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Lernen mit Computern in der Schule © CC Lucélia Ribeiro

Computer in Schulen ja, aber richtig

Heinz Moser /  Die Informatik soll einen stärkeren Platz in der Schule erhalten. Doch vieles ist noch unausgegoren.

Die Lobby für Informatikunterricht in der Schule kämpft seit langem dafür, dass in der Schule mehr als der blosse Umgang mit Computern und Medien gelernt wird. Sah der Lehrplan 21 ursprünglich vor, ICT und Medien in die anderen Fächer zu integrieren, so schlägt nun eine Expertengruppe vor, ab der dritten Primarklasse eine Lektion für den Unterricht mit Computern zu reservieren. Diese Verstärkung des Umgangs mit den digitalen Medien an den Schulen ist grundsätzlich zu begrüssen. Sie entspricht den Anforderungen einer Gesellschaft, die kaum mehr Bereiche kennt, wo Computer und neue Medien keine Rolle spielen.

Doch die vorgeschlagene Lösung hat mehrere Pferdefüsse:

Die reine Lehre im Vordergrund

So besteht die Tendenz, vor allem den Informatikunterricht als Kern der Übung zu pushen. Wie schon vor vierzig Jahren sollen Kinder bereits ab der Primarschule programmieren lernen. Damals ging man davon aus, dass jeder Nutzer in Zukunft seine Anwendungen auf dem PC selber schreiben werde. Im Zeitalter von Office und Apps steht heute das Ziel einer optimalen Vorbereitung auf die Informationsgesellschaft und der Vorbereitung auf die zunehmend wichtigen Informatikberufe im Mittelpunkt.

Zur Realisierung der Programmieridee werden Konzepte wie die Steuerung von Computer-Schildkröten als «neue « Ansätze verkauft, obwohl sie sich schon vor Jahrzehnten in den Schulen nicht durchgesetzt haben. Programmieren dürfte sich immerhin besonders eignen, Leistungen abzufragen und zu benoten.

Daneben stehen die «blossen» Anwenderprogramme, die nach wie vor in die einzelnen Fächer abgeschoben werden. Doch im Berufsleben brauchen die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen primär den Umgang mit den Anwendungen, die für ihr Tätigkeitsfeld wichtig sind. Wird die Vermittlung dieser Grundlagen aber allein in den Flickenteppich der Fächer gelegt wird, wo alle irgendwie etwas tun, so bleibt unklar, wo das Arbeiten mit Programmen wie Word oder Powerpoint gründlich gelernt wird.

Geht es um die Leitlinie einer Medienbildung, dann sollte auch nicht das Programmieren oder eine systematische Einführung in die Informatik im Zentrum stehen. Vielmehr geht es darum, dass Kinder und Jugendliche lernen, was alles hinter den technischen Geräten wie Handy, Laptop und PC steht, die sie benutzen. Ziel müsste also ein Blick unter die «Haube» der Maschine sein – so wie man im Physikunterricht lernt, was dahinter steckt, wenn man das Licht in der Küche anknipst.

Die verhängnisvolle Idee mit den Modulen

Zudem ist es ein generelles Problem, Informatik und Medien im bereits total überladenen Lehrplan prominent zu verankern. Weil man nicht daran glaubt, dass ein Fach in diesem Bereich politisch durchsetzbar ist, begnügt man sich mit «Modulen». Diese sollen mit einer zeitlich verbindlichen Vorgabe im Lehrplan festgeschrieben werden. Damit aber wird in den Lehrplänen ein neues Element zwischen den fachübergreifenden Bereichen und den eigentlichen Fächern eigeführt: das Modul. Es ist weder Fisch noch Vogel, da es doch nur ein Miniprogramm ermöglicht, wenn es wirklich um die systematische Einführung informatischer Grundkenntnisse gehen sollte. Schlimmer noch: Da werden auch andere Themengebiete auf den Geschmack kommen, die sich in den Schulen zu wenig repräsentiert fühlen. Der Hick Hack um die Fächerverteilung läuft dann geradewegs auf einen Verteilungskampf um zusätzliche Module in den Schulen hinaus. Das könnte rasch das Aus für alle solche Zwischenformen im Lehrplan bedeuten.

Die nächste Finanzierungswelle

Zudem wird die Verstärkung des Informatikunterrichts in den Schulen nur über Aus- und Weiterbildungsmassnahmen zu erreichen sein. Und das wird viel Geld kosten. Wieder einmal. Denn seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts sind immer wieder umfangreiche Programme in den Kantonen finanziert worden – leider bis heute mit ungenügendem Erfolg. Sonst müsste nach bald 40 Jahren doch eine Lehrerschaft herangebildet worden sein, welche die neuen Anforderungen des Lehrplans 21 ohne weitere teure Weiterbildungsmassnahmen zu bewältigen vermöchte. Die Forderung nach neuen Finanzen legt so den Finger auf das Desaster der Einführung des Computers in den Schulen.
Ohne überzeugende Konzepte und mit einer «Weder-Fisch-noch-Vogel-Politik» besteht die Gefahr, dass ein weiteres Kapitel in dieser Trauergeschichte geschrieben wird.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Heinz Moser war bis 2013 Professor für Medienpädagogik an der Universität Kassel und an der PH Zürich.

Zum Infosperber-Dossier:

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Bildungsreformen

Lebenslanges Lernen heisst die Devise. Aber wie gelingt Lernen? Von der Volksschule bis zur Weiterbildung?

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72 Meinungen

  • am 21.06.2014 um 11:35 Uhr
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    Der Autor widerspricht sich mit dieser Aussage selber: «Geht es um die Leitlinie einer Medienbildung, dann sollte auch nicht das Programmieren oder eine systematische Einführung in die Informatik im Zentrum stehen. Vielmehr geht es darum, dass Kinder und Jugendliche lernen, was alles hinter den technischen Geräten wie Handy, Laptop und PC steht, die sie benutzen. Ziel müsste also ein Blick unter die «Haube» der Maschine sein – so wie man im Physikunterricht lernt, was dahinter steckt, wenn man das Licht in der Küche anknipst.» Genau darum geht es, wenn Kinder das Programmieren erlernen: das rudimentäre Beherrschen einer Programmiersprache ist heute genauso eine emanzipatorische Kulturtechnik wie es Lesen und Schreiben in der Zeit der Aufklärung war. Worin ich jedoch einig gehe mit dem Autoren ist, dass dabei die Hardware-Seite völlig ausgeblendet werden. Dabei gäbe es heute mit Raspberry Pi, Arduino und Co. genügend einfach gehaltene Hardware-Plattformen, mit denen (1) die Funktionsweise erlernt und (2) die Hardware auch selber programmiert werden kann. Das grösste Problem wird m.E. sein, genügend ausgebildete Lehrkräfte dafür zu finden. Ich gehöre zu der Generation, die vor 30 Jahren «in den Genuss» von Informatik-Unterricht kam – mit einem Lehrer (Mathe im Gymnasium), dessen (Programmier-)Kenntnisse geringer waren als jene der Schüler, die fast alle bereits einen Homecomputer im Kinderzimmer stehen hatten …

  • am 22.06.2014 um 10:35 Uhr
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    Ich kann der Widersprüchlichkeit, die Michael Gisiger aufzeigt, nur zustimmen.

    So, wie ich in der Schule nicht gelernt habe Auto zu fahren, aber sehr wohl im Physikunterricht, wie der Ottomotor funktioniert, so soll heute in der Schule nicht in erster Linie das Anwenden eines Computers, sondern z.B. die Funktionsweise dieses «deterministischen Automaten» behandelt werden.

    Statt «nur» grosse Zahlen schriftlich zu multiplizieren und zu dividieren, würden die SchülerInnen mit stufengerechtem Programmieren zwar ähnliche Hirnzellen trainieren, sich darüber hinaus jedoch Fähigkeiten aneignen, die sie im späteren Leben gut gebrauchen könnten.

    Es muss nicht einmal die Mitwirkung in einem IT-Projekt sein. Schon das Abstraktionsvermögen, das es braucht, um Anwenderwünsche umsetzbar zu formulieren, wird in der Praxis schon sehr viel bringen.

  • am 22.06.2014 um 17:48 Uhr
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    Es sollte hier nicht vergessen warden, dass der Computer eine gewaltige Erweiterung unseres «Sinnesorganes» Hirn bedeutet, um das uns Euler, Newton, daVinci, Kepler und viele mehr enorm beneiden würden. Es hat heute viele wissenschaftliche Simulationen, die einfach atemberaubend sind. Persönlich habe ich auch viel Spass an der Orientierungslaufsimulation «catching features".

  • am 22.06.2014 um 19:17 Uhr
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    Heinz Moser legt den Finger auf das Desaster an den Lehrerbildungsstätten – und damit auch auf sich selbst (sic!)

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 23.06.2014 um 09:54 Uhr
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    Der Beitrag legt in aller Kürze den Finger auf den wunden Punkt. Informatik sollte man zum Verständnis des Ganzen nicht überbewerten.

    Für mich eine Anregung für eine Vorlesung bei der Volkshochschule Aarau im Dezember mit der Fragestellung: Welche Rolle spielt beim heutigen «Computerwissen» die traditionelle Gelehrsamkeit? Sicher scheint, dass ihre Rolle keineswegs ausgespielt ist. Sie muss aber neu erfasst werden.

  • am 23.06.2014 um 12:19 Uhr
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    @Pirmin Meier: Wie definieren Sie «traditionelle Gelehrsamkeit"? Im Sinne eines humanistisch-aufklärerischen «Lesen und Kompilieren"? Falls ja, dann stelle ich mich auf den Standpunkt, dass in diesem Sinne Programmier- und Hardware-Kenntnisse (letzteres im Sinne von Verstehen, wie es funktioniert *und* in Grundzügen nachbauen können) eben auch zu einem modernen «Gelahrten"-Dasein gehören: Denn genau so, wie die Kulturtechnik Lesen das Individuum mittels Zugang zu Wissen und Welt-"Verstehen» aus der Unmündigkeit führt, so macht es die Kulturtechnik Programmieren möglich, Chancen und Risiken der Digitalisierung einzuschätzen und einzuordnen. Nur mit ihr kann der Einzelne im Weberschen Sinn die Computer-Welt entzaubern. Ohne sie bleibt dieses «Digitalien» ein magisches, welches wahlweise das Individuum versklavt oder durch seinen Fetisch-Charakter unmündig macht.

    Wann im Dezember kann man denn der Vorlesung beiwohnen?

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 23.06.2014 um 12:43 Uhr
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    Wenn Sie glauben, Albrecht von Haller, Goethe, Jacob Burckhardt seien ein Lexikon von Lesen und Kompilieren gewesen, dann haben sie gerade das Wesen dieser Gelehrsamkeit nicht verstanden. Schon Heraklit warnte vor blosser Vielwisserei.
    Aber wie erstellt man eine Basis? Das wäre eine der grössen Fragen auch heutiger Pädagogik.

    Das Datum der Vorlesung muss ich selber noch von der Volkshochschule Aarau abwarten. Danke der Rückfrage.

  • am 25.06.2014 um 12:48 Uhr
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    Ich hielt meinigen damaligen freiwilligen Computerunterricht in der Schule für etwas unbeholfen und ineffizient, aber auch beeindruckend (wir gaben sehr einfache Programme auf grossen Stapeln von Lochkarten in riesige Maschinen ein und bekamen stapelweise Papier zurück). Jedoch bekam ich dadurch solide Grundkenntnisse, die mich heute befähigen.
    Es gibt heute wohl zu wenig befähigte Lehrpersonen und überhaupt Berufsleute, obwohl die Informatik jeden Lebensbereich durchdringt.

    Ich empfehle für Schulen den Lernstick der PH Nordwestschweiz (http://www.imedias.ch/projekte/lernstick/, http://lernstick.educa.ch/de). Dieses System läuft auch auf älterer Hardware und enthält neben den meisten Standardprogrammen auch Lernprogramme und verschiedene spielerische Programmierumgebungen für Kinder bis zur Hochschule.

    Die Schulverwaltungen könnten damit Millionen sparen (aber sie glauben es nicht!) und mit dem gesparten Geld Lehrkräfte einstellen.

  • am 25.06.2014 um 16:33 Uhr
    Permalink

    @Schmidt: Mehr als die Hälfte aller Schüler schlagen sich heute mit android-Geräten rum. Tablets, Handys usw. Dieses System läuft vor Allem auf älterer Hardware, müssten Sie sagen…

    Nein, es braucht plattformunabhängige Webapplikationen, multimediale Lehrmittel usw.

  • am 25.06.2014 um 17:10 Uhr
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    Also bei uns haben mindestens 2 Drittel das Ding mit dem angebissenen Apfel. Es braucht nicht plattformunabhängige WebApps, sie sind da: Google Drive, OneDrive, Evernote, WordPress usw.

  • am 25.06.2014 um 17:25 Uhr
    Permalink

    Wo denn? Steve-Jobs-Gedenk-Schule?

    Auch was schon da ist, braucht es 😉

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 25.06.2014 um 20:50 Uhr
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    Ist alles eine Chance, sie muss richtig wahrgenommen werden; wird sie falsch wahr genommen, kann man dabei auch «dümmer» werden.

  • am 26.06.2014 um 11:16 Uhr
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    Es gibt hier in Südkorea genügend Studien, welche beweisen, dass Kinder (fast) ohne Zugang zu Computern die ganze Geschichte im Alter von 15 Jahren nach einem viertel Jahr Intensivtraining genauso gut beherrschten, wie die übergewichtigen, Gadget-Überladenen App-Kinder, welche den Sandkasten nur vom iPad her kennen. Mit dem schlagenden Vorteil, dass sie in der Freizeit ihre Sozialkompetenzen bilden und vertiefen konnten; also bessere und zufriedenere Mitmenschen wurden. Was bitte, soll ein dröger Volksschullehrer einem Durchschnitts-Apple-Konsumentenkind denn noch beibringen können? Und wer bezahlt die ganze Chose? Der Steuerzahler? Was Kinder vom Lehrpersonal brauchen, ist die psychologisch fundierte Vermittlung des korrekten Umgangs mit Menschen, das Beherrschen des Lesens und Schreibens und das Erlernen des Rechnens. Der Rest ist (auch wichtige) Beilage. Dazu braucht es allerdings eine völlig neue Generation Lehrerinnen und Lehrer. Selektioniertes, gut geschultes Personal, welches seine Autorität auf natürliche Weise und mit Fug und Recht verbreiten kann. Gute Bezahlung, aber auch periodische Überprüfung ihrer Kompetenzen wird dann plötzlich auch ihre gesellschaftliche Anerkennung wiederherstellen. Die 1968er sind zum Glück vorbei!

  • am 26.06.2014 um 11:43 Uhr
    Permalink

    Ja, @Stiefenhofer, genau diese «Durchschnitts-Apple-Konsumentenkinder» sind eben genau das Problem, die – wie die meisten anderen auch – nur Anwenderkenntnisse (wenn überhaupt). Keine Ahnung, was diese Dinger namens iPad und Co. überhaupt antreibt, wie man eine App programmiert usw. Informatikunterricht sollte eben Grundlagen vermitteln. Es ist doch viel zu spät, wenn man z.B. bei Auszubildenden im IKA-Unterricht ganz vorne anfangen und erklären muss, was ein Prozessor ist und was er tut, oder dass man Computern mit Programmiersprachen beibringt, was sie zu tun haben. Hätten sie das schon gelernt – am besten inkl. einfacher Programmiersprache -, dann könnte man mit denen z.B. schon einfache VisualBasic-Scripts in MS Office programmieren, die die Arbeit ungemein erleichtern.

  • am 26.06.2014 um 11:56 Uhr
    Permalink

    Die fehlende (Aus-) Bildung beginnt bei den selbsternannten DozentInnen an den PH’s. Für die ist ein Smartphone auch nur ein Schnurlostelefon.

  • am 26.06.2014 um 12:10 Uhr
    Permalink

    @Michael Gisiger: Ja, Sie haben Recht. Aber es ist meiner Meinung nach unsinnig, dass bereits Drittklässler so etwas Langweiliges erlernen müssen. Oder anders gesagt; es ist keine Priorität, dass Kinder die Innereien eines Computers kennen müssen. Kennen wir Erwachsenen auch nicht und trotzdem funktionieren wir ganz ordentlich. Und zwar mit durchaus anspruchsvollen Computern. Nicht bloss iPads und Laptops. Dass den Kids zu gegebener Zeit Programmiersprachen vermittelt werden, macht natürlich Sinn. Aber doch nicht einem Zehnjährigen.

    @Beat Rüedi: Bullseye!

  • am 26.06.2014 um 12:28 Uhr
    Permalink

    @Renato Stiefenhofer: Doch, doch, ab 10 Jahren sich mit den Grundlagen des Programmierens zu beschäftigen, macht sehr wohl Sinn. Und muss überhaupt nicht langweilig sein. Ist sicher viel spannender als grosse Zahlen schriftlich zu dividieren und multiplizieren.

    Könnte es sein, dass nicht nur «die fehlende (Aus-) Bildung bei den selbsternannten DozentInnen an den PH’s» ein Problem ist, sondern auch die fehlende (Aus-) Bildung der hier teilnehmdenden GegnerInnen?

  • am 26.06.2014 um 12:42 Uhr
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    @Köbi Knüsel:
    Zitat: «Könnte es sein, dass nicht nur «die fehlende (Aus-) Bildung bei den selbsternannten DozentInnen an den PH’s» ein Problem ist, sondern auch die fehlende (Aus-) Bildung der hier teilnehmdenden GegnerInnen?"

    Nice try, Sportsfreund. Diese billige Suggestivfrage ernsthaft zu beantworten würde uns Ungebildete als eben solche entlarven. Sie dürfen sich schon etwas mehr bemühen. Wir sind hier nicht an der PH.

  • am 26.06.2014 um 15:42 Uhr
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    Wow, was für ein Gemetzel! Kein Wunder gibt es in der Schweiz soviele Privatschulen…bei sovielen Pestalozzis!

  • am 26.06.2014 um 16:32 Uhr
    Permalink

    @Renato Stiefenhofer: Wenn für sie einerseits klar ist, dass Rechnen gelernt werden soll, (unabhängig davon, ob es langweilig ist oder nicht) und andererseits das Programmieren pauschal als langweilig bezeichnen, dann zweifle ich am Wissen.

    Lassen sie einen 4. Klässler einige Aufgaben im Stile von «255 : 15 = ?» schriftlich ausrechnen und lassen sie ihn z.B. mit ScratchKara einige Kleeblätter fressen und fragen sie ihn dann, was langweiliger ist. Ich bin überzeugt davon, dass er bei der Programmieraufgabe auch mehr für’s Leben lernt, z.B. im Umgang mit Menschen (Pair Programmimg)!

  • am 26.06.2014 um 16:39 Uhr
    Permalink

    die privatschulen haben vermutlich weniger mit pestalozzi und viel mehr mit den finanziellen möglichkeiten der eltern zu tun.

  • am 26.06.2014 um 17:27 Uhr
    Permalink

    @Rüedi: Viele Privatschulen werden namhaft mit RAV-Geldern gespiesen. Quasi eine Masseneinwanderung in die Privatschulen durch Schüler mit vorwiegend Migrationshintergrund.

  • am 26.06.2014 um 17:29 Uhr
    Permalink

    Die können nicht alle Fussballspielen, Herr Rüedi. Was meinen Sie wo die landen?

  • am 26.06.2014 um 17:45 Uhr
    Permalink

    so ein blödsinn!

  • am 26.06.2014 um 17:51 Uhr
    Permalink

    Was? Glauben Sie das nicht? Dann fragen Sie mal bei den RAVs nach, wo die Jugendlangzeitarbeitslosen geschickt werden. Die Hälfte bis zwei Drittel hat danach ein Diplom – mit bescheidenem wert teilweise, da mit Betrug an Prüfungen errreicht.

    Sie brauchen mir das nicht zu glauben, Herr Rüedi. Ihre Reaktion zeigt mir vor Allem, dass wir es hier mit einer Problematik zu tun haben, die in der Bevölkerung nicht mal im Ansatz wahrgenommen wird.

  • am 26.06.2014 um 18:18 Uhr
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    sehr gut, wenn «das» auch weiterhin nicht wahrgenommen wird – mit betonung auf wahr.
    thema ist ja informatik, medienbildung, weblernen oder wie man das immer nennen will. noch immer befindet sich der computer nicht in der schule. soll er auch gar nicht? eine katastrophe? oder was?

  • am 26.06.2014 um 18:34 Uhr
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    Sehen Sie Herr, Rüedi: Der Computer ist eine Maschine und Maschinen waren immer zur Vereinfachung von Prozessen da. Darum gilt es zwei Aspekte zu betrachten.

    1. Schulung im Umgang

    2. Einsatz beim Lernen und Lehren

    Zweiteres haben die Verlage sträflich vernachlässigt, so dass inzwischen die Schulen selber nach Lösungen suchen. Man darf gespannt sein, wie Verlage die nächsten 5 Jahre reagieren und ob es ihnen gelingt, adäquate Lehrmittel auf der Höhe der Zeit zu produzieren. Mit PDFs in einer Rahmenapplikation machen es sich Verlage zur Zeit etwas zu einfach.

  • am 26.06.2014 um 18:37 Uhr
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    und ersteres verschlafen die PH’s nach wie vor?

  • am 26.06.2014 um 19:02 Uhr
    Permalink

    Man sieht dort wohl keinen Lehrauftrag und denkt, die Lernen das in der Freizeit.

    Auch muss man bedenken, dass erst brauchbare, finanzierbare Tablets es erst ermöglichen, den Unterricht papierloser zu gestalten.

    Aber Lehrer brauchen Tools auf der Höhe der Zeit und die fehlen im Lehrmittelbereich noch. Gerade visuell-orientierte Lerntypen könnten profitieren von gutgemachter, multimedialer Aufbereitung des Schulstoffs.

  • am 26.06.2014 um 19:11 Uhr
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    >90% meiner sus haben ein smartphone. ja, das ist ein vollwertiger computer mit allem drum und dran. nur filme schneiden tue ich nicht damit.
    in erster linie fehlt es den lehrerInnen nicht an den tools, die sind nämlich da. es fehlt ihnen an der ausbildung am und mit dem computer.

  • am 26.06.2014 um 19:21 Uhr
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    Nächstes Jahr, wenn alles gut geht, veröffentliche ich ein interaktives Lehrmittel …spätestens dann Überzeuge ich Sie 😉 …und es läuft auf jedem Smartphone…

  • am 26.06.2014 um 19:34 Uhr
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    das beste lehrmittel ist noch immer der lehrer – sofern dieser gut ausgebildet ist. in sachen medienbildung sprich bildung in und von medien ist resp. wird er das eindeutig nicht. daran ändern auch interaktive lehrmittel nichts.

  • am 26.06.2014 um 19:47 Uhr
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    Der Lehrer ist der Vermittler. Zum Vermitteln braucht er Mittel.

    Interaktivität ist ein Faktor von vielen. Wichtiger ist die multimediale Aufbereitung des Schulstoffs. Stichworte Edutainment, virtual classroom usw.

  • am 26.06.2014 um 19:50 Uhr
    Permalink

    …künftige Lehrmittel vermitteln sich selber. Die Rolle von Lehrer dürfte sich stark verändern.

  • am 26.06.2014 um 20:44 Uhr
    Permalink

    die rolle des lehrers verändert sich laufend – mit oder ohne computer. nein, edutainment hat wenig mit bildung zu tun: bildung ist vielmehr als unterhaltung und spass.

  • am 26.06.2014 um 20:58 Uhr
    Permalink

    Natürlich, Herr Rüedi. Aber auch Unterhaltung. Es freut mich, dass Ihr Unterricht auch unterhaltsam ist und den Schülern Spass macht. Hut ab, es braucht mehr solche Lehrer.

    Bildung, bzw. der Zugriff auf ein Lehrmittel muss heute aber auch mobil, jederzeit und überall möglich sein.

    Es ist zum Beispiel nicht so doof, wenn Schüler vor dem Einschlafen auf dem Handy noch ein Lernvideo anschauen, Lernkarteien durchblättern oder eine Aufgabe lösen.

  • am 26.06.2014 um 21:17 Uhr
    Permalink

    In der Tat, solche Inhalte gibt es seit es Videos gibt. Videos auf das Web stellen oder Lehrmittel in PDFs konvertieren ist wahrlich kein Innovation.

  • am 26.06.2014 um 21:19 Uhr
    Permalink

    was gibt es denn von olivier bregy ? richtig: nichts

  • am 26.06.2014 um 21:23 Uhr
    Permalink

    Geben Sie mir die Email-Adresse. Gebe Ihnen gerne Zugriff auf eine Demo-Version.

  • am 26.06.2014 um 21:25 Uhr
    Permalink

    kennen sie swisscows.ch? sie finden mich auch dort

  • am 26.06.2014 um 21:27 Uhr
    Permalink

    oh, interessant. Vielleicht kommen wir noch ins Geschäft. 🙂

  • am 26.06.2014 um 21:28 Uhr
    Permalink

    ich habe keine ahnung, was sie machen.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 27.06.2014 um 08:34 Uhr
    Permalink

    @Rüedi/Bregy/Stiefelfhofer/Knüsel usw. Lehrmittel vermitteln sich nicht selber. Und «dröge» Lehrer sind auch nicht häufiger als «dröge» Typen in anderen Berufen, nur wirkt es umso verheerender. Als Lehrerinnen- und Lehrerfortbildner warne ich hier vor Pauschalurteilen, andererseits auch abwertenden Sprüchen betr. «Pestalozzi» – bei diesem Thema könnte man viel lernen, es gibt eine Seite u. Verein «Pestalozzi im Internet".

    Ich erlaube mir zu sagen, dass z.B. das Fach Staatskunde, wo im Netz zwar alle Informationen abrufbar sind, auf gute Lehrer angewiesen ist, wobei irgendwelche Aktivitäten in einer Gemeinde, Partei, Parlament, Besuche im Bundeshaus usw. im Einzelfall noch einen gewaltigen Unterschied ausmachen. Erzählen können, wie es so zugeht, in Verbindung mit Erfahrung, macht einen gewaltigen Unterschied aus, ein nicht langweiliger Unterricht ist nicht selbstverständlich, aber erreichbar, braucht natürlich etwas Engagement.

    Vor allem: ein Lehrer, der den Ort noch kennt, wo er unterrichtet, von der Gemeinde- und Stadtstruktur bis zu den Flurnamen und der Ortsgeschichte, auch das einheimische Kulturleben kennt, sogar in der Kirche Orgel spielt: wenn er das alles noch richtig rüberbringt, dann ist er auf seine Weise unersetzbar und gewinnt im sodann auch eine berufliche Befriedigung, die nicht leicht durch einen anderen Beruf übertroffen wird. Das Problem des guten Lehrers, der guten Lehrerin ist, wir sind schon die bestbezahlten der Welt, nur sekundär ein Lohnproblem.

  • am 27.06.2014 um 09:08 Uhr
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    @PirminMeier «Computer in Schulen ja, aber richtig» lautet das Thema, um welches wir hier diskutieren wollen. Es soll hier nicht um dröge Lehrer oder Bashing oder Pestalozzi gehen.

    Während sich einerseits der Computer (als Smartphone) beinahe flächendeckend in der Schule befindet, hat er es quasi offiziell als Windows Dampfmaschine in versteckte Computerräume geschafft, um dort als Schreib- und Recherchiermaschine missbraucht zu werden. Das Smartphone ist einerseits ein Schnurlostelefon und eine Gamestation, und andererseits Mittel zur Bestrafung – nicht nur in der Schule, auch zuhause.

    Tatsächlich ist das Smartphone als weitestverbreiteter Computer eben wirklich ein vollwertiger Computer. So vollwertig, dass ich damit meine Lektionen vor- und nachbereite, meine SchülerInnen notenverwalte, meine Websites, Blogs und Social Media unterhalte – und dabei gar nicht auf «mein» Smartphone angewiesen bin. Das heisst, ich kann dies auf einem x-beliebigen Computer mit Internetanschluss tun, weil sich sämtliche Informationen in Clouds befinden.

    Das Smartphone im Unterricht sollte ein Produktionsmittel sein. Die SchülerInnen produzieren ihre Kurzreferate, unterhalten ihre Sprachlabors usw – und produzieren immer wieder einmal ein Video Tutorial, wenn sie eine neue Anwendung gelernt haben und dieses Wissen teilen wollen.

    Nein, guter Unterricht ist nicht davon abhängig, ob mit oder ohne Computer. Nur: wenn mit, dann richtig. Siehe Thema.

  • am 28.06.2014 um 09:25 Uhr
    Permalink

    Lustig, der Schildkröte habe ich vor gut 17 Jahren ebenfalls das Laufen beigebracht. Schon damals habe mich gefragt für was das gut sein soll: So eine Schildkröte die ein paar Linien zeichnet. Seit eben diesen 17 Jahren arbeite ich in der Informatik und stelle fest, der IT Unterricht an den Schweizer Schulen ist unbrauchbar – und dies war aus eigener Erfahrung bis vor 5 Jahren nicht anders, wie es heute aussieht kann ich nicht mehr beurteilen. Aber mehr als ein müdes Lächeln tut mir dieses Thema nicht mehr entlocken. Meine Erfahrung zeigt, dass 14 jährige Jugendliche durch Freizeit und Interesse sich das notwendige Wissen selbst angeeignet haben und diese Generation in punkto Auffassungsgabe einem ausgebildeten Informatiker wohl das Wasser halten können. Die Realität wird eher so aussehen, dass die Schüler den Lehrer unterrichten werden. Irgendwie traurig …

  • am 28.06.2014 um 09:31 Uhr
    Permalink

    @Thomas Hürlimann stimmt: der Computer ist noch immer nicht in der Volksschule sprich im Unterricht angekommen. Das wirft ein erbärmliches Licht in erster Linie einmal auf die Lehrerbildungsstätten (PH’s). Was kann ein ausgebildeter Informatiker? Was ist ein Informatiker? Einer, der eine Informatikerlehre abgeschlossen hat oder einer, der an der ETH Informatik studiert hat?

  • am 28.06.2014 um 22:29 Uhr
    Permalink

    @Beat Rüedi: Für mich ist ein Informatiker in erster Linie ein guter Praktiker mit einem breit gefächertem Wissen und einer Affinität zum logischen denken. Diese Dinge haben wenig mit der klassischen Mathematik zu tun. Grundlegend soll sich jedoch ein Schüler mit Interesse an Informatik für den applikatorischen Weg oder den Weg des Systemtechnikers entscheiden. Für die Ausbildung in der Schule sehe ich vor allem den Umgang mit dem eigenen Rechner, die Aufklärung über Gefahren und grundsätzlichen Informationen. Zb. sollte jeder in der Lage sein, eine Festplatte zu klonen, den eigenen Rechner zusammen zu bauen (die Komponenten kennen) sowie Betriebssysteme und Anwendungen zu installieren – die Basics halt. Sicherlich gehört in die Schule das erstellen von Serienbriefen, Tabellenkalkulationen, Slideshows, E-Mail Konto Einrichtung mit einer gängigen in der Wirtschaft eingesetzten Anwendung. Programmieren mit LOGO oder einer anderen Programmiersprache kann zwar unterstützend sein, ist jedoch wie die Vergangenheit zeigt nicht immer sinnvoll. Was nützt eine exotische Programmiersprache die bereits veraltet ist, wenn ich in einen Ausbildungsplatz wechsle? Ggf. beginnt man tiefer mit einer Scripting-Sprache wie PowerShell, VBScript, *nix Shell, HTML und überlässt das erlernen eine Programmiersprache wie C, C+(+), JAVA, PHP, CFML, etc. einem Lehrbetrieb resp. einem höheren Studium – vor allem dann, wenn man sich für den applikatorischen Weg entscheidet.

  • am 29.06.2014 um 06:02 Uhr
    Permalink

    @Thomas Hürlimann Ihre Kompetenzbeschreibung passt haargenau zu einer Informatikerlehre, aber nicht in ein ETH Studium und schon gar nicht in die Volksschule.

  • am 29.06.2014 um 06:12 Uhr
    Permalink

    @Thomas Hürlimann – und ja, HTML könnte tatsächlich in die Volksschule passen. Aber nicht, um eine Website schreiben zu können, sondern um die Konsequenzen mangelhafter Orthographie unmittelbar zu erfahren und um das zweidimensionale Vorstellungsvermögen zu schulen – schliesslich befindet sich in einer HTML-Seite ja nicht etwas rechts oben oder unten in der Mitte, sondern es wird beschrieben, wo es der Browser anzeigen soll.

  • am 29.06.2014 um 10:05 Uhr
    Permalink

    @Beat Rüedi: Ich sehe die Basics schon als Grundstock an Wissen nach der Schule und sehe dies weniger nach einer Informatik Lehre. So wie man in der Schule lernte das eigene Fahrrad zu reparieren (wir zumindest), sollte man dies auch mit dem PC können.

  • am 29.06.2014 um 10:20 Uhr
    Permalink

    @Thomas Hürlimann, ich weiss nicht, wie alt dein Fahrrad ist. Meins ist neu und kaum ernsthaft selbst zu reparieren – abgesehen von Platten flicken und Kette schmieren. Die Feinabstimmung eines Wechslers vertraue ich lieber einem Fachmann an.

    Nein, Informatik in der Bildung in der Volksschule ist keine Informatikerlehre. Allerdings sollte ein Seklehrer mitreden können, wenn es bei der Suche einer Lehrstelle etwa um eine Informatiker- oder Mediamatikerlehre geht. Dazu müsste er allerdings in Medienbildung ausgebildet werden – etwas, was die PH’s nach wie vor sträflich vernachlässigen.

    Mit anderen Worten: Bildung sollte nicht mit Ausbildung verwechselt werden. Auch wenn 90% aller Briefe in Word geschrieben werden: es gibt noch andere Programme, eben auch webbasierte, orts- und zeitunabhängige, synchronisierende. Auch wenn 90% aller Adressen in Exceltabellen verwaltet werden, wurde Excel nicht dafür entwickelt.

  • am 29.06.2014 um 10:56 Uhr
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    People who say it cannot be done should not interrupt those who are doing it.

  • am 29.06.2014 um 11:01 Uhr
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    wow – was macht denn Thomas Hürlimann?

  • am 29.06.2014 um 11:05 Uhr
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    Beat, Sie können mir gerne schreiben auf thomas@netcult.ch – dann können wir noch etwas weiter diskutieren 🙂

  • am 29.06.2014 um 11:13 Uhr
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    Man kann den Lehrerbildungsstätten vieles vorwerfen. Aber bestimmt nicht, dass sie die Computertechnologie vernachlässigen. Nur weil ein paar Computerfreaks es nicht fassen können, dass es Anwender gibt, welche nicht wissen, wie ein Computer technisch funktioniert, müssen nicht Millionen Kinder ihre wertvolle Lern-Zeit damit verschwenden. Die Funktion eines Compis erlernt man im Selbststudium und mit Hilfe von youtube innerhalb eines Tages. Und die Bedienung desselben, inklusive aller gängigen Betriebssysteme etc. beherrscht man in einem drei Monate Intensivkurs am Ende der Schulzeit problemlos. Wir sind hier nicht mehr in den 1980ern. Computer based training wird z.B. bei uns in der Fliegerei seit zwanzig Jahren erfolgreich angewendet. Jeder Update eines Systems wird uns mittels Selbststudium beigebracht. Es nützt uns Piloten überhaupt nichts, wenn wir wissen, wie die Innereien unserer FMS Compis aufgebaut sind. Wir sind Anwender und kennen die Funktionsweise. Genau gleich wie Buchhalter oder Architekten (respektive 95% aller Berufe) völlig ausreichende Kenntnisse eines Computers haben, um ihren Beruf auszuüben. Ich finde es daneben, wenn sich Computerfachleute erdreisten, sich künstlich über Menschen aufzuregen, welche nicht genau wissen, was in ihrem Computer steckt. Es ist einfach völlig unwichtig, dass ein Kind genau weiss, wie sein Smartphone, iPad oder Laptop zusammengebaut wird. Kinder müssen fürs Leben lernen. Dazu braucht es gut selektiertes, motiviertes Personal.

  • am 29.06.2014 um 11:22 Uhr
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    Ich möchte mich hier distanzieren, dass ich mich als Techniker über irgend wen erdreiste. Auf zwei Sachen möchte ich aber kurz eingehen: Warum sollen Millionen Kinder das Fahrrad kennen, es gibt doch auch Millionen Fahrradmechaniker? Dann, ich verwechsle Ausbildung nicht mit Bildung: Grundstock an Wissen ist gleichzusetzen mit einem Grundstock an Bildung. Kinder müssen für das Leben lernen – richtig, deswegen bringe dieses Argument, weil es das Leben erleichtert. Ich persönlich finde, solange es tausend Gründe zu finden gibt etwas nicht zu machen – anstatt einmal etwas zu machen, solange wird sich nichts bewegen. Ich bin nun einmal der Meinung, dass der Umgang und Handling / evtl. Automatisierung des eigenen Rechners zum heutigen Grundwissen gehören sollte.

  • am 29.06.2014 um 11:23 Uhr
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    @Renato Stiefenhofer, ich bin froh, dass ich nicht der einzige bin, der sich bei @Thomas Hürlimann zuerst einmal um 20 Jahre zurückversetzt fühlt. Trotzdem: die Lehrerbildungsstätten verschlafen. Nicht die Computertechnologie, die bestimmt nicht, dazu haben sie viel zu viel Geld. Ja, sie verschlafen die Medienbildung als «Bildung in und von Medien". Angehende LehrerInnen lernen, wie man Computer im Unterricht einsetzen könnte, mit Betonung auf könnte. Zuerst werden sie aber auf die Gefahren und das Suchtpotential des Internets und der Handys aufmerksam gemacht. Nein, sie unterhalten während ihres Studiums weder ein webbasiertes Sprachlabor noch lernen sie, wie man digital Lernkarten produziert noch … siehe: http://lernen.once.li

  • am 29.06.2014 um 11:29 Uhr
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    @Thomas Hürlimann – vermutlich sind Sie sogar ein sehr guter Techniker. Nur geht es in dieser Diskussion, siehe Titel, um den Computer in der Schule. Und dass er dort noch immer nicht angekommen ist, ausser als Schreib- und Recherchiermaschine im Computerraum, welcher sich nicht selten irgendwo im Keller oder Estrich eines Schulhauses befindet.
    In Form von Smartphones befindet sich der Computer allerdings längst und beinahe flächendeckend in der Schule. Nur wird er dort nicht als Computer, sondern als Mittel zur Bestrafung eingesetzt. Die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel.

  • am 29.06.2014 um 11:54 Uhr
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    Hallo Zusammen,

    Ich war vor ca. 8 Jahren einmal arbeitslos. Ich habe in einem RAV Kurs 20-25 jährige Menschen unterrichtet wie man ein E-Mail Konto eröffnet und wie man eine Bewerbung mit Word schreibt – ich habe diesen Part von der Lehrperson in Ihrem Einverständnis übernommen. Das war die selbe Generation wie ich und aus unterschiedlichen Bildungsschichten. Dies hat mir gezeigt, dass etwas grundlegend falsch läuft. Die Frage die ich mir stelle ist: Warum wird MS-Office in Bewerbungen unter Skills aufgeführt? Sollte selbstverständlich sein. Warum kann ein Jugendlicher sein Rechner nicht neu installieren und ist tagelang aufgeschmissen wenn etwas nicht läuft? Wie könnte er sich selber helfen? Möchten Sie nicht die Basics in der Schule lernen und Spezialrichtungen in Ausbildungen/im Studium erarbeiten lassen? Plattformen wie man das Smartphone zum vernetzten lernen einsetzten kann geht in Richtung computerunterstütztes lernen und hat mit der IT an sich nicht viel zu tun. Lösungen sind auf dem Markt zu genüge vorhanden, es geht nur noch um eine gute Evaluierung zur Einführung einer solchen – falls noch nicht geschehen.

    Einen schönen Sonntag,
    Tom

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 29.06.2014 um 11:56 Uhr
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    Die Erfindung des Computers war zwar von enormer, lange sehr unterschätzter Bedeutung, kam aber an Rang nicht an die Erfindung des Buchdrucks heran im 15. Jahrhundert, was u.a. die Reformation und die ab dem 16. Jahrhundert wirksame, aber erst ab dem 18. Jahrhundert voll durchbrechende Aufklärung auslöste. In diesem Sinn sind die vollen Wirkungen des Computers auch heute noch historisch nicht absehbar, besonders nicht in der Dritten Welt. Auf der anderen Seite ist der reine Bildungswert des Computers nicht zu überschätzen. Auf dem Gebiet der Logik hatte man schon im 12. Jahrhundert an der Sorbonne ein Niveau mit Resultaten, die erst im Computerzeitalter nützlich gemacht werden konnten, sowohl was den Umgang mit Mengen betrifft wie auch die Lehre von der Supposition, ohne welche keine brauchbaren Übersetzungsmaschinen gemacht werden können. Als Kant erklärte, die Logik habe seit Aristoteles keine Fortschritte mehr gemacht, kannte er das logische Niveau des Mittelalters noch nicht wieder, es war vergessen. Auch Leibniz, Pascal, Bolzano und vor allem Gottlob Frege hatten ein Niveau, das sich diejenigen, die jetzt über Computertechnik an der Schule sich auslassen, sich gar nicht vorstellen können. Vor allem Frege. In der modernen Logik Taski und Quine. Letztlich und vor allem kommt es also auf die geistige Software an.

  • am 29.06.2014 um 12:01 Uhr
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    Lieber @Pirmin Meier, ich befürchte, dass Sie von >90% meiner Seklehrer-KollegInnen nicht verstanden werden – geschweige denn von unseren SchülerInnen.

  • am 29.06.2014 um 12:05 Uhr
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    Zitat Thomas Hürlimann: «Ich persönlich finde, solange es tausend Gründe zu finden gibt, etwas nicht zu machen – anstatt einmal etwas zu machen,..»

    Auch zum Zögern muss man sich entscheiden. Spass beiseite, wir scheinen offenbar unterschiedlicher Meinung zu sein. Das macht nichts.

    Zitat Beat Rüedi: «Ja, sie verschlafen die Medienbildung als Bildung in und von Medien".

    Ein wichtiger Punkt. Wenn wir wollen, dass sich junge Menschen politisch und kulturell interessieren, dann müssen wir ihnen auch beibringen, wie die Medien ihre Redaktions-Meinung zu Tatsachen manipulieren, verbreiten und als neue Wahrheiten schwarz auf weiss oder im Fernsehen in die Köpfe des Volkes einbrennen. Da aber die grosse Mehrheit der LehrerInnen offenbar linkes Gedankengut bevorzugt, würde diese Art von Bildung vor allem den staatsnahen Publikationsorganen (SRG) eher noch nützen, als schaden.

    Dazu gibt es hier im Infosperber einen separaten Blog (http://www.infosperber.ch/Artikel/Bildung/Eine-gesunde-Schule-ware-eine-andere-Schule), welcher auf die Qualität unserer Lehrer hinweist. Wir haben ganz einfach vorwiegend schlechtes Lehrpersonal, welches vom richtigen Leben, draussen bei uns im Berufsleben, nicht viel versteht. Da muss man ansetzen. Selektion, gute Bezahlung und Berufsbindung für die ersten zehn Jahre. Abwandern in lukrativere Jobs soll finanziell bestraft werden. Funktioniert in anderen Berufen hervorragend. Und eine Männerquote braucht es mittlerweile leider auch.

  • am 29.06.2014 um 12:09 Uhr
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    Was ich auch noch kurz loswerden wollte um mein Argument zu stützen, ist, dass ich in einer amerikanischen Firma arbeite, welche keinen IT Support bietet. Man geht davon aus, dass ein Mitarbeiter seine Workstation selber supporten kann und zwar Abteilungsübergreifend. Die IT stellt nur noch die Infrastruktur, wie man damit arbeitet wird dem Mitarbeiter überlassen. Mit der heutigen Ausbildung in der Schule wäre es nicht möglich in eine solche Firma zu wechseln. Man bringt die Basics nicht mit – deswegen sage ich, diese Basics werden heute vorausgesetzt.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 29.06.2014 um 12:35 Uhr
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    @Stiefenhofer. Pauschalurteil über «schlechtes Lehrpersonal» mag ich als Lehrerfortbildner nicht mehr hören, gerade auch nicht nach Schulbesuch an grosser Landschule in Deutschfreiburg vorige Woche. Es gibt unterschiedliches Lehrpersonal, halt mal zu mehr als 80% weiblich, womit leider oft ein bestimmter Typus des männlichen Schülers, z.B. des künftigen Computerfreaks, zu wenig abgeholt wird. Vom ältesten männlichen Lehrer hiess es aber, er sei «reformresistent", doch passt jener pädagogisch originelle Typ trotzdem gut in die Schule, wird dem Team wohl stärker fehlen als man denkt, wenn er nicht mehr unterrichtet. Insgesamt ist mir bei jenen Leuten eine erfreulich tiefe Frustquote und ein aufgestellter Geist aufgefallen, für eine Schule heilsam. Aber ich bestreite nicht, dass Stiefenhofer und andere einen echten Missstand beklagen. Dies aber bitte nicht überschätzen. An der Polizeischule Hitzkirch wurde vor Jahresfrist ein Lehrer zum «Teacher of the year» gewählt, weil er von allen Lehrpersonen am wenigsten mit technischen Hilfsmitteln unterrichtet, dafür sehr stark von den Voraussetzungen und der Herkunft der Leute ausgeht.
    @Rüedi. Es geht beim Hinweis auf die logischen Grundlagen der Bildung nicht darum, dass Lehrer und Schülerinnen diese unbedingt kennen müssen ; w i r müssen sie kennen, wollen wir «das Denken» des Computers verstehen. Z.B. ohne die Lehre von der Supposition, von alten Logikern entwickelt, wird nicht klar, warum eine Computersprache exakt funktioniert.

  • am 29.06.2014 um 12:55 Uhr
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    Sehr geehrte Herren – in der Wirtschaftswelt wird heute (noch nicht überall, jedoch immer mehr) vorausgesetzt, dass für jede Berufsgattung (KV, Projektmanagement, Logistik, Sales, etc) der grundlegende Support für eine Arbeitsstation selbständig bewältigt wird. Wird dieses Wissen an der Schule nicht vermittelt, verbauen resp. erschweren Sie vielen Millionen Kinden den Zugang zum Arbeitsmarkt. Was gestern noch in einer Systemtechniker Ausbildung gesehen wurde, wird heute zum Teil und in Zukunft noch mehr, vorausgesetzt – nicht nur bei amerikanischen Firmen, zb. sehe ich diese Entwicklung auch bei Schul-psychologischen Diensten, welche vom Kanton ein paar Zugangsdaten erhalten und der Support der Workstation an die Mitarbeiter delegiert wird. Diese Entwicklung kann man nun gut finden oder nicht, ist in meinen Augen jedoch die logische Konsequenz des aktuellen Systems. Öffnen Sie sich insofern, dass dieses KnowHow zum Standard wird und Sie Lehrpersonal brauchen, welches dieses praktische Wissen vermitteln kann – für jedermann/jederfrau.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 29.06.2014 um 13:00 Uhr
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    @Hürlimann. Ihre Warnung entspricht der Warnung vor 80 oder 100 Jahren, Maschinenschreiben und Stenographie an den Schulen anzubieten, was dann übrigens auch gemacht wurde, in den katholischen Internaten als freiwillig angebotenes aber sehr gut besuchtes Freifach. Das war sehr wichtig, den Kern der Bildung traf es aber nur im überschneidenden Sinn.

  • am 29.06.2014 um 13:02 Uhr
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    @Thomas Hürlimann, Sie denken technisch, man fühlt sich 20 Jahre zurückversetzt.
    @Pirmin Meier, lesen Sie von mir aus Beat Doebeli Honegger, um zu verstehen, dass sich der Computer noch immer nicht in der Schule geschweige denn im Unterricht befindet.

  • am 29.06.2014 um 13:10 Uhr
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    Hr. Rüedi; ich möchte es nicht als technisch verstehen, eher als praktisch und alltagsbezogen – ggf. doch technisch, da diese technischen arbeiten heute schon und in Zukunft noch mehr, jeder verrichten können muss. So wie das Alphabet von allen gelernt werden muss und Mathematik von allen verstanden werden muss.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 29.06.2014 um 13:19 Uhr
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    @Beat Doebeli Honegger. Wenn Gefahr droht, dass man aneinander vorbei diskutiert. sind Literaturhinweise immer gut. Dass bei Diskussionen «Infosperber» dann und wann darauf hingewiesen wird, macht gerade u.a. den Unterschied zu Newsnet aus. Meinungsverschiedenheiten sollten nicht nur dazu da sein um Dampf abzulassen!

  • am 29.06.2014 um 13:22 Uhr
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    @ThomasHürlimann, @PirminMeier – ich wiederhole mich: das Thema heisst: «Computer in Schulen ja, aber richtig". Ich möchte daran festhalten. Die Aussage impliziert, dass sich der Computer entweder noch nicht oder dann mehr schlecht als recht in der Schule befindet. Und darin sind sich alle Bildungsverantwortliche einig.

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