Wortwolke_Corona

Getestete werden mit Ansteckenden und Kranken assoziiert © wa

Auch nach Monaten ist exakte Corona-Sprache in Medien selten

Urs P. Gasche /  Statistisches Durcheinander: «Positiv Getestete» – «bestätigte Fälle» – «Patienten» – «Infizierte» – «Angesteckte» – «Genesene».

Wer Infosperber schon länger liest, findet in diesem Artikel nicht viel Neues. Doch grosse Medien informieren noch immer mit missverständlichen und irreführenden Begriffen. Viele davon dramatisieren unnötig und schüren Angst. Vielleicht ist dies gegenwärtig erwünscht und gewollt, weil die Bevölkerung wieder mehr Disziplin zeigen muss beim Abstandhalten und Maskentragen und sich an Versammlungs- und Reiseeinschränkungen halten soll.

Doch unpräzise, unsachliche und dramatisierende Begriffe und Grafiken kratzen an der Glaubwürdigkeit von Behörden und Medien, fördern Misstrauen unter der Bevölkerung und spielen Verschwörungsphantasierern in die Hände. Eine differenzierte und einordnende Information, die glaubwürdig bleibt, würde die Menschen auf Dauer mehr dazu motivieren, sich wo immer nötig zu schützen und Empfehlungen von Behörden zu folgen.

Besonders seit die «Fall»-Zahlen stark steigen, kommen in vielen Medien fast nur noch Alarmisten zu Wort. Über den Hilferuf des kleinen Spitals Schwyz wurde ausgedehnt und mit Reportagen vor Ort berichtet, obwohl es sich wegen den Folgen eines Jodelfestes um eine exotische Ausnahme handelt. Die Medien alarmierten, sogar ohne die nicht veröffentlichten effektiven Belegungszahlen des Spitals in Erfahrung gebracht zu haben.

Spitaleinweisungen müssen im Vordergrund stehen

Keine Frage: Die Entwicklung der Spitaleinweisungen wegen Corona muss jetzt mehr denn je im Vordergrund stehen, um notwendige Massnahmen zu ergreifen. Gegenwärtig setzt ein Trend ein, der in Spitälern einiger Kantonen wieder zu Überlastungen führt. Umso dringender ist jetzt geboten – unabhängig von der kommenden Entwicklung – präventiv dafür zu sorgen, dass sich gefährdete Personen besonders in Alters- und Pflegeheimen schützen können, ohne wieder vollständig isoliert zu werden. Infosperber wird darauf zurückkommen.

Vermehrter Spitaleinweisungen dürfen jedoch nicht davon abhalten, die aktuellen Corona-Daten richtig einzuordnen und möglichst verständlich zu erklären (Optimierungsvorschläge sind erwünscht).

Aktuelle Auslastung der Intensivstationen

Die Hauptausgabe der SRF-Tagesschau vom 23. Oktober zeigte folgende Grafik, aus der ein deutlicher Anstieg der belegten Betten auf Intensivstationen ersichtlich ist (steigende rote Fläche rechts):

Diese Entwicklung in Intensivstationen muss SRF absichtlich so besorgniserregend dargestellt haben, denn die gleiche Redaktion veröffentlicht auf SRF-online folgende vollständige und korrekte Grafik:

Auf dieser SRF-Grafik ist ersichtlich, dass auf Intensivstationen gegenwärtig gleich viele Patienten liegen als noch im Juni (hell-violette Fläche). Nur der Anteil der Covid-Patienten hat zugenommen (dunkel-violette Fläche rechts unten). Dies kann u.a. darauf zurückzuführen sein, dass zu den Covid-Patienten nach Angaben der statistikführenden Armee auch Patienten zählen, die bereits auf der Intensivstation lagen, als sie auf Sars-Cov-2 positiv getestet wurden. Weitere Erklärungen dafür wurden keine veröffentlicht.

«Fälle» oder «Infizierte» oder «Neu Angesteckte»

Diese Grafik der «NZZ am Sonntag» vom 25. Oktober erweckt den beängstigenden Eindruck, dass die «Fälle» seit Anfang Oktober super-exponentiell in die Höhe schnellen. Doch zu diesem «ungebremsten Wachstum» wäre anzufügen, dass diese Kurve desto steiler ist, je mehr getestet wird (was tatsächlich der Fall ist) und je mehr Personen getestet werden, die keine Symptome haben und bei denen nur noch so kleine Bruchstücke des Virus gefunden werden, dass sie längst nicht mehr ansteckend sind. Zwar ist der Prozentsatz der Positiven unter den Getesteten heute höher, aber ein deutlich grösserer Anteil der Positiven ist nicht mehr ansteckend. Denn im Gegensatz zu heute wurden im Frühjahr hauptsächlich Personen getestet, die Krankheitssymptome hatten.
Tatsächlich betrifft ein grosser Teil der täglich gemeldeten «neuen Fälle» Personen, die positiv getestet wurden, jedoch nicht mehr ansteckend sind. Wie gross dieser Anteil bereits ist, weiss man nicht, weil die Behörden dies nicht einmal annährend erfassen wollen. Infosperber wird darauf zurückkommen.
Würde es sich bei allen in den letzten Tage täglich bis zu über 5000 «neuen Fälle» um ansteckende Personen handeln, wäre die Pandemie längst ausser Kontrolle geraten.
Dies ist glücklicherweise nicht so. Wenn die heutigen PCR-Tests auch nur Spuren des Erbguts von Sars-Cov-2 finden, spricht man von einem positiven Testresultat. Solche inaktive Erbgut-Spuren findet der Test nach Angaben des Robert Koch-Instituts RKI bis zu zwei Monate nach einer Übertragung des Virus. Doch Personen, die keine oder fast keine Krankheitssymptome aufweisen, sind höchstens während zwölf Tagen ansteckend. Zum Zeitpunkt des Tests sind deshalb viele der positiv Getesteten längst nicht mehr ansteckend (siehe Grafik des RKI).

Begriffsunfug mit den «positiv Getesteten»

Aus den geschilderten Gründen ist es bereits fragwürdig, alle positiv Getesteten als «Fälle» zu bezeichnen. Denn unter einem «Fall» versteht man etwas, das nicht stimmt. Viele als «Fälle» bezeichnete Personen sind jedoch kerngesund.
Noch missverständlicher ist es, positiv Getestete als «Infizierte» zu bezeichnen. Denn unter «infiziert» verstehen die meisten Leute, dass jemand krank und ansteckend ist. Rudolf Hauri, Päsident der Vereinigung der Kantonsärzte, bezeichnete die positiv Getesteten am 19. Oktober in den Medien sogar als «Angesteckte». Er wollte dazu nicht Stellung nehmen. Nicht besser die «Sonntags-Zeitung», die am vom 25. Oktober ebenfalls von «Neuansteckungen» schrieb.
Nicht weniger irreführend ist es, wenn aus den meisten «Fällen» «Genesene» werden. Mit diesem Begriff wird suggeriert, dass alle vorher krank waren.

Noch dramatisierender schrieb ausgerechnet die «Swiss National Covid-19 Science Taks Force» statt von positiv Getesteten sogar von «Patienten». Erst aufgrund einer Intervention von Infosperber hat die Task Force aufgehört, in Arbeitspapieren von «Patienten» zu schreiben.

Fragwürdige Vergleiche mit dem Ausland

Statt täglich über die positiv Getesteten alias «Fälle», «Infizierte» oder «Neuansteckungen» zu informieren, wäre es relevanter gewesen, von Anfang an die Zahlen der Spitaleinweisungen, der Intensivbehandlungen und der Todesfälle – insbesondere differenziert nach Spitälern, Pflege- und Altersheimen – bekannt zu geben.

Unterdessen rückt die Situation in Spitälern endlich mehr in den Vordergrund, auch wenn die Information der Behörden in der Schweiz immer noch schlechter ist als etwa diejenige in Österreich. Weil diese Informationen im Hinblick auf einschneidende Massnahmen relevant sind, sollten auch die statistischen Grundlagen zuverlässig und die benutzten Begriffe präzise sein.
Doch bereits schreiben und reden grosse Medien von coronabedingten «Spitaleinweisungen». In Realität aber unterscheidet die zugrundeliegende Statistik, für welche die Armee beauftragt ist, nicht zwischen Patienten, die wegen Erkrankung an Covid-19 in ein Spital eingeliefert werden und Patienten, die wegen anderer Erkrankungen bereits im Spital liegen und erst dort auf Covid-19 getestet wurden. Warum nicht die präziseren Begriffe «positiv Getestete in Spitälern» oder «Virenträger in Spitälern» verwenden?
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Wo man sich am ehesten anstecken kann

upg. Zu den häufigsten Ansteckungen kommt es, wenn sich viele Menschen in geschlossenen Räumen nahekommen, vor allem wenn noch viel geredet, gesungen oder gejubelt wird. Der unterschiedliche Nutzen verschiedener Klima- und Lüftungsanlagen ist noch wenig erforscht.
Weiter kommt es darauf an, wie lange man sich und wie nahe man sich in der Nähe von Ansteckenden aufhält. Das gilt auch für längere Bahnfahrten, sofern fremde Personen näher als zwei Meter entfernt sitzen.
Häufiges Lüften reduziert das Risiko in solchen Innenräumen. Auch Masken reduzieren das Risiko. Um zu erfassen, wie gross der Nutzen von Masken ist, müsste man wissen, wie viele Menschen an bestimmten Orten und wie lange ungefähr eine Maske tragen müssen, damit ein Ansteckungsfall verhindert wird. Sind es ungefähr 10‘000 oder 300‘000? Diese Zahl wird in Clubs und Chören geringer sein als in Zügen. Auf dem offenen Deck von Schiffen wiederum dürfte es über eine Million Masken brauchen, damit eine einzige Ansteckung verhindert wird. Denn im Freien, vor allem wenn es noch luftig ist, ist es äusserst unwahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken.
Zum Vorbeugen und Stärken des eigenen Immunsystems wird empfohlen, sich körperlich viel zu bewegen, nicht zu rauchen, Übergewicht abzubauen, sich gesund zu ernähren und im Winter Vitamin D zu einzunehmen.

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Infosperber-DOSSIER:
Coronavirus: Information statt Panik
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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15 Meinungen

  • am 26.10.2020 um 12:05 Uhr
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    Danke für deinen Kampf gegen Windmühlen. Ich nerve mich praktisch täglich über die undifferenzierte Berichterstattung und lese sie deshalb immer weniger. Bei allem Verständnis für die personell schwierige Situation auf den Redaktionen: Sie sollten sich ein Vorbild an den Angestellten in den Spitälern nehmen. Die leisten ihre Aufgabe trotz teilweise totaler Überforderung.

  • am 26.10.2020 um 12:28 Uhr
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    Vorsicht: Die Auslastung der Intensivstationen nimmt sehr wohl zu. In der zweiten Grafik dazu muss man die violetten Kurven einzeln interpretieren. Es sind also nicht einfach bestehende Patienten, die noch pos. getestet werden.

  • am 26.10.2020 um 12:32 Uhr
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    Bravo Herr Gasche, das ist ein umfassend klärender Artikel, verständlich dargestellt! Der gehört in alle öffentlichen Medien, damit die Menschen in der Schweiz endlich verstehen, worum es geht und die Angst verlieren!

  • am 26.10.2020 um 13:21 Uhr
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    Besten Dank für diesen Beitrag. Ja, mehr Sachlichkeit wäre dringend angebracht. Ich habe den Eindruck, dass es längst nicht mehr um die Gesundheit und das Wohlergehen der Leute geht sondern nur noch um Macht und Geld. So nebenbei: auf den Gebrauchsanweisungen der PCR-Tests steht geschrieben, dass sie sich nur zu diagnostischen Zwecken eignen. PCR-Tests dienen eigentlich nur den Ärzten als Hilfsmittel um eine Diagnose zu erstellen.

  • am 26.10.2020 um 15:52 Uhr
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    Wenn ich das richtig gesehen habe, ist die Zahlen der neu positiv getesteten Personen im Kanton Bern und im Kanton Zürich jüngst rückläufig – und zwar recht stark. Die von den Experten suggerierte weitere starke Zunahme der Neuinfektionen ist damit nicht in Stein gemeisselt. Vor dem Hintergrund, dass die Bettenauslastung insgesamt nicht besorgniserregend hoch ist (siehe Grafiken oben), wäre es vielleicht angezeigt, mal die Entwicklung in dieser Woche abzuwarten. Nun wird aber voraussichtlich die Schraube am Mittwoch (unnötigerweise?) etwas angezogen. Wie im Frühling: Da kam der Lockdown zu einem Zeitpunkt, wo die Zahl der neu positiv getesteten Personen rückläufig war.

  • am 26.10.2020 um 16:39 Uhr
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    Wenn «auf Intensivstationen gegenwärtig gleich viele Patienten liegen als noch im Juni (hell-violette Fläche)», dann könnte (Betonung auf «könnte», da ich die Fakten nicht kenne) ein Grund dafür sein, dass nicht dringende Fälle abgesagt worden sind. Eben darum, um Betten freizuhalten.

    Und wenn man was aus diesen vielen Coronastatistiken lernen kann: Hockeystock-Kurven kann man auch mit völlig wahren Daten erzeugen…

  • am 26.10.2020 um 17:09 Uhr
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    @Fritze. Seit Anfang Juni bis heute haben Spitäler auf keine nicht dringenden Behandlungsfälle verzichtet. Im Gegenteil: Es wären solche im Frühjahr verschobenen Eingriffe nachzuholen gewesen – wenn sie denn noch erforderlich waren….

  • am 26.10.2020 um 19:05 Uhr
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    Lieber Herr Gasche

    Sie schreiben sich und ihr lobenswertes Lebenswerk, bei welchem Sie immer auf der Seite der Vulnerablen und des Schutzgedankens standen, mit dieser Serie um Kopf und Kragen. Die Argumentation ist meines Erachtens nicht mehr nachvollziehbar.

    – bei Positivitätsrate > 20%, die erst noch steil ansteigt, funktioniert das Argument der steigenden Testanzahl nicht

    – dass ein Grossteil positiv Getesteter nicht mehr ansteckend sei, wäre nur noch besorgniserregender: Es kann sich dann statistisch (Flanke der Kurve) nur um eine Zeitverschiebung handeln, wir wären also noch mehr im Verzug mit griffigen Massnahmen und die Einschätzung es «wäre die Pandemie längst ausser Kontrolle geraten», würde umso mehr zutreffen.

    – die Argumentation gegen Begriffe wie «Kranke» und «Genesene» war damals korrekt, aber jetzt kämpfen Sie gegen zutreffenden Begriffe wie «Infizierte» und «Angesteckte».

    – dass längst nicht alle «Infizierten» selber krank werden, ist wohlbekannt aber überhaupt kein Grund, die Begriffe als Panikmache abzulehnen, denn genau dieser Umstand der fehlenden Symptome macht diese Pandemie so heimtückisch

    Diese mittlerweile ziemlich fundamentale Opposition gegen jede Deutlichkeit in Warnungen und gegen sicherheitsgerichtete Schutzmassnahmen verstehe ich nicht. Es sterben jetzt wieder täglich ca. 15 Personen. Tendenz steigend.

    Liebe Grüsse,
    Markus Kühni

  • am 26.10.2020 um 21:28 Uhr
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    Zweifelsfrei: Datenerhebung, Kommunikation und Massnahmen der Behörden und vieler Medien sind oft nicht nachvollziehbar und frustrierend!

    Trotzdem ist die Zahl der positiv Getesteten der erste Indikator, mit dem die Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Tendenzen erkennen und entsprechende Massnahmen einleiten kann.

    Bei exponentiellem Verlauf ist ein reiner Fokus auf die Spitaleinweisungen nicht ratsam, da zwischen Ansteckung und Spitaleinweisung das Virus wiederum exponentiell weitergegeben werden kann. Beim Autofahren sollte man in einer engen, unübersichtlichen Kurve ja auch nicht erst mit Bremsen beginnen, wenn man geradewegs auf die Leitplanke zurast.

    Mitlerweilen sind viele Informationen beim BAG oder auch bei SRF nachvollziehbar einsehbar: Neuinfektionen, Anzahl Tests, Positivitätsrate, Spitaleinweisungen, Betten Intensivstationen, etc. Da wurde viel verbessert seit Frühling 2020.

    Es gibt immer noch viel Verbesserungspotential, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in einer Krise befinden. Jeder, der schon mal Verantwortung übernommen hat, weiss, wie schwierig es ist, allen Aspekten gerecht zu werden!

  • am 26.10.2020 um 21:42 Uhr
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    @Urs Gasche: Ich finde Ihre kritische Beurteilung und Verfolgung der Corona-Pandemie sehr wichtig. Meiner Meinung nach beschäftigen sie sich aber in einigen Punkten zu stark mit Spekulationen ab.

    Sie sagen: «Tatsächlich betrifft grosser Teil der täglich gemeldeten «neuen Fälle» Personen, die positiv getestet wurden, jedoch nicht mehr ansteckend sind.» Ich kann Ihre Argumentation nachvollziehen, dass unter den «neuen Fällen» auch nicht mehr ansteckende Personen sind. Mir ist aber nicht klar, wie sie darauf schliessen können, dass dies ein «grosser Teil» ist?

    Den folgenden Satz kann ich nicht ganz nachvollziehen: «Würde es sich bei allen in den letzten Tage täglich bis zu über 5000 «neuen Fälle» um ansteckende Personen handeln, wäre die Pandemie längst ausser Kontrolle geraten.» Einerseits sollen ja die empfohlenen und verordneten Einschränkungen (Maskenpflicht, Distanz, Quarantäne verhindern, dass die Pandemie ausser Kontrolle gerät. Andererseits hat man die Pandemie zur Zeit auch nicht mehr ganz unter Kontrolle – scheint mir.

    Ich fände es sehr interessant und zielführend, wenn Sie einen Experten aus der der Covid-Taskforce mit Ihrer Kritik konfrontieren könnten. Oder haben Sie das evtl. bereits versucht?

  • am 27.10.2020 um 14:05 Uhr
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    Mal nommer les choses, c’est ajouter au malheur du monde.

    Der Satz von Albert Camus trifft auch auf die Corona-Berichterstattung zu. Danke, Herr Gasche, dass Sie dagegen halten.

    Im Moment ist die Lage auch ohne irreführende Zeitungsartikel schwierig zu interpretieren. Die Zahl der positiven Tests steigt rasend schnell, die Zahlen der Hospitalisationen und Todesfälle langsamer und auf viel tieferem Niveau. Damit man sich nicht zu leicht orientieren kann, verbreiten Bund und Kantone (von wo offenbar die Daten für die SRF-Seite bezogen werden) leicht unterschiedliche Zahlen. Bleiben die Zahlen von Hospitalisationen und Todesfällen eher tief, oder stehen sie kurz davor, auch nach oben zu schnellen?

    Weiss man bei den Verstorbenen, zu welchem Zeitpunkt sie als Infizierte erfasst wurden? Das könnte helfen, die zeitliche Verschiebung der zwei Kurven besser abzuschätzen.

    Interessant finde ich auch den Blick auf Schweden (https://www.worldometers.info/coronavirus/country/sweden/). Obwohl die «Fallzahlen» seit Ende September wieder kräftig steigen und fast das Niveau der ersten Welle erreicht haben, bleiben die Todesfälle seit Anfang August konstant auf tiefem Niveau. Schützen die Schweden jetzt einfach ihre betagten Landsleute so gut? Dann müsste man das System unbedingt kopieren! Oder gibt es andere Unterschiede, welche damit zu tun haben, dass das Virus in Schweden im Frühjahr schon mehr Menschen infiziert hat?

  • am 27.10.2020 um 14:25 Uhr
    Permalink

    Die Absicht ist ja, eine strukturierte Herdenimmunität zu verhindern / verschleppen, damit man ab 2022 den Schlafschafen einen höchst zweifelhaften Impfstoff injizieren kann.
    Für die Pharma wäre es ein Albtraum, wenn vor 2022 eine Herdenimmunität entstünde und der ‹Impfstoff› nicht mehr verabreicht werden könnte.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 28.10.2020 um 10:14 Uhr
    Permalink

    @Herzog. Bisher sind etwa 140’000 Infektionen «amtlich bestätigt» worden. Die 1.7 negativ getesteten, wie auch die etwa 6.5 Mio ungetesteten bleiben also für Herdenimmunitätsübungen zur Verfügung ! Das kann ja wohl auch nicht zuoberst auf einer Politiker-Wunschliste stehen.

    Was generell die BAG-Statistiken betrifft, so haben wir verschiedentlich auf Ungereimtheiten hingewiesen.
    Der letzte Fund betrifft die Beziehung zw. Positiven Tests und erfassten Fallzahlen. In der Regel gibt es weniger «Fälle» als «Positiv getestete», was v.a. mit Mehrfachtests erklärt wird. So gab es per 27.10.20 auf 139’981 positive Tests «nur» 127’828 Fälle. 12’953 «positive Tests» – praktisch 10% der positiven Resultate – ergaben also keine «neuen» Fälle mehr. Die Zahl der täglich angefügten «Nicht-Fälle» liegt seit Mitte Oktober in der Regel bei etwas über 200, erreicht aber in den letzten drei Tagen tägliche Durchschnittswerte über 1100. Die Häufung von «bekannten» Mehrfachtests ist wahrschkeinlich der Grund für diesen Anstieg. Wieviele «nicht-bekannte» Dubletten als Fälle gezählt werden ist naturgemäss unbekannt.

    Zur Evaluation der Qualität dieser Statistik gehört aber die Episode vom 19.10.20 als diese «Dubletten» den Tageswert on -1’222 erreichten. In 1222 Fällen ergab ein Test offenbar zwei Fälle. Das klingt schon fast wie in der Osterzeit, als negative Todesfallzahlen gemeldet wurden. Offensichtlich bleibt es so, dass eben der Glaube selig macht. Vertrauenswürdige Zahlen wären aber schöner.

  • am 1.11.2020 um 10:32 Uhr
    Permalink

    Bei den Todesfallzahlen ist auch Vorsicht zu empfehlen.
    Denn es kann auch zu Todesfällen durch die künstliche Beatmung kommen wenn diese falsch erfolgt.
    Beatmungsgeräte erlauben unverständlicherweise dauerhaft eine Sauerstoffkonzentration von um die 100% bei der Beatmung
    Erstens ist gemäß dem russischen Wissenschaftler Buteiko CO2 und nicht Sauerstoff für die Regulierung vom Gasaustausch in der Lunge verantwortlich. Es wird versucht, den CO2 Wert in der Lunge auf 5.5% zu halten. Weniger ist lebensgefährlich.

    https://vitalitaetscoaching-rureifel.de/wp-content/uploads/2017/12/Informatie-Buteyko.pdf

    https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Pawlowitsch_Buteiko

    Und durch zu viel Sauerstoff kann es gar zur Beschädigung der Lungenbläschen kommen:

    "Resorptionsatelektase: Bei Beatmung mit 100 % Sauerstoff fehlt das sonst in den Alveolen vorhandene N2. Wenn nun das gesamte O2 in die Kapillaren diffundiert, kollabieren die Alveolen. Physiologischerweise werden sie also durch Stickstoff offengehalten."

    https://flexikon.doccheck.com/de/Atelektase

    Ist die künstliche Beatmung im Krankenhaus gefährlich?
    Lungengewebe ist empfindlich
    Aber die Lunge reagiert auf Überdruck empfindlich und auch auf den Sauerstoff, der der Beatmungsluft zugesetzt wird. Das empfindliche Lungengewebe kann dadurch irreparabel geschädigt werden.

    https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/langzeitschaeden-von-covid-19-was-wir-wissen-und-was-nicht/#gefährlichkeit6

    https://flexikon.doccheck.com/de/Atelektase

  • am 13.11.2020 um 07:33 Uhr
    Permalink

    NCS-TF hat in Lagebeurteilung vom 12.11. [1] auf erweiterte Möglichkeiten für Sichten mit den angewandten Schätzungsmethoden auf Kantons- und Regionen hingewiesen [2]. Interessant «wäre» auf dieser Ebene auch die angebotene Gegenüberstellung der getroffenen Massnahmen auf der Zeitachse. Der Haken ist nur, dass auf dieser Ebene dann wieder nur ‘Bestätigte Fälle’ angeboten werden und nicht die viel interessanteren Positiv-, Hospitalisations- und Todesfallraten. Wenn das nicht noch nachgeliefert wird, bleibt die Erweiterung nutzlos.

    Insbesondere gibt es Anzeichen, dass erneut die temporäre Übersterblichkeit allein durch wenige Westschweizer Kantone und TI verursacht wird, so wie ich es auf meinem github anhand der BFS Tabelle cc-d-01.04.02.01.32 schon einmal bis Woche 38 illustriert hatte [3]. Die Auswirkungen auf die Reputation des ganzen Landes sind enorm. Die detaillierte Untersuchung zu diesen dramatischen regionalen Unterschieden ist von höchstem nationalen Interesse.
    Die NCS-TF könnte hier echten Nutzen stiften.

    Wie A. Zinkernagel, Dir. Infektionskrankzheiten USZ an der Pressekonferenz vom 10.11. erläuterte, betrug die Positivitätsrate in den Tests vom 9.11. 13.5% [4], Min 02:20. Solche Grundlagen für Vergleiche müssten genügend vorhanden sein.

    [1] https://ncs-tf.ch/de/lagebericht
    [2] https://ibz-shiny.ethz.ch/covid-19-re/
    [3] https://github.com/tomotello/statistics
    [3] https://www.telez.ch/https-www-telez-ch-tele-z-aktuell-beitrag-10-11-2020-b1_21642/

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