Nasir

Vom Bürgerkrieg zerstörtes Gebäude in Nasir, Südsudan. © CC

UN warnen vor Genozid im Südsudan

Daniela Gschweng /  Der blutige Bürgerkrieg im Südsudan könnte zu einem zweiten Ruanda werden. Lösungsansätze gibt es bisher wenige.

Ethnische Säuberungen, brennende Dörfer, Massenvergewaltigungen, eine drohende Hungersnot und ein Bürgerkrieg, der immer mehr ausser Kontrolle gerät: der Südsudan steuert womöglich auf einen Völkermord zu, warnen die UN. «Was in Ruanda passiert ist, kann sich angesichts der herrschenden Zustände wiederholen», sagt Yasmin Sooka, Vorsitzende einer dreiköpfigen UN-Kommission, nach einem zehntägigen Besuch zur Lage in dem afrikanischen Land. Das berichtet unter anderen das Medienportal «Vox».

Dabei sahen die Anfänge des Südsudans, der 2011 als jüngste Nation der Welt unabhängig wurde, hoffnungsvoll aus. Salva Kiir, der erste Präsident der Republik, ist Angehöriger der Dinka, der grössten der etwa 60 ethnischen Gruppen, die im Südsudan leben. Er machte mit Riek Machar einen Vertreter der zweitgrössten Gruppe, der Nuer, zum Vizepräsidenten. Doch der Frieden hielt nur zwei Jahre.

Ein Krieg entlang ethnischer Zugehörigkeiten

Spannungen zwischen Kiir und Machar führten 2013 zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen den ethnischen Gruppen der Dinka und Nuer, der auch auf andere ethnische Gruppen übergegriffen hat. Seit spätestens Juli 2016 greifen die Kriegsparteien bei Racheaktionen gezielt Zivilisten an. Diese ihrerseits sind zunehmend bereit, Gewalt anzuwenden, um sich selbst zu schützen.

Lösungsansätze gibt es bisher wenige. Ob und wie UN-Blauhelmsoldaten die Bevölkerung besser schützen können, darüber ist man sich nicht einig. Bemühungen der USA, im UN-Sicherheitsrat ein Waffenembargo durchzusetzen, scheiterten bisher an der Uneinigkeit der Nachbarländer.


Ohne die Zustimmung der Nachbarländer wird es im Südsudan keine Lösung geben. (Google Maps, Daniela Gschweng)

Uganda beispielsweise unterstützt die Regierungstruppen unter Salva Kirr und ist mit der Republik Sudan verfeindet, welche die Rebellen unterstützt. Äthiopien möchte sich bei Friedensverhandlungen international profilieren. Uganda und Sudan wollen verhindern, dass Äthiopien dadurch regional an Einfluss gewinnt. Ohne eine gemeinsame Zustimmung der Nachbarländer Dschibuti, Äthiopien, Eritrea, Kenia, Somalia, Sudan und Uganda werden die grössten Waffenlieferanten China und Russland nach Einschätzung von Experten einem Embargo jedoch nicht zustimmen.

Warten auf die Eskalation

Bisher hat der Krieg mehr als 50‘000 Menschen das Leben gekostet. Zwei bis drei Millionen sind auf der Flucht und mehr als eine Million sind in die Nachbarländer geflohen. Das Flüchtlingslager Bidibidi im benachbarten Uganda ist dadurch in wenigen Monaten zum drittgrössten der Welt angewachsen, etwa 200‘000 Menschen leben dort. Weitere 200‘000 sind in die Schutzzonen der Vereinten Nationen geflohen, wo sie Blauhelmsoldaten der UN bisher nur unzureichend schützen konnten. 70 Prozent aller Schulen im Südsudan wurden laut «Vox» bereits geschlossen. Beobachter erwarten eine weitere Eskalation während der Trockenzeit, die gerade begonnen hat und bis Ende Februar dauert.

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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts von «Vox» und anderer Quellen erstellt. Grosse Medien in der Schweiz haben bisher nicht darüber berichtet.


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