Kommentar

Wie wär’s mit einem kleinen Kartell?

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Statt Subventionen zu jagen, könnten die Stromproduzenten sich selber sanieren. Ein Rezept zum Frühstück.

Den Stromproduzenten geht’s mies: Erst verführte sie Ökodumping dazu, überflüssige Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke zu bauen. Dann förderte der Staat mit ausgleichenden Subventionen den Bau von Wind- und Solarkraftwerken. Heute sitzen die Stromverkäufer auf einem riesigen Überangebot, das die Preise auf dem europäischen Strommarkt in den Keller drückt.
Jetzt begehren die Strommanager weitere Produktions-Subventionen, etwa für unnötige Wasserkraftwerke. Obendrein fordern sie, der Staat müsse sie für ihre subventionierten Atomkraftwerke entschädigen, weil sie diese nach 40 Betriebsjahren immer noch nicht amortisiert haben. Dieses Betteln um zusätzliches Staatsgeld ist peinlich und kontraproduktiv. Weit wirksamer wäre es, wenn sich die einst innovative Stromwirtschaft über eine aktive Marktgestaltung selbst sanierte.
Dazu mein hilfreicher Vorschlag: Die Chefs aller Stromkonzerne – von der Schweizer Axpo über die französische EDF bis zur deutschen EON – treffen sich zum Frühstück. Bei Kaffee und Gipfeli beschliessen sie, einen Drittel ihrer Atom- und Kohlemeiler sofort stillzulegen. Dieses kleine Stromkartell hat wundersame Wirkung: Die Preise auf dem europäischen Strommarkt vervielfachen sich unverzüglich. Mit dem Gewinn, den der Betrieb der verbleibenden Kraftwerke in ihre Kassen schwemmt, können die Stromer alle abgestellten und weiter laufenden Kraftwerke locker amortisieren und sämtliche Subventionen zurückzahlen. Darüber hinaus vermindern die höheren Marktpreise die Stromverschwendung, den Klimawandel sowie die Atomrisiken weit stärker, als es die umfangreiche Energiestrategie des Bundesrats verlangt. Und die Freisinnigen können jubeln. Das ist «Markt statt Staat».

P.S.: Wie nachhaltig ein kleines Frühstückskartell ist, bewiesen vor 30 Jahren die Schweizer Autoimporteure, als sie am Salon in Genf beschlossen, den Zürcher «Tages-Anzeiger» mit einem temporären Inserate-Boykott zu belegen. Die wundersame Wirkung erkennen Leserinnen und Leser noch heute, wenn sie die redaktionellen Huldigungen auf den Autoseiten lesen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

SolaranlageBauernhof-1

Energiepolitik ohne neue Atomkraftwerke

Erstes, zweites und drittes Gebot: Der Stromverbrauch darf nicht weiter zunehmen.

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3 Meinungen

  • am 12.12.2014 um 11:16 Uhr
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    Tja. Gute Idee. Die Kohle- und Uranlieferanten sowie die (Atom-) Kraftwerkbauer dürften daran aber keine Freude haben. Auch Swissgrid jubelt doch nur, wenn möglichst viel Strom durch die alten, längst amortisierten Leitungen fliessen. Und die Stauseebetreiber lassen auch lieber einmal täglich das Wasser ab als nur bei Windflaute oder einmal pro Wintersaison (gefüllt wird – oder eben: wurde – mit billigem Nachtstrom). Wer also «bezahlt» künftig all die Einsparungen, Ausfälle, Minderaufwände?

    Da haben noch viel mehr Beteiligte und Involvierte ihre Finger drin, als dass sie es uns so einfach machen würden. Doch sollten sich einmal wirklich alle einig sein, die Energieverschwendung wenn schon nicht von A bis Z dann wenigstens bis, sagen wir mal: K wie Kaffee lösen zu wollen: Ich zahl den dann – und die Gipfeli auch!

  • am 12.12.2014 um 21:08 Uhr
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    Wir könnten eine Kollekte machen, damit die Herren auch noch Kafi und Gipfeli gesponsert bekommen können. Ich wäre dabei.
    Und wenn sie die Produktion trotz gesponsertem Znüni nicht drosseln wollen? Wir könnten doch mit einer Energiesteuer den Strom etwas verteuern und zum Ausgleich die Lohnnebenkosten reduzieren. Ach ja, das hatten wir schon einmal und der Souverän wollte das nicht….

  • wolfgang_hafner
    am 13.12.2014 um 12:30 Uhr
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    Kartelle? Das wäre doch eine gut schweizerische Position! Das müsste allen Nationalisten gefallen….

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