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Wo Wasser fliesst. kann auch etwas gedeihen: Family Farming Projekt Sharan © zfg

Hunger: In Medien findet Family Farming kaum statt

Christian Müller /  Die UNO hat das Jahr 2014 zum Jahr des bäuerlichen Familienbetriebs erklärt. Die Satten dieser Erde interessiert es nicht.

Der bäuerliche Familienbetrieb ist weltweit noch immer die wichtigste Quelle für die Ernährung der zurzeit gut sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde. Über 500 Millionen bäuerliche Familienbetriebe, die, unterschiedlich je nach Kontinent, so um die 70 Prozent des Bodens bewirtschaften, sorgen für etwa 56 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion weltweit (Schätzung der FAO).

Das Thema Family Farming hat in der westlichen Medienlandschaft trotz UNO-Jahr bisher allerdings wenig Echo gefunden. Wir haben ja genug zu essen: Was kümmert’s uns, woher die Grundnahrungsmittel, das Gemüse, das Fleisch, die Eier kommen? Der «freie Markt» wird’s schon richten, dass es davon immer genug hat…

Falsch! Das Thema Family Farming ist unendlich wichtig. Denn dass mehr und mehr Boden durch gigantische Multis aufgekauft und mit Monokultur-Landwirtschaft zugedeckt und Rendite-orientiert bewirtschaftet wird, ist eine grosse Gefahr. Nicht nur weil vor allem in den Entwicklungsländern grosse Bevölkerungsteile dabei ihr Einkommen verlieren, sondern auch weil nach Erkenntnis unabhängiger Wissenschafter diese Böden in kurzer Zeit ausgelaugt und zerstört werden. Kunstdünger kann den natürlichen Boden langfristig nicht ersetzen.

Kein Interesse bei den Medien

Hat man in den Schweizer Medien etwas über das UNO-Jahr des Family Farming lesen können? Ein Blick ins Schweizer Medienarchiv zeigt: Seit 1. Januar 2014 hat gerademal der «Schweizer Bauer» zweimal etwas zu diesem Thema gebracht. Und kurz vor Neujahr, im Dezember 2013, stand auch in der Regionalausgabe Glarus der «Südostschweiz» ein Artikel, in dem das Wort «Family Farming» vorkommt…

Nun gibt es wenigstens ein paar kleine Organisationen, die versuchen, dem Thema etwas mehr Beachtung zu verschaffen. Ein Komitee, dem neben dem Schweizerischen Bauernverband u.a. auch HELVETAS und Swissaid angehören und das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA unterstützt wird, hat eine eigene Website geschaffen (siehe Link unten). Oder die Weltföderalisten Schweiz, die auf ihrer Website ein Dossier zum Thema Family Farming anbieten und am 25. AfroPfingsten Festival in Winterthur einen Stand haben werden, an dem es Informationen zu diesem Thema gibt – und zwar nicht nur in Zahlen und trockenen Berichten, sondern auch mit einem Blick auf ein konkretes Projekt in Indien, wo mit Schweizer Unterstützung Family Farming gefördert wird. Anwesend sein werden dort u.a. die Initianten des Projekts, der Inder Hari Sharan und seine Tochter Anandi Sharan.

Was ist ein bäuerlicher Familienbetrieb (Family Farming)?

«Family Farming» ist ein Begriff, der international nicht einfach zu definieren ist. Da die Voraussetzungen je nach Klima, ökonomischem und sozialem Umfeld und Produktionsausrichtung sehr unterschiedlich sind, ist eine Definition beispielsweise über die Grösse eines Betriebs nach Hektaren nicht wirklich aussagekräftig. Jedoch gibt es Kriterien, die bäuerliche Familienbetriebe umschreiben:
● Die Entscheidungskompetenz liegt bei der bewirtschaftenden Familie.
● Die Risiken werden von der bewirtschaftenden Familie getragen.
● Die Arbeit wird hauptsächlich von Familienmitgliedern geleistet.
● Das bewirtschaftete Land ist in der Verfügungsgewalt der Familie, sei es durch Grundbesitz oder durch Pacht.
● Das Finanzkapital wird grösstenteils von der Familie oder ihren Kreditgebern gestellt, jedoch nicht von institutionellen Investoren.
● Das Einkommen der Familie stammt mehrheitlich aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit.
● Das Familienleben verschmilzt mit dem Betrieb.
● Der Betrieb wird an die Nachkommen vererbt.

Wer sich für das Family Farming und seine Bedeutung für die Zukunft der Menschheit interessiert, findet im Netz zahlreiche interessante Infos:

Eine Schweizer Website zum Jahr des Family Farming.

Das Dossier «Family Farming» der Organisation «Weltföderalisten Schweiz».

Die Website der FAO (Food and Agriculture Organization) der UNO (auf Englisch).

Die Website der UNO zum Thema Family Farming (auf Englisch)

Weitere Infos siehe Links unten.

(Der Abschnitt zur Definition des bäuerlichen Familienbetriebes ist dem Artikel von Pamela Fehrenbach im Schweizer Bauer vom 26. Februar 2014 entnommen.)

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Der Stand der Weltföderalisten Schweiz an AfroPfingsten steht wie schon in den letzten Jahren in der oberen Kirchgasse vis-à-vis dem Gewerbemuseum, Freitag/Samstag 6./7. Juni 2014.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor ist Präsident der Organisation "Weltföderalisten Schweiz".

Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 26.05.2014 um 11:27 Uhr
    Permalink

    Trifft ja auch auf einen grossen Teil unseres Bauernstandes zu. Da müsste sich doch die SVP dafür stark machen..

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