Kommentar

Diese Fragen sollten Sie auf keinen Fall stellen

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsKlaus J. Stöhlker ist langjähriger PR-Berater und Autor verschiedener Bücher. ©

Klaus J. Stöhlker /  Interessieren Sie sich besser für den ehrenvollen olympischen Wettkampf, das Grillieren, Jassen oder Golfspielen.

Red. Dieser Beitrag erschien in etwas längerer Version auf «Inside Paradeplatz». Klaus J. Stöhlker ist PR-Berater, interveniert regelmässig in der politischen Diskussion und unterhält einen Blog.

Das heutige Meinungschaos samt aller Wissensdefizite, denen wir ausgeliefert sind, kann nur geordnet werden, wenn wir uns für einige Themen überhaupt nicht mehr interessieren. Mindestens bis zum Rest dieses Jahres sollten wir die folgenden Fragen nicht mehr stellen.

Was wird aus dem Finanzplatz Schweiz?
Weder Sergio Ermotti noch Tidjane Thiam werden uns wissen lassen, was sie mit ihren beiden Grossbanken wirklich vorhaben. Die uns laufend präsentierten Erzählungen beider CEOs ähneln mehr einer Fata Morgana in einer Wüstenlandschaft als realen Beschreibungen dessen, worauf man sich als Bankkunde oder Kleinaktionär verlassen kann. Ermotti und Thiam finden auch keinen Halt an ihren VRPs Axel Weber und Urs Rohner, deren Laufzeit ihren Höhepunkt überschritten haben dürfte.

Wer soll neuer Präsident der USA werden?
Hillary Clinton ist eine Multifunktionswaffe des US-amerikanischen (Finanz-)Establishments, der bisher als erstaunlichste Leistung ihrer Karriere die Rückkehr zu ihrem Ehemann nach dessen Sex-Affäre zugeschrieben werden kann. Als Aussenministerin blieb sie bedeutungslos. Hillarys Gegner ist ein Immobilien-Prolet, der «Alles oder Nichts» spielt. Er ist eher Anführer eines Volksaufstandes und auf keinen Fall Stratege zur Erhaltung der USA als alternde Weltmacht. Das beiden zujubelnde amerikanische Volk ist von einer Dummheit, die nur verstanden werden kann, wenn man die Qualität der US-Medien sieht.
Wird die EU ihre Krise überleben?
Weil es eine Katastrophe für die deutschen, französischen und anderen EU-Konzerne wäre, müssen die Europäische Union samt dem Euro überleben. Bräche die EU zusammen, gäbe es auch keine Osterweiterung mehr, und die Nato als militärischer Arm des freien Westens fiele mit Sicherheit kurz darauf auch auseinander. Dann müssten die USA Europa gemeinsam mit der Türkei als verbleibendes Nato-Tigerland verteidigen. Einzig Trump und Erdogan zusammen könnten dies bewerkstelligen. Berlin und Paris würden zur Provinz.

Bleibt die Schweiz unabhängig?
Da die meisten Schweizer Konzerne und eine wachsende Zahl von KMU von Ausländern kontrolliert werden, stellt sich die Frage, welche Teile der Schweiz noch unabhängig und selbstbestimmt sind. Genf mit allen internationalen Organisationen und Basel mit seiner Grosswirtschaft sind von Ausländern besetzt. In der «Greater Zurich Area» zeichnet sich Ähnliches ab. Die Rütliwiese und entfernte Bergtäler stehen noch voll unter Schweizer Verwaltung, wobei sogar auf der Schweizer Nationalwiese schon ein «Swiss American» wirtet. Der Finanzausgleich dient dazu, potentiell abtrünnige Kantone bei Laune zu halten und dem Schweizer Volk jene Mindestleistungen zu bieten wie AHV und Sozialzuschüsse, die demnächst ohnehin eingeschränkt werden. Christoph Blocher wird dann, wie einst Baron Münchhausen, eine Schweiz «reiten», die längst europäisiert und globalisiert ist. Ja, wir bleiben unabhängig, wenn es uns gelingt, diesen Tiger zu reiten.

Was soll nun wirklich getan werden?
Wer als Schweizer noch Arbeit hat, soll diese unter allen Umständen verteidigen. Für die über 50jährigen – Männer oder Frauen – wird die Luft dünn, es sei denn, sie würden schon in einer Generaldirektion oder einem Verwaltungsrat sitzen. Bei angemessener Anspruchshaltung, die nicht durch ein persönliches Erbe erleichtert wird, hilft nichts als eine international-globale Orientierung. Nicht nur das Silicon Valley, auch China und Indien rufen unsere jungen Talente. Die Währung heisst: «Zwei Oberhänsli für einen Jain». Zunehmend sollte auch unser Land, die Schweiz, gepflegt werden. Der Kampf mit Architekten und Strassenbauern ist des Einsatzes der Edlen wert. Überall in den Kantonen wachsen lebendige Start-ups heran. In diesem Fall ist früher Wechsel guter Wechsel, weil die besten Plätze stets rasch besetzt sind.
Diese von mir vorgeschlagene Schweigespirale wird es vielen leichter machen, ihr Los am Arbeitsplatz, in der Familie und bei Freunden zu ertragen. Vom Fussball bis zur nächsten Velofahrt, vom ehrenvollen olympischen Wettkampf bis hin zur Kunst des wahren Grillens, vom Jass bis zum Golf, gibt es genügend schöne Themen, die uns das Leben leichter machen.


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Klaus J. Stöhlker ist langjähriger PR-Berater und Autor verschiedener Bücher.

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2 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 5.08.2016 um 12:00 Uhr
    Permalink

    Finde Stoehlker mit seiner breiten Erfahrungspalette und auch als Leser seines Buches «Die Schweiz im Herbst» (2015) eine erfrischende Ergänzung zu den bisherigen Kolumnisten. Verschiedene unangenehme Aussagen, etwa die tatsächliche Unabhängigkeit der Schweiz betreffend, erweisen sich selbst dann als richtig, «obwohl es Stoehlker gesagt hat». Nicht die Umstrittenheit zählt, sondern die Kraft der Argumente. Es steht zu befürchten, dass sich auch die Einschätzung des amerikanischen Wahlkampfes als richtig erweist.

    PS. Was Stoehlker über die EU und die NATO schreibt, ändert nichts daran, dass sich beide Institutionen wohl weitgehend neu erfinden müssen, soll der Nutzen, der von ihnen ausgeht, grösser sein als der Schaden. Gilt für die NATO wohl noch in grösserem Ausmass.

  • am 8.08.2016 um 13:17 Uhr
    Permalink

    …und man sollte auch nicht fragen, wer denn jetzt an Olympia gewonnen hat!

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