Kommentar

Regulierung ist doch, wenn man…

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Eine Diskussion beim Nachtessen. Raclette mit Fendant. Käme auch Petite Arvine in Frage?

Besuch aus dem Ausland. Deutsche. Man mag zwar die Deutschen nicht, aber man hat selbstverständlich jede Menge deutsche Freunde. Auch wir.

Nachtessen mit Schweizer Spezialität. Raclette, mit Fendant, natürlich. Und dann, das Essen rückt immer mehr aus dem Blickpunkt. Die beiden Männer diskutieren, diskutieren immer heftiger. Steuern hinterziehen ist ein Straftatbestand. Bankdaten stehlen und weitergeben ist auch ein Straftatbestand. Darf man den einen Straftatbestand bekämpfen, indem man sich eines anderen Straftatbestandes bedient. Mit «Verbrechen» gegen «Verbrechen»? Die Diskussion wird immer hitziger….

Dann Schwenker zur Finanztransaktionssteuer «Tobin Tax». Schon wieder neue Steuern? Dann wieder ein Schwenker zu den Leerverkäufen. Schon wieder neue Regulierungen?

Neue Regulierungen. Regulierungen ja, Regulierungen nein, Sinn und Unsinn. Die Meinungen sind geteilt. Regulierungen behindern, sind also schädlich für die Wirtschaft. Die Unternehmer dürfen nicht weiter behindert werden. Sie können nur erfolgreich sein, wenn sie vorwärts machen können. Nein, es ist ganz anders, Regulierungen sind nötig, um Missbräuche zu verhindern. Die Selbstverantwortung – die moralische Beschränkung auf das Legitime – funktioniert nicht mehr. Und wieder wird die Diskussion immer hitziger…

Die Frau des Gästepaares beteiligt sich kaum am Gespräch. Sie isst Raclette, andächtig, sie nippt am Weisswein, und sie hört zu, aufmerksam.

Dann, jetzt verlangt – nonverbal – endlich auch sie das Wort. Natürlich, man stoppt sofort, und man hört hin.

»Ich verstehe Euch nicht», sagt sie. «Was habt Ihr eigentlich gegen Regulierungen?», fragt sie rhetorisch, und indem sie «Ihr» sagt, meint sie eigentlich ihren Mann. «Wir sind heute fast 800 km hierhergefahren. Ohne Probleme, ohne Unfall, obwohl wir tausenden von anderen Pws und Pkws begegnet sind. Wir fuhren immer auf der rechten Seite der Strasse, wie die anderen auch. Und wir stoppten, wenn da ein rotes Licht war, wie die anderen auch. Alles regelkonfom, alles wunderbar. Erstaunlich? Nein, überhaupt nicht. Es gibt im Strassenverkehr Regeln, die eingehalten werden. Und für alle die gleichen. Wer sie nicht einhält, wird gebüsst. Im Wiederholungsfall verliert einer auch mal die Lizenz. Und diese Regeln sind die Folgen von Regulierungen. Ein echter Fortschritt fürs ‹unfallfreie› Zusammenleben! Für unsere ganze Gesellschaft!»

Und, noch hat keiner der Männer zu widersprechen versucht: «Da, wo etwas nicht funktioniert, schlecht funktioniert oder gefährlich ist, braucht es Regulierungen. Das gilt nicht nur für den Strassenverkehr, das gilt auch für andere Bereiche. Ich meine: auch im Bankenwesen und auch im Finanzmarkt.»

Die Männer lachen, der eine etwas verlegen. Und man wechselt das Thema. Wäre zu Raclette allenfalls auch ein Petite Arvine passend…?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Noch mehr Geldspritzen und Schulden bringen die Wirtschaft nicht mehr zum Wachsen. Sie führen zum Kollaps.

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2 Meinungen

  • am 7.02.2012 um 12:19 Uhr
    Permalink

    Regulierung hat doch was mit regeln/Regel zu tun!

    Ich meine, die Regeln sind bekannt und auch in Gesetzen formuliert. Es braucht nur jemanden, der diese Regeln durchsetzt.

    Solange aber das Geld regelt (regiert), und alle schweigen und einfach nicht hinschauen wollen, werden Regeln weiterhin mit Füssen getreten.

    Es braucht «Polizisten» die gegen Geld immun sind und endlich durchsetzen, was für den Normalo klar ist.

  • am 7.02.2012 um 13:55 Uhr
    Permalink

    Mit einem «Humagne rouge» käme man schneller zur Sache…
    Franz C. Widmer

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