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Synes Ernst, Spiel-Experte © cc

Der Spieler: Diese Spiele passen in den Ferienkoffer

Synes Ernst. Der Spieler /  In den Ferien haben wir viel unverplante Zeit zur Verfügung. Nutzen wir sie sinnvoll – mit Spielen! Hier ein paar Vorschläge.

Kleinformatig müssen sie sein, die Spiele, die man in die Ferien mitnimmt. Denn der Platz in den Koffern und Rucksäcken ist knapp. Und kompliziert sollten sie auch nicht sein. Wer will sich denn schon in den Ferien mit langen Spielregeln oder schwerverständlichen Spielabläufen herumschlagen? Erfreulicherweise ist das Angebot an Titeln, welche diese beiden Kriterien erfüllen, riesig.

Bewährte Klassiker

Ich kenne viele, vor allem Familien mit Kindern, bei denen in den Ferien vor allem die bewährten Klassiker zum Zuge kommen. Sie setzen auf Bewährtes, wie „Uno“, „Ligretto“, „Elfer raus“, „Skip Bo“, „Dog“, „Yatzee“, „Werwölfe“ und wie sie alle heissen. Klassiker sind auch Jass- oder ganz generell Spielkarten. Denn in den Ferien hat man ja genügend Zeit, um Kinder in die Kunst des Jassens einzuführen. Und wenn schon Spielkarten dabei sind, warum nicht mal kurz vor der Abreise im Internet nach Regeln für entsprechende andere Spiele suchen? Die Vielfalt an Möglichkeiten ist unermesslich.

Das Gleiche gilt auch für Würfel. Dieses wunderbare Spielgerät darf meines Erachtens in keinem Feriengepäck fehlen. Auch hier lassen sich Regeln zu den unzähligen klassischen Würfelspielen im Internet finden. Ich empfehle jedoch, in den Ferien mal was Neues auszuprobieren, etwa „Knister“ oder „Qwixx“ (beide Nürnberger Spielkarten). Ganz abgesehen davon, dass das Spiel mit dem Zufall, um das es beim Würfeln geht, immer voller Spannung ist, ist bei diesen Titeln ein Element eingebaut, welches das emotionale Potenzial zusätzlich noch verstärkt: Alle würfeln für alle. Mein Wurf gilt also auch für meine Mitspielenden. Ein sehr intensives Spielerlebnis ist die Folge.

Kopf bei der Sache

Intensiv sind auch „Fiese 7“ (Drei Hasen in der Abendsonne) und „Dodelido“ (Drei Magier/Schmidt Spiele). Beide Spiele bringen Leben in die Bude. Es handelt sich um einfache Kartenablegespiele, bei denen man jedoch den Kopf total bei der Sache haben muss. Was man hier nicht lacht! Denn immer wieder gibt es irgendjemanden, der einen kurzen Moment lang nicht aufmerksam ist. Sehr empfehlenswert für das Spiel mit Kindern, da diese hier uns Erwachsenen absolut ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen sind. Bei so genannten Gedächtnisspielen ist das eh der Fall. Interessante Weiterentwicklungen der einfachen Memory-Ideen bieten „Memoarrr“ (Pegasus) oder „Deja vu“ (Amigo). Lassen Sie sich vom Begriff „Weiterentwicklung“ nicht abschrecken! Auch mit den neuen Elementen bleiben die Spiele eingängig.

Weg von den Gedächtnisübungen, hin zu Boshafterem, zu Spielen, die kleine Piesack-Faktoren enthalten, die im Verlauf des Spiels bei den Mitspielenden immer wieder Ärger verursachen. Wer ein bisschen Schadenfreude nicht erträgt, sollte um „Schöne Sch#!?e“ (Amigo) und „Linko“ bzw „Abluxxen“ (Ravensburger) lieber einen weiten Bogen machen. Beide Spiele thematisieren auf witzige Art und Weise das Geben und Nehmen, wobei man feststellen muss, dass das eine nicht seliger oder besser ist als das andere. Beides kann eklig sein. Und macht unheimlich Spass.

Nachdem man sich tüchtig geärgert hat, ist es vielleicht nicht schlecht, mit dem taktischen Sammel- und Legespiel „Machi Koro“ (Kosmos) die Gemüter ein wenig zu beruhigen. Oder mit dem ungewöhnlichen Kartenspiel „Hanabi“ (Abacus-Spiele) das kommuikative und kooperative Potenzial, das in jeder Gruppe steckt, zu fördern.

Etwas Neues ausprobieren

Alle bisher erwähnten Titel zählen zu den bekannten und bewährten Spielgattungen. Viele Menschen probieren in den Ferien etwas Neues, Ungewohntes aus, ein exotisches Essen oder eine etwas schräge Frisur. Warum aber nicht mal den Versuch mit einer neuen Spielegattung wagen? Da bieten sich die so genannten Escape Room-Spiele geradezu an. Die Teilnehmenden befinden sich in einem geschlossenen Raum – einer verlassenen Hütte, einer Eisstation oder einer verbotenen Burg – und müssen nun gemeinsam den Schlüssel suchen, mit dem sie den Ausgang zur Freiheit öffnen können. Die spannende Aufgabe muss innert einer bestimmten Zeit gelöst werden, sonst hat die Gruppe verloren. Den Massstab für diese Gattung von Spielen, bei der Denken, Geschicklichkeit und Teamfähigkeit gefordert werden, setzen die Vorlagen der „Exit“-Reihe (Kosmos), wobei es sich empfiehlt, auf dem Einsteiger-Niveau zu beginnen. Aufgepasst: Das Spielmaterial wird zum Lösen der verschiedenen Rätsel benötigt, so dass man es nicht wieder verwenden kann. Das ist bei „Deckscape“ (Abacus-Spiele) anders: Hat eine Räuberbande die Sicherheitssysteme des Casinos von Venedig überlistet und ist ihr die Flucht mit der Beute, dem 1 Milliarden-Euro-Poker-Chip, gelungen, können sich andere Gruppen mit dem gleichen Kartenset nochmals der gleichen spannenden Herausforderung stellen.

Zum Schluss mein Ceterum censeo, das ich mit einem gewissen Augenzwinkern formuliere: Solange ich über Spiele schreibe und in dieser oder ähnlicher Form Empfehlungen für kleinformatige Titel mit hohem Spielwert abgebe, werde ich „6 nimmt!“ (Amigo) erwähnen. Überall, wo dieses Karten-Ablegespiel auf den Tisch kommt, wird es mit Begeisterung gespielt. Es bietet gute Unterhaltung, macht Spass und ist durchaus geeignet, aus Spielmuffeln spielbegeisterte Menschen zu machen. Was will man noch mehr?

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Spielekritiker für das Ausgehmagazin «Apéro» der «Neuen Luzerner Zeitung». War lange Zeit in der Jury «Spiel des Jahres», heute noch beratendes Mitglied, in dieser Funktion nicht mehr aktiv an der Juryarbeit beteiligt.

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Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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