Sperberauge

Cannabis: Uruguay brüskiert die USA

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Zehn Gramm Cannabis pro Woche günstig in der Apotheke. Alle können sich dafür registrieren. Ab Juli 2017.

Damit setzt Uruguay ein Gesetz in die Praxis um, das der Senat in Montevideo im Jahr 2013 beschlossen hatte (siehe Infosperber vom 12.12.2013). Die Cannabis-Politik Uruguays verstösst gegen ein Internationales Abkommen über Betäubungsmittel, das unter Druck der USA 1962 abgeschlossen wurde. Allerdings bröckelt das Cannabis-Verbot auch innerhalb der USA: In den vier US-Bundesstaaten Kalifornien, Maine, Massachusetts und Nevada dürfen Erwachsene aufgrund von Volksabstimmungen künftig Cannabis anpflanzen als Genussmittel für den eigenen Konsum. Bisher war dort Cannabis nur für den medizinischen Gebrauch vor allem als Schmerzmittel legal. Siehe Infosperber vom 12.11.2016: «Verbietet Trumps Supreme Court Cannabis wieder?»
Uruguay ist nach Angaben von «Spiegel-online» das erste Land der Welt, das – unter Auflagen – sowohl den Kauf als auch die Produktion von Marihuana für seine Bürgerinnen und Bürger legalisiert. In den Niederlanden wird nur der Verkauf und der Besitz geringer Mengen toleriert.
In Uruguay soll die Legalisierung die Macht der organisierten Drogenbanden brechen. Verboten bleiben das Kiffen an Arbeitsplätzen und auf öffentlichen Plätzen sowie das Autofahren unter Einfluss von Marihuana.
Erlaubt sind folgende Möglichkeiten:

  1. Der Kauf von maximal 10 Gramm Cannabis pro Woche in Apotheken zum Preis von 1.30 Dollar pro Gramm (bisher gab es dafür gemäss Angaben der nationalen Cannabis-Kontrollbehörde 3000 Anmeldungen);
  2. der Anbau von maximal sechs Pflanzen zu Hause für den eigenen Konsum (bisher 6650 registrierte Bürgerinnen und Bürger);
  3. die Mitgliedschaft in einem Club, der Hanfpflanzen für die Mitglieder anbaut und jedem Mitglied einen Eigenkonsum von maximal 480 Gramm pro Jahr ermöglicht (bisher 51 Clubs mit je bis zu 45 Mitgliedern).

Noch gehören die Registrierten zu einer Minderheit der auf 55’000 geschätzten Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten in Uruguay. Sofern das Experiment gut anläuft, wird mit einer Vervielfachung des lizensierten Anbaus zweier Unternehmen in der Nähe von Montevideo gerechnet. Man denkt schon an Exporte nach Deutschland, wo Ärzte in Zukunft Cannabis als Schmerzmittel für bestimmte Patientinnen und Patienten verschreiben dürfen.
Touristen können in Uruguay kein Cannabis kaufen.
———–


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • am 23.05.2017 um 17:40 Uhr
    Permalink

    Das Verbot von Cannabis ist nicht der Sorge um die Gesundheit geschuldet, sondern es geht eher darum, sicher zu stellen, dass die Menschen sich weiterhin in der unsinnigen Wettbewerbsgesellschaft ausbeuten lassen und keinen Raum finden um darüber zu reflektieren. Cannabis könnte den – gestressten – Menschen diesen Raum ermöglichen.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...