Sperberauge

Merkel – Trainerin der Nation

Heinz Moser © zvg

Heinz Moser /  Die Fussball WM ist endgültig vorbei. Doch nun wuchern die Vergleiche zwischen Politik, Fussball und Sport.

Nach dem Rauswurf der Brasilianer sollen die Wahlchancen ihrer Präsidentin arg geschmälert sein. Dafür glänzt Angela Merkel im Angesicht des deutschen Goldpokals. Nach Silke Mertins von der «NZZ am Sonntag» scheinen Kanzler- und Traineramt miteinander zu verschmelzen, schreibt sie doch: «Das Spiel der Nationalmannschaft entspricht ihrem Politikstil. Sie sieht sich als Trainerin eines Teams. Egomanen wie Gerhard Schröder oder Peer Steinbrück von der SPD sind ihr ein Gräuel. Und die deutschen Wähler lieben Merkel dafür. Nie ist die Kanzlerin beliebter gewesen als jetzt.»

Richtig daran ist, dass die Allianz zwischen Sport und Politik existiert. Das brasilianische Beispiel zeigt im Moment der sportlichen Enttäuschung, dass sportlicher Glanz ein brüchiger Ruhm sein kann. Bildung, Krankenhäuser, Busse und Bahnen sind für das langfristige Wohl eines Landes wichtiger als triumphale Fussballstadien und Sportstätten. Das hat auch Putin erfahren, der sich im Glanz der Olympischen Winterspiele und bald auch in jenem der Fussballweltmeisterschaft von 2018 sonnen wollte und will.

Ja, wenn Politik so einfach wäre wie die klaren Regeln eines Fussballspiels. Auch Merkel musste sich schon am Tag danach wieder mit dem Alltag des Ukraine-Konflikts, Sanktionen gegen Russland und mit den EU-Kritikern beziehungsweise -kritikerinnen aus Grossbritannien auseinandersetzen. Ob da der Vergleich mit einer Fussballtrainerin taugt, ist fraglich. Sind es doch nicht einzelne Individuen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss, sondern andere Parteien, Lobbys und Interessengruppen. Und ob nicht auch die Merkel manchmal egomanisch hart vorgeht? Etwa wenn sie nach der verlorenen Wahl in Nordrhein-Westfalen den damaligen Umweltminister Norbert Röttgen aus dem Kabinett warf oder den Rücktritt von Bundespräsident Christoph Wulff «tief bedauerte», als der nicht mehr zu halten war. Umgekehrt mag bezweifelt werden, ob «Muttis» Talent, Probleme auszusitzen, so beflügelnd für das Team von Jogi Löw wäre.

Wenn sie sich schon mit Fussballgrössen vergleichen müsste, dann weniger mit Jogi Löw als mit unserem Sepp Blatter, bei dem es ja auch um politisches Machtgerangel, Geld und Einfluss geht. Doch soll sich Angela Merkel diesen Vergleich mit der FIFA wirklich antun?


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2 Meinungen

  • am 24.07.2014 um 13:50 Uhr
    Permalink

    Die Politik Merkels hat viele Kennzeichen. Sie vereint die Mentalität des Aussitzens und Durchwurstelns von Sepp Blatter und die Unemotionalität und Sachlichkeit des Jogi Löws. Noch weitere 18 Jahre Angela Merkel? Sepp Blatter ist inzwischen 78 Jahre alt. Noch 18 Jahre Jogi Löw? Das ist eher unwahrscheinlich, obwohl die Deutschen natürlich auch die nächsten 18 Jahre gerne Fussball-Weltmeister bleiben würden. Auf jeden Fall bräuchte Europa weitere 18 Jahre Angela Merkel um zu gesunden, aber so viel Zeit wird ihr die SP selbst als Koalitionspartner wohl kaum einräumen…..

  • am 26.07.2014 um 02:13 Uhr
    Permalink

    Meine persönliche Meinung. Ich kann falsch liegen. Sie aber auch.
    Frau Merkel geht konsequent egomanisch vor. Einen direkten Vergleich mit einem Fussball-Trainer kann ich nicht erkennen. Ausser, dass auch dieser konstant Erfolge liefern muss, um nicht gefeuert zu werden. Merkel gibt sich heimlich selber ihre Steilvorlagen, um dann den Ball ins gegnerische Tor zu schubsen. Dass hier keiner «Foul-Play» schreit, wundert nur den selber denkenden Mittelständler. Schliesslich zahlt er den Eintritt für das Grümpelturnier «seiner» Elite. Und schaut seinen (nicht gewählten) europäisierten Germanen beim Händeschütteln, Krisensitzungen feiern, Jetset-Blitzbesuche abstatten kopfschüttelnd zu. Zum Demonstrieren fehlen dem Mittelständler Zeit und Kraft. Er muss schliesslich arbeiten. Als gelernte Wissenschaftlerin kaschiert Mutti unter dem Deckmantel ihres Hosenanzugs gekonnt ihre unstillbaren Machtgelüste. Charaktere wie sie können nur in der Hochkonjunktur überleben. Deshalb hält sie selbige mit Hilfe der Deutschen- respektive EZB-Bank, am Leben. Koste es (den Steuerzahler) was es wolle. Der Deutsche blendet im künstlichen Sonnenstrahl des DAX den drohenden Eisberg gekonnt aus.
    Wir dürfen davon ausgehen, das La Merkel dereinst als Zerstörerin der EU in die Annalen eingehen wird. Und wir alle haben ihr dabei zugeschaut und sie für «so natürlich» und «bescheiden» und gescheit eingestuft, dass wir niemals zugeben werden, dass sie uns alle reingelegt hat. Somit gewinnt wieder Angela M.

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