Kommentar

Tesla, Mercedes und die Alpiq-Chefin im Stau

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Klimapolitik ist eine ernste Sache. Von einem Podium zum Klima an der ETH Zürich gibt es aber auch Heiteres zu berichten.

Energie- und Umweltministerin Doris Leuthard, so hört man, wolle ihren ölfressenden Dienstwagen, Marke Mercedes, durch einen stromfressenden Tesla ersetzen. Ob er diesem umweltfreundlichen Beispiel folgen und auch einen Tesla kaufen werde? Das fragte die Moderatorin Sonja Hasler an der ETH-«Klimarunde» Walter Steinmann, den Direktor des Bundesamtes für Energie. Steinmann verneinte aus gutem Grund. Denn der Energiedirektor benötigt überhaupt kein Auto, sondern bewegt sich per Bahn oder auf seinem muskelbetriebenen «Villiger»-Fahrrad von A nach B.

Das ist das Leid von velofahrenden Staatsdienern: Im Unterschied zu Bundesrätinnen oder Radio-Unternehmern können sie sich nicht mit dem Kauf eines Tesla als umweltbewusste Zeitgenossen rühmen. Aber auch bei der Umweltministerin lässt der klimapolitische Vollzug noch auf sich warten. Denn auf dem Bundesrats-Parkplatz von Doris Leuthard steht vorderhand immer noch der CO2-produzierende Mercedes. Der Tesla, so teilt ein Sprecher Leuthards auf Anfrage mit, sei zwar bestellt, aber noch nicht eingetroffen.

An besagter «Klimarunde» traf Referentin Jasmin Staiblin, Chefin des Stromkonzerns Alpiq, mit Verspätung ein. Sie stecke noch im Stau auf der Autobahn, teilte sie den Veranstaltern fernmündlich mit. Doch doch, selbstverständlich besitze sie auch ein SBB-Generalabonnement, antwortete Staiblin später am Podiumsgespräch. Was zeigt: Die Alpiq, die kürzlich einen Verlust fürs laufende Geschäftsjahr ankündigte, und ihre Chefin leiden unter dem gleichen Problem: Beide haben Überkapazitäten und kommen nicht vorwärts.


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