Kommentar

Tourismus steckt in der Zwickmühle

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Krücken stützen die Hotellerie – und behindern damit den Abbau von leeren Betten.

Der inländische Tourismus und seine wichtigste Stütze, die Hotellerie, steckt in einem schwer lösbaren Dilemma: Die personal- und materialintensive Branche erzielte schon immer eine unterdurchschnittliche Wertschöpfung pro Arbeitskraft. Gleichzeitig ist sie wie kaum eine andere Branche an den Standort Schweiz gebunden, also an ein Land mit teurem Boden, generell hohem Preis- und Lohnniveau sowie einer starken bis überbewerteten Währung. Unter diesen Voraussetzungen ist es schwierig, auf einen grünen Zweig zu kommen.

Es kann darum nicht verwundern, dass ein Grossteil der Branche in den roten Zahlen steckt. Erstaunlich ist vielmehr, dass einige Hotels in der Schweiz trotz diesen schlechten Bedingungen florieren. Sie haben in der Wüste offenbar eine Oase entdeckt oder geschaffen. Das spricht für die Tüchtigkeit der Hotelbetreiber und ihrer Angestellten.

Die Mehrheit der Schweizer Hotels aber existiert ausserhalb der ökonomischen Logik. Am Leben hält sie sich dank billigen Konkursmassen, Quersubventionierungen, Selbstausbeutung oder Mäzenatentum. Diese Krücken stützen. Aber sie sind auch dafür verantwortlich, dass das Angebot an Fremdenbetten in Hotel und Zweitwohnungen zu hoch und schlecht ausgelastet bleibt; dies vor allem im Berggebiet. Dieses Überangebot und der damit zusätzlich ausgelöste Preisdruck gefährden auch Hotels, die heute ohne Krücken noch rentabel wirtschaften – und bremsen den viel beschworenen Strukturwandel.

Die neuerliche Aufwertung der Schweizer Währung wird die prekäre Lage im laufenden Jahr noch verschärfen. Es wäre denn, das natürliche Kapital des Schweizer Tourismus, die Landschaft und ihre Anziehungskraft, gewännen im gleichen Tempo an Wert wie der Franken gegenüber dem Euro. Ein Blick auf die zunehmend mit Verkehrswegen, Parkplätzen, planierten Skipisten und Zweitwohnungen verbaute Landschaft lässt diesen Traum wohl platzen. Die bauliche «Förderung» des Tourismus behindert gleichzeitig dessen Wirtschaftlichkeit. Das Wetter für die Schweizer Hotellerie bleibt damit trüb. Die Minderheit an erfolgreichen Betrieben, die es schaffen, ihre Betten zu kostendeckenden Preisen zu füllen, sorgt bloss für lokale Aufhellungen.

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