Israel_IranAttacke

Strategische Überlegung zu Iran-Angriff: die Website des BESA Center © BESA

Neues Säbelrasseln in Israel – trotz Obama

Christian Müller /  Auch wenn Israel Iran angreife, Obama müsste Israels Verbündeter bleiben, sagt das prominente Strategie-Center BESA.

Obamas erster Israel-Besuch Ende März 2013 wird unterschiedlich bewertet. Hatten bei seiner Anreise noch fast alle politischen Beobachter eine Reise mit leeren Händen – und also auch ohne Resultate – vorausgesagt und die Erwartungen auf irgend einen politischen Erfolg der Stippvisite nach Möglichkeiten gedrosselt, so gehen die Interpretationen des vor Ort Gesagten und Geschehenen im nachhinein weit auseinander (auch Infosperber berichtete).

Zu jenen, die einen Erfolg Obamas zu sehen glauben, gehört – auch nicht ganz unerwartet – die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit». Dort schrieb Martin Klingst: «Obamas neue Strategie des Umarmens gegenüber Israel blieb nicht unerwidert: So deutlich wie lange nicht bekannte sich Netanjahu zu einer Zwei-Staaten-Lösung. Plötzlich stand auch die Atomuhr des Irans nicht mehr auf einer Minute vor zwölf. Und auf Drängen des Präsidenten bot Netanjahu telefonisch dem türkischen Premierminister Erdoğan eine Entschuldigung für das Kapern des Hilfsschiffes und Kompensation für die Todesopfer an. Jetzt werden auch wieder Botschafter ausgetauscht. Selbst die Affronts auf dieser Reise waren wohlplatziert: Statt in der Knesset zu reden, plädierte Obama vor jungen Israelis klar für einen palästinensischen Staat. Für seine Forderung, den eigenen Politikern Dampf zu machen, erntete er tosenden Applaus. Von einer Rückkehr zum Verhandlungstisch sind beide Seiten noch weit entfernt. Doch für einen vermeintlich nutzlosen Besuch hat Obama ordentlich Staub aufgewirbelt.» (Die Zeit, 27.3.2013)

Und was denkt Israel darüber?

Auch in Israel gehen die Meinungen zum Obama-Besuch auseinander. Doch eine Stimme, und eine sehr prominente, lässt aufhorchen. BESA, das «Begin-Sadat-Center for Strategic Studies», ein der Bar-Ilan University bei Tel Aviv angegliedertes Institut, dessen Stimme in der israelischen Politik sehr wohl vernommen wird, kommt zum Schluss: «Israels Entschuldigung bei der Türkei war ein Fehler», und, noch bemerkenswerter: Israel könne den Iran auch ohne die Unterstützung der USA angreifen. Die USA müssten auch in diesem Fall auf der Seite Israels verbleiben und den Anti-Iran-Kurs weiterführen.

Wörtlich: «If Israel strikes Iranian nuclear weapons facilities, the paramount American national interest would be dissuading the Iranian regime from rebuilding its nuclear program – not punishing or isolating Israel. Washington should signal Iran that despite America’s strong objections to an Israeli attack, after such an attack it would support Israel and further pressure the Iranians. (Auch wenn Israel die nuklearen Anlagen in Iran attackiere, müssten die USA aufgrund ihres eigenen nationalen Interesses das iranische Regime vom Kurs abbringen, das nukleare Programm fortzusetzen – und nicht Israel bestrafen oder isolieren. Washington sollte dem Iran schon jetzt signalisieren, dass trotz des amerikanischen Widerstandes gegen einen Angriff auf den Iran durch Israel auch im Falle eines solchen Angriffs Washington Israel weiterhin unterstützen und weiterhin Druck auf Iran ausüben werde.)

Klare Empfehlung: Hört nicht auf Obama!

Die beiden Kommentare des BESA Centers zur Entschuldigung Israels bei der Türkei und zum angedachten Präventivschlag gegen Iran haben einen gemeinsamen Nenner: Den zu Zurückhaltung mahnenden Ratschlägen Obamas sollte auf keinen Fall nachgelebt werden, denn die USA hätten realistisch gesehen eh keine andere Wahl, als Israel beizustehen, auch wenn Israel tue, was es wolle – was es, notabene, ja schon seit Jahren macht. BESA empfiehlt deshalb, Washington zu überzeugen, die Iraner schon im voraus seine Unterstützung Israels auch im Falle eines unabgesprochenen Angriffs Israels auf den Iran anzukündigen.

Rhetorische Frage: Wozu diente diese Empfehlung, wenn Israel nicht klar beabsichtigte, gegen den Iran einen Präventivschlag zu führen?

Israels Weg in die weltweite Isolation ist offenkundig. Israels prominenteste Strategen empfehlen diesen Weg aber sogar deutlicher denn je. Und die USA sollten Israels Ratschlägen folgen, nicht umgekehrt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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7 Meinungen

  • am 20.04.2013 um 12:13 Uhr
    Permalink

    Eine Atomwaffenfreie Zone für ganz Nahost wäre die einzige vernünftige Lösung. Solange Israel der Atomwaffenbesitz zugestanden wird, kann man anderen Staaten dasselbe nicht verbieten. Jetzt bitte nicht mit Argumenten kommen, wie IL sei der einzige «demokratische Staat» in Nahost. Wäre unglaubwürdig!

  • am 20.04.2013 um 12:26 Uhr
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    Im Klartex bedeutet dies, dass die US-Aussenpolitik für den Nahosten in Israel gemacht wird. Das kommt auch durch eine Meldung zum Ausdruck, die vor wenigen Tagen, am 17. April 2013, online bei haaretz.com zu lesen war. «U.S. Senate committee passes resolution to back Israel in conflict with Iran."
    Die Wortwahl ist äusserst bedeutsam. Deshalb zitiere ich in Englisch:
    "According to the text of the resolution on the U.S. Congress› website, the goal of the resolution is that: ‹If the Government of Israel is compelled to take military action in legitimate self defense against Iran’s nuclear weapons program, the United States Government should stand with Israel and provide, in accordance with United States law and the constitutional responsibility of Congress to authorize the use of military force, diplomatic, military, and economic support to the Government of Israel in its defense of its territory, people, and existence.›
    Weitere heisst es, die Resolution 65 werde durch 79 Senatoren unterstützt.
    Wenn der Vorstoss vom Kongress gutgeheissen wird – daran ist kaum zu zweifeln -, dann ist er gleich zu setzen mit einem Freibrief an Israel «schlage zu, wie und wann du willst". Immerhin: es bräuchte noch die Zustimmung von Präsident Obama.
    Die Dinge scheinen also ganz im Sinne der «U.S. Military Industries› Group» zu laufen.

  • am 20.04.2013 um 12:27 Uhr
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    Wie immer Müller und Zumstein die ewigen gestrigen Israelhasser, denn zum letzten mal, ja Israel ist ein Demokratisches Land und die anderen Barbaren ringsum nicht….!!! Zudem Aktuell im Fall Bosten, diese Muslim-Terroristen hatten mit Kochtöpfen ein Massaker angerichtet und der Iran etc. besitzen grosse Nuklearchochtöpfe…..!!! Also wann erwachen endlich die Israelhasser und sehen endlich die richtigen Tatsachen…???

  • am 20.04.2013 um 14:48 Uhr
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    @Gurtner: Die einzigen, die in Nahost «Nuklearchochtöpfe» besitzen, sind die Israelis. Und die würden sie auch einsetzen: Der komatöse Sharon sagte mal: Die Araber haben das Oel und wir die Lunte . . .
    Und Uebrigens: Geziemt es sich für einen angeblich demokratischen Staat, andere Leute auf fremdem Territorium zu ermorden (die IL’s schreiben/sprechen beschönigend von «gezielten» Tötungen!)??? Ist nur eine Feststellung und hat nichts mit Israel Hass zu tun. Auch dort gibt’s liebenswerte Leute -sind aber nicht unbedingt die Leute aus der Regierungskaste.

  • am 20.04.2013 um 15:49 Uhr
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    Lieber Herr Gurtner,

    Ich teile ihr Meinunng nicht, finde es aber gut, dass Sie sie HIER äussern.
    Darf ih Ihnen das Buch «Does This Mean War? Top Israeli strategists debate the Iranian bomb» von Ari Shavit empfehlen?
    Sie werden in dem breiten Spektrum wahrscheinlich auch Ihre Position wiederfinden. Vielleicht sehen Sie aber auch, dass wir so in einen Krieg schliddern, der das Ende von Israel bedeuten könnte.
    In Ländern mit WIRKLICH UNBERECHENBAREN Machtträgern wie Pakistan stehen bereits startbereite Nuklearraketen.

    Mit freundlichen Grüssen
    Werner T. Meyer

  • am 20.04.2013 um 16:07 Uhr
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    Zumstein, sie beweisen mit ihren dämlichen Äusserungen, nur dass sie ein Antisemit und Antijudaist sind und mit solchen sorten von Leuten, möchte ich nicht mehr disqutieren……..Leute welche aus dem Holocoust nichts gelernt haben sind für mich unerträglich……!!!

  • am 20.04.2013 um 16:37 Uhr
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    Gurtner, das kennen wir doch schon zur Genüge von Leuten wie Ihnen: Wenn die Argumente ausgehen folgt die Antisemitismus Keule.

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