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Die Mezquita/Kathedrale von Cordoba, wo Islam und Christentum verschmelzen © Christian Müller

Ein reformfähiger Islam mit friedlicher Zukunft

Christian Müller /  Islam und modernes Denken müssen sich nicht widersprechen: Eine auf humanistischem Gedankengut basierte Bewegung hat hohen Zulauf.

Zwei Monate vor den Wahlen in der Schweiz ist der Wahlkampf omnipräsent. Das Hickhack einerseits, die undefinierten Positionen der Parteien andererseits, vor allem aber die unsägliche Ausländerfeindlichkeit, die gute Wahlresultate zu versprechen scheint, stimmen nachdenklich. Ist das die Welt, in der unsere Kinder ein glückliches Leben finden sollen?

Um den Ausländern das Image von «gefährlich» anzuhängen, wird vor allem mit der Assoziation «Ausländer = Kosovaren = Muslime = Islamisten = Terroristen» operiert, nicht so offen natürlich, aber subversiv und leider auch subcutan – unter die Haut gehend.

Tun die Schweizer Medien genug, um in dieser Assoziationskette wenigstens die ungeheuerliche Gleichung «islamisch = islamistisch» zu bekämpfen?

Unterstützenswerte private Initiativen

Es gibt Ansätze. Die von Saïda Keller-Messahli gegründete und präsidierte «Stiftung für einen fortschrittlichen Islam» zum Beispiel versucht mit der Website www.forum-islam.ch deutschsprachige Glaubensangehörige, aber auch Andersgläubige davon zu überzeugen, dass der Islam nicht per se frauenfeindlich oder gar gewalttätig ist, sondern reformfähig und zukunftsträchtig. Geld für Marketing hat die Stiftung allerdings nicht; ihr Erfolg ist schon deshalb limitiert.

Gute Arbeit bei der NZZ

Zum Glück gibt es aber auch grosse Tageszeitungen, die hier hervorragende Arbeit leisten. Für einmal ist an erster Stelle die NZZ zu nennen, die «alte Dame von der Falkenstrasse», die in ihrem Auslandteil immer noch keine Mühe scheut, redliche Aufklärungsarbeit zu leisten. Im Gegensatz zur gelegentlich unnötig polemischen Inlandredaktion versucht die Auslandredaktion, ihren Leserinnen und Lesern ein Bild der Welt zu verschaffen, das ohne Vorurteile, mit vor Ort geschriebenen Berichten und Reportagen zustande kommt. Der Versuchung, mit Hypes und anderen Tagesfliegen mehr Leserinnen und Leser anzuziehen, wird hier weitestgehend widerstanden.

Ein Musterbeispiel solch besonnener Berichterstattung findet sich in der NZZ vom 1. September 2011, wo der Gülen-Bewegung in der Türkei eine ganze Seite gewidmet ist: Ein fassbares und nachprüfbares Beispiel, wie auch im Islam humanistisches Denken und Handeln nicht nur möglich ist, sondern sogar grossen Zulauf hat und auf dem Weg über dazugehörende Privatschulen auch messbaren Erfolg ausweisen kann.

Die Medien stehen in der Verantwortung

Es wäre ausserordentlich wünschenswert, wenn die Schweizer Medien angesichts des widerlichen Fremdenhasses, der einem gegenwärtig von allen Plakatsäulen in die Augen sticht, mehr für das Verständnis anderer Kulturen tun könnten. Im Zeitalter zunehmender Globalisierung gilt nämlich mehr den je: Wir sitzen letztlich alle im selben Boot.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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