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Die Megalopolis Dubai 2012 aus dem All gesehen © Time/Google

Zeitreise durch die menschliche Zerstörungswut

Jürg Lehmann /  Satelliten-Aufnahmen der Erde über 30 Jahre hinweg und zu Videos zusammengesetzt zeigen das Ausmass globaler Verwüstungen.

Die Landsat-Programm der NASA betreibt Satelliten im All, welche die Veränderung der Erdoberfläche durch menschliche Einwirkungen festhalten und dokumentieren. Das Programm wurde 1972 lanciert und liefert seitdem unablässig Daten. Gegenwärtig umfasst die «Landsat Data Continuity Mission» acht Satelliten und verwaltet acht Millionen Bilder. Zusammen mit der staatlichen Agentur US Geological Survey hat sie einen riesigen Bilder-Katalog angehäuft. Geht man die Bilder systematisch durch und setzt sie zusammen, kann man daraus eine Dia-Show anfertigen, die zeigt, wie schnell sich die Erdoberfläche durch menschliche Eingriffe ändert.

Brennpunkte der Zerstörung

Ausgehend von dieser Datenflut hat das US-Magazin «Time» auf seiner Online-Plattform in Zusammenarbeit mit Google das Projekt «Timelapse» umgesetzt. Es dokumentiert den Zeitraum 1984-2012 und zeigt in einer bisher noch nie gesehenen Videoclip-Zeitreise anhand verschiedener Brennpunkte Ausdehnung und Ausmass des Wandels. Beispiele:

• Dubai explodierte von einer Wüstenstadt zu einer ultramodernen Megalopolis, die sich immer weiter ausdehnt. Dazu gehören auch künstliche Inseln im Persischen Golf.

• Shanghai war als Finanzzentrum Chinas schon immer eine Metropole. Aber in den vergangenen Jahrzehnten hat sich die 25-Millionen-Stadt wie ein Krebsgeschwür über das Pearl River Delta ausgebreitet.

• Das Spielerparadies Las Vegas frisst sich über die Jahre ungebremst in die Wüste hinein, obwohl die rasant wachsende Bevölkerung und Dürreperioden das Wasserreservoir des nahen Lake Mead schrumpfen lassen.

• Der Columbia Gletscher im Prince William Sund in Alaska gehört zu den weltweit am schnellsten schmelzenden Eismassen. Verantwortlich dafür: die Erderwärmung.

• Die Regenwälder im Amazonasgebiet werden durch die industriellen Rodungen dramatisch reduziert. Zurück bleiben trostlose Stoppellandschaften.

Einmal drin, bleibt man drin

Das alles und mehr kann in Videosequenzen auf der «Time»-Website verbunden mit zusätzlichen Informationen und unterteilt in einzelne Kapitel (Ressourcen, Klimawandel, urbane Explosionen) abgerufen werden. Google hat mit dem massiven Einsatz von Computer-Power in den Bildbeständen die Wolken entfernt, um den Blick auf die Erde unverstellt zu ermöglichen, fehlende Pixel aufgefüllt und in einer digitalen Puzzle-Arbeit Bilder zusammengesetzt, um die Video-Zeitraffer herzustellen.

«Time»-Autor Jeffrey Kluger schreibt im Begleittext: «Diese Timelapse-Bilder zeigen die adrette und die nicht so adrette Geschichte eines endlichen Planeten und wie seine Bewohner ihn behandeln – wir reissen ab, auch wenn wir bauen; wir zerstören auch wenn wir bewahren. Es braucht einigen Mut, um sich die Videos anzusehen. Aber wenn man einmal drin ist, ist es unmöglich, wegzuschauen.»


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Eine Meinung zu

  • am 16.05.2013 um 12:28 Uhr
    Permalink

    Wir kommen nicht umhin, das globale Bevölkerungswachstum zu reduzieren und die Menschenanzahl längerfristig zu stabilisieren resp. schrumfen zu lassen. Die ecopop-Initiative ist ein kleiner Ansatz dazu, wird jedoch von allen offiziellen Seiten angefeindet.

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