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Eisbären in der Arktis - ob sie überleben können, ist alles andere als sicher. © @ jdanchaomian/flickr/cc

Dramatische Veränderungen in der Arktis

Red. /  Die Temperaturen steigen, Eismassen schmelzen weg. Ein Report im britischen «The Economist» beschreibt die krassen Umwälzungen.

Die Arktis rund um den Nordpol wird gegen Süden hin von den Nordrändern der Kontinente Nordamerika, Asien und Europa begrenzt. In der Hocharktis bedecken Eis und Schnee das ganze Jahr über einen grossen Teil der Land- und Meeresoberfläche; in der südlicheren Arktis tauen grössere Oberflächen im Sommer ab. Doch die Grenzen verwischen sich als Folge der Klimaerwärmung, wie ein 14-seitiger Report des britischen Magazin «Economist» jetzt dramatisch aufzeigt. Zentrale Botschaften sind:

• Seit 1951 ist die Durchschnittstemperatur in Grönland um 1,5 Grad Celsius angestiegen; das ist doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt (0,7 Grad). Und die Entwicklung geht rasant weiter.

• Das arktische Gebiet, das im Frühsommer von Schnee bedeckt ist, ging seit 1966 fast um ein Fünftel zurück. Permafrostböden tauen auf; das setzt grosse Mengen an Methan frei, was wiederum den Treibhauseffekt verstärkt.

• Seit der Satelliten-Überwachung 1979 nimmt die durchschnittliche arktische Eisfläche um 12 Prozent pro Jahrzehnt ab. Das Sommereis im September habe inzwischen die geringste Ausdehnung seit 2000 Jahren. Gleichzeitig schrumpft die Eisdicke, was wiederum den Prozess beschleunigt, weil dünnes Eis schneller schmilzt.

• Der Eisschild in Grönland verliert jährlich 200 Milliarden Tonnen, eine Vervierfachung der Menge innerhalb eines Jahrzehnts. Wenn Grönlands gesamte Eismasse schmelzen würde, wäre sie gross genug, um den Meeresspiegel weltweit um sieben Meter ansteigen zu lassen. Millionenstädte (New York, London, Bombay) würden überflutet, eine Milliarde Menschen müsste umgesiedelt werden.

Teufelskreis Rückkoppelung

Dass sich die Erderwärmung in der Arktis potenziert, hat verschiedene Gründe, unter anderem Wasserströmungen und Windverhältnisse. Schadstofflasten werden aus den Industriegebieten herangetragen und lagern sich ab. Aber die Hauptursache sehen die Forscher laut «Economist» in der sogenannten Albedo-Rückkoppelung: Die Schnee- und Eisschmelze an der Oberfläche legt dunkle Landflächen und dunkles Eis frei. Sie nehmen mehr Wärmeenergie auf als die vorher stark reflektierende weisse Schicht. Das wiederum erzeugt neue lokale Temperaturschübe, worauf noch mehr Schnee und Eis schmilzt und so weiter – ein Teufelskreis.

Die Umwälzungen in der Arktis werden gravierende Konsequenzen auf Menschen (Inuit), Tieren und Pflanzen haben. Tierpopulationen werden ausgedünnt oder ganz verschwinden, andere sich im Wasser und an Land neu ansiedlen. Umgekehrt können zwischen den Kontinenten neue lukrative Schiffswege eröffnet werden. Mineralien (Zink, Gold, Nickel, Eisen) sowie Öl- und Gasvorkommen locken Investoren an. Rosneft und Exxon-Mobil wollen Milliarden in das arktische Offshore-Business investieren.

Einzigartige Arktis

Wie weiter? Zwar dürfe man die wirtschaftlichen Vorteile (neue Verkehrswege, Bodenschätze) des schwindenden Arktiseises nicht negieren, so der «Economist», aber die Umweltrisiken seien ungleich grösser. Eines Tages werde die Menschheit die Erderwärmung vermutlich in den Griff bekommen, schon aus reinem Überlebensinstinkt: «Aber es ist wahrscheinlich, dass dabei viel von der einzigartigen Arktis verlorengeht.»


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Eine Meinung zu

  • am 20.06.2012 um 12:10 Uhr
    Permalink

    Dieser Klimaalarmismus geht mir mittlerweile auf den Geist!
    Was haben denn die Eisbären während dem römischen Klimaoptimum gemacht, als die Alpen nahezu eisfrei waren? Und was haben sie im mittelalterlichen Klimaoptimum gemacht? Und, was machten sie in den 30-er Jahren des vergangenen Jahrghunderts, als Ammundsen mit dem Faltboot in Richtung Nordpol ruderte? Immerhin hat sich die Eisbärenpopulation um das fuünfache erholt!
    paul.bossert@greenmail.ch

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