Mutschellen_Vergleich

Auf dem Mutschellen (AG) heute und im Jahr 1954 © Peter Brotschi/VBS

Zersiedelung: Diesmal am Mutschellen (2)

Peter Brotschi /  Der Mutschellen bei Bremgarten AG wurde zubetoniert – in der sagenhaft kurzen Zeit von nicht mal 60 Jahren.

Red. Folgen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums: Der Aviatik-Journalist Peter Brotschi zeigt Flugaufnahmen von einst und jetzt. Eine Serie.

Mutschellen 2012 (Bild Peter Brotschi)
Wir fliegen über dem Wald, der zwischen den beiden Aargauer Ortschaften Bremgarten und Wohlen liegt. Unter uns zieht die Reuss ihre Bahn. Der Blick ist Richtung Osten gerichtet: auf den Mutschellen. Ein seit jeher wichtiger Übergang zwischen dem Limmattal und dem Reusstal, also grosso modo zwischen dem Grossraum Zürich und der Zentralschweiz. Die Hauptstrasse, die vor dem Bau der Autobahnen eine sehr wichtige Verbindung war und noch heute eine grosse Bedeutung hat, ist auf den Flugbildern mit ihrer S-Linie gut zu erkennen.
Die gute Verkehrsanbindung, die bevorzugte westlich orientierte Hanglage und die Nähe zur Agglomeration Zürich forderten in den vergangenen Jahrzehnten ihren landschaftlichen Tribut, wie der Vergleich der beiden Fotos auf den ersten Blick zeigt. In der Bildmitte oben liegt Rudolfstetten, auf dem neuen Foto ist rechts oben noch der Ortsteil Friedlisberg zu erkennen. Links ist Widen und rechts geht es Richtung Berikon. Leicht links der Mitte in der oberen Bildhälfte liegt der Islerewald.

Mutschellen 1954 (Bild VBS)
Auf dem historischen Bild liegt er noch offen da, auf dem aktuellen Foto ist er zugebaut. Links des Islerenwalds, also geografisch gesehen in nordwestlicher Richtung, liegt die Sportanlage Grossmatt. Ein Beispiel von Aberhunderten in der Schweiz, dass auch Sport- und Freizeitanlagen einen beachtlichen Teil am Landverbrauch haben.
Während die Aufnahme aus dem Jahr 1954 noch eine offene, bäuerlich geprägte Landschaft zeigt, haben wir es auf dem Foto von 2012 mit einem städtischen Eindruck zu tun. Es gibt viele grosse Wohnblocks und natürlich ungezählte Einfamilienhäuser. Verschwunden sind dafür die allermeisten Hochstammbäume. Neben der Zersiedelung ist es die hauptsächlichste Mutation in der Schweizer Landschaft, dass die Hochstammbäume in den vergangenen Jahrzehnten quasi ausradiert wurden. Das werden wir im Verlaufe unserer Serie noch an weiteren Beispielen sehen. Die (geschützten) Baumbestände der Wälder und Bachläufe dienen der Orientierung zwischen alt und neu.

Siehe Teil 1:
Zersiedelung in Oensingen SO


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Peter Brotschi ist Lehrer, Aviatikjournalist und CVP-Kantonsrat im Kanton Solothurn. Er kämpft politisch gegen die Zersiedelung der Schweiz. Autor von sieben Büchern, sein letztes: «Ein wenig des Himmels für mich».

Zum Infosperber-Dossier:

Zersiedelung_Dossier

Zersiedelung der Schweiz

Folgen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums. Eine Alternative wäre verdichtetes Bauen in der Nähe von Arbeitsplätzen.

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3 Meinungen

  • am 3.01.2016 um 15:58 Uhr
    Permalink

    Kulturlandinitiativen nötig zur Umsetzung des rev. Raumplanungsgesetzes!

    Das revidierte Raumplanungsgesetz bietet überhaupt keine Garantie für den Kulturlandschutz. Gerade in den Mittellandkantonen dürfte der Druck auf Einzonungen mit diesem Gesetz noch zunehmen, weil Bund und Kantone via Richtplan die Gemeinden zu Neueinzonungen drängen können. Es braucht deshalb kantonale Kulturlandinitiativen, welche den Kulturlandverbrauch drastisch einschränken.

  • am 4.01.2016 um 15:00 Uhr
    Permalink

    Solange die Zuwanderung nicht gedrosselt wird, solange sind das leider nur fromme Wünsche. Es ist Heuchelei, sich einerseits für den Schutz des Kulturlandes ein zu setzen, ohne andererseits die Ursachen des Verlustes helfen zu korrigieren!

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