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Fifty Shades of Grey © zvg

Bestseller verklärt Gewalt gegen Frauen

Barbara Marti /  Der Bestseller «Fifty Shades of Grey» verklärt Gewalt gegen Frauen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Ohio State University.

Die Fachzeitschrift «Journal of Women’s Health» hat die Studie online veröffentlicht. «Fifty Shades of Grey» schildert die Beziehung zwischen der 22-jährigen Studentin Anastasia Steele und dem sechs Jahre älteren Unternehmer und Multimillionär Christian Grey. Die beiden leben eine von Gewalt geprägte sexuelle Beziehung nach vereinbarten Regeln, denen beide zugestimmt haben. Weltweit wurden mehr als 70 Millionen Exemplare der Trilogie verkauft.

Das US-Forschungsteam um die Psychologin Amy Bonomi hat den Bestseller nach den Definitionen für emotionale Übergriffe und sexuelle Gewalt der staatlichen Behörde «Centres for Disease Control and Prevention» (CDC) analysiert und überprüft, ob Anastasia die typischen Reaktionen eines Missbrauchsopfers zeigt.

«Dieses Buch propagiert gefährliche Formen des Missbrauchs»

Das Ergebnis: Sexuelle und emotionale Übergriffe prägen den Roman. Anastasia wird von Christian eingeschüchtert, bedroht, gedemütigt, isoliert, gestalkt, erniedrigt und mit Alkohol und Drogen gefügig gemacht. Sie wird dadurch ihrer Persönlichkeit beraubt und eine Gefangene der gewaltsamen Beziehung. Anastasia zeigt am Ende die Symptome einer vergewaltigten Frau, heisst es in der Studie. Sie ist gestresst, fühlt sich ständig bedroht und verliert das Selbstbewusstsein. Sie passt ihre Persönlichkeit an, «nur um den Frieden zu bewahren». Studienleiterin Amy Bonomi: «Dieses Buch propagiert unter dem Deckmantel eines erotischen und romantischen Buches für Frauen gefährliche Formen des Missbrauchs.»

Die britische Autorin E. L. James hätte das Buch genauso fesselnd schreiben können, ohne Gewalt gegen Frauen zu propagieren, meint Bonomi. Susan G. Kornstein, Psychiaterin, Frauenärztin und Chefredaktorin des «Journal of Women’s Health», sagt, jede vierte Frau werde Opfer von Gewalt durch ihren Intimpartner. «Wir müssen dafür sensibilisiert sein, wie Frauen in Büchern und Filmen behandelt werden. Übergriffe und Gewalt können Akzeptanz gewinnen, wenn sie in Filmen und Büchern als normal bezeichnet werden.»

Die Bestseller-Trilogie «Fifty Shades of Grey» von E. L. James kommt ab Februar 2015 in Schweizer Kinos. Um auch das jüngere Publikum zu gewinnen, soll die Verfilmung der Sadomaso-Geschichte in zwei Fassungen hergestellt werden. Dana Brunetti (40), Produzent des Films, kündigt zuerst eine züchtige, und wenige Wochen später eine brutale Version für das Publikum ab 18 Jahren an. «So kann man sich erst die brave und dann, wenn man mutiger ist, die andere Fassung ansehen», sagte Brunetti.

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Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht».

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