Sperberauge

Pestizid-Lobby mit subtiler Sprache

Sperber Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsKeine © Bénédicte Sambo

Red. /  Im Klartext: Die Pflanzenschutz-Industrie bekämpft den Vorschlag des Bundesrats, weniger Pestizide zu verwenden.

Die Lobby-Organisation nennt sich unverfänglich «ScienceIndustries Switzerland». Mitglieder sind BASF, Bayer, Lonza, Roche, Merck und viele andere Konzerne. Am 5. Juli 2016 verbreitete «ScienceIndustries» eine Medienmittteilung mit dem Titel
«Die Pflanzenschutzindustrie unterstützt Massnahmen für den sicheren und nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln»
Tönt gut, wer möchte etwas einwenden?
In der Öffentlichkeit tut die Lobby so, als unterstütze sie den vom Bundesrat vorgeschlagenen «nationalen Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln».
Hinter den Kulissen: In der Vernehmlassung macht «ScienceIndustries» dem Bundesrat klar, dass sein Vorschlag viel zu weit gehe und kräftig gestutzt werden müsse.
Wer ein PR-Communiqué zwischen den Zeilen interpretieren kann, wie Infosperber-Leser Hans-Christoph von Imhoff aus dem Bergell, dem fielen bei der Lektüre der Medienmitteilung folgende Passagen auf:

  • «Grundsätzlich unterstützen wir…Ziele und Massnahmen, welche auf wissenschaftlichen Kriterien basieren

Im Klartext: Etliche Vorschläge des Bundesrats lehnt die Lobby ab, weil sie nicht auf wissenschaftlichen Kriterien beruhen. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, gilt die Zustimmung der Pestizid-Lobby nur «grundsätzlich».
Weiter im Communiqué:

  • «Eine umfassende Abwägung von Nutzen und Kosten der einzelnen Massnahmen sowie die Beurteilung deren Auswirkung auf die landwirtschaftliche Inlandsproduktivität sind dabei zentral

Im Klartext: Falls mit weniger Pestiziden der Ertrag etwas geringer ausfallen sollte («Inlandsproduktivität»), will die Lobby von Risikoreduktion und Nachhaltigkeit nichts wissen.
Das Communiqué schliesst mit dem Satz:

  • «Es braucht taugliche Massnahmen, damit die verwendeten Pflanzenschutzmittel dabei adäquat eingesetzt werden können

Im Klartext: Einige der vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen erachtet die Lobby als untauglich.
Infosperber-Leser von Imhoff meint, man müsse die Füllwörter in diesem letzten Communiqué-Satz weglassen, um die Botschaft der Pestizidhersteller richtig zu verstehen:
«Es braucht (taugliche) Massnahmen, damit die (verwendeten) Pflanzenschutzmittel (dabei adäquat) eingesetzt werden können

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Pillen

Die Politik der Pharmakonzerne

Sie gehören zu den mächtigsten Konzernen der Welt und haben einen grossen Einfluss auf die Gesundheitspolitik.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • am 15.07.2016 um 09:45 Uhr
    Permalink

    Da habe ich alter Samichlaus – aufgewachsen in einem kleinen Bauerndorf ohne Pestizid-Einsatz – wohl viel mehr Glück gehabt als meine Kinder und Enkelkinder. Die Pestizide lagern sich im Körper unserer Folgegenerationen ab und schädigen deren Gesundheit.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...