Suleimann Kerimov3

Russischer Oligarch Suleiman Kerimov © sports.yahoo.com

Luzerner Stiftung verschleiert Offshore-Geschäfte

Kurt Marti /  Die «Suleyman Kerimov Foundation» in Luzern ist eine begehrte Sponsorin. Doch über ihre Offshore-Firmen schweigt sie.

Das Zürcher Filmfestival erhielt letztes Jahr von der «Suleyman Kerimov Foundation» (SKF) mit Sitz in Luzern eine halbe Million Franken. Auch die Paraplegiker-Stiftung in Nottwil, das internationale Comic-Festival Fumetto und das regionale Eiszentrum Luzern durften sich über namhafte Beiträge freuen. Insgesamt schüttete die Stiftung letztes Jahr ein Füllhorn von rund 55 Millionen Franken in der Schweiz, in Deutschland und hauptsächlich in Russland aus. Gegründet wurde die Stiftung im Jahr 2007 vom russischen Oligarchen Suleyman Kerimov (47), dessen Vermögen auf rund sieben Milliarden Franken geschätzt wird.

Mit Öl- und Immobiliengeschäften reich geworden

Die Kerimov-Stiftung bezweckt die weltweite «Wohltätigkeit und Gemeinnützigkeit», insbesondere für «bedürftige sowie kranke Menschen», aber auch die «Förderung der Kunst und Kultur». In der Fussballwelt wurde Kerimov bekannt durch sein Millionen-Sponsoring für den Fussballclub Anschi Machatschkala in seiner Heimat Dagestan. Mittlerweile hat er die Spielermillionäre wieder verkauft und sein Fussballclub ist in der Rangliste abgerutscht. Reich geworden ist Kerimov mit Öl- und Immobiliengeschäften sowie mit Firmen wie Uralkali, dem weltgrössten Kalidünger-Produzenten.

Präsident der Kerimov-Stiftung ist der Luzerner Treuhänder Alexander Studhalter, der in der Finanz- und Geschäftswelt mit rund 50 Verwaltungsratssitzen vernetzt ist und an bester Lage direkt am Vierwaldstättersee logiert. Öffentliches Aufsehen erregt er nur selten. Einzig im Jahr 2006 erscheint sein Name vereinzelt in den Medien, als sein Freund Kerimov seinen Ferrari Enzo im Wert von einer Million Franken in Nizza zu Schrott fuhr und knapp mit dem Leben davon kam.

Die versteckten Pfade in die Steueroasen

Kerimov sitzt als Vertreter seiner Heimat Dagestan im russischen Parlament. Wegen neuer russischer Vorschriften ist ihm das Führen von Bankkonten im Ausland und die Beteiligung an ausländischen Wertschriften untersagt. Deshalb hat er im vergangenen April seine diesbezüglichen Beteiligungen und Begünstigungsrechte an die Kerimov-Stiftung in Luzern übertragen. Folglich müsste die Kerimov-Stiftung jetzt über ein beträchtliches Vermögen verfügen. Insider warten deshalb gespannt auf den Jahresbericht 2013.

Wie Recherchen von Infosperber ergaben, ist die Kerimov-Stiftung neben ihrem philanthropischen Wirken auch in verschlungene, undurchsichtige Aktivitäten verwickelt. In einer Mitteilung des Uralkali-Konzerns vom 20. August 2013 steht nämlich, dass die Kerimov-Stiftung Nutzniesserin des «Generation XXI Trust» und der «Generation XXI Foundation» ist, beide domiziliert in Liechtenstein (siehe Grafik). Von dort führen die Pfade weiter in die Steuerparadiese dieser Welt. Die «Generation XXI Foundation» ist 100 %-Eigentümerin der «Century XXI LTD» auf den British Virgin Islands und diese wiederum besitzt je 100 %-Anteile an drei Firmen auf Zypern, nämlich an der «Gereniaco Limited», der «Aliquantum Limited» und der «Abelardus Services Limited», welche ihrerseits jeweils am Uralkali-Konzern beteiligt sind.

Weiterer Pfad zum Uralkali-Konzern

Auch über den «Generation XXI Trust» in Liechtenstein führen die Beteiligungspfade zum Uralkali-Konzern: Der «Generation XXI Trust» ist zu 100 % an der «PCH Holding LLC» in den USA beteiligt, welche wiederum 100 % der «Kaliha Finance Limited» auf Zypern besitzt. Laut einem Bericht der «Financial Times» kaufte Kerimov über die «Kaliha Finance Limited» bereits im Jahr 2010 einen Anteil von 25 % am Uralkali-Konzern. Doch die bisherigen Jahresberichte der Kerimov-Stiftung schweigen sich darüber aus, wie generell über das Offshore-Firmen-Geflecht.

Der Uralkali-Konzerns wies im Jahr 2012 einen Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Franken und einen Gewinn von 1,4 Milliarden Franken aus. Mit einem Uralkali-Anteil von einem Viertel, den die «Kaliha Finance Ltd» hielt, müsste der jährliche Gewinn, der in das Offshore-System der Kerimov-Stiftung floss, rund 350 Millionen Franken betragen haben. Im Jahresbericht 2012 der Kerimov-Stiftung hingegen ist nur von 55 Millionen Einnahmen die Rede, welche von «Spenden und Geschenken von verbundenen Gesellschaften des Stifters» stammen sollen.

Die Gebrüder Studhalter schweigen hartnäckig

Auf mehrmalige Anfrage per Mail und Telefon haben der Stiftungsrats-Präsident Alexander Studhalter und auch sein Bruder und Anwalt Philipp Studhalter, der ebenfalls im Stiftungsrat sitzt, nicht geantwortet. So bleibt die entscheidende Frage offen, wofür eine gemeinnützige Stiftung ein solches internationales Firmen-System in Offshore-Staaten braucht und wieso Kerimov dieses Firmengeflecht weder im Jahresbericht noch auf der Homepage seiner Luzerner Stiftung transparent macht.

In seiner kürzlichen Rede an die Nation hat Wladimir Putin verlangt, dass die russischen Offshore-Firmen ihre Steuern in Russland zahlen sollen. Nicht genannt sein wollende Quellen gehen davon aus, dass die russischen Steuerbehörden die verschlungenen Geschäfte der Kerimov-Stiftung bereits ins Visier genommen haben.

«Typisch für Geldwäscherei und Steuerhinterziehung»

Bezüglich dieser Art von Strukturen erklärt das Genfer «Organized Crime Observatory» (OCO) auf Anfrage von Infosperber, dass «solche komplexen Systeme über Offshore-Firmen typisch für Geldwäscherei und Steuerhinterziehung sind».

Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht (ESA) hat die Kompetenzen, die nötigen Auskünfte der ihr unterstellten Stiftung zu verlangen. Gegenüber Infosperber wollte sich die ESA zur «Suleymann Kerimov Foundation» nicht konkret äussern. ESA-Pressesprecherin Katja Zürcher versicherte aber: «Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht nimmt ihre Aufgaben wahr.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Steuerhinterzieher auf der Politagenda: Die grössten verstecken ihre Identität mit verschachtelten Trusts.

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Eine Meinung zu

  • am 20.12.2013 um 13:49 Uhr
    Permalink

    In direkter Linie von Luzern über Liechtenstein, die Virgin Islands nach Zypern und nach Luzern zurück…man kann eigentlich nur noch lachen…

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