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Die Journalistin Beatrice Müller berichtet für die Tagesschau aus Rom. © SRF

Verwirrender Auftritt einer Sonderkorrespondentin

Jürg Lehmann /  Top-Thema der SRF-Tagesschau sind am Montagabend um 19.30 Italiens Wahlen. Für die Tagesschau ist auch Beatrice Müller vor Ort.

Die Wahlen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden. Man kann sich leicht ausmalen, wie gross die Hektik in der Zürcher Tagesschau-Redaktion und auf den Aussenposten ist. Ganz gewiss kein leichter Job, jetzt punktgenau zu berichten. Aber neben dem Korrespondenten Philpp Zahn vor Ort hat SRF auch die erfahrene Moderatorin und Journalistin Beatrice Müller als Sonderkorrespondentin nach Rom geschickt. Nach einem Beitrag mitsamt grafischer Präsentation der Hochrechnungen zum Abgeordnetenhaus und zum Senat schaltet die Tagesschau live zu Beatrice Müller.

Befriedigt sie das Informationsbedürfnis des Publikums? Erklärt sie in einer kompetenten Momentanalyse den Stand der Dinge? Zeigt sie Zusammenhänge auf, die weiterhelfen? Nein. Müller wirkt nervös und spürt den Druck. Sie verwirrt mit unvollständigen Aussagen und Sätzen, die einen ratlos zurücklassen. So macht eine Liveschaltung mit einer Korrespondentin keinen Sinn. Aber lesen Sie den Wortlaut des Gesprächs:

Moderatorin Katja Stauber: Und im Lager des Mitte-Links-Bündnis bei Pier Lugi Bersani ist meine Kollegin Beatrice Müller. Zuerst gabs also hier einen grossen Jubel, dann kam der Frust. Wie haben Sie das vor Ort miterlebt, dieses regelrechte und wahrhaftige Wechselbad der Gefühle?

Beatrice Müller: Ja, hier im Linkslager ist man natürlich wirklich in diesem Wechselband (!) der Gefühle. Eben hats wieder geheissen, nein, die Linke hat eben im Senat wirklich die Mehrheit, aber man weiss es eben noch nicht. Sicher ist vermutlich jetzt, dass Bersani effektiv die Mehrheit im Abgeordnetenhaus hat, aber im Senat, das ist eine gleichberechtigte Kammer, und da ist eben im Moment eben völlig alles noch unklar. Es ist eine Möglichkeit, dass Bersani eben eine Koalition bilden muss, und das müsste er vermutlich eben dann mit Monti machen, aber nicht einmal das ist klar, ob Monti wirklich den Einzug jetzt schafft in den Senat und eben diese wechselnden Meldungen, hat die Rechte wirklich so gut abgeschlossen jetzt im Senat, das deutet darauf hin, dass es vielleicht eben auch ein Patt geben könnte, also dass die Linke im Abgeordnetenhaus zwar die Mehrheit hat, aber die Rechte im Senat und das ist unmöglich, das ist jetzt schon durchgesickert, da hat die Linke gesagt, das heisst mit anderen Worten: Neuwahlen.

Stauber: Also ein ziemliches Chaos im Moment in Italien. Bersani stand ganz klar in der Favoritenrolle. Was ist denn passiert, dass er bis jetzt jedenfalls das Rennen eben doch noch nicht gemacht hat.

Müller: Es ist eigentlich das passiert, was man angenommen hat, nämlich dass es solange dauert bis wirklich alles ausgezählt ist, es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber man muss schon klar sagen, Bersani hat das Abgeordnetenhaus, das deutet darauf hin, dass er eben doch die Fäden in der Hand haben könnte als Nächstes und das würde dann heissen, Bersani muss wirklich umkrempeln, also er muss Reformen dann angehen, er muss Montis Reformkurs dann wirklich anpacken, er muss auch eben gegen Kräfte dann in seiner eigenen Partei kämpfen – also wenn wirklich Bersani dann das Sagen hat, dann heisst das, er muss wirklich ziemlich viel anpacken um wirklich dann etwas erreichen zu können.

Stauber: Aus Rom Beatrice Müller, vielen Dank!


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5 Meinungen

  • am 26.02.2013 um 13:39 Uhr
    Permalink

    Stimmt schon, aber es ist nicht einfach, in dieser Situation klare Aussagen zu machen und druckreife Sätzen zu formulieren. Nicht alle sind ein Erich Gysling oder ein Arnold Hottinger. Und Beatrice Müller ist doch eher ein apolitisches Plaudertäschli, das andere Kompetenzen hat, als die Politik. Aber das weiss man doch schon lange.

  • am 26.02.2013 um 15:43 Uhr
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    Stimmt, Müllers Auftritt war etwas peinlich. Aber ihr Kollege im Parteizentrum der Berlusconi-Fans war keinen Deut besser. Zwar sprach er relativ korrekte Sätze, gab aber statt politischer Anaylse nur Platitüden zum Besten.

  • am 26.02.2013 um 15:56 Uhr
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    Der Informationsgehalt ist dürftig, spekulativ und teilweise wirr.

    Ich möchte auch einmal zu Lasten der Gebühren ein Korrespondenten-Sonderreisli machen, wo kann ich mich melden??? (kann es nicht besser, aber ich würde mich vorbereiten…)

  • am 26.02.2013 um 16:42 Uhr
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    Es lief eben von Anfang an schief weil eben die Vorbereitung und das Linkslager eben überraschend nicht dort waren wo eben erwartet.
    Nein im Ernst, das ging in die Hosen, kann passieren, war eben Pech. Ansonst finde ich Frau Müller eine angenehme Sprecherin. Ob ihr die Life-Berichterstattung im Stress wirklich liegt, müsste man schauen. Aber eben…
    Aber das Transkript liest sich lustig und war heute mein erster herzhafter Lacher, dafür bin ich Frau Müller und dem infosperber dankbar.

  • am 26.02.2013 um 19:59 Uhr
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    Jede Person, die sich hie und da via Deutsche Wirtschaftsnachrichten, dem österreichischen Standard, oder italienischen Blättern informiert, konnte das ja auch ohne SRF sehen kommen. Ich find’s ja interessant.

    Das SRF ist in sicherer Position – im zeitlichen Windschatten, immer etwas hintendrein und bezüglich relevanter Aussagen angenehm unauffällig.

    Die Highlights für mich sind:
    – Positiv: Die Fünf Sterne Partei Beppe Grillos und deren Programm.
    – Negativ: Der Citi-Group Kommentar: Die Italiener haben falsch gewählt.
    Man stelle sich vor.

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