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3000 «Burger King»-Mitarbeitende sind die Leidtragenden © rtl

89 «Burger King»-Filialen nach Skandal geschlossen

upg /  Das «Team Wallraff» von RTL deckte mit versteckten Kameras wiederholt unglaubliche Missstände auf. Medien in der Schweiz schweigen.

Nur dank der Hartnäckigkeit von Günter Wallraffs Reporter-Team des TV-Privatsenders RTL ist es gelungen, die Fastfood-Kette «Burger King» in Deutschland zu überführen. Wallraffs «Undercover»-Reporter konnten dank versteckten Kameras beweisen, dass der Lizenznehmer von 89 Filialen von «Burger King» gegen grundlegende Hygienevorschriften gravierend verstossen, systematischen Deklarationsbetrug begangen, Sicherheitsvorkehrungen für Mitarbeitende unterlassen sowie missbräuchliche und ausbeuterische Arbeitsverträge ausgestellt hatte.
Erst nach wiederholter Überführung hat «Burger King» den Vertrag mit dem Lizenznehmer «Yi-Ko Holding» per sofort gekündigt, was am Wochenende zur Schliessung der 89 Filialen geführt hat. Betroffen sind 3000 Mitarbeitende.
Verdeckte Kameras in der Schweiz nicht mehr eingesetzt
Über diesen seit Wochen schwelenden seit Langem grössten Restaurant-Skandal einer der grössten Fastfood-Ketten in Deutschland und über das erfolgreiche Vorgehen mit versteckten Kameras haben bisher weder das Schweizer Fernsehen noch die grossen Printmedien berichtet. Reportern des Schweizer Fernsehens ist das Verwenden von versteckten Kameras seit einem Bundesgerichtsentscheid praktisch untersagt.
Hier die Original-Reportagen von RTL (nach kurzem Werbespot).
Nachdem die RTL-Redaktion «Team Wallraff» die Geschäftsführung von «Burger King» mit neuen Rechercheergebnissen zu den Hygiene- und Arbeitsbedingungen beim Franchisenehmer «Yi-Ko-Holding» konfrontiert hatte, dauerte es noch eine Woche, bis die Geschäftsführung der Fast-Food-Kette dem Betreiber von 89 Filialen am 20. November fristlos kündigte.

RTL berichtet über die Ereignisse seit dem Frühjahr 2014 wie folgt
Bereits Ende April 2014 hatte die RTL-Enthüllungs-Reportage «Team Wallraff – Reporter Undercover» in mehreren Filialen des Franchisenehmers Ergün Yildiz der Fastfoodkette «Burger King» unzumutbare Hygiene- und Arbeitsbedingungen aufgedeckt. Ein in mehreren Restaurants eingeschleuster Undercover-Reporter hatte mit versteckter Kamera u.a. gravierende Verstösse gegen die «Burger-King»-eigenen Richtlinien und gegen die Lebensmittelverordnung dokumentiert. Nach Ausstrahlung der Sendung hatte «Burger King» umfangreiche Verbesserungen der Missstände öffentlichkeitswirksam angekündigt. Zudem war Yildiz als Geschäftsführer der «Yi-Ko Holding GmbH», die die betroffenen Restaurants betrieb, zurückgetreten.
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Grossspurige Ankündigungen blieben leere Worte
Wie angekündigt, recherchierte «Team Wallraff» weiter, um nachzuprüfen, ob Ankündigungen auch Taten folgten. So recherchierte die Redaktion erneut auch Undercover in mehreren Restaurants der «Yi-Ko Holding» und ging dabei auch zahlreichen neuen Hinweisen von Mitarbeitenden über weiterhin schlechte Arbeitsbedingungen nach.
Einige der Ergebnisse
Auch weiterhin werden viele der «Burger-King»-Standards in den Yi-Ko-Restaurants nicht eingehalten. So werden Zutaten noch immer 7 Stunden und länger statt der maximal erlaubten 4 Stunden ungekühlt in Küche gelagert. Das führt zu einer explosionsartigen Vermehrung von Keimen.
Auch die Arbeitsbedingungen für die eigenen Mitarbeiter bleiben weiterhin kritisch: Verzögerte Lohnzahlungen oder ausbleibende Lohnfortzahlung bei Krankheit sind nach wie vor an der Tagesordnung. Zudem ist die «Yi-Ko» – anders als die anderen Franchisenehmer von «Burger King» – aus dem Tarifverbund BdS (Bundesverband der Systemgastronomie) ausgestiegen. Bei Neuverträgen ab März 2015 musste somit nur noch der Mindestlohn bezahlt werden, also keinerlei Nacht-, Wochenend- und Feiertagszuschläge, kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld.
«Team Wallraff» hat auch eigene Hinweise darauf, dass der ehemalige Geschäftsführer der «Yi-Ko Holding», Ergün Yildiz, trotz seines Rücktritts im Mai, im Hintergrund weiter die Fäden zieht. Er ist noch immer Gesellschafter des Unternehmens und dem neuen Geschäftsführer Dieter Stummel vorgesetzt.

Mit diesen und anderen Ergebnissen monatelanger Recherchen hatte die «Team Wallraff»-Redaktion die «Burger King Beteiligungs GmbH» und ihren Geschäftsführer Andreas Bork am 13. November schriftlich in Form eines Fragenkatalogs konfrontiert. Am 17. November wurde nochmals ein ergänzender Fragenkatalog zugestellt. Fristsetzung für eine Antwort war Donnerstag, 20. November. Kurz vor Ende dieser Fristsetzung hat Geschäftsführer Andreas Bork via Pressemitteilung die fristlose Kündigung des Franchisenehmers «Yi-Ko» bekannt gegeben.


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Eine Meinung zu

  • am 25.11.2014 um 19:28 Uhr
    Permalink

    …"und Schweizer Medien schweigen"? Bei uns ist doch alles, wie immer, ganz anders. Nicht so, wie im Ausland. Und schon gar nicht wie in der EU! (Vorsicht: Ironie, an der Grenze zum Sarkasmus).

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