Sperberauge

Deshalb verdiente er -zig Millionen

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Er predigte freien Markt. Doch Marcel Ospel's UBS praktizierte Libor-Manipulationen und führte ein Kartell an.

Für weniger als zwanzig Millionen im Jahr hätte die UBS keinen so fähigen Manager wie Marcel Ospel finden können, hiess es damals. Tatsächlich brauchte es ein besonderes Geschick, zur Gewinn-Maximierung illegale kartellistische Absprachen zu treffen und jahrelang mit andern Grossbanken zusammen Referenz-Zinssätze zu manipulieren.
Vor einem Jahr hatte sich die UBS mit amerikanischen, britischen und schweizerischen Behörden auf eine Busse von 1,4 Milliarden Franken geeinigt. Jetzt wäre eine Busse von 2,5 Milliarden Euro dazu gekommen, wenn die UBS nicht bereit gewesen wäre, ihre Kartellbrüder der EU-Kommission ans Messer zu liefern. Es gebe «keinen Zweifel», schreibt heute die NZZ: «Die UBS hat bei der Manipulation der Libor-Referenzzinssätze eine führende Rolle gespielt».
Marcel Ospel kommt mit einem angeschlagenen Ruf davon. Trotz ihrer exorbitanten Einkommen haften Manager nicht. Ospel wird behaupten, er habe weder von den Manipulationen noch von Kartellbeteiligungen etwas gewusst. Falls dies wahr wäre, hatte er die UBS trotz seiner ausserordentlichen Manager-Fähigkeiten nicht im Griff gehabt. Ospel richtete das Bonus-System in der Bank so aus, dass sich riskantes Handeln seiner Angestellten lohnte. Welche Risiken diese eingehen und welche legalen bis illegalen Praktiken diese anwenden, war ihre Sache. So lange das Geschäft einträglich war, wollte Ospel nichts Näheres wissen – oder er wusste und tolerierte es.
Von 2001 bis 2008 war Marcel Ospel der gefeierte und überrissen hoch bezahlte Verwaltungsratspräsident der UBS. Im Jahr 2005 bekam Ospel den Ehrendoktortitel der US-University von Rochester aufgrund seiner «strategischen Errungenschaften bei der Positionierung der UBS als globale Bank».
Ospel ist mitverantwortlich für die Milliardenverluste der UBS auf dem US-amerikanischen Markt 2007 und 2008, wie aus einem Bericht der Eidgenössischen Bankenkommission hervorgeht.


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4 Meinungen

  • am 5.12.2013 um 17:03 Uhr
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    Schade um die Universität Rochester, welche früher einen ausgezeichneten Ruf genossen hat.

  • am 5.12.2013 um 18:48 Uhr
    Permalink

    Grundsätzlich kaufe ich keine Bankaktien mehr. Denn wenn eine Bank Probleme bekommt, zahlen die Kunden und die Aktionäre und gegebenenfalls der Steuerzahler.
    Und wenn eine Bank wirklich Gewinne macht, geht das Geld an die «Macher".
    Man braucht nicht nur einen Anlegerschutz (für die Bankkunden), sondern auch einen
    "Eigentümerschutz» für die Aktionäre…
    Hans-Peter Holbach
    http://www.vertraulicher.li

  • am 5.12.2013 um 19:15 Uhr
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    @Beda Düggelin:
    Schade um die Uni Zürich, die sich mit der UBS ins Lotterbett legt. Sie hatte früher einen ausgezeichneten Ruf.

  • am 5.12.2013 um 23:18 Uhr
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    @Hans-Peter Holbach: Eigentümerschutz, ja das wäre etwas für Thomas Minder: Minder-Initiative 2!

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