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Der «Womens March» in Washington war eine der grössten Demonstrationen der vergangenen Jahre. © CC (Mobilus on flickr)

Nach Demonstrieren kommt Kandidieren

Daniela Gschweng /  In den USA rollt die «Pink Wave». Noch nie haben so viele Frauen für einen Sitz im Repräsentantenhaus kandidiert.

«Wir marschieren, wir kandidieren, wir wählen, wir gewinnen», sagte die die US-Abgeordnete Nancy Pelosi beim «Womens March» im Januar vergangenen Jahres. Auch andere US-Politikerinnen forderten bei Donald Trumps Amtseinführung Frauen auf, es ihnen gleichzutun und sich für politische Ämter aufstellen zu lassen.

Es sieht aus, als hätten sie damit Erfolg. Die Anzahl der Frauen, die sich bei den «Midterm Elections» für einen Sitz im US-Repräsentantenhaus bewerben, hat Anfang April einen neuen Höchststand erreicht.

In den 29 US-Staaten, deren Anmeldefristen bis zum 6. April bereits abgelaufen waren, haben laut der Nachrichtenagentur AP und dem «Center for American Women and Politics» (CAWP) 309 Frauen ihre Kandidatur bekanntgegeben. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2012 liegt bei 298 Kandidatinnen.


Noch nie haben so viele Frauen für einen Sitz im US-Repräsentantenhaus kandidiert wie jetzt im Jahr 2018. Etwa drei Viertel von ihnen gehören der demokratischen Partei (blau) an. (Daten: CAWP, Stand 6. April 2018, Diagramm: AP)

Auf andere Ämter wie Gouverneursposten, einen Sitz im Senat oder lokale Ämter haben sich in den vergangenen Monaten ebenfalls vermehrt Frauen beworben.


Auch für den US-Senat (links) und offene Gouverneursposten kandidieren mehr Frauen (npr am 20. Februar 2018, Zahlen für 2018 nicht endgültig, Daten: CAWP)

Darüber, ob die «Pink Wave» eine direkte Folge der Protestbewegung gegen Donald Trump ist oder auf der allgemeinen Unzufriedenheit im Land basiert, gibt es wenig Information. Viele Frauen, die CNBC befragt hat, geben Trumps Gesetzgebung oder seinen Regierungsstil als Grund für ihre Kandidatur an, andere haben eher allgemeine Gründe.

Aus welcher politischen Richtung der Trend kommt, ist schon eher deutlich. Drei Viertel der kandidierenden Frauen gehören der demokratischen Partei an.

Das erhöht ihre Chancen. In den Halbzeitwahlen verliert traditionell eher die Partei des Präsidenten, die derzeit in beiden Häusern des US-Parlaments die Mehrheit hat.

Auch die Zahl der männlichen Kadidaten ist gestiegen

Aber auch die Zahl der kandidierenden Männer ist gestiegen. Die Zahl der Kandidatinnen hat sich gegenüber den letzten Wahlen zwar fast verdoppelt, am 06. April waren laut CAWP dennoch nur 22 Prozent aller Kandidierenden Frauen. Ihr Anteil ist etwa so hoch wie der Frauenanteil im Repräsentantenhaus, der bei einem knappen Fünftel liegt. Endgültige Zahlen gibt es noch nicht. Bis zum Ende aller Anmeldefristen können Kandidierende dazukommen oder ihre Kandidatur zurückziehen.


Der Frauenanteil in den beiden Häusern der US-Parlaments liegt derzeit bei etwa einem Fünftel. (Grafik: Politico, Daten: CAWP)

Nach der Wahl im Herbst könnte sich das Geschlechterverhältnis im Repräsentantenhaus also zugunsten der Frauen verschieben. Vorher müssen die Kandidatinnen allerdings die Vorwahlen bestehen, viele treten zudem in traditionell republikanischen Bezirken an.

Spendengelder für Kinderbetreuung

Einige Dinge bewegen sich in der Zwischenzeit womöglich unabhängig von ihren Erfolgsaussichten. Liuba Grechen Shirley, die im New Yorker Bezirk 2 für einen Sitz im Repräsentantenhaus kandidiert, hat bei der Wahlkampfkommission FEC beantragt, Wahlkampfgelder für Kinderbetreuung verwenden zu dürfen.

Frauen mit Kindern, die nicht über entsprechende finanzielle Mittel verfügten, sei es sonst so gut wie unmöglich, einen Wahlkampf zu führen, argumentiert sie. Es ist der dritte Antrag auf Kinderbetreuung, der bei der FEC einging, und der erste, den eine Frau gestellt hat. Bisher gelten Betreuungskosten als persönliche Ausgaben, die nicht durch Spendengelder abgedeckt werden dürfen.

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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund von Berichten verschiedener US-Medien erstellt.


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