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Schweiz der Zukunft mit 12 Millionen Einwohnern? Bild Shanghai 2013. © gaheilon/flickr/cc

9 oder 12 Millionen Menschen in der Schweiz?

upg /  Alle machen Front gegen die Ecopop-Initiative. Deshalb hier Argumente, die für eine Beschränkung der Netto-Zuwanderung sprechen.

Bundesrat, sämtliche Parteien, alle Wirtschaftsverbände und alle grossen Medien sind gegen die Initiative der Ecopop. Deshalb seien hier Argumente zur Diskussion gestellt, die für eine Begrenzung der maximalen jährlichen Nettozuwanderung, also Einwanderer minus Auswanderer, auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung sprechen.

Fakten
Nach Annahme der Ecopop-Initiative kann die Bevölkerung jedes Jahr noch um über 30’000 Personen zunehmen: um 16’000 durch Netto-Zuwanderung (bei 75’000 Auswanderern also 91’000 Einwanderer) und um 15’000 wie bisher durch Geburtenüberschuss. 30’000 Personen entsprechen der Bevölkerung der Stadt Chur oder der Städte Solothurn und Liestal zusammen. Im Jahr 2013 hat die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz um 100’600 Personen auf 8,14 Millionen zugenommen.
Die Agenda 21 der Uno-Weltkonferenz zur Umwelt von 1992 in Rio verlangt «einzelstaatliche bevölkerungspolitische Ziele und Programme». Diese Agenda hat die Schweiz unterschrieben, jedoch nicht in Taten umgesetzt. Im Gegenteil: Die Zuwanderung wird mit Steuererlass für Unternehmen, mit Pauschalsteuern und dem Freizügigkeitsabkommen aktiv gefördert.

Fragen
Den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern stellen sich vier grundsätzliche Fragen:

  1. Wollen wir eine Wohnbevölkerung von neun oder von zwölf Millionen Menschen in der Schweiz? Bringt eine Bevölkerung von zwölf Millionen mehr Lebensqualität oder weniger?
  2. Bremst die Ecopop-Initiative den Verbrauch von Ressourcen?
  3. Schaden wir mit einer Bevölkerungszunahme von nur noch 30’000 pro Jahr den weniger Privilegierten im Ausland? Handelt es sich um eine egoistische, ausländerfeindliche Initiative?
  4. Schadet ein begrenztes Bevölkerungswachstum der Wirtschaft? Wird der Wohlstand grösser und werden Arbeitsplätze sicherer, wenn die Schweiz zwölf Millionen Einwohner hat?

1. Lebensqualität
Die Dichte der Besiedlung entscheidet wesentlich über das Aussehen der Landschaften, die Qualität der Natur, die Artenvielfalt, die Nähe von Erholungsräumen, die Attraktivität als Touristenland und den Ablauf des täglichen Lebens. Im Empfinden vieler hat die jüngste Zunahme von 6 auf 8 Millionen Einwohner die Lebensqualität eher verschlechtert als verbessert. Manche sind der Ansicht, dass es sich mit sechs Millionen besser leben liess, und es sich mit künftig neun Millionen Einwohnern jedenfalls besser leben lässt als mit zwölf Millionen.
Kaum abzustreiten ist, dass ein derart extremes Wachstum der Bevölkerung wie in den letzten Jahren den Nährboden schafft für rechtspopulistische Propaganda, soziale und politische Konflikte.

2. Verbrauch von Ressourcen
Der Verbrauch von Naturgütern wächst. Das Naturkapital der Erde schrumpft. Die reiche Schweiz braucht dreimal mehr Rohstoffe und nicht erneuerbare Energie als die Erde regenerieren kann, wenn alle so leben würden. Es ist unmöglich, dass alle Chinesen, Inder und Afrikaner soviel Naturkapital nutzen wie wir.
Wenn wir unseren Verbrauch von Ressourcen reduzieren wollen, braucht es eine ökologische Steuerreform und Anreize für einen geringeren Konsum. Das bedeutet eine Abkehr vom Wirtschaftswachstum im bisherigen Stil. Für solche Massnahmen haben sich Initianten und Sympathisanten der Ecopop-Initiative eingesetzt, bisher leider vergeblich.
Die politischen Mehrheiten und die Wirtschaftsverbände haben eine Wende in Richtung ökologischer Steuerreform und Anreize für einen geringeren Konsum bisher stets verhindert. Im Gegenteil: Bei «schlechter Konsumentenstimmung» kurbelten sie den Konsum mit Subventionen und Steuererleichterungen an. Als Resultat verbrauchen die Einwohner der Schweiz eine Rekordmenge an Ressourcen, bedeutend mehr als Spanier, Portugiesen oder Kroaten.

3. Ströme von Armutsflüchtlingen
Eine Begrenzung der Einwanderung kann weder das weltweite Bevölkerungswachstum bremsen noch die Ströme von Armutsflüchtlingen verhindern. Allerdings: Beides vermag auch eine Schweiz mit offenen Grenzen für 10 oder 12 Millionen Einwohnern nicht.
Wer behauptet, die Ecopop-Initiative sei fremdenfeindlich, weil sie die reiche Schweiz egoistisch abschotten und Armutsflüchtlinge fernhalten wolle, muss konsequenterweise auch das Schengenabkommen mit ihren verbarrikadierten Grenzen nach aussen ablehnen. Das ist nicht der Fall:

  • Die meisten Kritiker der Ecopop-Initiative finden das Schengenabkommen gut und akzeptieren, dass Europa ums Mittelmeer einen eisernen Vorhang errichtet.
  • Die meisten Kritiker der Ecopop-Initiative stören sich nicht daran, dass Bauern in Afrika und Asien den Spekulationspreisen von Getreide-, Kaffee-, Kakao oder Baumwollbörsen ausgeliefert sind, während sie es für selbstverständlich halten, dass unsere Bauern von festen Preisen und Subventionen profitieren. Die fremden Bauern in Afrika behandeln sie als Menschen zweiter Klasse.

Diese Kritiker der Ecopop-Initiative sind nicht glaubwürdig, wenn sie den Initianten Fremdenfeindlichkeit vorwerfen.
4. Folgen für die Wirtschaft
Bei Wirtschaftsverbänden und bürgerlichen Parteien stehen andere Motive im Vordergrund. Sie wollen auf keinen Fall das Wachstum der Wirtschaft behindern. Beim Wirtschaftswachstum geht es um Umsätze und Gewinne. Dank grösserer Bevölkerung verspricht sich die Bauwirtschaft Aufträge für sechsspurige Autobahnen, mehr Hoch- und Tiefbauten. Detailhandel und Versicherungen möchten mehr Kunden und Kundinnen. Die Flughäfen und Fluggesellschaften wollen mehr Passagiere und Flüge. Die Energiekonzerne möchten mehr Strom, Heizöl und Benzin verkaufen.
Diese Konzerne und Lobbys wissen, um was es geht: Schon seit 1990 wächst die Bevölkerung stärker als das Bruttoinlandprodukt BIP pro Kopf. Mehr als die Hälfte des BIP-Wachstums kam nur wegen der Zunahme der Bevölkerung zustande. Die Ecopop-Initiative würde verhindern, dass die Wirtschaft ihre Umsätze weiterhin auf billigste Art erhöhen kann, nämlich einfach mit mehr Kundinnen und Kunden, die in der Schweiz leben.

«Deckelt man das Bevölkerungswachstum, wird die Wirtschaft stranguliert», erklärte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch. Der Öffentlichkeit macht man Angst damit, es stünden Wohlstand, Arbeitsplätze und die AHV auf dem Spiel.
Falls jedoch die Wirtschaft tatsächlich nur mit einer wachsenden Bevölkerung rund laufen kann, und falls Arbeitsplätze und AHV nur mit immer mehr Einwohnern gesichert werden können, dann braucht es Antworten auf folgende Fragen:

  • Ab wie vielen Millionen Einwohnern funktioniert das System ohne weitere Zunahme der Bevölkerung?
  • Können Wohlstand, Arbeitsplätze und AHV noch gesichert werden, wenn die Schweiz eines Tages flächendeckend besiedelt ist? Falls ja: Warum geht es nicht schon heute?

In Deutschland nahm die Bevölkerung zwischen 2004 und 2012 jedes Jahr ab. Trotzdem wurde das Land zum Wirtschaftsmotor Europas.

Bilaterale Verträge
Und wie steht es mit der Kündigung und Neuverhandlung einiger bilateraler Verträge mit der EU? Die EU hat diese nicht aus Liebe zur Schweiz abgeschlossen, sondern aus mindestens so grossem Eigeninteresse. Verträge sind immer neu verhandelbar. Immerhin hat es das kleine Lichtenstein geschafft, bei der Personenfreizügigkeit eine definitive Ausnahme auszuhandeln.
Im Verhältnis mit der EU muss sich die Schweiz nicht darauf beschränken, nur Bruttosozialprodukt, wachsenden Konsum, Umsätze und Gewinne im Auge zu haben. Andere gesellschaftspolitische Werte wie das Erhalten von Natur und Erholungsräumen, kein Zwang zum raschen Ausbau der Infrastruktur, weniger soziale Konflikte und weniger Dichtestress können ein geringeres Wirtschaftswachstum kompensieren.
Die Alternative ist ein Pseudo-Alleingang mit «autonomem Nachvollzug» und mit der Unmöglichkeit, über eine so wichtige Frage zu befinden, ob die Schweiz in absehbarer Zukunft mit neun, zehn oder zwölf Millionen Menschen bevölkert sein soll. Wenn es bei diesem und bei andern Entscheiden aus wirtschaftlichen Zwängen keine Wahl mehr gibt, tritt die Schweiz besser der EU bei und kann dort wenigstens mitreden.

Abstimmungskampf verkommt zum Scheingefecht
Eine Schweiz mit acht Millionen Einwohnern sieht ganz anders aus als eine Schweiz mit zehn oder zwölf Millionen. Wie andere Initiativen löst die Ecopop-Initiative weder weltweite ökologische noch demographische Probleme. Weil aber Wirtschaftsverbände und Parteien die Initiative unisono ablehnen, verkommt der Abstimmungskampf zu einer oberflächlichen Stimmungsmache mit Schlagworten und Unterschiebungen. Es dominieren Totschlag-Argumente wie «brandgefährlich» (Monika Büttler), «verächtliche, neokolonialistische Haltung» (Balthasar Glättli) oder «kleinkariert, moralisierend und bigott» (Alexander Tschäppät).
So wird die Chance verpasst, sich mit der Bevölkerungsdichte, dem Wert von Natur und Lebensräumen, mit unserem Ressourcen-Verbrauch, dem sozialen Zusammenhalt und der Fremdenfeindlichkeit auseinanderzusetzen. Und die Chance wird verpasst, unsere Politik gegenüber Flüchtlingsströmen und Armut in deren Herkunftsländern zu hinterfragen. Das müssten vor allem jene tun, welche die Ecopop-Initiative als untauglich ablehnen. Sonst nehmen sie eine mit zwölf Millionen Menschen überfüllte Schweiz wegen kurzfristiger wirtschaftlicher Vorteile in Kauf, ohne damit ein Jota zur Bewältigung der weltweiten Herausforderungen beizutragen.

In einem zweiten Teil folgen Argumente für die zweite Forderung der Initiative, nämlich mit zehn Prozent der öffentlichen Entwicklungshilfe die freiwillige Familienplanung zu ermöglichen.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Co-Autor des Buches «Schluss mit dem Wachstumswahn – Plädoyer für eine Umkehr», Rüegger-Verlag 2010, 16.40 CHF.

Zum Infosperber-Dossier:

Flickr5

Eine Million mehr Menschen bei uns?

Eine Zunahme von einer weiteren Million Menschen in der Schweiz prognostiziert das Bundesamt für Statistik.

Bevlkerung_Erde

Pro und Contra Bevölkerungszunahme

Die Bevölkerung auf unserem Planeten hat in den letzten 200 Jahren enorm zugenommen.

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38 Meinungen

  • am 5.09.2014 um 13:29 Uhr
    Permalink

    So einen klar verständlichen Artikel habe ich selten gelesen !

    Diese Argumentationen haben mich definitiv bewogen ein Ja zur Ecopop Initiative in die Urne zu legen … wohl wissend dass ich (leider) zur Verlierer Riege gehören werde.

    Wenn es um (kurzsichtige) „ Wachstums Träume“ bzw. „Aufschwünge mit steigende Gewinne“ geht, schleicht sich bei allen das Trugbild des „Wohlstandes für alle“ ein, was wohl ein schwerer Irrtum ist, denn wie immer sind es nur wenige die Profitieren während das „gemeine Volk“ NUR weiter an Lebensqualität einbüsst.

  • am 5.09.2014 um 14:03 Uhr
    Permalink

    Einige Stichworten:
    – Diskussion soll nicht über BIP- Wachstum sondern über Wohlfahrtentwickling/Glück pro Kopf geführt werden.
    – Bevölkerungswachstum der Energieperspektiven liegt bei 27000 pro Jahr, also unter der obigen Initiative.
    – verdichtet Bauen als eine der Zauberlösungen heisst neues Bau- und Planungsrecht mit mindestens doppelter Ausnutzung, keine Grenzabstände, keine privaten Einsprachen und Vereinbarungen, Abschaffung der Denkmalpflege, erhöhte Bodenrenten etc.
    – die Profiteure der überdurchschnittlichen Einwanderung sind die Landeigentümer. Bei einem Bodenwert von 500 Milliarden und einer Bodenpreissteigerung von 5 % pro Jahr sind es 25 Milliarden oder knapp 5% des BIP. Alle bisher diskutierten Verteilungsmassnahmem sind dagegen marginal. Die laufende räumliche Segregation wird massiv verstärkt.

  • am 5.09.2014 um 15:27 Uhr
    Permalink

    Kleine Öko-Schulung

    Mit der Natur im Gleichgewicht
    Das sind wir heute leider nicht.

    Nach UNO hat vertausendfacht
    Sich ’s Artensterben, menschgemacht.
    Am übergrossen Artensterben
    Die Überlast gezeigt kann werden.

    Und die Physik hat uns gelehrt,
    Dass Überlast Kollaps beschert.

    Niemand kann sagen wie und wann,
    Doch sind wir schon sehr nahe dran.
    Das Klima gibt uns ernste Zeichen! –

    Die Öko-Balance zu erreichen,
    Sei deshalb unser höchstes Ziel,
    Sonst gibt’s Probleme noch sehr viel.

    Erreicht wird die Öko-Balance
    Durch Ausstieg aus der Wachstums-Trance.

    Markus Zimmermann-Scheifele

  • am 5.09.2014 um 15:30 Uhr
    Permalink

    War allerhöchste Zeit gewesen, dass jemand das trendige Ecopop-Bashing differenziert in Frage stellt. Anzufügen wäre, dass sich ausser den eingangs des Artikels genannten ("Bundesrat, sämtliche Parteien, alle Wirtschaftsverbände und alle grossen Medien"), nicht zu knapp auch Umwelt- und Entwicklungsorganisationen am «Bashing» beteiligen. Sie und wir sollten wie Urs Gasche besser die Chance nutzen, zu der die Ecopop Initiative endlich Anlass gibt (geben könnte), nämlich diese dringend zu diskutierende Frage endlich breit zu thematisieren: Wieviel Bevölkerungswachstum und welche Bevölkerungszahl wollen wir wegen Umwelt und Wohlergehen zulassen?

  • am 5.09.2014 um 18:11 Uhr
    Permalink

    Danke für die fundierte Unterstützung der ECOPOP-Initiative!

  • Portrait.Urs.P.Gasche.2
    am 5.09.2014 um 21:28 Uhr
    Permalink

    Meinungseinträge, die mit Adjektiven wie «bräunlich» und «braun» eine Nähe zu Nazis suggerieren, haben wir gelöscht.

  • am 5.09.2014 um 21:52 Uhr
    Permalink

    Es würde wahrscheinlich nicht dem schweizerischen Weitblick entsprechen (auch die SVP hat diesen, wenn auch etwas differenzierter als andere Parteien, dies sagt ein FDP-Mitglied), dem Ja am 9. Februar noch ein weiteres Ja folgen zu lassen, das Ja vom 9. Februar genügt völlig. Wir sollten einfach die Chance packen, aus dieser Konstellation eine Siegernation zu kreieren, welche der EU vorlebt, wie wir selbst unsere eigene Arbeitslosigkeit mit gezielten Massnahmen in den Griff bekommen, d.h. vermehrte Förderung von bereits in der Schweiz lebenden Arbeitskräften. Schon in den Sechszigerjahre warnte Prof. Francesco Kneschaurek von einem möglichen Szenario von 10 Millionen Einwohnern. Heute stehen wir bei knapp 8,2 Millionen. Wenn ich die letzten BIP-Zahlen betrachte bin ich zuversichtlich, dass wir keine Trendextrapolation in den nächsten 20 Jahren sehen werden!

  • am 5.09.2014 um 22:07 Uhr
    Permalink

    @ Ruedi Meier

    Sie sagen :
    … die Profiteure der überdurchschnittlichen Einwanderung sind die Landeigentümer …
    Wie recht sie haben ! Wir vergessen immer das wir nicht die Dimensionen von der Wüste Sahara besiedeln sondern eine begrenzte Anzahl Quadrat Kilometer zur Verfügung haben die sich leider nicht nach Wunsch ausdehnen lassen.
    Ergo müssen wir uns „nach der Decke“ strecken.
    Aber auch das verdichtete Bauen / Wohnen ist limitiert praktizierbar denn wir sind kulturell nicht gewohnt wie die Tokioter auf 4 m2 zu (über) leben.

    Und die Ultimative Frage ist : Warum sollten wir uns dies antun, … für was ?

  • am 6.09.2014 um 02:29 Uhr
    Permalink

    Den Beitrag von Rolf Zimmermann mit seinen farbigen Äusserungen fand ich auch daneben und habe dies auch geschrieben. Schlechte Polemik, keinerlei Faktenbezug. Wieso aber löschen?

  • billo
    am 6.09.2014 um 14:23 Uhr
    Permalink

    Es tut gut, mal Argumente quer zu den rituellen, angeblich anti-rassistischen Sprechblasen von links-grün bis Wirtschaft&Industrie zu lesen. Man muss die Ecopop-Initiative nicht gutheissen; aber man muss die richtigen Fragen stellen und die ehrlichen Antworten darauf suchen. Urs Gasche tut es. Verglichen damit tut es weh, zu sehen, wie grün-linke Freunde reflexartig das (selbst)kritische Denken abschalten, wenn sie nur schon die geringste Gefahr wittern, als «fremdenfeindlich» beschimpft zu werden.
    Manchmal wünsche ich solchen Freunden, dass sie für ein paar Jahre im Ausland leben würden, wenigstens so lange, dass sie bei der Rückkehr in die grauenhaft enge und bünzlige Schweiz sofort wieder abhauen möchten. Man kann eben ein kleines Land nicht beliebig mit Menschen vollstopfen, jedenfalls nicht, solange helvetische statt hongkongische Sitten herrschen.

  • am 6.09.2014 um 14:53 Uhr
    Permalink

    Offenbar geraten begründete «farbige» Adjektive unter den Zensurhammer. Ich werde die Sperberaugen deshalb kaum noch haufig belästigen. Grünlinks «reflexartig das kritische Denken abschalten» wird hingegen (zurecht) als Meinung stehen gelassen. Sachlicher: Seit dem Bericht des ‹Club of Rome› ist klar, dass Umweltpolitik keine nationalen Grenzen haben kann, will sie wirksam sein und bei den globalen Ursachen ansetzen. Nationalstaatliche Boden-, Energie-, Verkehrs- oder ressoucenschonende Wirtschaftspolitik ist selbstverständlich dennoch dringend nötig. Die Umweltschäden aber vornehmlich mit einer rigorosen Einwanderungspolitik stoppen zu wollen, wie sich diese Initiative anmasst, zielt ausschliesslich auf eine Gruppe von Menschen, auf Ausländer, die mehrheitlich erst noch einkommensmässig zu den Wenigverbrauchern gehören dürfte. Sie ist deshalb, aller Beschönigung zum Trotz fremdenfeindlich und ausgrenzend. Sie tut so, als ob wir mit Bevölkerungspolitik zu einer ohne Einwandernde heileren Schweiz kämen. Sie macht die Fremden zu Sündenböcken. Dafür gibt es zurückhaltend gesagt katastrophale Beispiele in der Geschichte. Das ist nicht unkritisch, sondern (farblos) grundsätzlich.

  • Portrait.Urs.P.Gasche.2
    am 6.09.2014 um 15:04 Uhr
    Permalink

    Herr Zimmermann. Ich gehe davon aus, dass Sie die Einwanderungspolitik der Schengenstaaten (und der USA) ebenso als fremdenfeindlich und ausgrenzend verurteilen. Sie argumentieren sicher, dass die Schengenstaaten (und die USA) so tun, als ob sie mit ihrer Einwanderungspolitik zu einer ohne Einwanderer heileren Region würden. Frage: Soll die Schweiz das Schengenabkommen kündigen?

  • Portrait_Jrg_Schiffer
    am 6.09.2014 um 15:56 Uhr
    Permalink

    Die Art, wie die Parteien und die Medien mit der Ecopop-Initiative umgehen, ist ein Armutszeugnis und zeugt von der Kopflosigkeit, mit welcher ein grosses Problem unserer Zeit abserviert wird.
    Dass die konzeptlose grenzenlose Bevölkerungszunahme zu sozialen Spannungen führen dürfte, sobald unser Wohstand sich abschwächt, sehen wir in unzähligen Fällen. Die grossen Problemherde unserer Zeit sind weitgehend durch solche Spannungen gekennzeichnet. Zu glauben, dass in der Schweiz alles anders ablaufen wird ist ein frommer oder blinder Wunsch.
    Wer ist fremdenfeindlich – derjenige, der solche Auseinandersetzungen durch eine vernünftige Politik vermeiden will?

  • am 6.09.2014 um 16:12 Uhr
    Permalink

    Gleichnis :

    „Einwanderungspolitik = Fremdenfeindlichkeit“
    …ist zum spaltenden Zankapfel geworden.
    Links und rechts profilieren sich indem sie sich mit Schimpfwörtern bewerfen, und alle meinen sie haben die Wahrheit gepachtet.
    Dabei sollten wir das Thema doch eher mit Logischem anstatt ideologischem denken betrachten.

    Hier eine kleine Analyse :

    A. Kleines Land, limitiert bewohnbares Territorium.

    B. Umwelt Belastungen = motorisierter PW Verkehr, zu viele Lastwagen (vermehrtem Import bedarf) und Transit.

    C. Ressourcen verbrauch = Wasser, Strom (müssen beschafft werden), Boden für mehr Strassen (Gotthard Tunnel muss erneuert werden), Bahnen müssen ausgebaut und unterhalten werden (Alp Transit), usw.

    D. Dichte Stress. Gleich wie im Tierreich wenn zu viele Individuen sich ein Revier teilen gibt es Kämpfe, bei uns „Zivilisierteren“ sind die folgen (nur !) psychische Krankheiten, bei anderen Völker sind es territorial Kriege, davon erleben wir aktuell eine ganze Reihe.

    E. Finanzielle Belastungen, mehr Krankenhäuser, mehr Schulen, mehr Altersheime, mehr Infrastrukturen (durch die Intensive Bautätigkeit notwendig), letztlich müssen mehr Steuern erhoben werden.

    F. Die Sozialwerke geraten unter Druck. Das Asylwesen am explodieren, die Sozialhilfe und Ergänzungsleistungen nehmen zu. Alles muss bewältigt werden, mehr Staats Angestellte, usw.

    Und nun sollten die Plus Punkte aufgezählt werden.
    Ich verzichte darauf, das Stichwort es gibt „Wohlstand für alle“ gilt nicht !

  • am 6.09.2014 um 18:25 Uhr
    Permalink

    Die folgende Internetseite des Bundesamtes für Statistik:
    http://www.atlas.bfs.admin.ch/maps/13/de/9682_3002_3501_70/17033.html
    könnte einigen Bevölkerungs-Verängstigen Handlungsmöglichkeiten in Erinnerung rufen.
    Wer gern für sich, mit wenigen Nachbarn lebt, der wähle doch eine entsprechende Gemeinde mit tiefer Bevölkerungsdichte, ländlichem Idyll und Abgeschiedenheit. Wer städtisches Leben bevorzugt, hat die Wahl von Städten. Ich bin in Basel aufgewachsen. Ich fühlte mich wohl in diesem Bevölkerungs-dichtesten Kanton und der Stadt und hatte ausser am Morgenstreich nie «Dichtestress».
    Wer in der Schweiz Angst hat, vor zu vielen Leuten, reise doch bitte nie mehr in eine Stadt, die grösser ist, als Basel oder Zürich. Dann hat er oder sie schon wesentlich mehr gegen den Resourcenverbrauch getan, als mit einem Ja zur Ecopop-Initiative. Die Anzahl Flüge aus der Schweiz, in alle Welt und insbesondere in die Metropolen Paris, Berlin, London, New York, etc. lassen aber befürchten, dass der «Dichtestress» ein perfides Schlagwort ist, das die anderen zu Tätern macht.
    Ecopop lebt von schlecht reflektierten Schlagworten. Wenn auch diesmal ein demokratischer «Ja-Unfall» passiert, wer entscheidet dann:
    – wer sich in der Schweiz niederlassen darf?
    – wie hoch Einkommen und Vermögen sein müssen?
    – wer Land beanspruchen darf?
    – wer eine Auswanderprämie erhält?
    – wer wieviel Kinder haben darf?
    etc., etc.
    Wir sind doch ein Teil der Welt, nicht eine Insel!

  • billo
    am 6.09.2014 um 23:02 Uhr
    Permalink

    Ich hätte eigentlich gern gelesen, wie Rolf Zimmermann hier argumentiert hatte. Vielleicht lässt sich sein Beitrag nochmals freischalten? Ich gehe davon aus, dass alle hier in der Lage sind, Sachargumente von Farbbeuteln zu unterscheiden.

  • am 7.09.2014 um 11:27 Uhr
    Permalink

    Der Artikel ist die beste «Pro"-Analyse, die ich bisher gesehen habe. Anders als die meisten emotionell und/oder verunglimpfend geführten «Kontra"-Analysen, ist sie sachlich und lässt Spielraum, sich zu entscheiden.

    Zu den Fragen:

    1)
    Für *mich* sind schon 9 Millionen zu viel. Die Schweiz ist bereits jetzt überbevölkert. Es ist nicht der Platz – es könnten hier auch 25 Millionen leben – sondern der gegenwärtige Verbrauch von Ressourcen, der je nach Indikator einen Faktor 3-10 zu hoch, also hochgradig ungerecht ist.
    Aus dieser Sicht ist auch Ecopop viel zu wenig. Eine wirkliche Lösung gibt es nicht, da die Menschen nicht bereit sind, sich freiwillig überhaupt zu mässigen, und schon gar nicht im notwendigen Mass.

    2)
    Ecopop bremst den Verbrauch von Ressourcen wohl nur marginal, nämlich dann, wenn die avisierte Familienplanung greifen würde, und wenn die Einwanderer aus Verschwendern bestehen würden, die in der Schweiz sparsamer leben lernen, statt Bescheidene, welche in der Schweiz dann zwangsläufig mehr konsumieren. Der entscheidende Faktor ist vielleicht, wieviel Nachkommen die Einwanderer haben, wenn sie zu Einheimischen geworden sind.

    3) und 4) folgen.

  • am 7.09.2014 um 11:47 Uhr
    Permalink

    3)
    Klar wird jemand geschädigt, der aus einer schlechten Situation *nicht* einwandern darf. Klar ist dies egoistisch. Aber nach derselben Logik sind alle von uns egoistisch, die sich irgendwelchen Luxus gönnen und nicht alle nicht unbedingt benötigte Mittel an gemeinnützige Projekte verschenken. Bis auf ganz wenige super-Altruisten sind wir alle teilweise egoistisch; das entspricht unserer Genetik.
    Auch die Bevorzugung derjenigen, die schon da sind, ist natürlich und logisch. Wir Schweizer sind nicht fremdenfeindlich, aber wir sind geldgierig: willkommen sind Fremde, die reich sind und viel ausgeben, also besonders viel Ressourcen verbrauchen.
    Wer als «fremd» betrachtet wird, folgt aus der Defintion von Grenzen. Fast niemand in der Schweiz lässt einfach «Fremde» in die eigene Wohnung einziehen. In einer idealen Welt wären wir alle Freunde, es gäbe keine Fremde, und man wäre vollkommen frei. In der heutigen Welt gibt es Grenzen und Verwaltungseinheiten. Es ist nicht «per se» logisch, die Schengengrenzen den Landesgrenzen vorzuziehen.

    4)
    Klar profitiert die Wirtschaft, wenn sie ihre Angestellten weltweit auswählen kann, statt mit denen zu arbeiten, die schon da sind. Und je mehr reiche Kunden da sind, desto mehr wird profitiert.
    Aber ebenso klar ist Wirtschaftswachstum begrenzt; unsere Verwalter und Politiker, die das nicht begreifen, sind extrem kurzsichtig. Jedes System, das seine Wachstumsgrenze nicht auf einen optimalen Wert beschränken kann, wird kollabieren.

  • am 19.09.2014 um 15:32 Uhr
    Permalink

    Die neuen UNO-Bevölkerungsprogosen könnten auch mal noch zur Diskussion gestellt werden: 12 Mrd. Menschen bis 2100. Afrika soll die Bevölkerung vervierfachen. Es ist halt eben nicht so dass etwas mehr Bildung und Frauenrechte zu einer Stabilisierung des Bevölkerungswachstum führten. Das Machotum ist in Afrika tief verankert. Wer etwas mehr Geld hat leistet sich mehr Kinder von möglichst vielen verschiedenen Frauen.

  • am 20.09.2014 um 03:33 Uhr
    Permalink

    @ Ruedi Meier

    Nicht die Machos mit Geld sind das Problem, sondern die die kein Geld haben und sich vermehren in der Illusion „mit Kinder“ zu Wohlstand zu kommen; wie auch die viele Schwangerschaften die durch (zu) aktive und verantwortungslose Machos herbeigeführt werden, sind Afrikas Haupt Sorgen.

    … und bald werden findige Schlepper und geschäftstüchtige Schiffsbauer sich einfallen lassen wie man ein günstiges «einweg Boot» baut … dann kann sich Europa warm anziehen …..

  • am 29.10.2014 um 22:48 Uhr
    Permalink

    Eine Frage die ich noch nicht beantwortet gesehen habe:
    Wenn man logischerweise davon ausgeht dass die Zusammensetzung der Auswanderergruppe ähnlich zu der der Einwanderergruppe ist, dann ist das ein Nullsummenspiel. Das heisst zum Beispiel für 100 Ingenieure die einwandern wandern 100 aus, also kein Effekt.
    Wer bestimmt für die Nettoeinwanderung die Zusammensetzung?
    Gibts dann nur mehr «nützliche Einwanderer» und der Rest darf halt nicht?

  • am 30.10.2014 um 11:07 Uhr
    Permalink

    Antwort an Karl Buchberger
    Ihr Beispiel ist sehr theoretisch und wird so niemals eintreffen.
    In den letzten 13 Jahren sind im Durchschnitt 93’000 Leute ausgewandert.
    Plus 16’000 = 109’000 die einwandern können.
    Die könnten sich z.B. so zusammensetzen:
    – 20’000 Fachpersonen inkl. Medizin und Pflege
    – 25’000 Familiennachzug
    – 21’000 Asylbewerber
    – 14’000 Heiraten mit ausl. Partnern
    – 29’000 Bildung, Kultur und weiteres
    Die Wirtschaft würde so animiert qualitativ statt quantitativ zu wachsen.
    Die Annahme der ECOPOP-Initiative würde bewirken

  • am 30.10.2014 um 17:05 Uhr
    Permalink

    Ohne jetzt grundsätzlich gegen eine Begrenzung zu sein bleiben immer noch zwei Punkte offen:
    1) das Argument dass 110.000 Menschen einwandern können hat in diesem Zusammenhang keine Relevanz da die Gruppe der Auswanderer höchst wahrscheinlich eine ähnliche demografische Zusammensetzung hat wie die der Einwanderer, Das bedeutet dass zwar z.B 20.000 Fachpersonen einwandern können, im Gegenzug aber 18.000 auswandern. Das ergibt ein Fachpersonen-nettoplus von 2000. Derzeit ist es eher so, und das sehe ich in meinem Umfeld jeden Tag, dass der bestehende Bedarf solch Hochqualifizierter nicht einmal annähernd mit dem aktuellen Zuzug gedeckt werden kann.
    2) Die Situation ist doch so dass nach erfolgreicher Initiative von den 110.000 Personen die gern einwandern würden (Bevölkerungswachstum der letzten Jahre, http://www.ecopop.ch) nur noch 16.000 einwandern dürfen.
    Deshalb nochmal die Frage: Wer selektiert wie, wann und nach welchen Kriterien wer zu uns ins Land darf und wer nicht?
    Laut Ihren Zahlen könnte man mit dem Kontingent von 16.000 nicht einmal die höchstqualifizierten Zuzugwilligen abdecken.
    Übrig bleibt die Befürchtung dass die Einwanderung nach Lobbystärke erlaubt wird, zuerst alle die der Wirtschaft nützen und falls dann noch Platz ist der Rest. Frei nach dem Motto «die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen».

    Und das verursacht bei mir einfach ein unangenehmes Gefühl des Egoismus in der Magengegend.

  • am 30.10.2014 um 21:05 Uhr
    Permalink

    Antwort an Karl Buchberger
    Der Egoismus liegt bei Ihnen und allen die am ungebremsten quantitativen Wachstum festhalten wollen. Ein ewiges Wachstum in einem begrenzten Lebensraum ist nicht möglich. Ökologisch richtig wäre Wanderungssaldo Null gewesen. 0,2 % ist der EU Durchschnitt und entspricht dem mittleren Scenario des Bundesrates.

  • am 30.10.2014 um 22:23 Uhr
    Permalink

    Sehr geehrter Herr Zimmermann

    Mir ist leider entgangen wann wir von Diskussion zu Angriffen gewechselt haben.
    Eigentlich habe ich mich hier im Forum zu Wort gemeldet weil ich offene Fragen habe die ich gern beantwortet hätte.
    Ich könnte jetzt natürlich noch ein drittesmal fragen wer jetzt eigentlich über die Einwanderungszusammensetzung entscheiden soll, fürchte allerdings dass ich ein drittesmal keine Antwort erhalten werde.
    In diesem Falle gehe ich einfach aus dass Sie keine für Sie brauchbare Antwort haben, bedanke mich für Ihre konstruktive Beiträge und wünsche Ihnen noch ein schönes Leben.

    Herzlichst, K.B.

  • am 31.10.2014 um 01:41 Uhr
    Permalink

    @ Karl Buchberger
    Als erstes sollten wir die Arbeitgeber mehr in die Verantwortung nehmen !
    Wen eine Fa. also Leute braucht (zuerst im Inland schauen usw. dies ist klar), aber dann für die suche im Ausland sollte der Bund ein Paar Rekrutierungs-Restriktionen erlassen. Es kann kniffelig werden wegen den EU Richtlinien, aber ein Weg lässt sich bestimmt finden.

    Ich nenne hier nur ein Paar Beispiele in welche Richtung es gehen könnte.
    Ausnahmen könnte es z.B. geben für medizinisches personal.

    1. Der Unternehmer übernimmt zu 100% die kosten für die Arbeitslosigkeit des Arbeiters für die ersten 2 Jahre, er muss das Geld hinterlegen oder eine explizite Versicherung abschliessen. Sozialhilfe ist somit auch schon mal ausgeschlossen.
    Dies führt dazu dass das Personal VIEL SORGFÄLTIER ausgewählt wird da es ans eigene Portemonnaie geht. Dies alleine führt schon zu einer Reduktion ohne dass „ein Beamter“ irgend welche (unmögliche) Quoten anwenden muss.
    NB. Es gibt leider auch viele Ausländer die hier eine Fa. gründen (mit sehr wenig eigen Kapital), Landsleute hierherholen, sie für 6 oder 12 Mt. anstellen und dann der AL überlassen, … so was wäre dann schon mal auch unterbunden.

    2. Das Unternehmen garantiert die Zahlung der Miete der belegte Wohnung für die nächste 1 oder 2 Jahre, auch mittels Garantie.

    3. Firmen die Land erwerben, bebauen, Steuervergünstigung bekommen dann aber zu 90 % nur Ausländer oder Grenzgänger anstellen, sollten dies NICHT MEHR TUN DÜRFEN !

  • am 31.10.2014 um 02:00 Uhr
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    @ Karl Buchberger

    Ich sehe aber noch ein ganz anderes Problem.

    Wie sie oben aufgeführt haben ist die «nicht arbeitende» Einwanderung viel zahlreicher. Da stossen wir dann an einer unüberwindbare grenze, denn diese Leute können wir nicht zurückhalten, die kommen einfach.
    Wenn wir also nur die «Arbeitende» Klasse beschränken kommen die anderen (Asylanten, irgendwann auch deren Familien angehörige, angeheiratete, Studierende, usw.), ungehindert trotzdem ins Land (und dies sogar ohne das ein Rappen mehr Steuern eingenommen wird, … eher im Gegenteil !), … dies kann ein Volk auch ruinieren ! …

    Das sollten wir auch nicht ausser betracht lassen, … bin echt wieder am Zweifeln !!!

  • am 31.10.2014 um 21:44 Uhr
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    @Karl Buchberger
    Ich war leider abwesend. Wir hatten früher einmal Kontingente und sind nicht untergegangen. Kontingente werden von der Politik zugeteilt und nicht von der Wirtschaft bestimmt. Jetzt geht die Wirtschaft den Weg des geringsten Widerstandes und der kurzfristigen Gewinnmaximierung, anstatt qualitatives Wachstum anzustreben.
    Gegenfrage: Wie wollen Sie das von der UNO für jedes Land geforderte Gleichgewicht mit der Natur erreichen, wenn wir jetzt schon auf 4-facher Überbelastung sind und wenn die Bevölkerung im derzeitigen Tempo weiterwächst?

  • am 2.11.2014 um 16:42 Uhr
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    Ich finde zuerst müssen hier einige grundsätzliche Punkte geklärt werden.
    1. Einigkeit herrscht denke ich beim Punkt dass es im mittleren und unteren Wohnsegment zuwenig verfügbare Wohnungen gibt. Luxuswohnungen sind im Übermass vorhanden, stehen teilweise jahrelang leer.
    2. Es gibt zuviel Verkehr auf den Strassen, dafür teilweise zuwenig Angebot an öffentlichem Verkehr.
    3. Es gibt einen Zusammenhang zwischen BIP, Wirtschaftswachstum und Einwanderung.

    Zu Punkt 1 und 2 von Herrn/Frau? Bruderer: Die Arbeitslosenversicherung ist nicht staatlich, einzig die Verteilung der Versicherungsgelder (deren Beiträge vom Arbeitnehmer geleistet wetden) wird vom RAV übernommen. Man kann natürlich die Versicherungsleistung ausdehnen, man kann natürlich auch eine Pflichtmietversicherung einführen. Für viele kleinere und mittlere Betriebe ist allerdings davon auszugehen dass diese Mehrbelastung nicht einfach getragen werden kann. Wenn der Sinn des ganzen tatsächlich sein soll weniger Menschen einzustellen dann sollte man sich der Konsequenzen bewusst sein: weniger neue Arbeitsplätze heisst weniger Expansion, heisst weniger Gewinn, heisst weniger Einkommen, heisst weniger Konsum. Gleichzeitig heisst das mehr Arbeit für weniger Menschen, heisst mehr Überstunden, mehr Burnout, mehr Krankenstände. Den Weg kann man gehn, nur sollte man sich dessen bewusst sein dass alles was man tut Folgen hat.

  • am 2.11.2014 um 17:10 Uhr
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    Wenn dem so ist dann muss man das in der Initiative auch so kommunizieren: Dass man nämlich eine schrumpfende Wirtschaft in Kauf nimmt.
    Wenn man allerdings die Wirtschaft nicht beeinträchtigen will und Ausnahmen einführt für Bereiche wo das notwendig erscheint, dann sind wir bei keiner 0,2% Einwanderungsinitiative sondern bei einer 0,2%+0,4% Ausnahmen Einwanderungsinitiative.
    Um es nocheinmal festzuhalten: Medizinisches Personal, Ingenieure, sonstiges Fachpersonal kommt in die Schweiz und hat zu diesem Zeitpunkt bereits Arbeit. Diese Stellen plus alle Stellen die nicht besetzt werden können sind schon da. Die gibt es. Wenn man diese Stellen nicht besetzt dann hat das Konsequenzen, siehe oben. Ich finde jeder muss für sich entscheiden was einem lieber ist.
    Die anderen angeführten Punkte beziehen sich nicht auf Einwanderung, das ist Sozialmissbrauch. Das sind zwei paar Schuhe, zwei verschiedene Probleme. Sozialmissbrauch ist ein Problem das man nicht mit restriktiver Einwanderungspolitik in den Griff bekommt.
    Wenn man die zwei Probleme Verkehr und Wohnraum betrachtet sollte man sich die Mühe machen ein bisschen tiefer zu bohren.
    Warum gibt es so viele Autos auf den Strassen? Wer sind die Personen die das Land zersiedeln, die «in die Breite» wohnen? Die Ausländer, vor allem die ungewollten, wohnen doch alle in ihren speziellen Vororten in den Städten, die verstopfen die Strassen nicht. Zum einen ist es der Schwerverkehr, der meiner Meinung nach auf der Strasse nichts verlorenhat

  • am 2.11.2014 um 17:22 Uhr
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    zum anderen sind es die Heerscharen von Pendlern, die von ihren Einfamilienhäusern am Land zur Arbeit fahren.
    Ähnlich mit dem Wohnraum. Warum gibt es so wenige Wohnungen im mittleren, bezahlbaren Segment? Vielleicht weil in den letzten Jahren wirklich jeder versucht hat seine Wohnung auszubauen um sie dann im Luxussegment zu positionieren? Es gibt mehr als genug Wohnungen in diesem Bereich die einfach leerstehen, teilweise Jahrelang. Für wen sind diese Wohnungen wohl, für albanische Einwanderer?

    @Markus Zimmermann
    Das stimmt natürlich. Zeiten ändern sich, das stimmt leider auch. Wenn man bewusst die möglichen negativen Konsequenzen einer restriktiven Einwanderungspolitik in Kauf nehmen will ist das für mich vollkommen in Ordnung. Die Abstimmungen der letzten Zeit haben mir allerdings gezeigt dass häufig abgestimmt wurde und danach erst gedämmert ist: oh mein Gott das hat ja Konsequenzen, das wollt ich ja gar nicht.
    Zum Punkt Gleichgewicht: richtig fordert die UNO globales Gleichgewicht, mit dem Zusatz dass globales Gleichgewicht nur erreicht werden kann wenn Gleichgewicht auch auf nationaler Ebene angestrebt wird. Wir beide haben nur offensichtlich ein völlig anderes Verständnis von Gleichgewicht und Gerechtigkeit.

    Zusammenfassend möchte ich noch deponieren: Mir sind die aktuellen Probleme mehr als bewusst, ich denke nur dass der Weg über eine Beschränkung der Einwanderung keine Lösung bringt. Mehr staatliche Einflussnahme innerhalb der Schweiz wäre hier viel effektiver.

  • am 2.11.2014 um 17:23 Uhr
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    Aber das gehört in ein anderes Forum.
    Gute Nacht 🙂

  • am 2.11.2014 um 18:10 Uhr
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    @ Karl Buchberger
    Ich glaube kaum, dass die Wirtschaft schrumpfen muss, wenn die ECOPOP-Initiative angenommen wird, denn auch bei Annahme haben wir immer noch ein Bevölkerungswachstum von 32’000. Eine Dämpfung in quantitativer Hinsicht wird es geben, aber man könnte ja auch qualitativ wachsen, so wie es die meisten Politiker immer predigen, aber in dieser Richtung nichts unternehmen.
    Bis jetzt ist trotz aller anderen Massnahmen, die Überlast weitergestiegen,
    weil man den zweiten Faktor, die Bevölkerung, nicht berücksichtigte.
    Dass durch die Dämpfung Probleme entstehen ist mir schon bewusst, aber diese sind zu lösen. Die Probleme, die entstehen, wenn wir die ökologische Überbelastung nicht senken, werden dereinst kaum mehr zu lösen sein. Ich empfehle Ihnen das Buch «Der Ecological Footprint» von Prof. Dr. Mathis Wackernagel.
    Sie müssen sich also entscheiden, ob sie kurzfristig oder langfristig denken wollen.
    Markus Zimmermann-Scheifele

  • am 3.11.2014 um 01:27 Uhr
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    @ Karl Buchberger und Markus Zimmermann
    Ich lese gute Argumente bei beiden, aber trotzdem meine ich dass wir etwas unternehmen sollten, … es läuten doch die Alarm Glocken.
    Und in diesem Sinne wie bringt man dann unsere „Unwillige & Kurzsichtige“ Politiker dazu endlich das heisse Eisen „Überbevölkerung in der Schweiz“ (scheint ein Tabu Thema zu sein), anzupacken ohne dass das Volk wieder mal mit einem Ja zu ECOPOP Initiative ein Zeichen setzen muss ???

    In Bern ist doch gar kein Wille vorhanden, die wollen ja nur ein blindes „weiter so wie bis anhin“ … !

  • am 4.11.2014 um 00:48 Uhr
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    @Markus Zimmermann
    Und darauf läufts im Endeffekt hinaus, auf Glauben. Wir haben beide keine Kristallkugel, deswegen wird die Zukunft zeigen, wer von uns beiden recht gat. Sie glauben, 80.000 Arbeitsplätze weniger haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Wirtschaft, ich glaube das schon.
    Auch den Punkt mit der Entscheidung für kurz- oder langfristiges Denken teile ich mit Ihnen, allerdings aus einer anderen Perspektive.
    Wenn man die Einwanderung nur bremst anstatt die damit verbundenen Probleme anzugehen erreicht man nur eines: man verlagert das Problem an die nachfolgenden Generationen. Das mag zwar für einen selbst angenehm sein, langfristig gesehen verschärft das die Problematik nur.
    So wie Frau Bruderer schreibt, man benutzt solche Initiativen gern um Politikern eins auszuwischen, um ein Zeichen zu setzen, ändert damit aber nichts an den zugrundeliegenden Problemen.

    Vielleicht noch ein Bild zum Abschluss: Man stelle sich einen Wanderer vor der an eine Weggabelung kommt. Der Kopf will nach links, der Körper nach rechts. Da es so aussieht dass der linke Weg gegangen wird, beschliesst der Körper sich selbst ins Knie zu schiessen um dem Kopf dazu zu bringen nach rechts zu gehen…

    Und wieder, gute Nacht

  • am 4.11.2014 um 00:58 Uhr
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    @ Frau Bruderer

    Eine Idee wäre zum Beispiel eine Initiative für ein staatlich gefördertes Wohnbauprogramm (viel mehr Wohnungen im städtischen Gebiet im mittleren Preissegment, Sanktionen für leerstehende Luxuswohnungen etc), weniger Subventionen für Zersiedelung (siehe vorzeitige Auszahlung der Pensionskasse für Wohnbau), eine Initiative für mehr öffentlichen Verkehr (wie wärs mit Abschaffung der ersten Klasse, leistbaren ÖV für alle, Verlagerung des Schwerverkehrs auf Schiene) etc etc etc.
    Und ja ich weiss dass das sehr soziale Ansätze sind, aber erstens denke ich dass ein Staat dann Erfolg hat wenn alle an einem Strang ziehen und zweitens finde ich nicht dass die Wirtschaft als unkontrollierter Richtungsweiser bisher besonders erfolgreich war. (siehe diverse Wirtschaftskrisen, immer grössere Kluft zwischen arm und reich).
    Die Schweiz ist in der beinahe einzigartigen Situation der Politik ganz klar sagen zu können was sie machen muss. Es besteht absolut keine Notwendigkeit sich ängstlich in der Ecke zu verstecken.

  • am 4.11.2014 um 02:16 Uhr
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    @ Karl Buchberger
    Vorab ein Kompliment für ihre anständige Art, das gefallt mir und so sollten wir miteinander diskutieren !

    Muss der einzelne sich wirklich so einschränken (verdichtetes Bauen, mehr ÖV, mehr Spitäler, mehr Strom & Wasser, mehr Abfall, mehr Produkte herstellen, alles mehr mehr …), damit immer mehr Menschen, Autos, Strassen, Hochhäuser, Bahnen sich breit machen können ?
    Wozu ? Ok, es klingt etwas egoistisch, aber ist es nicht so dass der Mensch nach «besserem» strebt (für das hat er ja sämtliche Entwicklungen und Erfindungen bereitgestellt … damit es ihm, und allen anderen besser geht), aber enger zusammenrücken ist nicht in seinem genetischen Plan, denke ich, es ist eher eine „Not“ …
    Und wenn WIR so weiter machen, was überlassen wir unseren Kinder in 50 Jahren ? Aggressionen und stress werden zunehmen, zu viel „enge“ könnte sogar in kriegerische Auseinandersetzungen ausarten.
    Sicherlich passt sich der Mensch an alles an ansonsten wäre er nicht so erfolgreich gewesen auf diesem Planeten.
    Aber soll er sich wirklich so Masslos ausbreiten ? Was ist mit der Natur, was mit den Tieren (die haben in meinen Augen genau dasselbe Recht zu leben wie wir, und wir verdrängen diese immer mehr, oder essen sie sogar), und was wird aus der Landschaft die wir so sehr lieben !

    Wenn ECOPOP nicht die Lösung ist, dann Bitte hilft mit einen guten Weg zu finden, … einen Massvolleren meinetwegen, aber ETWAS MUSS getan werden und zwar bald.

  • am 3.10.2018 um 20:38 Uhr
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    Guten Tag
    Ich meine, dass die Geburtenrate nur über die Finanzen geregelt werden kann.
    Egal, wer, wo und von welcher Art die Frau/Mann/Familie kommt.
    Das erste Kind soll unterstützt werden, Kinderzulage, Hort, Schule ectr.
    Beim zweiten Kind entfallen diese Unterstützungen, und die folgenden Kinder sollen kostenpxlichtig sein. Gebühren in der Höhe der Unterstützungskosten des ersten Kindes. Dafür müssten ab dem zweiten Kind Sterilisationen beider Geschlechter vollumfänglich vom Staat übernommen werden, sowie alle freiwilligen Abtreibungen.
    Über allen Quatsch stimmen wir ab, aber über ein solches Gesetz durfte ich noch nie an die Urne. Warum?

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