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Sepp Blatter und PR-Berater Klaus Stöhlker © cc

Auch Blatter vertraut Diensten von Klaus Stöhlker

Urs P. Gasche /  Ob Manager, Banken, Pharma oder die SVP: Der «bekannteste PR-Berater der Schweiz» (Buchwerbung) mischelte nach eigenen Angaben mit.

Als der suspendierte Fifa-Präsident Sepp Blatter Anfang November einige Tage im Spital verbrachte, verkündete Klaus Stöhlker, sein 79-jähriger Klient befinde sich «bereits in der Erholungsphase». Blatter werde «alles unternehmen, um die Suspendierung rückgängig zu machen». Seither soll Stöhlker Blatter zu öffentlichen Auftritten geraten haben. Zu «Befreiungsschlägen, mit denen sich Blatter selber in die Enge treibt», schrieb die NZZ am 27. November.

Erfolgsgewohnter Stöhlker

Ob Klaus J. Stöhlker das angeschlagene Image von Sepp Blatter wieder aufpolieren kann, wird die Zukunft zeigen. In seinem Buch «Die Schweiz im Herbst» ist von verunglückten Einsätzen des PR-Profis

kaum etwas zu lesen, umso mehr berichtet Stöhlker über Erfolge. Alle folgenden Zitate sind dem Buch entnommen.

Drecksarbeit für die Banken übernommen
Von Banken übernahm Stöhlker Ende der Siebzigerjahre als ersten grossen Auftrag, den damals jungen SP-Nationalrat Jean Ziegler «als Landesverräter abzustempeln». Ziegler hatte in mehrere Büchern die Banken als Hort internationaler Flucht- und Holocaustgelder heftig angegriffen. Die SP hatte 1979 eine Bankeninitiative eingereicht, die internationale Rechtshilfe in Steuerstrafsachen, die Veröffentlichung von konsolidierten Jahresrechnungen und die Offenlegung der stillen Reserven sowie das Begrenzen der Verflechtungen zwischen Banken und andern Unternehmen, und schliesslich eine Versicherung für Bankeinlagen forderte. Heute sind einige dieser damals als «bankenfeindlich» verschrieenen Forderungen erfüllt.
Stöhlker wurde beauftragt, «das Manuskript (eines neuen Ziegler-Buches) aus der deutschen Druckerei zu beschaffen». «Ich spielte eine Rolle, wie dies in allen Kriegen, militärischen wie wirtschaftlichen, der Fall ist.» Der «Kern», das heisst die Banken selber, würden Leute «von aussen» wie ihn beauftragen, um «die gefährlichsten Aufgaben zu übernehmen». Diese Spielregeln würden bis heute gelten.

Weil er ehrgeizig war und Karriere machen wollte, habe er «die gut bezahlte Aufgabe» übernommen. Ein Mittelsmann in Frankfurt habe «gegen ein hübsches fünfstelliges Honorar» das Ziegler-Manuskript aus der Druckerei beschafft. So konnten die Banken rechtzeitig eine Gegenstrategie entwickeln, um bei der Lancierung des Ziegler-Buchs sofort zu kontern.

«Erfolgreiche Journalistenreise organisiert»

Mit Stolz berichtet Stöhlker vom Besuch und Auftrag des Geheimdienstchefs «eines lateinamerikanischen Staates», das in der Schweiz Anleihen verkaufen wollte, um notorische Defizite zu decken. Stöhlker baute einen «Pressedienst» auf, der «Verständnis für das Land» erreichen sollte. Die Redaktionen der Wirtschafts- und Finanzzeitungen hätten das Material «gerne abgedruckt». «Überaus erfolgreich» sei eine Journalistenreise in das marktwirtschaftlich fortgeschrittene Land» gewesen. «Dass die Regierung zur gleichen Zeit mit ihren Gegnern nicht sehr menschenfreundlich umging, interessierte wenig. Die Gegner waren Kommunisten.»
Die «Drecksarbeit» für den lateinamerikanischen Staat und für die Banken verrichtete Stöhlker als junger Mitarbeiter des «Büro Farner».

«Mein Instrumentarium war der Konkurrenz um Längen voraus»
Klaus J. Stöhlker, der vorher Partner der PR-Agentur Adolf Wirz war, machte sich 1982 selbständig. «Dank meinem Instrumentarium, das denjenigen der Konkurrenz um Längen voraus war», hätten sich Bankiers, Unternehmer und Spekulanten die Türklinke in die Hand gegeben.
Von seinem «Instrumentarium» habe auch die aufstrebende SVP profitieren wollen und ihn mit dem Durchführen eines «14-tägigen Seminars für ihre Politiker, Kantonsräte, Grossräte, National- und Ständeräte» beauftragt (Red. Frauen scheint es damals noch keine gegeben zu haben). «Es wurden zwei wunderbare Seminarwochen am Fusse des Jura», schildert Stöhlker. Sie hätten «trainiert, wie man sich politisch ausdrückt, wie man auftritt, Reden hält und die Öffentlichkeit und die Medien für sich gewinnt». Er habe rund achtzig Teilnehmer gelehrt, «was politisches Timing bedeutet, wie man den Gegner angreift unf Verbündete gewinnt».
Stöhlker attestiert Blocher einen «Raubtierinstinkt wahrer Sieger.» Er sei ein «Conquistador», der alles auf eine Karte setze. Und er würde «beide Arme» für die Kommunikation nutzen, nämlich den unternehmerischen und den politischen. Blocher sei unternehmerisch und politisch «ein Mega-Bremi der neuen Generation».

Troubleshooter vor dem Absturz der Swissair

«Ich erlebte den Swissair-Absturz in der obersten Etage des Hauptsitzes Balsberg in den Büros der Konzernleitung», schreibt Stöhlker. CEO Philippe Bruggisser, der die Swissair unter anderem mit dem Kauf problembehafteter Fluggesellschaften ruinieren sollte, hatte Stöhlker zu Hilfe gerufen. Dieser machte Beatrice Tschanz, die er nach eigenen Angaben «von Ringier zu Jelmoli transferiert» hatte, zur neuen PR-Chefin der Swissair.
Mitschuld am endgültigen Swissair-Debakel hatten andere: «Frank A. Meyer, ein Cicero des Bieler Kleinbürgertums, und der unter seinem Einfluss stehende Berner SVP-Bundesrat Adolf Ogi, aus dem gleichen Milieu stammend, haben eine unheilvolle Rolle gespielt. Mario Corti durfte nicht die Nr. 1 bei Nestlé werden» und wechselte zur Swissair. Doch trat er «nur mit einer Honorar-Vorauszahlung von über zehn Millionen Franken an und scheiterte als Sanierer». Schliesslich habe man die Reste der alten Swissair der Deutschen Lufthansa «für ein Taschengeld von 70 Millionen Franken geschenkt». Seither mache die Swiss unter deutscher Führung Jahresgewinne von gegen 300 Millionen Franken.

Zur Lancierung von «20 Minuten» verholfen

Auch beim Start der erfolgreichen Gratiszeitung «20 Minuten» hat Stöhlker nach eigenen Angaben eine wichtige Rolle gespielt. «Im Auftrag der Osloer Verleger Schibsted» habe er «geholfen, ’20 Minuten› in der Schweiz zu gründen und einzuführen». Er habe damals noch nicht geahnt, «dass wir die erfolgreichste Gratiszeitung Europas aufbauen würden».
Nicht alle Konzerne seien so gut beraten: «Was sich derzeit in den Verwaltungen oder grösseren Unternehmen als Kommunikation abspielt, ist ein Trauerspiel, weil unerfahrene Chefs mit noch unerfahrenerem Kommunikationschef zusammen Modelle erstellen, die scheitern müssen.» Namentlich nennt Stöhlker Novartis, UBS, CS, ABB, Schindler und Nestlé: «Die Public Affairs dieser Unternehmen liegen darnieder, weil sie global denken und Lokales nur als Hindernis empfinden».

Soweit der Bericht eigener Leistungen und Schelten von Klaus J. Stöhlker. Über den Ausverkauf der Schweizer Wirtschaft, deren grösste Unternehmen heute in ausländischer Hand sind, und den Stöhlker in seinem Buch ebenfalls blumig beschreibt, wird Infosperber in einem weiteren Teil berichten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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