RajivJain

Rajiv Jain: 60 Millionen für gutes «Arbeiten» © finews

Dieser Bank-Vontobel-Mann «verdiente» 60 Millionen

Lukas Hässig /  Geheimvertrag mit Vontobel: Investmentbanker Rajiv Jain und sein Team bezogen 2014 80 Millionen Saläre und Boni – Fall für Finma?

Red. Lukas Hässig ist Wirtschaftsjournalist und betreibt das Informationsportal «Inside Paradeplatz».


Rajiv Jain, ein Inder mit Sitz in New York, stellt alle bisherigen Vergütungen in den Schatten: 20 Millionen für Ospel, 40 für Vasella? Jain schlägt sie locker.

Der Vontobel-Star erhielt 2014 zusammen mit seinem Team rund 80 Millionen. Der Grossteil, geschätzte 60 bis 70 Millionen, landete in Jains eigener Tasche. Dies bestätigen Quellen, die nicht zitiert sein wollen. Die Bank Vontobel hält sich bedeckt.

Kreise der Zürcher Familienbank, deren Patron Hans Vontobel stets Bescheidenheit vorlebte, betonen, dass die Summe für das ganze Assetmanagement-Team von Jain gelte. Insgesamt seien das 25 Leute. Nimmt man im Schnitt eine halbe Million pro Kopf, kommt man auf rund 12 Millionen. Damit bleiben Jain immer noch rund 70 Millionen. Für das letzte Jahr.

Im vorletzten gab es ebenfalls eine riesige Summe, im vorvorletzten ebenso.

Rajiv Jain, der preisgekrönte Assetmanagement-Star der Vontobel, sprengt mit seiner Vergütung alle bisherigen Dimensionen des Finanzplatzes. Einzig der Sonderbonus von CS-Chef Brady Dougan über 71 Millionen von Frühling 2010 kann «mithalten».

Beim Inder Jain ist das möglich, weil ihn seine Vontobel-Bank gleich wie die grossen Cracks der New Yorker Hedgefund-Szene entschädigt; nämlich direkt erfolgsabhängig. Jain bringt Vontobel grosse Gewinne und viel frisches Geld. 2014 gingen 4,6 Milliarden Franken Neugelder aufs Konto des Assetmanagements, der Grossteil könnte von Jain stammen. Der Gewinn des Assetmanagements betrug im letzten Jahr 108 Millionen, das Doppelte des Gewinns der Sparte Private Banking.

Ohne Jain, der praktisch im Alleingang das Assetmanagement der Vontobel zu viel Geld und Profit verhilft, wäre die ganze Bank nur ein Bänkli. Der Jahresgewinn 2014 betrug 132 Millionen. Wie viel wären es ohne Jain gewesen? Die Hälfte? Weniger?

Umgekehrt würde die Bank ohne Jain 80 Millionen sparen. Das ist mehr als die Hälfte des Gesamtgewinns.

Jain weiss um seinen Wert. Sein Druck auf seine Chefs in der Vontobel-Zentrale in Zürich ist legendär. Doch was der Inder in seinen Geheimverhandlungen für sich herausgeholt hat, ist Zündstoff. 80 Millionen für einen Banker – ein neues Kapitel für Swiss Banking.

Es stellen sich rechtliche Fragen

Wer hat den Vertrag mit Jain ausgehandelt? Vermutlich war es Vontobel-CEO Zeno Staub, der mit Rajiv Jain den Gewinnschlüssel jeweils für die nächste Zukunft direkt abmachen dürfte. Der Deal müsste dann wohl von Staub dem Präsidenten, Herbert Scheidt, vorgelegt und von diesem abgesegnet werden. Die Verantwortlichkeit für Jains 80-Millionen-Paket ist wichtig wegen der nächsten Frage.

Ist eine derartige Entschädigung für einen einzelnen Banker und seine Kollegen regelkonform? Gefordert könnte die Aufsicht in Bern sein. Seit der grossen Finanzkrise mit der 70-Milliarden-Risiko-Rettung der UBS durch den Steuerzahler im 2008 hat die Finma die Bonus-Regeln verschärft. Ein Grossteil der erfolgsabhängigen Vergütungen für Spitzenleute und hochbezahlte Traderstars muss heute auf mehrere Jahre hinaus gesperrt bleiben.

Bei der CS ist das beispielsweise für 3 Jahre der Fall. Die zugesprochenen Boni für die jeweils letzte Geschäftsperiode werden über diese Zeit gestaffelt ausbezahlt. Wenn ein Manager die Bank verlässt oder Mist passiert, geht er leer aus.

Bei Vontobel-Banker Jain ist rund um seine letztjährige 80-Millionen-Entschädigung nichts von aufgeschobener Wirkung bekannt. Vermutlich hat er also die ganze Summe sofort ausbezahlt erhalten. Die Finma könnte nun untersuchen, ob die Bank Vontobel damit die Vorschriften verletzt. Im Zentrum stünde die Frage nach Gewähr und ordentlicher Geschäftsführung. Beides ist für jedes Unternehmen und jede Bank zentral.

Vontobel-Präsident Scheidt und sein CEO Staub könnten somit die 80 Millionen für Jain&Co. mit deren überragender Bedeutung und dem grossen Wert für die Bank begründen. Darauf deutet eine Passage im Geschäftsbericht 2014 hin: Abflüsse in den aufstrebenden Märkten «konnten im weiteren Jahresverlauf dank der exzellenten Investmentperformance von Rajiv Jain und seinem Team kompensiert werden», hielt die Vontobel-Spitze zuhanden der Aktionäre fest.

Normalerweise werden abgesehen von den Mitgliedern der Geschäftsleitung keine einzelnen Manager in Jahres- und Finanzberichten namentlich erwähnt. Bei Jain ist das anders. Er geniesst auch diesbezüglich eine Sonderstellung.

Die Vontobel-Verantwortlichen reagierten vorgestern Abend nervös auf eine Anfrage. Die Pressestelle stellte die Zahl zunächst als reine Spekulation hin. Dann aber meldeten sich wenig später der neue Pressechef der Bank und deren oberster Jurist. Doch auch sie wollten keinen Kommentar abgeben und die offenen Fragen nicht beantworten. Ihre Reaktion zeigt aber, dass sie dem Thema Jain und dessen Entschädigung Bedeutung zumessen.

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Dieser Beitrag erschien am 18.11.2015 auf «Inside Paradeplatz». Andere Medien haben diese Informationen nicht aufgenommen.

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Eine Meinung zu

  • am 19.11.2015 um 12:44 Uhr
    Permalink

    Arbeitet der Mann nun nicht mehr bei Vontobel und ist er nun zu Goldman Sachs weitergezogen? «Dieser Mann verdiente» kann man wohl nicht sagen, der Mann wurde reichlich beschenkt, was vielleicht sogar über das Konto Entwicklungshilfe abgebucht werden kann! «Vergelt´s Gott» pflegt man zu sagen! Da müsste eigentlich der Verwaltungsrat geradestehen, aber der Entscheid, diesen Mann so grosszügig für seine exzellenten Leistungen zu remunieren kam wohl einstimmig zustande………

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