Kommentar

Wo ist unser Gold?

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Die «NZZ am Sonntag» interessiert dies nicht besonders. Sie lässt sich von der Nationalbank billig abspeisen.

Ende 2011 besass die Schweizer Nationalbank 1040 Tonnen Gold im heutigen Wert von rund 53 Milliarden Franken. Doch die Nationalbank will partout nicht darüber informieren, wo im Ausland sie wie viele von unseren Goldbarren gelagert hat.
Schnell zur nächsten Frage
Erfreulich, dass es die «NZZ am Sonntag» wissen wollte und Nationalbank-Direktor Fritz Zurbrügg in einem mehr als seitenlangen Interview am 11. November 2012 unter anderem fragte:
«Die Deutsche Bundesbank prüft ihre Goldreserven. Die Nationalbank lagere ihr Gold mehrheitlich in der Schweiz, hiess es 2007. Ist die Aussage noch gültig?»
Antwort von SNB-Direktor Zurbrügg: «Aus Sicherheitsgründen geben wir die dezentral im In- und Ausland liegenden Lagerorte der Goldbestände nicht bekannt.»
Die «NZZ am Sonntag» gibt sich damit zufrieden, hakt nicht nach, sondern fährt mit einer «anderen Frage der Geldpolitik» fort.
Was Deutschland wirklich macht
«Die Deutsche Bundestag prüft ihre Goldreserven», erwähnte die «NZZ am Sonntag» in ihrer Frage. Sie setzt voraus, dass ihre Leserschaft weiss, was dieses Prüfen heisst. Hier die Fakten im Klartext: In den nächsten drei Jahren holt die Bundesbank je 50 Tonnen ihrer Goldbestände aus den USA nach Deutschland und untersucht, ob es sich tatsächlich um reines Gold handelt, das ihr das US-Schatzamt aus den Bunkern in Fort Knox oder dem Gold-Bunker in New York liefert. Das hatte die Bundesbank offiziell bekannt gegeben.
Seit Jahren zirkulieren Gerüchte, dass nicht mehr genügend Goldbestände in den USA vorhanden seien, um alle Forderungen ausländischer Nationalbanken zu erfüllen, oder dass es sich teilweise sogar nicht um reines Gold handelt. Auf ein Inventar ihrer Lager – eine Pflichtübung aller Geschäfte mit Lagerhaltungen – haben die ausländischen Nationalbanken bis heute verzichtet.
Fadenscheinige Sicherheitsgründe
«Aus Sicherheitsgründen» verrate die Nationalbank nicht, wie viel Gold sie in den USA lagert. Diese stereotype Antwort war für die «NZZ am Sonntag» vorauszusehen. Trotzdem hakte sie nicht nach:
• Kann die Nationalbank wenigstens plausibel erklären, um welche Art Sicherheitsprobleme es sich handeln soll?
• Kann die Nationalbank erklären, warum die Goldbestände in Fort Knox und den Goldbunkern in New York weniger sicher sein sollen, wenn die Öffentlichkeit weiss, wie viel Schweizer Gold dort lagert?
• Warum hat die deutsche Bundesbank keinerlei Sicherheitsbedenken? Die Bundesbank gab ohne Sicherheitsbedenken bekannt, dass von ihren insgesamt 3396 Tonnen Gold genau 1536 Tonnen ihrer Goldbestände in den USA lagern, 450 Tonnen bei der Bank of England in London, 374 Tonnen bei der Banque de France und 1036 Tonnen in Deutschland.
Schade, dass sich die «NZZ am Sonntag» in diesem Fall so schnell abspeisen liess.

NACHTRAG
17. Januar 2013. Deutschland holt Gold aus den USA und aus Frankreich nach Frankfurt zurück. Sind die Schweizer Goldmilliarden im Ausland wirklich greifbar?
Christian Müller am 17. Januar 2013: Gold schon bald als normales Zahlungsmittel?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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Eine Meinung zu

  • am 12.11.2012 um 20:54 Uhr
    Permalink

    Mitte der 90er wurde auf Druck der USA die Hälfte der SNB Goldreserven verhöckert gegen wertloses Papiergeld. Der Bundesrat war damals so willfährig gegenüber den USA wie heute. Warum hat man mit den Tinner-Akten nicht die USA zu Gegenleistungen gezwungen? Es wurde nicht einmal ein Versuch in dieser Richtung unternommen. Nach WW II haben unsere Unterhändler hartnäckiger unsere Landesinteressen wahrgenommen.

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