Kommentar

Aber aber: Bettwanzen in Schweizer Soldatenbetten!

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Das VBS hat von der internen Front Schlimmes zu berichten. Aber es verspricht sofortige Abhilfe.

In der Schweiz war es kaum ein Thema, in Deutschland allerdings schon: Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus von der FDP hatte vor ein paar Tagen die 300 deutschen Soldaten besucht, die gegenwärtig im Rahmen der Nato in Kahramanmaras stationiert sind, um die Türkei mit Patriot-Flugabwehrraketen vor Angriffen aus dem benachbarten Syrien zu schützen. Was der Inspektor da allerdings vorfand, entsprach nicht ganz seinen Vorstellungen. So berichtete er unter anderem, «die Zustände im Sanitärbereich der türkischen Kaserne seien unhaltbar. Toiletten seien völlig verdreckt, die meisten verfügten nicht über eine Wasserspülung. Hundekadaver auf dem Gelände seien ein weiteres Hygiene-Risiko» (zitiert nach zeit-online).

Man stelle sich vor: Soldaten aus Deutschland werden ernstfallmässig im Ausland eingesetzt und sehen sich dort mit sanitären Anlagen konfrontiert, die nicht ihren deutschen Ansprüchen genügen!

Möglicherweise wären da Schweizer Soldaten besser vorbereitet gewesen: Auf der offiziellen Website der Schweizerischen Eidgenossenschaft fand sich heute folgende aktuelle Meldung:

Bettwanzen in der Infanterie-Rekrutenschule 5

Bern, 18.03.2013 – Drei Zimmer mit etwa zwanzig Betten der Kaserne Colombier sind von Bettwanzen befallen. Betroffen ist die Infanterie-Rekrutenschule 5. Alle nötigen Massnahmen sind bereits eingeleitet worden.
Am Donnerstag vergangener Woche ist erstmals festgestellt worden, dass sechs Betten in einem Zimmer in der Kaserne Colombier von Bettwanzen befallen sind. Im Lauf des Wochenendes hat sich herausgestellt, dass trotz eingeleiteter Sofortmassnahmen weitere zwei Zimmer ebenfalls befallen sind.Sämtliche nötigen Massnahmen wurden umgehend eingeleitet: die Zimmer werden in den nächsten zwei bis drei Wochen von einer privaten Spezialfirma desinfiziert, ebenso die Gänge und die Sanitäranlagen. Die Angehörigen der Armee, welche in den betroffenen Zimmern waren, sind bereits anderweitig untergebracht. Zudem werden die Armeeangehörigen bei Bedarf ärztlich versorgt und ihre Ausrüstung wird ausgewechselt. (Ende Zitat)

Dürfen wir einen anderen Vorschlag machen?

Zur militärischen Ausbildung gehörte vielleicht nicht nur die Handhabung moderner Waffensysteme, sondern auch der Umgang mit «mangelndem Komfort», um es diplomatisch auszudrücken. Kriegsberichte von überlebenden Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und aus anderen, neueren Kriegseinsätzen geben da ein eindrückliches Bild. Oder auch die gegenwärtige grosse Ausstellung über die Schlacht bei Stalingrad im Militärmuseum Dresden.

Mögen doch die Bettwanzen in der Kaserne Colombier einen kleinen Denkanstoss geben – Thema «Krieg und Komfort» – dann hätte sich der unhygienische Zwischenfall sogar gelohnt.

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Eine Meinung zu

  • am 20.03.2013 um 10:57 Uhr
    Permalink

    Der Militärzeitung «Der Soldat» (laut Wikipedia in enger Kooperation mit dem österreichischen Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport herausgegeben) meldete vor einigen Tagen zum Granatenmärchen in der Türkei was vielen Beobachtern bereits unmittelbar nach dem Zwischenfall klar war:

    „Türkei: Jene Werfergranate aus Syrien, die fünf Türken tötete, stammt eindeutig aus NATO-Beständen. Es scheint so, als hätte das NATO-Mitglied Türkei die syrischen Aufständischen mit Waffenlieferungen unterstützt. Allerdings müssten diese Lieferungen mit anderen NATO-Staaten abgestimmt sein.“

    Es sieht so aus, aus wurden wir wieder einmal von vorne bis hinten angelogen, um den Sturz des Assad-Regimes zu beschleunigen. Und was machen wir jetzt? Die Soldaten samt Patriots abziehen? Wohl kaum.

    http://www.neopresse.com/politik/naherosten/nun-ist-es-offiziell-der-granatangriff-auf-die-turkei-war-inszeniert/

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