
Haribo-Bärchen: Kinderarbeit in Brasilien und Tierquälerei in Deutschland
Haribo greift zu billiger Weisswaschmethode
An den Gummibärchen haften Kinderarbeit und Tierquälerei. Statt Abhilfe zu schaffen, hält der Konzern seine Kunden zum Narren.
Unter der Überschrift «Haribo wehrt sich» versucht der Konzern seit Mitte Januar, sich von den schweren Vorwürfen der ARD-Sendung «Markencheck» weisszuwaschen. Die Vorwürfe seien «monströs aufgebläht und effekthascherisch».
Das Carnauba-Wachs, mit dem die Bärchen behandelt werden, würden in Brasilien «unter menschenwürdigen und gesetzeskonformen Bedingungen» hergestellt. – ARD-Reporter hatten vor Ort festgestellt und gefilmt, dass zur Gewinnung dieses Wachses Kinder eingesetzt und gesetzliche Mindestlöhne nicht eingehalten werden.
Auch zur Herstellung der Gelatine würden «die Schweinemastbetriebe die Grundsätze ordentlicher Tierhaltung einhalten», behauptet Haribo. – ARD-Reporter hatten in einem solchen Mastbetrieb fürchterliche Zustände festgestellt und heimlich gefilmt.
«Unabhängige Auditoren»
Um seine Unschuld zu «beweisen», stützt sich der Haribo-Konzern auf «unabhängige und zertifizierte Auditoren», die den Vorwürfen nachgegangen seien: «Wir haben die Vorwürfe sehr ernst genommen und einen grossen Aufwand betrieben, um hier schnell ein unabhängiges und fundiertes Bild zu bekommen.» Die Auditoren hätten «keine grundlegenden Mängel gefunden». Die «konkreten Vorwürfe der ARD-Sendung ‹Markencheck› haben sich nicht bestätigt».
«Ein einziges Manko» gibt Haribo dann doch zu: In Brasilien würde «in Einzelfällen der gesetzliche Mindestlohn unterschritten».
Haribo gibt die Berichte der Auditoren nicht heraus
Mit der Medienmitteilung von Haribo wollte sich Infosperber nicht zufriedengeben, sondern die vollständigen Berichte der Auditoren konsultieren. Doch Haribo winkte ab: «Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir keine Audit-Berichte zur Verfügung stellen können», teilte Haribo-Sprecherin Jacqueline Schneider mit.
«Nicht können»? Haribo hat die Berichte in Auftrag gegeben und bezahlt.
Haribo-Liebhaber haben wohl absolut kein Verständnis dafür, weshalb Haribo die Herausgabe der Auditoren-Berichte verweigert.
Keine Klage eingereicht
Die ARD-Sendung mit ihren Vorwürfen der Ausbeutung von Menschen und der Tierquälerei war für Haribo extrem rufschädigend. Solche schweren Anschuldigungen dürfen Medien nur erheben, wenn sie erstens beweisbar sind und wenn zweitens ein öffentliches Interessen an der Verbreitung dieser Vorwürfe besteht.
Infosperber wollte vom Haribo-Konzern wissen, ob er gegen die ARD Ehrverletzungs-, Schadenersatz- und allenfalls UWG-Klagen eingereicht hat. Und falls nicht, weshalb. Haribo antwortete ausweichend, «bezüglich juristischer Themen keine Informationen bereitzustellen».
Stellungnahme der ARD
Zum Versuch von Haribo, sich reinzuwaschen, nahm Simon Pützstück, Redaktor der ARD-Sendung «Markencheck», gegenüber einem Leser von Infosperber wie folgt Stellung:
«Es gibt keinen Anlass, an den Erkenntnissen unseres Films zu zweifeln. Die Redaktion hat genügend Beweise für das, worüber sie berichtet hat. Die aktuelle Stellungnahme von Haribo entkräftet auch nicht die Vorwürfe des Films. Vielmehr geht sie auf die konkreten Vorwürfe gar nicht ein, bzw. dementiert diese nicht.»
----------------------------------
- Infosperber vom 19.10.2017: «Haribo: Kinderarbeit und Tierquälerei»
- ARD-Sendung «Markencheck» vom 16.10.2017 über die Haribo-Bärchen
- Haribo wehrt sich gegen Vorwürfe von «ARD-Markencheck», 14.1.2018
Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors
Keine
Meinungen / Ihre Meinung eingeben
Ähnliche Artikel dank Ihrer Spende
Möchten Sie weitere solche Beiträge lesen? Ihre Spende macht es möglich:
Mit Kreditkarte oder Paypal - oder direkt aufs Spendenkonto
für Stiftung SSUI, Jurablickstr. 69, 3095 Spiegel BE
IBAN CH0309000000604575581 (SSUI)
BIC/SWIFT POFICHBEXXX, Clearing: 09000
Einzahlungsschein anfordern: kontakt@infosperber.ch (Postadresse angeben!)
2 Meinungen
Ihre Meinung
Loggen Sie sich ein. Wir gestatten keine Meinungseinträge anonymer User. Hier können Sie sich registrieren.
Sollten Sie ihr Passwort vergessen haben, können Sie es neu anfordern. Meinungen schalten wir neu 9 Stunden nach Erhalt online, damit wir Zeit haben, deren Sachlichkeit zu prüfen. Wir folgen damit einer Empfehlung des Presserats. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge, welche andere Personen, Institutionen oder Unternehmen beleidigen oder unnötig herabsetzen, oder sich nicht auf den Inhalt des betreffenden Beitrags beziehen, zu kürzen, nicht zu veröffentlichen oder zu entfernen. Über Entscheide der Redaktion können wir keine Korrespondenz führen. Zwei Meinungseinträge unmittelbar hintereinander sind nicht erlaubt.
Spende bei den Steuern abziehen
Sie können Ihre Spende von Ihrem steuerbaren Einkommen abziehen. Für Spenden über 20 CHF erhalten Sie eine Quittung zu Handen der Steuerbehörden. Die Spenden gehen an die gemeinnützige «Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängiger Information» SSUI, welche die Internet-Zeitung «Infosperber» ermöglicht. Infosperber veröffentlicht Recherchen, Informationen und Meinungen, die in der grossen Presse wenig oder gar keine Beachtung finden. Weitere Informationen auf der Seite Über uns.
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Spende!