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Mit Anti-Hillary-Hetze auf der US-Polit-Seite worldpoliticus.com Geld verdienen. © Montage R.L.

Falsche Trump-Propaganda als Geschäftsmodell

Daniela Gschweng /  Einen Teil seines Erfolges verdankt Trump ein paar minderjährigen mazedonische Business-Punks. Und sie ihm ein gutes Einkommen.

Donald Trumps faktenwidrige Behauptungen stossen bei den Medien, aber auch bei den Trump-Anhängern auf grosses Echo. Kreative Teenager in Mazedonien nützen das aus, um mit weitgehend erfundenen Anti-Hillary-Geschichten oder auch Pro-Trump-Geschichten viel Geld zu verdienen.

Sie handeln «postfaktisch»: Es ist egal, ob eine Information wahr ist. Wichtig ist, dass sie sich wahr anfühlt.

Das Epizentrum dieses Geschäftsmodells befindet sich im 45’000-Einwohner-Städtchen Veles. Teenager betreiben von dort aus etwa hundert aktive US-Polit-Webseiten. Die meisten davon sind voll von aggressiver Pro-Trump-Propaganda, die sich rasend schnell verbreitet, hat das Medienportal «Buzzfeed» recherchiert.

Einnahmen mit Klicks auf Werbebanner

Mit Politik hat das wenig zu tun, eher mit Unternehmergeist. Betrieben werden die Seiten mit schreienden Titelzeilen von Teenagern und jungen Erwachsenen, die das Trio Internet-Facebook-Sensationslust als Geschäftsmodell für sich entdeckt haben.

Die Methode ist denkbar einfach: eine aufmerksamkeitsheischende «Neuigkeit» in einem Blog posten, diese auf Facebook teilen und dadurch Klicks der eigenen Seite generieren, die sich dank Google-Anzeigen auszahlen. Die winzigen Summen, die für eine Anzeige im Netz bezahlt werden, sind in Mazedonien viel Geld.


Im Städtchen Veles in Mazedonien leben besonders viele Trump-Supporter, scheint es. (Quelle: Google Maps)

Den Rest regelt der Markt. Die beste Möglichkeit, einen Post auf Facebook viral gehen zu lassen, besteht derzeit darin, sensationelle Neuigkeiten über Donald Trump zu verbreiten. Ein Facebook-Nutzer aus den USA ist dabei viermal so viel wert wie jemand aus einem anderen Teil der Welt.

Einer seiner Freunde verdiene mit den erfundenen Geschichten über Trump und Clinton mehrere Tausend Dollar im Monat und «bis zu 3000 Dollar am Tag», wenn ein Artikel auf Facebook einschlage, erklärte ein 16-Jähriger Mazedonier auf Nachfrage von «Buzzfeed». Die mazedonischen Jugendlichen sind stolz darauf, dass Teenager aus einem kleinen Land so viel Geld verdienen können, indem sie das System aus Web, Facebook und der Sensationslust der US-Amerikaner so gekonnt ausnutzen.

Eine Kaskade der Unwahrheit

Die Themen der zahlreichen Websites sind dabei aus anderen Inhalten kombiniert oder frei erfunden. Viele stammen von Right-Wing-Seiten in den USA, die offen zugeben, dass sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.

Von den fünf erfolgreichsten Posts aus Mazedonien sind vier komplett falsch, schreibt «BuzzFeed». Zusammen wurden diese vier auf Facebook über eine Million Mal geteilt, geliked und kommentiert.

Die Information in seinem Blog sei schlecht, falsch und irreführend, gibt ein Student aus Veles gegenüber «Buzzfeed» zu. Das sei aber nicht der Punkt. «Wenn etwas die Leute dazu bringt, darauf zu klicken, dann nutze es aus», fasst er seine Geschäftsgrundlage zusammen.

Donald Trump ist ihm dabei egal.

Auch mit Linkspolitikern haben die Jugendlichen in Veles experimentiert. Seiten mit Bernie Sanders liefen jedoch nur mässig. Inhalte, die in Verbindung mit Trump standen, waren erfolgreicher. Die erfundenen Posts vom Balkan erreichen gegenüber den Exklusiv-Stories der «New York Times» ein Vielfaches der Klickzahlen, hat «Buzzfeed» festgestellt.

Nach Trump kommt Gesundheit. Oder Sport.

In wenigen Tagen wird der Goldrausch vorbei sein. Die Betreiber der Pro-Trump-Seiten vertrauen dennoch darauf, dass Trump weiter für ein kleines Einkommen sorgen wird, falls er die Wahl gewinnt. Alternativ gebe es bereits jetzt «Tausende Gesundheits-Webseiten», die aus Veles betrieben werden. Ein Befragter möchte seine Seite auf Sport-Themen umstellen.

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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts von «BuzzFeed» und anderer Quellen erstellt. Grosse Medien in der Schweiz haben bisher nicht darüber berichtet.


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3 Meinungen

  • am 8.11.2016 um 00:52 Uhr
    Permalink

    Das ist, was den Herrn von so Vielen Anderen halt unterscheidet, der Sinn fürs Geschäft. Er hat schliesslich Einiges investiert, und Viele haben dabei mitgeholfen, es ist fast schon vergleichbar mit Politiker|inne|n in unserem Land, nur, wer sich bei möglichst Vielen verdient macht, wird auch dann, wenn eine politische Karriere einmal zu Ende geht, oder dann gar nicht erst richtig beginnt, auch weiterhin noch Freunde haben, mal ganz abgesehen von der Publicity, zum Umfeld eines derart berühmt/berüchtigten Mannes gehören zu dürfen.

    Es ist Show, reinste Show, im arttypisch american Style, und wie megr Leute auf der Welt den Namen Trump kennen, desto mehr ist dieser Name wert. Genau das, was Trump schon als kleiner Junge wollte, nämlich seinem Vater beweisen, wie gut er doch sei, und wieviel er vom Vater gelernt hatte.

    Und immerhin, er hat ‹bekanntlich› harte Militärschulen besucht, und abgeschlossen, und auch Bush musste übrigens nicht nach Vietnam, wie sehr viele Andere (Einfluss-)Reiche auch nicht, man verschleudert doch sicher nicht die teuerste Mulition, solang’s noch anders geht.

    Der einzige Nachteil war, eine Frau, und gar eine Frau Clinton, als Gegner|in zu haben, und es war voraussehbar, dass das Geschrei über die frauliche Gemeinsamkeit damit jedes vernünftige Argument übertönten, wenn auch im realen Leben doch Jede der nächst Schöneren von Natur aus schon bestenfalls nur spinnefeind ist, und weil Jede in den Anderen immer auch eine potentielle Konkurrentin erkennt

  • am 8.11.2016 um 18:38 Uhr
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    1.Was die jungen Menschen in Veles betreiben und wie solche Lügengeschichten sich in Windeseile verbreiten und multiplizieren, macht mir Angst.

    2. Der unterste von Ihnen, Herr Jacob ist ebenso feindlich und bös allen Frauen gegenüber. Ihre Statements bringen nichts, weder Hillary Clinton, noch mir, noch allen Frauen! Es ist Schimpfen auf unterster Ebene. Schade für den Infosperber, wo Diskussionen in aller Regel respektvoll ablaufen!

  • am 8.11.2016 um 22:08 Uhr
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    Frau Herzig, es tut immer weh, aber Frauen sind halt trotzdem so, auch wenn natürlich keine es hören möchte. Der Hass fängt im engsten Familienkreis an, mir der blöden Gans von Nebenan, oder den Kindern Derer, mit welchen mein Kind nicht spielen darf, und in der Mehrheit der Fälle werden die Kinder dann zu Zeugen, wenn Streit und Hass sogar am Familientisch ausgetragen wird, und in der Konsequenz Kinder zu faktischen Haldwaisen werden, die von Ihrer Mutter nichts mehr als hasserfüllte Kommentare zu hören bekommen, sobald es um den Vater geht.

    Aber dann plötzlich halten alle Frauen zusammen, im gemeinsamen Kampf gegen das sexistische Ungeheuer MANN, sich artikulierend in einem Herrn Trump, Dabei träumt doch Jede zumindest Hübsche doch davon, wie es wohl wäre, DIE zu sein, die mit ihm zusammen auf dem Podium steht, an seiner Seite die Schönste im Lokal repräsentiert, im Zentrum, der Mitte, benieden und gar gehasst von allen anderen Frauen rundum, solchen, denen es nicht vergönnt war, sich einen weltbekannten Milliardär, zumindest temporär-vorübergehend, zu angeln, und so zumindest für die Zukunft in Luxus ausgesorgt zu haben.

    Also, hören Sie besser auf, von ALLEN Frauen zu reden, in der Hoffnung wohl, dass alle Frauen so denken würden. Oder schauen Sie sich einfach einmal etwas um, im realen Leben, wie Frauen Frauen mustern, irgendwo, überall, wenn mal Eine daherkommt, und auch nur durch irgendwas auffällt. Man spürt es richtig, aura-technisch zumindest, wie es dann blitzt.

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