Sperberauge

Freysinger: Schlimmer als CVP und Constantin

Kurt Marti © Christian Schnur

Kurt Marti /  Die CVP regierte das Wallis über 150 Jahre wie den eigenen Hofstaat. Dann kam SVP-Staatsrat Oskar Freysinger.

Die Freysinger-Cleusix-Affäre im Wallis kocht weiter. Nachdem Freysinger Jean-Marie Cleusix, den demissionierenden Chef der Dienststelle für Unterrichtswesen, als Lehrer ans Kollegium Brig versetzen wollte, weil ihn im Unterwallis niemand wollte, hat er ihm nun eine Stelle am Kollegium in St. Maurice verschafft, weil er auch in Brig nicht willkommen war.

Zusätzlich bekommt Cleusix ein Mandat am Kollegium in Brig. Keiner weiss, «was das für Arbeiten sind», hält die CSP Oberwallis (CSPO) in einem Leserbrief im «Walliser Boten» (WB) fest. Und fährt fort: «Damit müssen die Steuerzahler erneut eine ‚abgestellte‘ Person berappen.»

Damit der Transfer nach St. Maurice möglich wurde, hat Freysinger ein Direktionsmitglied des Kollegiums St. Maurice im Schnellverfahren auf einen Posten in Sitten wegbefördert. Auch vor drei Jahren erhielt Cleusix seine Stelle als Dienststellen-Chef durch die Versetzung seines Vorgängers auf Freysingers Anordnung.

Ausser der SVP sind alle Parteien hell empört über Freysingers Regierungsstil, der den CVP-Filz zeitweise übertrifft. Die SP Oberwallis (SPO) zieht in einem Leserbrief im WB sogar den Vergleich mit FC-Sion-Präsident Christian Constantin: «Selbst Christian Constantin ist – verglichen mit Freysinger – in Sachen Transfer umsichtiger». Und malizös bemerkt die SPO, dass der kranke Cleusix «hoffentlich kein SVP-Scheinkranker» sei.

Gegen Cleusix wurde eine Reihe von Vorwürfen erhoben: Er habe eine «schwarze Liste» von kritischen Lehrpersonen geführt. Zudem habe er Gespräche mit Lehrpersonen aufgenommen und an einer Arbeit einer Studentin der Pädagogischen Hochschule mitgeschrieben, wie der WB unter Berufung auf Vertreter des Zentralverbands der Magistraten, der Lehrerschaft und des Personals des Staates Wallis (ZMLP) berichtete.

Zur Klärung dieser und weiterer Vorwürfe hat der Staatsrat eine interdepartementale Arbeitsgruppe unter der Leitung des Staatskanzlers Philipp Spörri ernannt. Auch die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates hat die Affäre Cleusix an der Sitzung von Ende August traktandiert.

Trotz dieser Vorwürfe und der laufenden Untersuchungen hat Freysinger seinem früheren Intimus Cleusix eine Stelle als Mittelschulllehrer verschafft. Dieses Vorgehen sorgt selbst im Wallis für harte Kritik. Beispielweise die CSPO schreibt in einem WB-Leserbrief: «Wahrlich – dieser Laden muss durchleuchtet werden…Nicht, dass es am Schluss bloss heisst: ‚Shit happens!‘ und damit sei alles erklärt!»


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2 Meinungen

  • am 25.08.2016 um 12:45 Uhr
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    Wie der Herr so der Knecht. Die SVP’ler lieben nun mal den Gestus des Volkstribuns, frei nach Blocher

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