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Schnell, schnell: Amerikaner fliehen im April 1975 vor anrückenden nordvietnamesischen Truppen. © Dirck Halstead/Liaison/via flickr/CC

Krieg

Red. /  Steve Bannon, das Hirn der Trump-Präsidentschaft in den USA, hat Krieg im Sinn.

Martin Luther hatte recht, man soll den Leuten aufs Maul schauen. Worte, auch gelogene, verraten Absichten oder zumindest Vorstellungswelten. So gesehen ist bedeutsam, was US-Präsident Donald Trump dem mexikanischen Kollegen Peña Nieto am Telefon gesagt haben soll: Er werde Truppen ausschicken, um mit den «schlechten Kerlen da unten» fertig zu werden. Ein Witz, wird beschwichtigt – Trumphumor. Der Mexikaner habe keine Verstimmung gezeigt.

Doch das Militär liegt der amerikanischen Führung am Herzen – nicht erst seit Trump – und sein Einsatz ist allgemein anerkanntes Werkzeug der Aussenpolitik. Nach der Niederlage im Vietnamkrieg (1975) gab es nur eine kurze Periode der Kriegsabstinenz unter den Präsidenten Ford und Carter, von den «Falken» als «Vietnam-Syndrom» verachtet. Seit Ronald Reagans Angriff auf das kleine Grenada (1983) hat jeder amerikanischer Präsident Kriege im Ausland geführt. «Bei Gott, wir haben das Vietnam-Syndrom abgelegt», sagte Bush der Ältere nach dem Sieg im Irak-Krieg von 1991.

Krieg im Südchinesischen Meer
Im Weissen Haus rechnet zumindest einer mit mehr als einem Witz. Steve Bannon, Chefstratege von Präsident Trump, denkt den grossen Krieg und sieht ihn gleich an zwei Fronten kommen, wie Benjamin Haas, der Hongkong-Korrespondent des Guardian berichtet. Haas hat Bannons «news-daily»-Radioprogramme auf der Internetplattform www.Breitbart.com analysiert und die Belege gefunden. In der Sendung vom 10. März 2016. (Zitat 5:30 Minuten) erklärte Bannon: «Wir ziehen im Südchinesischen Meer in fünf bis zehn Jahren in den Krieg, zweifellos». Der Anlass ist Pekings Anspruch auf das Meer in seiner Gänze, unterfüttert mit einer Reihe von künstlichen Inseln, die zur Ausdehnung der chinesischen Küstenzone dienen (die Philippinen haben China deswegen vor das Tribunal der UN-Seerechtskonvention gezogen und im vergangenen Jahr Recht erhalten). Bannon sieht das als amerikanische Angelegenheit, die Herausforderung der pazifischen Grossmacht USA durch die Chinesen: «Sie nehmen ihre Sandbänke und machen daraus stationäre Flugzeugträger und bestücken sie mit Raketen. Sie kommen hier in die USA und sehen uns ins Gesicht – und Sie müssen wissen, wie wichtig Gesicht ist – und sagen, das sei von alters her ihr Seegebiet».

Steve Bannon – Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates – ist nicht allein. Der neue US-Aussenminister Rex Tillerson hat in seiner Anhörung vor dem Senat ins gleiche Horn gestossen, wenngleich in anderer Tonlage. Tillerson verglich die chinesische Kunstinsel-Kampagne im Südchinesischen Meer mit der russischen Annektion der Krim und sagte: «Wir werden China ein klares Signal senden müssen, dass der Inselbau aufhört, und dass zweitens ihr Zugang zu jenen Inseln nicht erlaubt werden wird.» Auch mit Waffengewalt?

Krieg im Nahen Osten

Chefstratege Bannon sieht den Krieg gleich an zwei Fronten kommen –nebst dem gegen China auch einen gegen «den Islam». «Wir befinden uns in einem Krieg», sagte Bannon in der Sendung vom 27. November 2015 (Zitat 5:29 Minuten). «Es ist klar, dass wir, so denke ich, wieder auf einen grossen heissen Krieg im Nahen Osten zugehen». Das denken und wünschen sich viele fundamentalistische Christen namentlich in den USA, welche aus der biblischen Apokalypse eine bevorstehende Endschlacht im Nahen Osten ableiten, mit Israel im Mittelpunkt.

Zwei Kriege also. Im Kopf von Steven Bannon fügen sie sich zu einem Ganzen. In der Sendung vom 25. Februar 2016 (Zitat 5:59 Minuten) sagte er: «Wir haben einen expansionistischen Islam und ein expansionistisches China. Sie sind motiviert. Sie sind arrogant. Und die judaeo-christliche Welt ist auf dem Rückzug.» Und alles gehört zusammen: «Es gibt etwas, vor dem die Chinesen mehr Angst haben als Amerika und der Kapitalismus», sagte er in der gleichen Sendung (Zitat 2:20 Minuten) «und das ist das Christentum».

Die Welt im Weissen Haus ist nicht flach. Aber schlicht. Und simpel zu erklären.
Und gefährlich.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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US-Politik unter Donald Trump

Weichenstellungen: An seinen Entscheiden ist Trump zu messen, nicht an seinen widersprüchlichen Aussagen.

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8 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 3.02.2017 um 13:10 Uhr
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    Die 26 000 Bomben des Friedensnobelpreisträgers Obama waren 2016 auch schon Krieg. Hoffen wir, dass das «Soll» nicht überschritten wird. Politisch ist von Vorteil, dass 26 000 Bomben von Trump höhere Sensiblität mobilisieren als die noch lieb gemeinten Geschosse seines Vorgängers. Was aber bedeutet es wohl, dass jetzt plötzlich Putin wegen der Ukraine und der Krim kritisiert wird von einer Dame, die auch von Obama hätte angestellt werden können?

    Man kann Breitbart-News wie Infosperber abonnieren, nur würde ich für die Qualität des US-Magazins eher keinen Abonnementspreis bezahlen wollen, lasse es mir aber schon seit letztem Sommer zustellen und bin seither nur durch wenige Neuigkeiten in Sachen Trump überrascht. Bannon ist vor allem ein fast bedingungsloser Israel-Freund und liefert Hintergründe für das Handeln von Trump. Noch nüchtern und unhysterisch die Kritik Blochers an dem in Industriefragen nicht kompetent eingeschätzten US-Präsidenten in Blocher-TV. In der Tat: Was die Chinesen billig produzieren, kann wohl kaum in ein westliches Industrieland zurückgeholt werden. Da handelt es sich wohl – bei Trump – ausschliesslich um Rhetorik.

  • am 3.02.2017 um 13:29 Uhr
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    Rhetorik ist das richtige Stichwort! Auch dieser Artikel der Redaktion Infosperber ist pure Rhetorik. Wider Erwarten, nicht bei allen, haben die USA nun im Sicherheitsrat bekannt gegeben, dass die US Sanktionen gegenüber Russland aufrechterhalten bleiben. Somit geht also Donald noch nicht auf Schmusekurs mit Wladimir….. Dies ist aber doch mehr als Rhetorik, denn Donald Trump ist genug Geschäftsmann um zu beweisen, dass es auch in der Politik keinen «free lunch» gibt, weder für Putin noch für Xi Jinping.
    Aber gerade das Damoklesschwert bezüglich eines neuen und wahrscheinlich «grossen Krieges» heraufzubeschwören, scheint mir von Infosperber reichlich vermessen.
    Auch Infosperber ist nach seinen Taten und nicht nach seinen Worten zu beurteilen!

  • am 3.02.2017 um 22:32 Uhr
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    Ich sehe nicht so schwarz. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Trump nicht lange Präsident sein wird. Ein Beispiel, wie ihm die Macht bereits jetzt schon in den Fingern zerrinnt, zeigt sich, dass die iranische ETH-Biologin Samira Asgari heute Nachmittag in Boston gelandet ist. Übler Drohungen von Trump zum Trotz. Der Justizminister von Massachusetts liess die Lufthansa-Maschine mit Asari in Boston landen. Nun berichten genüsslich die meisten Medien darüber. Auch verschiedene andere US-Bundesstaaten widersetzen sich immer vehementer der Zentralmacht. Dass nun selbstberufene Politbeobachter Obama als Kriegspräsidenten verunglimpfen, ist an Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten. Da bricht doch dieser unterschwellige Rassismus gegen Afroamerikaner wieder mal durch. Die republikanische Mehrheit im Koauch längst fällige soziale Massnahmen hintertrieben. Obama schlecht zu machen, ist neuerdings zu einem Markenzeichen der Trumpisten geworden. Schon bald wird die Geschichte dies richtigstellen. Obama, der trotz widriger Umstände zwei Amtszeiten durchgehalten hat, wird dereinst der Menschheit als strahlender Stern in Erinnerung bleiben. Der erste schwarze Präsident der USA, der die Arbeitslosigkeit halbiert und die Wirtschaft wieder flott gemacht hat. Und Trump? Er wird als versagender Badboy, übler Hetzer, bescheuerter Sexist und unverbesserlicher Rassist in die Geschichte eingehen. Einer, für die sich die US-Bürger noch jahrzehntelang schämen müssen.

  • am 3.02.2017 um 23:43 Uhr
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    Peter Beutler: Fragen Sie doch mal den Durchschnitts-Amerikaner. «Are you better off than eight or four years ago?» Nur daran ist ein amerikanischer Präsident zu messen, natürlich auch Donald Trump. Und ob nun die gesunkene Arbeitslosigkeit das Verdienst von Barack Obama ist, darüber lässt sich trefflich streiten, die Wirtschaft braucht Zeit, bis sich dies auswirkt, Arbeitslosigkeit ist ein Lagging Indicator! Glaube keiner Statistik, welche du nicht selbst gefälscht hast! Und wie sieht es denn mit dem Staatsdefizit der USA aus? Dieses hat sich in der von Ihnen geschilderten «glorreichen Obama-Zeit» um 50 Prozent auf 20 Billionen US-Dollars vergrössert, eine wirklich tolle Leistung…..
    Übrigens, Sie können auch Herrn und Frau Durchschnittsschweizer die Frage stellen, ob es ihnen finanziell besser gehe, als vor acht oder vier Jahren!

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 4.02.2017 um 07:59 Uhr
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    @Beutler. Du hast recht, man wird Obama wohl erst in ein paar Jahren angemessen einschätzen können und er scheint zumindest in charakterlicher Hinsicht integer gewesen zu sein. Nur war der Unterschied zu Bush kleiner als erhofft. In Sachen Trump wird man wohl von einem Tanz auf dem Vulkan sprechen können, aber erst recht ist jetzt eine angemessene Einschätzung nicht möglich. Dass er Abtreibungstourismus nicht mehr subventioniert, sollte zumindest dem Papst gelegen kommen. Madonna protestierte mit einem Design auf ihrer rasierten Scham dagegen, was von der Frauenseite von Infosperber bis jetzt noch nicht kommentiert wurde. Wichtig bleibt, dass der Unterschied in aussenpolitischer Hinsicht im Vergleich zu Vorgänger möglicherweise kleiner wird als von vielen angenommen.

  • am 4.02.2017 um 10:11 Uhr
    Permalink

    Ein US-Bundesrichter in Seattle hat das umstrittene Dekret vorläufig blockiert. Richter James Robert gab am Freitag eine entsprechende Anordnung heraus, sie gilt landesweit. http://www.derbund.ch/ausland/amerika/die-erste-klatsche-fuer-uspraesident-trump/story/24778690. Link u.a. mit Bildlegende. 2/39: Ein wunderbares Foto: «Dürfen jetzt jubeln: Demonstranten in Seattle fordern «Lasst Sie rein» und zeigen damit klar, dass sie gegen Donald Trumps Einreisesperre sind.» Man sieht hier fröhliche Gesichter, nicht jene wutverzerrten Minen hasstriefender Gestalten, verbissen dreinschauende stiernackige Brutalos, die Hand zum Nazigruss erhoben – ich meine die an den AfD-Randalen im Osten Deutschland, ich meine die, die über Frau Merkels Satz «Wir schaffen das», toben. «Wir schaffen das», ergänzt durch «Lasst sie rein.» Trump ist längst nicht Amerika, Petry noch weniger Deutschland. Wilders, Le Pen, Strache werden nie Europa sein. Die Antwort auf die umheimlichen Rassisten, Ausgrenzer und Nationalisten kommt endlich mit grossartiger Wucht. Wie im vergangenen Dezember schon in Österreich, als der Grüne Van Bellen den braunen Hofer haushoch besiegte.
    Und @Düggelin. Es stimmt nicht, dass das Staatsdefizit in der Zeit Obamas um 50% gestiegen ist. Aber Sie sagen ja selber, «glaube keiner Statistik, welche du nicht selber gefälscht hast» und tun es dann prompt auch … Unbestritten ist , dass es den USA wirtschaftlich (noch!) ungleich besser geht, als beim Amtsantritt von Obama.

  • am 6.02.2017 um 15:01 Uhr
    Permalink

    Ich bin der Meinung, dass die Aussage «welche Marionette dort steht, spielt doch keine Rolle» absolut richtig ist. Man sollte sich mal fragen, wer die wirklich Mächtigen sind. Ist der US-Präsident wirklich der mächtigste Mann der Welt? Ist Frau Merkel die mächtigste Frau der Welt? Ein klares Nein von mir.

    Und genau so ist es mit Trump. Ob Trump einfach gelogen hat mit seinen Wahlversprechen oder ob er nun merkt, dass er selber gar nicht die Macht besitzt eigenhändig etwas zu ändern spielt eigentlich keine Rolle. Kein US-Präsident wird die Machenschaften der Hochfinanz (Banken wie Goldman Sachs, Citi Group, Kuhn Loeb, Warburg und nicht zuletzt die FED) gefährden (können). So wie ich es einschätze, war der Einzige, der dies bis anhin versucht hat, Präsident Kennedy. Was nach seinen Aussagen «Ich werde die CIA in tausend Stücke schlagen» oder «ich versuchte, interessenfreies Geld im System zu verankern, damit das amerikanische Volk nicht von einem Bankenkartell versklavt wird» (frei aus dem Englischen übersetzt) oder als er die «Executive Order 11110» unterzeichnete, um die Federal Reserve Bank aus privatem wieder in staatlichen Besitz zu nehmen, passierte, wissen wir alle.

    War der kurz darauf folgende Mord an Kennedy einfach nur ein «glücklicher» Zufall für die FED-Besitzer und die CIA, deren Existenz durch Kennedy bedroht wurde ?

  • am 6.02.2017 um 22:03 Uhr
    Permalink

    Soviel ich weiss, hat Obama während seiner gesamten Amtszeit Krieg geführt. Das ist ja schwer zu toppen, nicht wahr? Und er war der erste Präsident, der staatlichen Mord per Drohne zu einem normalen Mittel der Politik machte. Wenn alle die, die sich jetzt so trefflich empören, gegen Bush und Obama auf die Strasse gegangen wären, dann wäre die Welt heute mit Sicherheit ein friedlicherer Ort. Und Trump wäre nicht einmal in die Nähe der Präsidentschaft geraten.

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