Sperberauge

Für einmal sind’s die Kommentare!

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Früher gab's die den Redaktionen per Post zugeschickten Leserbriefe. Heute gibt es Online-Kommentare. Ein Glück?

Nicht alle Online-Portale bieten lohnende Lektüre. Wer aber einfach mal schnell schauen will, was sich da weltweit wieder alles zugetragen hat, kann ja sogar an 20minten Gefallen finden. Und sehr schnell ist dieses Portal, keine Frage. Dass in Brasilien ABB-Verwaltungsrat Roger Agnelli mit einem Privatflugzeug abgestürzt ist, war heute Sonntagmorgen wohl zuerst auf 20minuten zu lesen – wobei man sich über den Gewinn an Zeit, das zu wissen, streiten kann. Hat es einen Einfluss auf den Börsenkurs? An einem Sonntag?

Spätestens allerdings wenn man auf 20minuten die User-Kommentare liest, könnte man depressiv werden. Wir glauben ja immer noch an die Demokratie, also am besten wegschauen…

Auf NZZ online allerdings ist es öftermal umgekehrt. Da weiss man bei vielen Artikeln, was drin steht, ohne sie zu lesen. Interessant sind dann aber die Kommentare.

So geschehen gerade wieder gestern Samstag und heute Sonntag, 19. und 20. März 2016. Auslandredaktor Christian Weisflog schreibt über Putin. Das muss man nicht lesen, man weiss es ja: Es gibt auf diesem Globus kein Problem, an dem nicht um irgend eine Ecke herum Putin schuld ist. Meistens sogar ohne «um eine Ecke rum», sondern schnurgerade. Und weil es in der menschlichen Natur liegt, für Unannehmlichkeiten einen passenden Schuldigen zu finden, ist Putin immer ein gutes Thema.

Bei Christian Weisflogs redaktionellem Kommentar allerdings lohnt es sich, die mittlerweile über 30 Kommentare der User zu lesen! Hut ab, da gibt es doch etliche NZZ-online-Leserinnen und -Leser, die den Schwarz-Weiss-Kommentar aus der Nato-gläubigen Auslandredaktion der NZZ nicht einfach so hinnehmen wollen, sondern Einspruch erheben, mit Argumenten!

Da wird man für einmal nicht depressiv, sondern könnte wieder zum Optimisten werden. NZZ sei Dank!


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Eine Meinung zu

  • am 21.03.2016 um 15:52 Uhr
    Permalink

    Es ist ein uraltes Problem, Webforen so zu verwalten, dass genügend Beiträge gepostet werden, aber nicht zu viele. Dass Meinungsfreiheit gewährleistet ist, aber Schlechtes wie Beleidigungen, usw. verhindert wird. Während unmoderierte und anonym schreibbare Foren schnell ausufern können, schliessen Registrier- und Namenspflicht Teile der Bevölkerung aus und führen bei weniger populären Themen zu ganze wenigen oder Null Antworten.

    Für mich stellen die Foren der Verlagshäuser gute Kompromisse dar, was in der Regel durch Registrierung mit Namen und Adresse sowie Notmoderierung geschieht. Schlecht ist hingegen die eingesetzte Schüffelsoftware (Tracker) schon beim Lesen. Das bei der NZZ eingesetzte mühsame und intransparente Disqus-System passt nicht zur proklamierten Liberalität und auch Kommentare in Tamedia-Foren lassen sich nur lesen, wenn alle die verschiedenen Tracker zugelassen werden. Auch 20 Minuten und natürlich (nomen est omen!) Infosperber setzen diese Tracker ein, aber lassen ihre Blockierung zu, d.h. die Kommentare können trotzdem gelesen und sogar geschrieben werden. Vielen Dank, IS!

    In der anderen Richtung gibt es Systeme, wo die User ihre eigene Beiträge nachträglich verbesseren können, oder extremer, auch die Beiträge der anderen, und sogar die Artikel selbst, und dazu oft noch anonym. Ich spreche von Wiki-Software, die bei der Konsolidierung von Wissen sehr gut funktioniert, bei politischen oder kontroversen Diskussionen hingegen nicht.

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