SimonettaSommaruga

Bundesrätin Simonetta Sommaruga: humanitäre Tradition hochhalten! © admin

Humanitäre Tradition gehört zu unserer Identität

Red. /  Bundesrätin Simonetta Sommaruga sprach in ihrer 1. August-Rede in Laupen über Menschen in Not. Sie brauchen unsere Unterstützung.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger

Wir befinden uns heute Abend an einem historischen Ort. Das Schloss Laupen erinnert uns an kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch an Verbündete. Sie sind zu Hilfe geeilt, als Laupen in Not war.

Menschen in Not unterstützen, das ist eine der wichtigsten Traditionen unseres Landes. Und an unsere Traditionen erinnern wir uns am Nationalfeiertag. Wir dürfen stolz darauf sein, dass das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in unserem Land gegründet wurde, und dass die wichtigsten internationalen Konventionen zum Schutz der Flüchtlinge bei uns in der Schweiz deponiert sind.

Die humanitäre Tradition gehört zur Identität unseres Landes; genauso wie die Neutralität und die Unabhängigkeit. Sie wird jetzt, wo Kriegsflüchtlinge in unser Land kommen, ganz besonders auf die Probe gestellt.

Die allermeisten Kriegsflüchtlinge gelangen aber gar nicht bis zu uns. Sie suchen in ihren Nachbarländern Schutz. Ich möchte Euch einladen, einen Moment mit mir nach Jordanien zu kommen, wo ich vor kurzem auf Arbeitsreise war.

Die Autofahrt von Jordaniens Hauptstadt Amman zum Flüchtlingslager an der syrischen Grenze dauert knapp zwei Stunden. Nichts als Steine und Sand, ab und zu ein Haus und dann, mitten in der Wüste, Zelte soweit das Auge reicht. Das Flüchtlingslager Za‘atari – wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt – ist fast so gross wie die Stadt Winterthur. 90’000 syrische Flüchtlinge leben dort. Über die Hälfte, fast 50’000, sind Kinder.

Der Leiter des Flüchtlingslagers sagte mir, er arbeite seit über 25 Jahren mit Flüchtlingen, aber so viele verstörte und traumatisierte Kinder habe er noch nie gesehen.

Ängste auch im Flüchtlingslager

Ich stieg mit beklemmenden Gefühlen aus dem Auto. Die fast 40 Grad machten mir zu schaffen; noch viel mehr zu schaffen machte mir aber die Vorstellung, unter welch dramatischen Umständen viele dieser Menschen ihr Zuhause verlassen mussten. Drei Wochen seien sie auf der Flucht gewesen, erzählte mir eine Mutter. Sie hätten kaum zu essen gehabt und die Kinder seien fast verdurstet. Jetzt sind sie seit über einem Jahr in diesem Lager und warten. Nachts sehen sie auf der anderen Seite der Grenze die Leuchtkörper der Raketen, hören den Lärm der Schüsse und denken an ihre Angehörigen: Väter, Eltern, Geschwister, die dort geblieben sind, weil sie zu alt oder zu krank waren für die Flucht, oder weil sie ihre Heimat nicht kampflos aufgeben wollten. Nacht für Nacht kommen die Ängste zurück.

Gegen Abend traf ein Bus ein. Er brachte mehr als hundert Flüchtlinge, die direkt an der Grenze aufgegriffen worden waren. Vorwiegend Frauen mit Kindern und ältere Menschen. Erschöpft stiegen sie aus; mit dabei hatten sie ein in Tuch eingewickeltes, grosses Bündel – alles, was ihnen geblieben war. Ich habe versucht, mir einen Moment lang vorzustellen, dass ich in ihrer Lage wäre; ich habe es nicht geschafft.

Für die Menschen, die sich täglich um die Flüchtlinge kümmern, habe ich den grössten Respekt. Sie geben ihnen Schutz und Sicherheit. Vor allem aber versuchen sie auch, ihnen die Würde zurückzugeben, indem sie ihnen von gleich zu gleich und nicht als Bedürftigen und Abhängigen begegnen.

Jordanien nicht allein lassen

Jordanien ist ein Land mit weniger Einwohnern als die Schweiz und hat in den letzten drei Jahren über 600’000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Die meisten Flüchtlinge leben nicht in Lagern, sondern in den Dörfern und Städten. Damit ihre Kinder zur Schule gehen können, gibt es für die jordanischen Kinder nur noch am Vormittag Unterricht. Am Nachmittag sind die syrischen Kinder dran. Der Wassermangel in Jordanien ist mit den vielen Flüchtlingen noch prekärer geworden. Die fehlenden Medikamente in den Spitälern müssen mit den syrischen Flüchtlingen geteilt werden.

Die internationale Gemeinschaft unterstützt Jordanien, wo sie kann. Auch die Schweiz hat sich finanziell beteiligt. Doch die jordanischen Behörden befürchten, dass man die enorme Solidarität ihrer Bevölkerung irgendwann für selbstverständlich hält und Jordanien vergisst, weil die internationale Hilfe an einem anderen Ort gebraucht wird. Es ist klar: Jordanien schafft das nicht alleine, ebenso wenig wie der Libanon und die Türkei. Denn allein in dieser Region gibt es fast 3 Millionen syrische Flüchtlinge.

Die wenigsten kommen nach Europa

Und wer nicht in der Region bleibt, flieht weiter Richtung Europa. Viele suchen den Weg übers Mittelmeer. Sie warten in Libyen auf die Überfahrt. Man geht davon aus, dass sich zur Zeit rund 100’000 Syrerinnen und Syrer in Libyen aufhalten. Dort sind sie oft in geschlossenen, von Rebellen bewachten Lagern untergebracht und nicht selten schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.

Der Weg übers Mittelmeer ist extrem gefährlich. Tausende von Menschen sind im Mittelmeer ertrunken. Italien hat nach dem Bootsdrama im letzten Herbst eine eigene Rettungsaktion gestartet. Bis Mitte Jahr hat Italien fast 60’000 Menschen im Mittelmeer gerettet und an Land gebracht. Italien verdient für diesen Akt der Menschlichkeit unsere Anerkennung.

In den letzten Wochen landeten jeden Tag zwischen 1000 und 2000 Menschen an Italiens Küsten. Seien wir ehrlich: Auch unser Asylwesen würde bei solchen Zahlen an Grenzen stossen.

Tun wir, was möglich ist?

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich habe Euch von den Flüchtlingen aus Syrien erzählt. Ihre Situation beschäftigt mich. Ich kann die vielen Kinder, die Frauen und Männer nicht vergessen. Immer wieder frage ich mich: Was verlangt diese Situation von uns, von unserem Land mit seiner langen humanitären Tradition?

Ich bin froh, dass der Bundesrat entschieden hat, die Tradition der Kontingentsflüchtlinge wieder aufzunehmen, und dass unser Land – als einziges in Europa – über 3000 Syrer/-innen mit Angehörigen in der Schweiz die erleichterte Einreise ermöglicht hat. Und trotzdem bleibt die Frage: Was werden unsere Kinder und Grosskinder sagen, wenn sie später auf diese Jahre zurückschauen? Haben wir getan, was nötig war? Haben wir getan, was möglich war?

International und europaweit gefordert…

Natürlich wissen wir, dass die Schweiz diese grosse Verantwortung nicht allein tragen kann. Im Verbund mit anderen Staaten müssen wir dafür sorgen, dass die Nachbarländer der Krisenregionen verstärkt unterstützt werden; denn sie tragen die weitaus grösste Last.

Vermehrte Solidarität braucht es aber auch innerhalb Europas. Wir dürfen die südeuropäischen Länder nicht allein lassen. Alle europäischen Staaten – und dazu gehört auch die Schweiz – tragen hier eine gemeinsame Verantwortung

… aber auch im Inland

Gefordert sind wir schliesslich auch im Inland. Es kommen zurzeit wieder mehr Asylsuchende in die Schweiz. Für sie brauchen wir Unterkünfte und eine aufnahmebereite Bevölkerung.

Das sehen nicht alle so: Die Forderung, das Asylrecht in unserem Land faktisch abzuschaffen, ist beschämend; vor allem aber verstösst diese Forderung gegen eine der wichtigsten Traditionen in unserem Land.

Es ist gut zu wissen, dass in vielen Städten und Gemeinden die Flüchtlinge offen und herzlich aufgenommen werden.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir können stolz sein auf die Solidarität und die humanitäre Tradition, die unser Land auszeichnen.

Die humanitäre Tradition ist kein abstrakter Begriff, sondern sie bedeutet, dass wir den Menschen, die in Not sind, helfen.

Und ich finde, dass der 1. August sehr geeignet ist, uns daran zu erinnern.

***

Chères concitoyennes, chers concitoyens,

Nous nous trouvons ce soir dans un lieu historique. Le château de Laupen nous rappelle le souvenir de batailles, mais aussi d’alliés, venus porter secours à Laupen en détresse.

Soutenir les personnes en détresse est l’une des traditions les plus importantes de notre pays. Et le jour de notre fête nationale, nous célébrons nos traditions. Nous pouvons être fiers que ce soit dans notre pays que la Croix-Rouge a été créée, et que la Suisse soit l’État dépositaire des principales conventions de protection des réfugiés.

La tradition humanitaire fait partie de notre identité

La tradition humanitaire fait partie de notre identité, au même titre que la neutralité et l’indépendance. Cette tradition est particulièrement mise à l’épreuve aujourd’hui, à l’heure où des réfugiés de guerre arrivent dans notre pays.

La plupart des personnes qui fuient la guerre ne parviennent cependant pas jusque chez nous. Elles cherchent refuge dans un pays de leur région. J’aimerais vous inviter un instant à venir avec moi en Jordanie, où je me suis rendue récemment pour une visite de travail.

Il faut près de deux heures pour faire la route entre Amman, la capitale jordanienne, et le camp de réfugiés situé à quelques kilomètres de la frontière syrienne. On ne voit que du sable et des cailloux, de temps en temps une maison, et soudain, au milieu du désert, des tentes à perte de vue. Le camp de réfugiés de Za’atari est presque aussi grand que la ville de Winterthur. Ils sont 90 000 réfugiés syriens à y vivre, plus de la moitié, près de 50 000, sont des enfants.

Le responsable du camp m’a raconté qu’il travaillait depuis plus de 25 ans avec des réfugiés mais qu’il n’avait encore jamais vu autant d’enfants perturbés et traumatisés.

La peur jusque dans le camp de réfugiés

C’est avec un sentiment pesant que je suis descendue de la voiture. La température de 40 degrés était pénible. Mais plus pénible encore était pour moi d’imaginer dans quelles conditions dramatiques nombre de ces personnes avaient été contraintes de quitter leur maison. Une mère de famille m’a raconté avoir passé trois semaines sur la route, sans rien à manger, avec des enfants qui ont failli mourir de soif. Cela fait maintenant plus d’un an qu’ils se trouvent dans ce camp et qu’ils attendent. La nuit, ils aperçoivent la lueur des roquettes de l’autre côté de la frontière, ils entendent le bruit des tirs et ils pensent à leurs proches ; aux pères, aux parents, aux frères et sœurs, à tous ceux qui sont restés là-bas parce qu’ils sont trop vieux ou trop malades pour fuir, ou parce qu’ils ne veulent pas abandonner leur patrie sans combattre. Nuit après nuit, la peur revient.

Le soir, un bus est arrivé, apportant plus de cent réfugiés recueillis directement à la frontière. Ils sont descendus du bus, épuisés, portant leurs dernières possessions dans un ballot. J’ai essayé de m’imaginer à leur place pour un instant, mais je n’y suis pas parvenue.

J’ai le plus grand respect pour celles et ceux qui s’occupent au quotidien des réfugiés. Ils leur apportent protection et sécurité. Mais ils essaient avant tout de leur redonner leur dignité, en leur parlant d’égal à égal, et non comme à des personnes dépendantes et dans le besoin.

Ne pas abandonner la Jordanie

La Jordanie est un pays qui compte moins d’habitants que la Suisse et qui a accueilli, ces trois dernières années, plus de 600 000 réfugiés syriens. La plupart de ces réfugiés ne vivent pas dans des camps, mais sont hébergés dans des villes et des villages. Pour que leurs enfants puissent aller à l’école, les enfants jordaniens ne vont plus en classe que le matin. L’après-midi, c’est le tour des enfants syriens. La Jordanie manque d’eau déjà en temps normal. Avec le grand nombre de réfugiés que le pays accueille, la situation est devenue encore plus précaire. Les hôpitaux manquent de médicaments et partagent ceux qu’ils ont avec les réfugiés syriens.

La communauté internationale soutient la Jordanie comme elle peut. La Suisse a participé à cet effort financier. Mais les autorités jordaniennes sont inquiètes : elles craignent que l’immense élan de solidarité de la population jordanienne finisse par être considéré comme allant de soi et que l’on oublie la Jordanie, dès le moment où l’aide internationale sera requise ailleurs. Il est pourtant évident que la Jordanie n’y arrivera pas seule, pas plus que le Liban ou la Turquie. Car on compte près de trois millions de réfugiés syriens dans les pays de la région.

Peu nombreux à venir en Europe

Ceux qui ne restent pas dans la région poursuivent leur route en direction de l’Europe, pour beaucoup d’entre eux en traversant la Méditerranée. Ils attendent un passage en Libye, où l’on estime qu’environ 100 000 Syriens séjournent actuellement. Ils sont souvent dans des camps fermés, surveillés par des rebelles, et sont souvent victimes de graves violations des droits humains.

La traversée de la Méditerranée est extrêmement périlleuse. Des milliers de personnes sont déjà mortes noyées. Après le drame de Lampedusa en automne dernier, l’Italie a lancé sa propre action de sauvetage. Durant la première moitié de cette année, en Méditerranée, l’Italie a sauvé et ramené à terre près de 60 000 personnes. Pour cet acte d’humanité, l’Italie mérite notre reconnaissance.

Ces dernières semaines, entre 1000 et 2000 personnes sont arrivées chaque jour sur les côtes italiennes. Soyons honnêtes : notre système d’asile aussi arriverait à ses limites avec des chiffres pareils.

Faisons-nous tout ce qui est en notre pouvoir?

Chère concitoyennes, chers concitoyens, je vous ai parlé des réfugiés de Syrie. Leur situation m’inquiète. Je ne peux oublier ces nombreux enfants, femmes et hommes. Et la question revient sans cesse : que pouvons nous faire face à cette situation ? Que peut faire notree concitoyennes, chers concitoyens, je vous ai parlé des réfugiés de Syrie. Leur situation m’inquiète. Je ne peux oublier ces nombreux enfants, femmes et hommes. Et la question revient sans cesse : que pouvons nous faire face à cette situation ? Que peut faire notre pays, avec sa longue tradition humanitaire?

Je suis heureuse que le Conseil fédéral ait décidé de réactiver la tradition d’accueillir des contingents de réfugiés, et que notre pays – le seul en Europe – ait accordé à plus de 3000 Syriens ayant de la famille en Suisse des facilités pour obtenir un visa d’entrée. Et pourtant la question subsiste : que diront nos enfants et nos petits-enfants lorsqu’ils tourneront plus tard leur regard sur ces années ? Avons-nous fait tout ce qui était nécessaire ? Avons-nous fait tout ce qui était possible ?

Un défi à l’échelle internationale et européenne…

Bien sûr, nous savons que la Suisse ne peut pas porter seule cette lourde responsabilité. En conjuguant nos efforts avec d’autres États, nous devons veiller à ce que les pays voisins d’un foyer de crise soient davantage soutenus, car le fardeau qu’ils portent est infiniment plus lourd.

La solidarité doit aussi être renforcée au sein de l’Europe. Nous ne devons pas abandonner les pays du sud de l’Europe. Tous les États d’Europe – et j’inclus la Suisse – ont ici une responsabilité commune.

… mais aussi pour la Suisse

Mais c’est aussi en Suisse que nous devons relever le défi. Les réfugiés sont actuellement plus nombreux à venir en Suisse. Nous avons besoin pour eux d’hébergements, et d’une population prête à les accueillir.

Tout le monde n’est pas de cet avis : la proposition qui reviendrait de facto à abolir le droit d’asile dans notre pays est honteuse ; elle est surtout contraire à l’une des principales traditions de notre pays.

Il est bon de savoir que dans de nombreuses villes et communes, les réfugiés sont accueillis naturellement et chaleureusement.

Chères concitoyennes, chers concitoyens, nous pouvons être fiers de la solidarité et de la tradition humanitaire qui distinguent notre pays.

Cette tradition humanitaire n’est pas un concept abstrait. Elle exprime simplement le fait que nous venons en aide aux personnes en détresse.

Et je trouve que le 1er août est une date très appropriée pour nous en souvenir.

***

Cari concittadini, care concittadine,

stasera siamo riuniti in un sito storico: il castello di Laupen – che evoca memorie di guerra, ma anche di alleati giunti in soccorso quando la città era in pericolo.

Aiutare chi è in pericolo è una delle principali tradizioni del nostro Paese e la Festa nazionale offre l’occasione di rievocarla: il Comitato internazionale della croce rossa è stato fondato in Svizzera e le principali convenzioni internazionali a protezione dei rifugiati sono depositati da noi – possiamo andarne fieri.

La tradizione umanitaria – un tassello della nostra identità

La tradizione umanitaria appartiene all’identità del nostro Paese, proprio come la neutralità e l’indipendenza. Oggi, con l’arrivo di persone in fuga dalla guerra, tale tradizione è messa alla prova in particolar modo.

La maggior parte dei profughi di guerra comunque non giunge fino a noi, ma cerca rifugio nei Paesi vicini. Vorrei invitarvi a seguirmi in un viaggio virtuale in Giordania, che ho visitato per lavoro poco tempo fa.

Il viaggio in auto dalla capitale giordana Amman al campo profughi situato al confine con la Siria dura poco meno di due ore: sassi e sabbia ovunque, qualche casetta qua e là, e poi, in mezzo al deserto, tende a vista d’occhio. Il campo profughi di Za‘atari – a pochi chilometri del confine siriano – è grande quasi quanto la città di Winterthur e accoglie 90 000 profughi siriani, oltre la metà dei quali, pressappoco 50 000, sono bambini.

Il responsabile del campo mi dice di lavorare con i profughi da oltre 25 anni, ma di non aver mai visto tanti bambini sconvolti e traumatizzati.

Angosce anche nel campo profughi

Scendo dalla macchina, sgomenta. I quasi 40 gradi mi pesano; molto di più mi pesa però il pensiero delle drammatiche condizioni in cui molte di queste persone sono dovute fuggire da casa. Tre settimane è durata la fuga, mi racconta una madre. Avevano a stento da mangiare e i bambini sono quasi morti di sete. Ora vivono in questo campo da oltre un anno e aspettano. Di notte vedono le scie luminose dei missili oltre il confine, sentono il frastuono delle pallottole e pensano alla famiglia: padri, genitori, fratelli rimasti indietro perché troppo vecchi o troppo malati per fuggire o perché restii ad abbandonare la patria senza combattere. Le paure riaffiorano notte dopo notte.

Verso sera arriva un autobus, trasporta oltre cento profughi prelevati al confine, prevalentemente donne con bambini e persone anziane. Sfiniti scendono dal bus, in mano un grande fagotto avvolto in un panno – non resta loro nient’altro. Cerco per un attimo di immedesimarmi nella loro situazione: non ci riesco.

Ho il massimo rispetto per tutti coloro che ogni giorno si occupano dei profughi, offrendo loro rifugio e sicurezza, cercando sopra ogni altra cosa di ridar loro la dignità, trattandoli da pari e non da bisognosi o da dipendenti.

Non abbandonare la Giordania a se stessa

La Giordania, che conta meno abitanti della Svizzera, negli ultimi tre anni ha accolto oltre 600 000 rifugiati siriani. La maggior parte dei profughi non vive nei campi, ma nei villaggi e nelle città. Per garantire la scolarizzazione, i bimbi giordani seguono le lezioni soltanto di mattina, lasciando i pomeriggi a quelli siriani. La penuria idrica in Giordania si è aggravata con l’arrivo dei profughi siriani, lo stesso vale per la scarsità di farmaci negli ospedali giordani.

La comunità internazionale sostiene al meglio la Giordania. Anche la Svizzera ha fatto la sua parte in termini finanziari. Eppure le autorità giordane temono che un giorno la grande solidarietà della loro popolazione venga data per scontata e che la Giordania cada nel dimenticatoio perché l’aiuto internazionale è richiesto altrove. Ovviamente la Giordania non può gestire l’emergenza da sola, né possono farlo il Libano e la Turchia, poiché la regione accoglie quasi tre milioni di profughi siriani.

Pochi quelli che arrivano in Europa

Chi non resta nella regione prosegue la fuga in direzione dell’Europa. In molti tentano la rotta del Mediterraneo. In attesa della traversata restano in Libia, dove non di rado sono rinchiusi in campi sorvegliati dai ribelli subendo spesso gravi violazioni dei diritti umani. Le stime indicano che attualmente sono circa 100 000 i Siriani in Libia.

La rotta del Mediterraneo è molto pericolosa. Migliaia di persone sono annegate. Dopo la sciagura dello scorso autunno, l’Italia ha avviato una propria operazione di soccorso. Fino a metà anno, l’Italia ha tratto in salvo quasi 60 000 profughi. Per questo atto di umanità l’Italia merita la nostra stima.

Nelle ultime settimane sulle coste italiane sono sbarcate – ogni giorno – mille, duemila persone. Siamo sinceri: anche il nostro settore dell’asilo faticherebbe a smaltire cifre del genere.

Facciamo il possibile?

Cari concittadini, care concittadine, vi ho dato un breve scorcio della realtà dei rifugiati siriani. Continuo a rimuginare sulla loro situazione. Non riesco a togliermi dalla mente tutti quei bambini, le donne, gli uomini. Continuo a chiedermi: questa situazione cosa esige da noi, dal nostro Paese con la sua lunga tradizione umanitaria?

Sono contenta che il Consiglio federale abbia deciso di riallacciarsi alla tradizione dei contingenti consentendo al nostro Paese – l’unico in Europa – di accogliere a titolo agevolato oltre 3000 Siriani con famigliari in Svizzera. Eppure resta intatta la domanda: che diranno i nostri figli e i nostri nipoti quando un giorno guarderanno indietro a questi anni? Abbiamo fatto il necessario? Abbiamo fatto il possibile?

Sfide di ordine internazionale ed europeo

Naturalmente sappiamo che la Svizzera non può assumere da sola questa immensa responsabilità. In collaborazione con altri Stati dobbiamo provvedere a intensificare il supporto offerto ai Paesi limitrofi nelle regioni di crisi – perché sono loro a portare il fardello più pesante.

La solidarietà va però rafforzata anche in Europa: non possiamo permettere che gli Stati dell’Europa meridionale si trovino ad affrontare da soli le enormi sfide legate a questa crisi. La responsabilità spetta a tutti gli Stati europei – e la Svizzera è uno di loro.

… ma anche nazionale

Non dimentichiamo infine le sfide su scala nazionale. Il numero dei richiedenti l’asilo in Svizzera sta aumentando. Occorrono alloggi e una popolazione pronta ad accoglierli.

Non tutti sono d’accordo: la richiesta di praticamente abolire il diritto d’asilo nel nostro Paese è vergognosa – senza contare che contrasta con una delle principali tradizioni del nostro Paese.

E bello vedere che molte città e comuni accolgono i rifugiati con spirito aperto e calore umano.

Care concittadine, cari concittadini, a giusto titolo la solidarietà e la tradizione umanitaria che caratterizzano il nostro Paese ci riempiono di orgoglio.

La tradizione umanitaria non è un concetto astratto, ma significa che aiutiamo chi è in pericolo.

E sono del parere che il 1°agosto è un’ottima occasione per rammentarsene.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Afghanischer_Flchtling_Reuters

Migrantinnen, Migranten, Asylsuchende

Der Ausländeranteil ist in der Schweiz gross: Die Politik streitet über Asyl, Immigration und Ausschaffung.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

4 Meinungen

  • am 2.08.2014 um 12:22 Uhr
    Permalink

    Weshalb liest man über diese eindrückliche und wichtige Rede kaum etwas in andern Medien? Warum berichten die lieber über Ueli Maurers Augustreden? Gut, dass es den Infosperber gibt!
    Dori

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 2.08.2014 um 17:31 Uhr
    Permalink

    Die zu diesem Thema wichtigste Bundesfeierrede stammt nicht von Bundesrätin Sommaruga, sondern gestern in Schaffhausen von Vreni Frauenfelder (87), die vor 25 Jahren die dortige Afghanistanhilfe gründete, nachdem sie Zeugin einer Amputation ohne Anästhesie geworden war. Die Afghanistanhilfe existiert noch heute. Was Syrien betrifft, hängen Plakate in katholischen Kirchen, was verdienstvoll ist, wobei in den Pfarrhäusern und kirchlichen Häusern sicher Platz für um die 10 000 Syrern wäre, so wie etwa die Hugenotten vor 300 Jahren vielfach Platz in Pfarrhäusern gefunden haben. Was Sommaruga «humanitäre Tradition» nennt, hat von der Grössenordnung der Ausgaben gar nichts mit der derzeitigen Asylpolitik zu tun. Bei Hugenotten galt: «lieber hungern, als nicht alles zurückzahlen", und sie waren in Genf und Lausanne trotzdem unwillkommen. Hugenottenkinder, deren Eltern gestorben waren oder nicht zahlungsfähig, wurden u.a. nach Holland oder Preussen weitergereicht. Im allgemeinen war unsere Asylpolitik brutal, beruhte oft auf dem Idealismus einzelner. Ausnahmen waren die Griechen 1824, die Polen um 1860 und vor allem die Ungarn 1956, deren Flüchtlingszüge herzlich bewillkommnet wurden, etwa in Schaffhausen, wo zwar der linke Gemeindepräsident von Neuhausen von «Faschisten» und «Hortypack» sprach. Nach 1968 schreckten, wie ich dargestellt habe, Schwarzenbachanhänger nicht davor zurück, Tschechen öffentlich als Agenten zu verdächtigen. So viel zu Sommarugas «humanitärer Tradition".

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 2.08.2014 um 19:23 Uhr
    Permalink

    PS. Die Ansprache von Vreni Frauenfelder, Ehrenbürgerin von Neuhausen, wurde von der Neuen Helvetischen Gesellschaft organisiert, deren Zentralpräsidentin Frau Schaer-Born vor etwa 20 Jahren war. Der Rang des Projektes Afghanistanhilfe entspricht deswegen der Humanitären Tradition, weil sie auf Eigeninitiative begründet wurde. Noch zum Reizwort Ueli Maurer: Früher betrug das Verhältnis Armeekosten – Kosten für Asyl etwa 100 zu 1, heute nähert es sich dem Verhältnis 1 zu 1, wenn die sozialen Kosten der Asylbewerber incl. Krankenkasse usw. mitgerechnet werden. Selbst wenn man die Asylpolitik als die «wahre Landesverteidigung» bezeichnen würde, wäre klar zu machen, dass sie einen durchaus revolutionären Bruch der historischen Proportionen bedeutet. Die allgemeine Akzeptanz dieser Politik ist wohl noch kleiner als die der Kampfflugzeuge.

  • am 4.08.2014 um 22:23 Uhr
    Permalink

    Lassen Sie den Worten Taten folgen!

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...