Sperberauge

Postfinance stoppt Lohnzahlung und kassiert Gebühren

Sperber Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsDie Buchhalterin arbeitet für Infosperber. © Bénédicte Sambo

Red. /  Postfinance unterbrach willkürlich einen Dauerauftrag – ohne Begründung und ohne Entschuldigung.

Fehler können passieren. Aber wie die Postfinance nach begangenen Fehlern mit Kundinnen und Kunden umspringt, ist ihrem Image nicht gerade förderlich.
Der Fehler: Obwohl genügend Geld auf dem Geschäftskonto war, stoppte Postfinance willkürlich und ohne zu informieren den Dauerauftrag einer Lohnzahlung.
Aufmerksame Buchhalterin: Als die Buchhalterin des Unternehmens merkte, dass der Lohn des Angestellten auf dem Konto nicht abgebucht war, zahlte sie diesen Lohn sofort manuell aus – per Express-Zahlung mit einem Zuschlag von 5 Franken.
Die Reklamation: Gleichzeitig reklamierte die Buchhalterin bei der Postfinance schriftlich, worauf das «Kontaktcenter» der Postfinance bestätigte: «Diese Zahlung wurde von unserem System gestoppt. Wir haben sie jetzt ausgeführt.»
So, so, das System kann also von selbst aktiv werden und Auszahlungen stoppen.
Weil offenbar niemand den Stoppbefehl eingegeben hatte, konnte die Postfinance keinen Grund angeben, warum der Dauerauftrag gestoppt wurde.
Immerhin entschuldigte sich die Postfinance für die «Unannehmlichkeiten» und wünschte «einen schönen Tag».
Bitte um Rückerstattung: Postfinance hatte beim Zahlungsverkehr nicht gemerkt, dass der Lohn bereits manuell als Einzelzahlung ausbezahlt war. Deshalb wandte sich die Buchhalterin am 28. September nochmals an die Postfinance: «Unser Angestellter hat den Lohn jetzt zweimal erhalten. Wir zahlten für die Express-Zahlung eine Gebühr von 5 Franken, obwohl ein Fehler der Postfinance vorlag. Bitte schreiben Sie uns diese Gebühr wieder gut.» Sie bat schliesslich darum, Daueraufträge künftig nicht mehr ohne Rücksprache zu stoppen und umgekehrt auch keine Zahlungen selbständig vorzunehmen.

Happy End: Das Kontaktcenter von PostFinance antwortete, «die 5 Franken selbstverständlich zurück zu buchen», und begründete jetzt auch den Zahlungsstopp des Dauerauftrags wie folgt: Ein elektronisches Überwachungssystem würde «jede unregelmässige oder zweifelhafte Zahlung … aufhalten». Eine solche Zahlung würde erst nach einem telefonischen Kontakt mit dem Kontoinhaber freigegeben.
Warum die Lohnzahlung eines Dauerauftrags, die monatelang pünktlich abgebucht wurde, plötzlich «unregelmässig» oder «zweifelhaft» sein soll, blieb unbeantwortet.
Und warum eine telefonische Information nicht erfolgt war, bevor der Lohnempfänger und die Buchhalterin reklamierten, ebenfalls.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Buchhalterin arbeitet für Infosperber.

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2 Meinungen

  • am 5.10.2018 um 13:49 Uhr
    Permalink

    Die grossen Firmen würden nie zugeben, dass sie einen Fehler gemacht hat. Das schadet der Reputation. Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Es gibt keine Erklärung – nichts. Postfinance ist also nicht der Einzige, der so handelt.

  • am 6.10.2018 um 18:43 Uhr
    Permalink

    Schlimmer als dieser Fehler der hier dokumentiert wurde, ist dass PostFinance, eine Tochtergesellschaft der staatlichen Schweizerischen Post, in diesem Jahr ein Engagement für elektronischen Sport, für Computer Game Spieler ankündigte. Im Blick vom 21. Juli 2018 war zu lesen: «PostFinance finanziert Kriegs-Spieler. 400’000 Franken für Gamer – während Hunderte Angestellter um ihren Job zittern». Das populärste Spiel auf dem Gamemarkt in der Schweiz soll «Counter Strike» sein, ein Schiessspiel, ein Killergame, das wegen der dargestellten Gewalt erst ab 18 Jahren offiziell gespielt werden darf.
    Da stellt sich die Frage: Ist es sinnvoll die Freizeit mit Games und sogar mit Killergames zu verbringen? Werden Jugendliche mit diesen Games nicht in eine irreale Welt entführt? Werden mit Tötungs-Games Kriege eher akzeptiert, als ein «normales», als ein sportliches Ereignis angesehen? Heute werden Games, auch Killergames oft fast kritiklos von der Qualitätspresse vorgestellt. Dabei ist klar: Filme, Medien, Games beeinflussen unsere Gefühle und unser Verhalten, sei es auf politischer Ebene, sei es auch im eigenen Haus. Die Beeinflussung, die Hirnwäsche, damit Gewalt und Krieg akzeptiert wird, erfolgt heute auch mit Killergames, nicht nur mit Propaganda Kampagnen von Armeen, Kriegsfilmen und simplen Kriegsspielzeugen.

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