Sperberauge

Günstige Prämien für Sporttreibende

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Erstmals in Europa: Wer nachweislich Sport treibt, profitiert bei «Generali» von Krankenkassen-Rabatt.

Als erster grosser Versicherungskonzern bietet die «Generali»-Gruppe ein Telemonitoring an, das Fitness-Aktivitäten, Lebensstil und Ernährung von Versicherten erfasst. Wer gesund lebt, erhält Prämienrabatte, Gutscheine und Geschenke.
Die Daten müssen Versicherte mit einer App, welche Schritte zählt, sportliche Aktivitäten misst, gesunde Ernährung und Vorsorgetermine erfasst, an die Versicherung übermitteln. «Wir wollen das Verhalten unserer Versicherten beeinflussen, denn gesündere Kundinnen und Kunden sind besser für uns», erklärte «Generali»-Konzernchef Mario Greco vor Investoren in Köln. Die neue Versicherungsvariante will «Generali» in den nächsten 12 bis 18 Monaten in Deutschland einführen. In der Schweiz soll noch nichts geplant sein. Für Zusatzversicherte wären die Kassen frei, solche Angebote einzuführen.
Bereits seit drei Jahren
Vorbild für «Generali» ist der US-Krankenversicherer «United Healthcare». Er bietet den Versicherten bereits seit drei Jahren günstigere Prämien an, wenn sie täglich eine bestimmte Zahl Schritte machen und dies mit einem Schrittzähler auch nachweisen können. In Europa sollen auch «Allianz», «Axa» und andere Versicherungskonzerne an ähnlichen Projekten arbeiten, berichtet die «Süddeutsche Zeitung». Wer risikoreicher lebt, soll höhere Prämien zahlen als wer versucht, gesund zu leben.
Nichts Neues
Prämien, die vom Verhalten abhängen, sind nichts Neues. Autofahrende kennen das Bonus-Malus-System und die teureren Prämien für Jungfahrer. Der Abschluss einer Lebensversicherung hängt vom Gesundheitszustand ab. Die Suva kann ihre Invalidenrenten reduzieren, wenn risikoreiche Sportarten, starkes Rauchen oder übermässiges Trinken den Grad der Invalidität beeinflusst haben. Nach einem durch grob fahrlässiges Verhalten mitverursachten Unfall kürzt die Suva das Taggeld.
Kein Datenschutz bei Privatversicherungen
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg steht der Einführung der «Generali»-Gesundheitsprämie skeptisch gegenüber, weil «Versicherte individuelle Informationen preisgeben müssen». Allerdings kennen Krankenkassen ihre Mitglieder ohnehin sehr gut, weil sie die Arztrechnungen und Rezepte erhalten. Sobald Mitglieder einen privaten Zusatz versichern, müssen sie auf einem Fragebogen über ihren vergangenen und gegenwärtigen Gesundheitszustand umfassend informieren. Bei lückenhaftem Ausfüllen drohen Leistungskürzungen.
Doch Felix Hufeld von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungskaufsicht in Bonn hält die Entwicklung für problematisch und erklärte gegenüber der «Süddeutschen Zeitung»: «Wenn wir den Gedanken zu Ende denken, kann das letztlich zu einer Atomisierung des Kollektivs führen», was Wesen und Zweck von Versicherungen gefährde.


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