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«NZZ am Sonntag» vom 1. Januar 2017: Aus «offenbar» wird im Titel eine Tatsachen-Darstellung © nzz

«NZZ am Sonntag» verbreitet Fake News

Red. /  Die NZZaS schrieb der «Washington Post» ab, die anonyme Beamte zitierte. Am Montag korrigierte die «Post» ihre Darstellung.

In Zeiten des neuen Kalten Krieges zwischen der Nato und Russland sollten Medien mit Informationen aus Regierungs- und Geheimdienstkreisen aller Seiten besonders vorsichtig umgehen, die ursprünglichen Quellen genau nennen und vorsichtigerweise den Konjunktiv verwenden.
Die Darstellung der «Washington Post», dass Russen Computer der Elektrizitätsgesellschaft von Vermont angegriffen hätten, entpuppte sich als Zeitungsente. Die Redaktion nahm die Darstellung am 2. Januar zurück.
Angegriffen wurde lediglich ein Laptop wie unzählige andere auf der ganzen Welt. Eine Verbindung zur Elektrizitätsversorgung hatte dieser nicht. Der Angriff sei mit der bösartigen Software «Grizzly Steppe» erfolgt, welche Russen gelegentlich benutzen würden.
So berichteten am Sonntag 1. Januar die Zeitungen in der Schweiz:

  • Die «NZZ am Sonntag» setzte über einen Korrespondentenbericht den unmissverständlichen Titel «Russen hacken US-Stromversorger». Erst im Lead wurde diese Tatsachen-Darstellung mit dem Wörtchen «offenbar» relativiert, dann aber sofort wieder mit einer Tatsachen-Darstellung ergänzt: «Die neue Enthüllung bringt Donald Trump in einen ernsten Konflikt mit der eigenen Partei».
  • Die «Schweiz am Sonntag» übernahm eine Meldung der SDA und titelte «Cyber-Angriff auf Stromversorger» ebenfalls als Tatsachen-Darstellung. Im Text wird dann präzisiert, es «sollen Hacker aus Russland» gewesen sein. Als Quelle wird die «Washington Post» genannt, die sich auf «namentlich nicht genannte US-Behörden» berufe.
  • Die «Sonntags-Zeitung» hielt es für klüger, diese vagen Informationen der «Washington Post» nicht zu verbreiten.

In den USA dagegen forderten Vermonts Governor Peter Shumlin und der republikanische Senator John McCain die US-Regierung auf, dem Treiben der Russen endlich härter zu begegnen.


«Washington Post» online am 2. Januar 2017: Die Redaktion dementiert ihre Darstellung vom Vortag: Die Computer der Elektrizitätsgesellschaft wurden nicht angegriffen.

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16 Meinungen

  • am 2.01.2017 um 13:53 Uhr
    Permalink

    Statt ein Schulfach ‹kritische Medienanalyse› einzuführen
    laufen in den demokatischsten aller Demokratien die
    Vorbereitungen, Wahrheitsministerien à la Orwell einzuführen.

    Die Tatsache, dass fake-news vor allem in den social-media,
    nicht aber in der mainstream-presse und nicht in durch Auslassungen
    und Wortsinnverdrehungen gefakter Presseverlautbarungen sogenannter
    Volksvertreter gesucht und beanstandet werden, lässt darauf
    schliessen. HNY

  • am 2.01.2017 um 14:31 Uhr
    Permalink

    Vor langer, langer Zeit, da war einmal, dass Zeitungen ,wie die NZZ, der Tagi oder der Blick Berichterstattung gemacht haben, mit Recherche, ohne Wertung, einfach hinschauen und erzählen.
    Doch dann kam die neue Weltordnung, Berichterstattung geriet in Vergessenheit, die neue Kunst hiess copy-paste, der Lieferant Reuters, seine Weltanschauung war strikt » Neue Weltordnung – Russland ist böse, über Israel darf nicht kritisch berichtet werden und die Amerikaner sind die weissen Ritter, ihr Angriffsministerium wird konsequent Verteidigungsministerium genannt, und ihre Unterdrückung Demokratie.»
    Wer kritisch kuckt oder denkt ist entweder Verschwörungstheoretiker oder Rechtsextremist, ggf. auch Nazi oder Terrorist, wenns hilft auch Sexist, Hauptsache komisch, schräg und sicher nicht achtenswert.
    Vielleicht gibt es noch den einen oder anderen Journalisten, der Berichterstattung und Recherche gelernt hat.
    Ich bin sicher, an solchen News wären auch zahlende Kunden interessiert und die Abozahlen steigen wieder.

  • am 2.01.2017 um 15:23 Uhr
    Permalink

    Nach der Lektüre der >NZZ am Sonntag< konnte ich meine Übelkeit dadurch bezwingen , daß mir fast unmittelbar nach jener Lektüre ein Text von Ron Paul u. a. als basischer Ausgleich diente .

    Quelle :
    Zeit-Fragen > 2016 > Nr. 29/30, 20. Dezember 2016 > Der Krieg gegen «fake news» ist Teil eines Krieges gegen die Meinungsfreiheit

  • am 2.01.2017 um 15:44 Uhr
    Permalink

    @Gustav-Adolf Siebrasse
    Sie haben einen wertvollen Hinweis zitiert.
    Ich erlaube mir, den dazugehörigen Link
    zu liefern:

    http://www.zeit-fragen.ch/de.html

  • am 2.01.2017 um 16:33 Uhr
    Permalink

    Relativierende Adjektive in der Überschrift wegzulassen, oder auch Überschriften zu wählen, die dem Text widersprechen, ist leider redaktionelle Alltagspraxis, und zwar von selbsternannten Qualitäts-, wie von weniger prätenziös auftretenden Medien.

  • am 2.01.2017 um 17:34 Uhr
    Permalink

    Also doch! wenn sich selbst die NZZ dazu herablässt solchen Stuss zu verbreiten, dann ist das halt Fakepress oder einfach Lügenpresse auf einem etwas intellektuelleren Niveau. Hätte nie gedacht dass ich das Lügen… wort mal selber gebrauchen würde. Aber so schnell kanns gehen….. in dieser hyperventilierenden Zeit.
    Recherche kostet Geld das man dann halt nicht dem Gewinn zuschreiben kann.

  • am 2.01.2017 um 18:56 Uhr
    Permalink

    vermutlich haben die NZZ macher, sich vorgenommen, im neuen jahr eine qualitative bessere zeitung zusammen zu wursteln. Das erste ergebniss sehen wir .
    20 min brachte auch dieses ammenmärchen, doch im beitrag stand das ein laptop und nicht der betriebs rechner betroffen ist.
    Das ganze erinnert mich an den mileniums bug.
    Da wurden auch alle nicht elektrotechniker verarscht.
    Es ist grundsätzlich ein unterschied ob eine elektrische steuerung Manuel (also von hand) oder elektronisch ( sps ect.) erfolgt.
    Ist eine steuerung in sich geschlossen oder ist ein steuerung extern moglich ( Telefon anschluss / internet ).
    Wenn sicherheits relewante steuerungen am internet angeschlossen sind bezeichne ich das als grobfahrläsig in der heutigen zeit.
    Energie erzeuger mussen aber mit dem netzwerkbetreiber komunizieren, da der strom bedarf ausgeglichen sein muss.
    Dazu besitzen sie in der regel aber eigene unabhänige leitungen.

    Was ist aber der zweck der falschinformation ?
    1. Der Bösse Putin wars wieder mal ?
    2. Angst vor dem totalen strom ausfall ?
    3. Wen wir alle paranoid erzogen werden von den medien, haben die politiker es einfacher unsere rechte weiter zu beschrenken ?

    Fragen über fragen

    Elektromonteur und legasteniker

  • am 2.01.2017 um 20:27 Uhr
    Permalink

    Die rechtsgekaufte Presse hat der Meinungsfreiheit schon lange den Kampf angesagt. Dass die Rechtsbürgerlichen auch in den Sozialen Medien lügen, was das Zeug hält, um Wahlkampf zu machen, sieht man auch in den Onlineforen von 20Minuten. Öfters widersprechen die beliebtesten (wahrscheinlich von Bots) gelikten Kommentare den Umfragen auf derselben Seite, was auf Manipulation schliessen lässt. Auch Putinisten und Trumpisten sind fleissig unterwegs, um ihren Diktator in ein günstiges Licht zu stellen. Umso wichtiger ist es, im Namen der Meinungsfreiheit Fake News zu verbieten, denn dass Menschen ihre Kommentare nur noch anonymisiert abgeben und nicht mehr dazu stehen, hat nicht mehr viel mit Demokratie zu tun.

  • am 2.01.2017 um 21:53 Uhr
    Permalink

    "Russland ist bōse», so āhnlich lautet das Credo der NZZ. Das neueste Mūsterchen vom 31. Dezember (Langer): «Erinnerungen an den Kalten Krieg werden wach (….) Dass es so weit gekommen ist, hat Russland zu verantworten.»
    Obwohl man weiss, wo der Grossteil der Schweizer Presse das Heu hat, kann ich oft kaum fassen, dass man die Leserschaft für derart blōd verkauft, denn nach der deutschen Wiedervereinigung hat sich die NATO immer weiter nach Osten, bis an die Grenzen Russlands erweitert. Man mūsste das mal andersrum denken und sich fragen, ob die USA sich solches gefallen liessen. Russland auf Kuba beispielsweise, vor den Toren Amerikas?
    Europa benimmt sich immer wie der Pudel Amerikas und will, wie damals schon vor 75 Jahren, Land im Osten erobern. Und die freie Schweizer Presse predigt ihren Glāubigen vom Bōsen Russland und vom Guten Amerika.

  • am 2.01.2017 um 21:59 Uhr
    Permalink

    Mein Gewerbeschullehrer sagte immer mal wider:
    Je mehr wissen man hat umso mehr wissen muss man sich aneignen!

    Im heutigen zeitalter der medialen überflutung ( Radio TV Internet Zeitungen ect.)
    wird es immer wie schwerer wirklich wichtiges von belanglosem zu unterscheiden.
    Das eigentlich traurige dabei ist, obwohl mit dem medium internet, eine neue info quelle sich aufgetan hat.
    Der gleiche komputer dazu genutzt werden kann durch automatisierung meinungen zu beeinflussen.
    Doch auch zeitungen waren früher ein mitel der probaganda.
    Gewerkschafts zeitungen, politische zeitungen ect. auch da wurde versucht meinungen zu manipulieren.
    Liegt ja auch im intesse des herausgebers.
    Doch Heute hab ich das gefühl das immer wie mehr, die wahrheit bewusst durch berge von schrott zudeckt wird.

    Die macher des mülls behandel uns wie schampingions
    Immer im dunkeln lassen und mit scheisse fütern!

    Mich ärgert es das ich für dumm verkauft wird und dafür noch zahlen darf.

  • am 3.01.2017 um 07:52 Uhr
    Permalink

    In der Tat hat die in Relation zu den bekannteren aber undurchschaubaren Mediengiganten winzige Zeitung zeit-fragen.ch über all die Jahre über das berichtet was sich die Genossenschaft und Redaktion als Aufgabe gegeben hat…

    Freie Meinungsbildung, Humanismus, Völkerrecht, Ethik, Verantwortung, Menschenrechte anstatt das als Meinungsbildend, Ethik, Verantwortung, Freiheit zu verbreiten was sich die globalen Kooperationen der neoliberal transatlantischen Medien auf die Flaggen geschrieben haben. Es ist die US Regierung welche mehr als 30’000 Inhalteproduzenten für Publikationen wie Videos, Filme, Bücher, Debatten, Wissenschaftliche Publikationen. Artikel, Berichte, Nachrichten beschäftigt und dafür mehr als 4 Mrd. $ bereitstellt. Kaum etwas in dieser global verbreiteten Informationsflut führt zu freien unabhängigen Menschen da diese nur die Interessen einiger weniger sichern.

    ‹If Tyranny and Oppression come to this land, it will be in the guise of fighting a foreign enemy›

    ‹We are free today substantially but the day will come when our Republic will be an impossibility. It will be an impossibility because wealth will be concentrated in the hands of a few. A republic cannot stand upon bayonets, and when that day comes, when the wealth of the nation will be in the hands of a few, then we must rely upon the wisdom of the best elements in the country to readjust the laws of the nation to the changed conditions› -James Madison

  • am 4.01.2017 um 15:46 Uhr
    Permalink

    Zum Thema > NZZ am Sonntag verbreitet FakeNews < erlauben Sie bitte einen Hinweis zu geben ohne einen despektierlichen Link auf eine Seite von KenFM , wie mir von der Redaktion Infosperber empfohlen wird . – Eine weitere Empfehlung lautet , den Betreiber jener Seite mit Hinweis auf WIKIPEDIA kritisch zu hinterfragen . – Diese Übung betreibe ich seit einiger Zeit , ohne bisher einen Abschluß zu haben.

    Nun handelt es sich um ein Gespäch , in dem Insider der Medienbranche – Volker Bräutigam ( Tagesschau-Redakteur ) und Friedhelm Klinkhammer (NDR) – aus ihrer Sicht Mainstream-Medien bewerten . – Quelle : YouTube // Dauer : 37:19 Min. ( Zusammenschnitt )

  • am 4.01.2017 um 16:46 Uhr
    Permalink

    Es gibt auch noch die Meinung von Norbert Häring, tätig beim Handelsblatt, Ökonom und noch dazu einer mit interessanten Ansichten und Einsichten. Ein Beitrag auf dem Blog Norbert Härings vom 2.12. zu Ken Jebsen mit dem Titel ‹Die unwahrscheinliche Unperson Ken Jebsen› (mit Nachtrag) 02.12.2016 | Aber die anderen Beiträge zu Geld, Gesellschaft, Ökonomie, Politik sind lesenswert…

  • am 5.01.2017 um 00:08 Uhr
    Permalink

    Notabene ist John McCain gerade auf Kriegstreibertour vor den Toren Russlands. Kriege mūssen mit allen Mitteln verhindert werden, denn sie finden ūber europāischem, und nicht ūber amerikanischem Territorium statt.

  • am 5.01.2017 um 13:03 Uhr
    Permalink

    Bemerkenswert hinsichtlich imperialistischer Politik sind – möglicherweise von » Puppenspielern» aus dem Hintergrund angeregt – von George Friedman , Thomas P.M. Barnett , Zbigniew Brezynski etc. verfaßte Drehbücher und Vorträge bezüglich US-Amerikanischer Außen – und Militärpolitik .

    Außerdem ist ebenfalls anhand der Vorträge (ebenfalls über YouTube zugänglich) von John Perkins (Buchtitel : Bekenntnisse eines Economic Hit Man) eine Vorgehensweise der USA mittels Finanzterrorismus ( z. B. Mittel- und Südamerika ) zu nennen .

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