Hanspeter_Forster

Hanspeter Forster, Korrespondent des Schweizer Fernsehens im Bundeshaus © srf

«Hochgradig rufschädigend und verleumderisch»

upg /  SRF-Bundeshauskorrespondent Hanspeter Forster wehrt sich gegen die Kritik auf Infosperber, will aber nicht näher darauf eingehen.

Red. Auf seiner Facebook-Seite hat Hanspeter Forster am Samstag zur Kritik seines Tagesschau-Beitrags über eine Pharma-Pressekonferenz folgende Replik veröffentlicht, die wir hier im vollen Wortlaut wiedergeben. Urs P. Gasche fügt eine Duplik an und lädt Forster ein, auf die konkreten Fakten und Argumente einzugehen, um eine sachliche Diskussion anzustossen.

REPLIK VON HANSPETER FORSTER
Lieber Urs P. Gasche vom Infosperber,

bevor das hier im Social-Media-Universum noch weitere Kreise zieht, eine kurze Replik. Ich bin gelinde gesagt erstaunt, wie ein erfahrener Profi von Deinem Format dazu kommt, einem Berufskollegen aus dem hohlen Bauch heraus, ohne Rücksprache und in hochgradig rufschädigender Manier zu unterstellen, er betreibe Verwirrspiele, plappere einer Lobby hinterher und – noch gravierender – er berichte ohne Kenntnis der Unterlagen und Fakten. Gerne hätte ich mit Dir darüber debattiert, warum ich den Beitrag aus Gründen der Verständlichkeit so und nicht anders gebaut habe und was eine News-Berichterstattung von einer gesundheitsökonomischen Ringvorlesung unterscheidet.

Offen gestanden habe ich keinen Anlass, auf Deine teils verleumderischen Anwürfe einzugehen. Nur soviel: Du kritisierst und wertest aus einer dezidiert und einseitig pharmakritischen Optik. Das ist Dein gutes Recht. Ich bitte Dich aber auch meinen Ansatz zu respektieren – eine ausgewogene, auch einem breiteren, politisch interessierten Publikum verständliche Berichterstattung. Wie das auch andere Medien getan haben – entgegen Deiner Behauptung selbstverständlich auch die NZZ.

Mit (wohl verständlicherweise) nicht ganz so freundlichen Grüssen
Hanspeter Forster vom SRF

DUPLIK VON URS P. GASCHE

Lieber Hanspeter

Meine Kritik an Deinem Pharma-Beitrag in der Tagesschau weist Du pauschal als Verleumdung zurück. Eine Diskussion über die Fakten wäre interessant. Doch Du dementierst keine der von mir erwähnten Fakten und Argumente – mit Ausnahme, dass die NZZ einen Bericht dazu veröffentlicht hatte, was ich übersah.
Meine Kritik im offenen Brief «Lieber Hanspeter Forster vom SRF-Fernsehen» war hart, aber weder herablassend noch beleidigend. Ich habe sachlich mit Fakten argumentiert. Du machst es Dir sehr einfach, wenn Du mir das Etikett einer einseitig pharmakritischen Optik anhängst. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, was es mit Pharmakritik zu tun haben soll, wenn ich feststelle,
• dass Du in Deinem kurzen Beitrag Aussagen über kassenpflichtige Medikamente mit Zahlen des gesamten Medikamentenmarkts vermischt hast (letztes Jahr stieg der Umsatz der kassenpflichtigen Medikamente um hohe 3,6 Prozent und nicht um nur 2 Prozent),
• dass Du fälschlicherweise behauptet hast, die Medikamentenpreise in der Schweiz dürften nicht mehr höher sein als in vergleichbaren europäischen Ländern (es gab und gibt immer Zuschläge in der Schweiz; zur Zeit werden drei Viertel aller kassenpflichtigen Medikamente zum Wechselkurs von 1.56 berechnet!), und
• dass Du den falschen Eindruck geweckt hast, es ginge um die Preise, welche die Prämienzahler und Krankenkassen zahlen müssen (Du zitiertest die Fabrikpreise).
Für mich war das keine «verständliche Berichterstattung». Aber darüber kann sich jeder eine eigene Meinung bilden.
Falls Du materiell auf meine Kritik eingehen möchtest, wird die Diskussion sicher ein breites, politisch interessiertes Publikum interessieren. Ich stosse sie schon mal an, indem ich diesen Online-Briefwechsel auf Infosperber.ch publiziere. Und sonst kann sich die Medienausbildung einmal mit diesem Fall befassen.
Mit (auch so gemeinten) freundlichen Grüssen
Urs P. Gasche


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Autor des Beitrags «Lieber Hanspeter Forster vom SRF-Fernsehen»

Zum Infosperber-Dossier:

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Kritik von TV-Sendungen

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6 Meinungen

  • am 27.01.2013 um 14:18 Uhr
    Permalink

    Kollege Forster, Ihre Replik ist unzureichend. Wesentlich ist, was der Zuschauer als Endprodukt sieht und nicht, warum und wie es im Einzelnen zustande gekommen ist.

    Kommt hinzu, dass man als Bundeshaus-Korrespondent natürlich weiss, dass keine Lobby unter der Bundeskuppel so stark ist wie die Gesundheits- und Pharmalobby. Keine. Nicht mal die der Landwirtschaft.

    Und das muss dann auch ein Quasi-Staatssender berücksichtigen, in dem seine Journalisten selbstverständlich kritisch berichten und z.B. die Interessenlage einer Milliardenindustrie erkennbar machen, im besten Sinn also Aufklärung statt Verwedelung betreiben, was durchaus den SRG-Statuten entspricht.

    Das Wort «kritisch» scheint inzwischen bei SRF ein Schimpfwort zu sein. Zeit, mal über die Bücher zu gehen – bevor noch mehr Zuschauer abwandern.

  • am 28.01.2013 um 11:52 Uhr
    Permalink

    Was ich an Herrn Gasche SEHR schätze, dass er seine Berichte MIT FAKTEN belegt. Ansonsten habe ich meine persönliche Meinung bezügl. «Sendung Forster im SRF» bereits früher geschrieben. Heidi Altorfer

  • am 28.01.2013 um 12:19 Uhr
    Permalink

    Sehr geehrter Herr Forster.
    Uebt eine Firmenlobby druck auf sie oder Ihre Familie aus?
    Werden Sie bedroht, wurden Ihnen Dinge mitgeteilt, welche in Ihnen Existenzangst bewirken? Welche Frimenvfertreter haben dies getan? Hat man Ihnen Versprechungen gemacht oder gar gedroht, wenn Sie nicht das sagen am Fernsehen was von Ihnen verlangt wurde? Oder hat man Ihnen Belohnungen versprochen, wenn Sie dies sagen am Fernsehen? Werden Sie erpresst?

    Die Wahrheit kommt letztendlich immer ans Licht, machen Sie sich keine Sorgen darüber. Opfersind wir alle, die Frage ist nur, zu welcher Klasse Opfer wir gehören, zu denen weiter oben oder zu denen weiter unten.

    Ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrem Lebensweg, und dass sie in die Situation kommen, so arbeiten zu dürfen, dass sie Ihre Selbstachtung erhalten können, oder gegebenenfalls wieder zurückbekommen. Wobei jeder Schweizer, welcher das gesehen hat, und auch im Ausland wird die Angelegenheit mit Aufmerksamkeit verfolgt, eigentlich jetzt so richtig Bescheid weiss, was da los ist. Wirft man einen Stein in ein Rudel Wölfe, dann beisst und heult derjenige, der getroffen wurde.

    Mit freundlichen Grüssen Beatus Gubler

  • am 28.01.2013 um 15:03 Uhr
    Permalink

    Ich erwarte eine klare, materielle und nachvollziehbare Stellungnahme von Herrn Forster. Dann werde ich erst meine abschliessende Meinung bilden. Im Falle, dass
    diese Stellungnahme nicht erscheinen sollte, müsste ich mich logischerweise überzeugt auf die Seite von Herrn Gasche schlagen.
    Mit freundlichen Grüssen P. Spätig

  • am 28.01.2013 um 17:45 Uhr
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    Ja, Hanspeter Forster ist sicher ein gmögiger Berichterstatter, aber ich bin Urs P. Gasche sehr dankbar für seine erhellenden Bemerkungen und auch für seine Duplik. Forster mag sich in seiner Ehre und seinem Ego berührt fühlen. Er soll doch aber bitte die Worte von Gasche als Anlass nehmen, um selbstkritisch seine Berichterstattung zu hinterfragen und diese künftig so gestalten, dass diese Halbwahrheiten und falschen Vergleiche nicht mehr Anlass zu Kritik geben. $o kann er auch kurz vor seiner Pensionierung doch noch lernen, Pharmalobbyfreies in unsere Stuben zu bringen. Wir wollen ja nicht, dass unser Fensehen, wie Susanne Leutenegger unlängst sagte, matt und matter werde. Wir erwarten eine clevere, sozialkritische Berichterstattung, und kein Vasella-Vasallen–TV.

  • am 30.01.2013 um 15:28 Uhr
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    Tagesschau und 10vor10 sind doch längst keine seriösen Informationssendungen mehr:-(
    Infotainement, PR und viel Sportresultate… gezielte Verblödung.
    Für solche Fehlleistungen sind unsre Gebühren eingentlich nicht vorgesehen. Dafür braucht es überhaupt kein öffentliches SRF, das machen doch die privaten…. und erhalten reichlich Gebührengelder. Kollektivismus, wie es unser Bundespräsident am Neujahr gesagt hat. Einer für alle, alle für einen.
    Wörtlich gemeint: alle für einen Industrieverband… mit öffentlichem Geld und Krankenkassenprämien…
    Auf die Fragen von Urs P. Gasche hat Herr Forster leider noch nicht sachlich geantwortet, das sagt doch auch schon sehr viel :-((

    Wurde De Weck eigentlich in Geiselhaft genommen, der wäre doch Garant für Seriosität, wo ist er?

    http://www.zentrum-der-gesundheit.de/pfizer-ia.html

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