Sperberauge

Unesco-Weltnaturerbe wirbt mit fremden Federn

Kurt Marti © Christian Schnur

Kurt Marti /  Das Vorfeld des Unteraargletschers wurde für ein Wasserkraft-Projekt aus dem Unesco-Gebiet ausgegrenzt. Jetzt dient es der Werbung.

Das Unesco-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch erstreckt sich über die Berner Alpen auf dem Gebiet der Kantone Bern und Wallis, vom Lötschen- und Gasteretal bis zum Unteraargletscher im Grimselgebiet. Insgesamt 25 Gemeinden sind daran beteiligt. Als der Perimeter im Jahr 2001 festgelegt wurde, kamen die Unesco-Projektanten den Kraftwerken Oberhasli (KWO) entgegen und grenzten das Vorfeld des Unteraargletschers aus, um die geplante Vergrösserung des Grimselsees nicht zu gefährden, mit dem das Gletschervorfeld laut KWO-Plan überschwemmt werden sollte.

Erstaunlicherweise wirbt nun das Unesco-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch auf seiner Homepage (siehe Link unten) ausgerechnet mit zwei Fotos des Gebietes vor dem Unteraargletscher, das heute – auch dank dem Entgegenkommen des Unesco-Welterbes – unter Wasser stünde, wenn sich nicht die Umweltverbände hartnäckig dagegen gewehrt hätten. Leider gehört dieses Gletschervorfeld heute noch nicht zum Unesco-Gebiet, so dass man von einer Werbung mit fremdem Federn reden muss.

Wenn die Unesco-Verantwortlichen aber genügend flexibel sind, können sie das immer noch ändern, indem sie das Gebiet nachträglich in den Perimeter aufnehmen. Flexibilität ist ja ihre grosse Stärke, wenn man sieht, dass zu den Sponsoren des Weltnaturerbes Jungfrau-Aletsch auch der Nestlé-Konzern gehört und Nestlé-Präsident Peter Brabeck im Patronatskomitee sitzt. Bei dieser Gelegenheit könnten die Unesco-Verantwortlichen die KWO auch noch darauf hinweisen, dass das Weltnaturerbe seit 2007 nicht mehr Unesco-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn heisst, wie es noch immer auf der KWO-Homepage bezeichnet wird (siehe Link unten).


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Eine Meinung zu

  • am 25.10.2013 um 11:56 Uhr
    Permalink

    Ich sehe den Zusammenhang nicht ganz, vielleicht wurde das Photo ausgewechselt. Die Perimeter Grenze wurde so viel ich weiss vom Bundesrat so angepasst, dass eine Staumauererhöhung (diesbezüglich) möglich wäre. Jedoch ist das Gebiet auch sonst geschützt, es läuft gerade ein Verfahren. In diesem Artikel finden sich ein paar Links dazu:
    http://gruene-steffisburg.ch/data/Energie/pro-und-kontra-grimsel-staumauererhoehung.pdf

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