung, so Henry.

Maschkewitsch habe zusammen mit zwei weiteren kasachischen Millionären, Patoch Schodijew und Alijan Ibragimow (das eurasische Trio), die «Eurasian Natural Resources Cooperation» betrieben. Offenbar habe das Trio seit Gorbatschows Perestroika Ende der 1980er Jahre in den Geschäftsfeldern Metalle und andere natürlichen Ressourcen zusammengearbeitet und dabei grosse Kontrolle über Kasachstans Bodenschätze erhalten. Angeblich sollen sich Maschkewitsch, Schodijew und Ibragimow nicht nur Rohstoffe angeeignet, sondern auch Geld gewaschen und Bestechungsgelder gezahlt haben.

Verurteilter als Berater der Trump-Organization 
Wie Henry feststellte, habe auch Felix Sater, eine weitere Führungsperson bei Bayrock, «mehrere wichtige Geschäfte mit der Trump Organization verhandelt». Obwohl Sater Bayrock im Jahr 2008 verlassen habe, sei er Berichten zufolge 2010 erneut im Trump Tower tätig gewesen – dieses Mal als Seniorberater für die Trump-Organization. Dass Sater bereits eine «erstaunliche Bilanz als Berufsverbrecher vorzuweisen hatte, schien keine Rolle zu spielen». «Vielfache Schuldgeständnisse und Verurteilungen, ausgedehnte Verbindungen zum organisierten Verbrechen und eine Art Ausweis, um das Gefängnis rasch wieder als freier Mann verlassen zu können – auf der Basis einer Informantenbeziehung zu FBI und CIA.»

Sater habe etwa einem Rohstoffhändler in einer Bar in Manhatten mit einem Glas ins Gesicht gestochen. Trump habe das als «Kneipenschlägerei, was vielen Leuten passiert», abgetan. Sater wurde verurteilt und kam ins Gefängnis.

Sater musste sich zudem 1998 wegen betrügerischem Aktienhandel schuldig bekennen. Laut den Recherchen von Henry entdeckte die New Yorker Polizei ausserdem, dass er in einem Lagerhaus eine Geldwäscheoperation sowie illegale Waffenverkäufe betrieben hatte. Sater sei daraufhin nach Russland geflohen. Mit Informationen über den Schwarzmarkt für Stinger-Luftabwehrraketen soll er sich nach dem 11. September 2001 seine Freiheit und die Rückreise in die USA erkauft haben.

Verbindungen nach Island
In einem der Betrugsfälle, die in dem jüngsten Bayrock-Prozess vorgebracht werden, ist die bereits angesprochene isländische «FL Group» verwickelt. Demnach hätten Arif und Sater die FL Group Anfang 2007 überzeugt, 50 Millionen Dollars in das Projekt zum Bau des Trump SoHo zu investieren. Laut einer Klage sollen sich die FL Group und Sater zur selben Zeit über weitere Geschäfte mit Trump-Bezug verständigt haben. Grössenordnung: Zwei Milliarden Dollars. In derselben Klage sei auch behauptet worden, die FL Group habe eingewilligt, mit Bayrock zu kooperieren, «um bei potenziellen Gewinnen einen Steuerbetrug von mehr als 250 Millionen Dollars zu ermöglichen». Die Trump Organization hat jede Beziehung zur FL Group bestritten. «Aber als ein grösserer Aktionär des Trump SoHo musste Donald Trump den Vertrag zwischen Bayrock und der FL Group persönlich unterzeichnen», so Henry.

Die FL Group habe auch viele eigentümliche Darlehen an Oligarchen gewährt, die mit Russland verbunden sind. Etwa an den russisch-kanadischen Milliardär Alex Shnaider, ein späterer Geschäftspartner Trumps. Gemäss Henry existieren zudem unbestätigte Berichte über ein geheimes Papier der US-Notenbank, wonach ungenannte isländische Banken für russische Geldwäscheoperationen genutzt würden.
Für etliche Darstellungen von Henrys Recherchen liegen beweise vor, für andere nur starke Indizien. In diesen Fällen gilt die Unschuldsvermutung.

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2 Meinungen

  • am 31.10.2017 um 17:00 Uhr
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    So simpel ist es nicht. Manafort wurde nicht im Zusammenhang mit Trump angeklagt, sondern weil er im Auftrag der Podesta Gruppe politische und wirtschaftliche Kontakte hergestellt hat zwischen Russland und Clinton bzw. der Clinton Foundation zu ihrer Zeit als Staatssekretärin. Podesta war Wahlkampfmanager von Clinton, auch das gefälschte Trump Dossier kam aus dieser Ecke, wie inzwischen bekannt ist. Auch Henry ist Teil dieser Desinfo Kampagne. Die Kontakte liefen über die Ukraine, auch Dmytro Firtasch ist Ukrainer. Die Russland Deals von Trump liegen über 20 Jahre zurück, lange vor seiner Zeit als Politiker. Die ganze Russland Untersuchung fällt jetzt auf die Dems und Clinton/Podesta zurück. Nur darüber werden die Medien hier ganz sicher nicht berichten. Mehr hier : https://www.youtube.com/watch?v=R1DqJZ5KIhI

  • am 1.11.2017 um 01:03 Uhr
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    Wenn man alle Politiker, die Kontakt zu zweifelhaften Leuten haben, anklagen würde, wäre die Hälfte der Politiker in Untersuchungshaft. Es geht hier doch darum, das Feindbild Russland aufrecht zu erhalten.

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