Polizei2

Nachwuchswerbung der Kantonspolizei Schwyz © Kapo SZ

So sauglatt wirbt die Polizei für Nachwuchs

Red. /  Unabhängige Gremien zur Untersuchung von Polizeigewalt fehlen in der Schweiz. Das hält die Polizei nicht von einem Spässchen ab.

Das oben abgebildete Inserat ist keine Erfindung der Satirezeitschrift «Nebelspalter» – so wirbt die Schwyzer Kantonspolizei auf ihrer Website tatsächlich für Nachwuchs.

Seit Tagen sorgt diese Nachwuchswerbung in den Social Media für Furore. Man kann darüber lachen und weiterklicken – oder kurz innehalten und sich fragen: Welches Berufsethos liegt diesem polizeilichen Sauglattismus zugrunde? Wie reflektiert ein Polizeikorps mit solcher Werbung seine Funktion in der Gesellschaft?

Lustig? Eher weniger

Das Inserat wäre vielleicht noch halbwegs zum Lachen, wäre unverhältnismässige Polizeigewalt und fehlende unabhängige Untersuchungsgremien in Fällen von mutmasslicher Gewalt durch Polizeibeamte in der Schweiz nicht ein virulentes Thema. Infosperber machte wiederholt in Artikeln auf das Problem aufmerksam. Aus gegebenem Anlass hier zwei Links:

  • «Polizeiliche Übergriffe: Schweiz in der Kritik», schrieb Kurt Marti im Juni 2012, und weiter: «Seit zehn Jahren kritisieren nationale und internationale Gremien erfolglos den ungenügenden Rechtsschutz gegen Polizeigewalt» (mehr hier).
  • «Wie gefährlich ist die Polizei?», fragte Christof Moser im November 2013 – und konstatierte: «Weil sie kaum etwas zu befürchten haben, machen manche Polizisten, was sie wollen – mit Billigung der Bevölkerung.» (mehr hier).

Und weil die Schwyzer Polizei in ihrem Inserat so salopp mit dem Einsatz von Kampfstoff wie Tränengas spielt, hier als Ergänzung noch ein Hintergrundartikel, der im «Magazin» der «Süddeutschen Zeitung» erschienen ist:

  • «Voll Gas voraus» – «Rio, Istanbul, Stuttgart: Wo immer Menschen für ihre Überzeugungen auf die Strasse gehen, reagiert der Staat hart – und bringt die Demonstranten zum Heulen. Über den tränenreichen Siegeszug des Pfeffersprays» (mehr hier).

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

Polizei1

Justiz, Polizei, Rechtsstaat

Wehret den Anfängen, denn funktionierende Rechtssysteme geraten immer wieder in Gefahr.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

3 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 28.07.2014 um 00:14 Uhr
    Permalink

    Die Schweiz hat eine der humansten Polizeien der Welt, und was Gewalt betraf, hat es erst in letzter Zeit in Luzern eine Entlassung gegeben für einen Vorfall, der vor der Jahrtausendwende wohl noch kaum zu einer Entlassung geführt hätte. Es gab bei weitem geschmacklosere Werbung als die oben präsentierte, die allerdings in der Tradition der schon seit 20 Jahren wohl zu stark auf «Kumpel» ausgerichteten Plakatwerbung verläuft. Diese Plakatwerbung ändert nichts daran, dass im Vergleich etwa zu einem Pädagogikstudium ein viel grösserer Anteil der Bewerber an der Polizeischule nicht genommen wird, und dass an der Polizeischule Hitzkirch beeindruckende Disziplin herrscht, nicht zu vergleichen mit einer Maturaklasse. Vorbildliches Niveau herrscht im Ethik-Unterricht, wie diesen z.B. Frau Erika U. erteilt. Ich habe einigen Lektionen beigewohnt; selten in einem Ethik-Unterricht in der Schweiz spielt der Aspekt «no-go» eine vergleichbar dominierende Rolle!

    Ich habe 5 Jahre an dieser Schule Deutsch und Staatskunde unterrichtet, weiss also, wovon ich rede, zumal Schwyzer Polizisten z.T. bei uns ausgebildet werden. Dass Polizisten heute stärker im Fokus stehen als je, nicht zuletzt im Rückblick auf den einen und anderen Skandal, ändert nichts daran, dass das Gesamtniveau unserer Polizeikorps im internationalen Vergleich ansehnlich ist. Man pflegt übrigens immer wieder auch Kontakte zum Beispiel mit der deutschen Polizeiszene, gerade bei den sog. heiklen Themen besteht Austausch.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 28.07.2014 um 13:50 Uhr
    Permalink

    M. Meier,

    J’apprécie votre prise de position et je ne peux que confirmer l’estime porté vers le travail souvent ingrat de nos policiers.

    Moi-même, j’ai eu le privilège d’enseigner à une académie militaire en Afrique qui comprenait également les officiers aspirants de la gendarmerie. Je n’ai jamais eu le moindre doute sur le caractère éthique de mes étudiants bien que le contexte historique ne favorisait guère une telle interprétation.

    J’ai pu observer de près le travail de mes anciens étudiants et je peux confirmer que leur tâche était moins que évidente.

    Enfin, je pense que nos forces de police font en général un excellant travail.

    S’il est vrai que les publicités incriminées ne sont pas du meilleur goût, il convient de s’abstenir d’incriminer toute une profession.

    Je dois quand-même ajouter, que lorsque nous avions quelques problèmes à notre université, le gouvernement a envoyé les fantassins plutôt que les aspirants officiers pour régler le problème … ils avaient peur que les jeunes gens pourraient fraterniser.

    Obama-Putin, même combat. Il ne faut pas que les soldats fraternisent. Où irait tout le business de la quincaillerairie meurtière ?

    Il faut tout de même admettre que dans ce business, Cheeney, Rumsfeld, McCain … Obama… ont montré leur efficacité.

    Ethique ? Connais pas. Heureusement que nous avons nos policiers qui continuent à faire un boulot honnète.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 28.07.2014 um 14:12 Uhr
    Permalink

    @Hunkeler. Bin über diese Stellungnahme bewegt. Wenn ich für meine Schüler an der Polizeischule eintrete, schliesse ich nicht aus, dass es auch in Afrika eine ganz anständige Polizeiausbildung und eine anständige Polizei geben kann und sicher in vielen Fällen gibt. Das Problem der Polizei in der 3. Welt ist dann, nach ihrer Ausbildung, da und dort die gar nicht vorgenommene Bezahlung oder schlechte Bezahlung, was fast automatisch zur Versuchung der Korruption führt. Dabei besteht diese Versuchung auch bei uns, und der Umgang mit allfälligen «Geschenken", selbst wenn sie aus echter Dankbarkeit erfolgen, ist ebenfalls notwendiger Gegenstand des polizeilichen Ethikunterrichts.

    Dass es in Ländern, wo die Polizei miserabel bezahlt ist oder allzu abhängig von gewissen Potentaten, wieder spezielle Probleme geben kann, darf auch dann erwähnt werden, wenn man davon ausgeht: Es gibt mutmasslich und hoffentlich in jedem Land vertrauenswürdige Polizisten, wobei in Ländern mit patriarchalischer Ordnung und Frauenmisshandlung Polizistinnen noch umso wichiger wären. Ich glaube, dass die geschilderte Ausbildung an der Académie militaire wohl für dortige Verhältnisse nicht das Schlechteste ist, wiewohl man bei uns den Unterschied zwischen Militär und Polizei stärker betont als früher.

    In der von mir zuletzt unterrichteten Klasse in Hitzkirch waren auch Zivildienstleister dabei. Dass solche Leute überhaupt genommen werden, spricht für ein stattgehabtes Umdenken in den letzten 20 Jahren.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...