VignoneOstersonntag2012Web

Leben am Lago Maggiore – Leben im Paradies © cm

Statt Jammern: Auswandern!

Christian Müller /  Die Schweiz hat jetzt 8 Mio Einwohner. Und alle jammern. Aber man kann auch gehen. Niemand ist verpflichtet, hier zu leben.

Der Bahnwagen Bern-Zürich ist fast voll. Der Mann setzt sich auf einen der letzten Plätze. Mürrisch meint er: «Diese Züge am Morgen sind einfach überfüllt!» Der Mann ihm gegenüber schmunzelt und antwortet in Englisch: «Your problem and Rothschild’s money I would like to have.» (Ihr Problem und Rothschilds Geld möchte ich haben…). Doch der mürrische Schweizer mag nicht lachen. Oder er versteht eben kein Englisch. Schon wieder so ein verdammter Ausländer…

In der Tat: Es ist so schrecklich eng geworden im Schweizerland. Volle Züge, Staus auf den Autobahnen, teure Wohnungen. Früher war es einfach besser!

Ich mag es nicht mehr hören

Ja, lerne zu klagen ohne zu leiden. Früher waren es die Bauern, denen man nachgesagt hat, sie würden immer nur jammern. Dann waren es die Gewerbler. Jetzt sind es bald alle. Ich mag es nicht mehr hören. Vor allem nicht von Leuten, die in Rente sind und alle Freiheiten der Welt haben. Warum denn in der Schweiz bleiben, wenn es hier doch so schrecklich eng geworden ist? Und erst noch teuer? Warum es nicht so machen, wie zum Beispiel die Australier?

Von den Australiern lernen: Mobilsein pur

Die Australier verkaufen zum Ende ihrer aktiven Berufszeit ihr Haus und kaufen sich einen riesengrossen Campingwagen und einen Jeep. Und dann ziehen sie, ganz der Jahreszeit angepasst, der Sonne nach. Von Campingplatz zu Campingplatz. Rund um Australien. Hund und Fernseher sind dabei. Wenn der zufällige Nachbar umgänglich ist, wenn man mit ihm plaudern, ein Bier oder auch eine Flasche Wein trinken kann, bleibt man eben länger. Einen, zwei Monate vielleicht. Wenn er unfreundlich, lärmig oder etwa gar aufdringlich ist, zieht man eben früher weiter. Mobilsein pur. Freiheit pur.

Aber auch feste Wohnsitze gibt es auf dieser Welt, die sich als Alternative zur ach so engen Schweiz jederzeit anbieten. Darf ich ein paar Tipps geben?

1. Für Grossstadt-Freaks

Zieht es Sie in die grosse Stadt? Es gibt eine, die ich Ihnen wärmstens empfehlen kann: Berlin. Berlin hat 3.5 Millionen Einwohner, und doch ist es nirgends eng. Die Stadt – eigentlich sind es mehrere, zusammengebaute Städte – erstreckt sich über 900 Quadratkilometer. Es hat hier Dutzende Flüsse und Kanäle und Hunderte Seen. Nirgends auf der Welt ist das Unterhaltungsangebot besser und breiter als in Berlin, nirgends gibt es mehr noble Restaurants und mehr äusserst preisgünstige Kneipen. Und als Schweizer leben Sie hier, verglichen etwa mit Zürich, für die Hälfte des Geldes! Ein Auto brauchen Sie nicht; der öffentliche Verkehr, U-Bahn, Tram, Bus und Schiff, bringt Sie nicht nur zur Oper, sondern auch zum Grillieren an die Spree. Und auch die Taxis kosten weniger als die Hälfte der Zürcher Taxis. Und nicht vergessen: Hier spricht man deutsch, wie zuhause! Nur an die legendäre «Berliner Schnauze» müssen Sie sich etwas gewöhnen – ist aber machbar.

Gehen Sie hin! Schauen Sie sich um! Und wandern Sie aus! Nirgends gibt es soviel Freude und Spass für so wenig Geld wie in Berlin!

2. Für Kleinstadt-Idylliker

Sie sind eher der Kleinstadt-Mensch? Aus Solothurn, aus Lenzburg, oder aus Mellingen? Und auch Sie möchten den deutschen Sprachraum nicht verlassen? Kein Problem. Fahren Sie nach Bad Ems. Bad Ems ist ein wunderbar gelegenes Städtchen an der Lahn im Bundesland Rheinland-Pfalz. Es hat knapp 10’000 Einwohner. Bad Ems ist, der Name sagt es, ein Bade- und Kurort, der so viele Vorzüge hat, dass selbst die russischen Kaiser hierher zur Kur kamen, wenn ihnen das Regieren in Moskau allzu mühsam wurde. Noch heute steht hier deshalb eine russisch-orthodoxe Kirche. Von Bad Ems aus können Sie wandern, auf der Lahn, einem romantischen Flüsschen, phantastische Schifffahrten unternehmen oder rudern gehen, im nahen Koblenz am Rhein, einer Stadt mit 100’000 Einwohnern, den Grosseinkauf tätigen oder ins Theater gehen. In 15 Auto-Minuten sind Sie auf der Autobahn A3 Frankfurt-Köln und in 15 Minuten auf der Autobahn A61 (Koblenz-Köln). In 15 Auto-Minuten sind Sie auf dem Bahnhof Montabaur (Haltestelle der Schnellstrecke Frankfurt-Köln), in einer knappen Stunde im Flughafen Köln/Bonn oder im Flughafen Frankfurt. Und das Leben hier ist sooo preisgünstig! Ein Haus kostet hier die Hälfte dessen, was Sie in ähnlicher Lage in der Schweiz zahlen müssten. Dasselbe gilt für die Mieten. Für 10 Euro kriegen Sie hier ein Nachtessen, ein Viertel Wein inbegriffen. Beim Herren-Coiffeur zahlen Sie für Waschen und Schneiden in Bad Ems EUR 12.50. In Solothurn sind es CHF 55.-…

Sie leben von der AHV und haben keine anderen Einkünfte? Wandern Sie aus! Nach Bad Ems oder auch in eine andere Kleinstadt in der Pfalz, nach Nassau zum Beispiel, mit nur gerade 5000 Einwohnern.

Aber natürlich: Rheinland-Pfalz ist nur eine Gegend Deutschlands, wo bei hoher Lebensqualität günstig gelebt werden kann. Deutschland ist riesig, und teuer sind eigentlich nur die Grossstädte: Frankfurt natürlich, München (leider), Hamburg, usw. Mit Ausnahme von Berlin eben. Und so schlimm sind die Deutschen ja nun auch wieder nicht. Sie mögen uns ja, uns Hinterwäldler im Land der Schokolade und der Uhren. Warum sonst kämen sie denn so zahlreich, um hier zu arbeiten?

3. Für jene, die im Ausland die Schweiz suchen

Vergessen Sie Österreich nicht. Österreich ist der Schweiz in Vielem ähnlich: Man spricht hier deutsch, es gibt wunderschöne Berge und Seen, man liebt die Volksmusik, und auch hier gibt es eine rechtspopulistische Partei. Nur in zwei Punkten unterscheidet sich das Land in unserem Osten deutlich von uns: Es gibt eine Hauptstadt, Wien, die, im Gegensatz zu Bern, das Land klar dominiert, und, zweite Differenz: die Leute in Österreich sind freundlich. Warum gehen auch viele Schweizer nach Österreich zum Skifahren? «Dienen» ist im ehemaligen Reich der Habsburger nichts Ehrenrühriges wie im Land der widerspenstigen Eidgenossen, und so wird man hier eben auch noch «bedient», wenn man einen Wunsch hat – und erst noch auf deutsch.

Aber wohin in Österreich? Nach Kärnten natürlich, im Süden des Landes, weit weg von der Metropole Wien. Klagenfurt ist die südlichste Stadt der Welt, in der deutsch gesprochen wird, Kärnten steht zu Österreich ähnlich wie Florida zu den USA: mehr Sonne, mehr Fun, mehr Pensionäre. Erinnern Sie sich noch an die Kinoschnulzen vom Wörthersee? An den süssen Flirt auf dem Segelboot?

Wichtig zu wissen: Mit Ausnahme der beiden Städte Klagenfurt und Villach ist die Bevölkerung in Kärnten leicht rückläufig. Vergessen Sie die Enge der Schweiz, vergessen Sie die Zuwanderung. Hier sind Sie schnell zuhause und fühlen sich wohl.

4. Für Lebenskünstler

Sie sind ein Geniesser? Gutes Essen, Dolce-far-niente und fröhliche Mitmenschen sind Ihnen wichtiger als die deutsche Umgangssprache? Sie nehmen in Kauf, mit den Fingern – oder eben italienisch – reden zu müssen?

Das Paradies für Sie liegt in Insubria, im Gebiet der oberitalienischen Seen. Am Lago Maggiore, zum Beispiel. Muss es denn immer Ascona oder Locarno sein? Dürfen es nicht ein paar Kilometer mehr Richtung Süden sein? Schauen Sie sich Cannobio an, oder Cannero. Oder noch günstiger auf der anderen, auf der linken Seeseite, an der Costa Fiorita, an der Blumenküste! Fahren Sie nach Luino, nach Agra sopra Luino, nach Brezzo di Bedero, nach Castelveccano. An vielen Häusern hängt ein Schild: VENDESI, zu verkaufen. Wohnungen, kleine Ferienhäuser, grosse Villen mit Park. Sie zahlen die Hälfte dessen, was Sie ein paar Kilometer weiter nördlich, im Tessin dafür zahlen würden. Und hier leben Sie à la carte: Die Milch, das dunkle Brot und das Benzin kaufen Sie auf der Schweizer Seite der Grenze, den Wein, den Käse und das Gemüse auf der italienischen. In Luino einkaufen ist so einfach wie in der Schweiz: Der Laden heisst Coop und Sie wählen im Selbstbedienungsladen mit den Augen, Sie müssen kein Italienisch verstehen.

Was spricht dagegen, hier zu leben, wenn es Ihnen in der Schweiz zu eng und zu teuer geworden ist? Ihre Freunde werden sich darüber sogar freuen, wenn Sie Richtung Süden umziehen: ein guter Grund auch für sie, wieder einmal an den Lago Maggiore zu fahren!

5. Für Sonnenanbeter

Sie kommen aus dem Aare- oder aus dem Reusstal, wo während 120 Tagen im Jahr der Nebel Ihnen die Sonne verdeckt und Sie schwermütig werden lässt? Sie wollen endlich an die Sonne? Einfach an die Sonne!

In Spanien warten 800’000 neue Ferienwohnungen auf einen Käufer. Tun Sie sich mit Ihrem Nachbarn zusammen, kaufen Sie sich gleich zwei Wohnungen in der selben Überbauung – zum Preis für eine! Auch hier, in Andalusien etwa, ist das Leben günstig. Wein, Früchte und Gemüse gibt’s im Überfluss. Und auch hier hilft man Ihnen, wenn Sie (noch) nicht Spanisch sprechen. Sagen Sie einfach «Haga el favor de hablar mas despacio, soy extranjero» (oder phonetisch: aga el fawor de ablar mas despasio, soi estranchero): Bitte reden Sie langsam, ich bin Ausländer. Man wird Sie dann nicht unfreundlich wegschicken, wie in Ihrem Heimatland, wenn man Sie nicht versteht, sondern ganz schnell ins Herz schliessen. Die Spanier sind stolz darauf, dass Sie Europas Tourismus-Land Nr. 1 sind!

Auch in Spanien lebt es sich günstig. Fahren Sie hin und schauen Sie sich Spanien an, wenn Sie aus dem Mittelland-Nebel in die Sonne umziehen wollen. Es muss ja nicht unbedingt Torremolinos oder Marbella sein, wo es schon heute mehr Zugezogene als Einheimische gibt.

6. Für Abenteurer

Wenn schon weg aus diesem Land, aus dieser engen, teuren, überfremdeten, vom Ausland mehr und mehr erpressten Schweiz, dann richtig: Weit weit weg, in eine andere Welt! Aber muss es dann immer Australien oder New Zealand sein?

Nein, wandern Sie aus nach Sioux Lookout in der Provinz Ontario in Kanada, nördlich des Oberersees. Sioux Lookout hat auf gegen 400 Quadratkilometer Fläche – viermal mehr als die Stadt Zürich! – gerade 5600 Einwohner. Aber Sioux Lookout am romantischen Pelican Lake liegt trotzdem an einer Bahnlinie, hat einen eigenen Flugplatz (mit Trockenpiste), einen äusserst pittoresken Wasserflughafen mit Dutzenden von Wasserflugzeugen und ist überhaupt der Ort für die Wasserratten. Wenn Sie dahin fliegen wollen, wählen Sie am besten die Route über Winnipeg. Von dort sind es nur noch gut 400km in östlicher Richtung.

Und warum um Gotteswillen sollen Sie gerade nach Sioux Lookout auswandern? Das Leben dort ist günstig, ein Haus kostet so um die 180’000 Franken, eines zu mieten im Monat etwa 700 Franken. Sie können auf die Jagd gehen. Sie können angeln gehen. Im Winter können Sie Hundeschlitten-Fahrten unternehmen. Oder Sie können ein Buch schreiben. Und: Sie können auch nichts tun. Hier haben Sie endlich, was Sie, der engen und teuren Schweiz definitiv überdrüssig, gesucht haben: die Weite! Die Weite des Landes. Die Weite des Wassers. Die Weite des Himmels.

Und noch etwas ist hier deutlich besser als in der Schweiz: Sie sind hier willkommen! «Whether you are considering a visit to our community, or a permanent move, we welcome you to this beautiful and unique wilderness community that we call home!» (Ob Sie im Sinne haben, uns einen Besuch abzustatten, oder ob Sie für immer zu uns kommen wollen: Wir heissen Sie in dieser wunderschönen und einmaligen Wildnis, die wir unsere Heimat nennen, herzlich willkommen!) Auch für immer! Ob Sie hier ein Kanadier sind, oder ein Ausländer: Who cares? Wen kümmert’s?

7. Für Kosmopoliten

Sie möchten aus der engen und engherzigen Schweiz auswandern, an einen Ort, wo der Norden und der Süden, der Westen und der Osten aufeinanderstossen? Wo Christen, Juden und Muslime zusammenleben? Wo fünf oder zehn Sprachen gesprochen werden?

Klar, da wäre New York City gerade richtig. Aber da leben ja auch 8 Millionen Menschen, wie jetzt in der Schweiz, und zwar auf 800 Quadratkilometer (Land-)Fläche, nicht auf 42’000 Quadratkilometer, wie in der Schweiz. Da ist es noch enger, und noch teurer. Viel enger und viel teurer sogar! Nein, New York City ist nichts für Schweizer, denen ihr Land zu eng und zu teuer geworden ist.

Aber vielleicht Odessa, die Vielvölkerstadt an der Schwarzmeerküste in der Ukraine. Eine faszinierende Stadt! Ein Schmelztiegel von Okzident und Orient. Aber auch hier leben eine Million Menschen auf 160 Quadratkilometern, auch hier ist es enger als etwa in Zürich.

Bleibt Prag, die schönste europäische Stadt nördlich der Alpen. Prag liegt näher bei Bern als Berlin, Paris , Rom oder Wien. Von der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verschont (die Tschechen haben sich gegen den Einmarsch Hitlers im Jahr 1938 schon gar nicht gewehrt, nachdem sie von England und Frankreich trotz Bündnis im Stich gelassen worden waren). Hier, in der «Goldenen Stadt», entstand 1348 die erste Universität nördlich der Alpen. Hier stahl Luther die deutsche Schriftsprache, die ihm später als eigene Erfindung angedichtet wurde. Hier gibt es auch heute wieder eine «Deutsche Zeitung» und einen englischsprachigen Radiosender. Hier gibt es nicht nur eine wunderbare Oper, sondern auch jede Menge intim-kleiner Jazz-Keller. Und das Bier in den Kneipen – das beste der Welt – trinkt man im Halbliterglas. Prag, eine Millionenstadt, das schon. Aber lesen Sie wieder einmal Haseks wunderbaren Schelmenroman «Der brave Soldat Schwejk». Das ist Tschechien!

Aber klar, meine Beurteilung ist da etwas gar subjektiv. Hier habe ich gearbeitet, hier bin ich zuhause…

Die Welt ist gross und – immer noch – wunderbar

Natürlich muss die Schweiz aufpassen, dass sie nicht zu schnell wächst. Natürlich ist Wachstumspolitik, wie von der Wirtschaft gefordert, ein Game mit dem Teufel. Natürlich wird es in der Schweiz immer enger, wenn wir das Land dem freien Markt und der Spekulation überlassen. Aber mit Jammern allein hat noch keiner etwas erreicht.

Ein echter Beitrag zur Abbremsung des Wachstums wäre, wenn die Pensionäre auswanderten und ihre Kaufkraft mitnähmen. Überlegen Sie es sich doch einmal. Statt jammern: Auswandern!


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor ist Schweizer Bürger und Pensionär und kennt alle von ihm hier empfohlenen Plätze aus eigener Anschauung. Er lebt im Ausland.

Zum Infosperber-Dossier:

Flickr5

Eine Million mehr Menschen bei uns?

Eine Zunahme von einer weiteren Million Menschen in der Schweiz prognostiziert das Bundesamt für Statistik.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

6 Meinungen

  • am 6.08.2012 um 12:34 Uhr
    Permalink

    Die erwähnten Empfehlungen sind natürlich nicht abschliessend, aber für jeden Gusto etwas und speziell für die Jammerer: Ein guter Beitrag.
    Falls man das Auswandern wirklich in Betracht zieht beginnt das Jammern bei andern Gegebenheiten: STEUERN und KRANKENKASSE.
    Je nach gwähltem Auslanddomizil sind die Steuersätze äusserst attraktiv. Was aber die Krankenkasse anbelangt ist dies der umgekehrte Fall. Es ist nämlich nicht möglich, das Steuerdomizil und offizieller Wohnort im Ausland zu haben und die Krankenkasse in der Schweiz weiterzuführen. Vor allem dieser Punkt hat und wird die älteren Auswanderungswilligen, sei es nach Spanien-Thailand-Australien-USA und …, abschrecken.

    H. Eberhard

    Guter Punkt! Auch der Autor musste dieses Problem lösen und hat deshalb heute eine Krankenversicherung aus Dänemark, wo man etwas weltoffener denkt als hierzulande. Die Versicherung heisst IHI, sie deckt auch Behandlungen in teuren Schweizer Spitälern ab. Auskunft gibt http://www.asn.ch oder info@asn.ch

    cm

  • am 7.08.2012 um 15:58 Uhr
    Permalink

    Nichts, als Aerger und Ignoranz
    So sehr ich die meisten Beiträge von Vielschreiber Christian Müller schätze, hier hat er einen ärgerlichen Text verfasst. Und ignorant dazu. Seine überaus wortreichen Vergleiche hinken, allein schon deshalb, weil wir europaweit gesehen im Mittelland am Dichtesten aufeinander wohnen.
    Ich habe einen Traum: Wir streben Konstanz und Stabilität an, jenseits vom Wachstumsdenken. Erneuerung ja, aber kaum Wachstum. Und wir lernen, in manchen Bereichen den Rückgang zu ertragen und leiten ihn im Wirtschaftskreislauf wohlweislich ein, bevor er uns unweigerlich aufgezwungen wird. Hätten wir hier in unserem geografischen Gebiet, das wir vorläufig noch als Schweiz bezeichnen und das manche von uns (ebenfalls vorläufig noch) als ihre Heimat empfinden, in der Bevölkerung stabile Verhältnisse und jenseits der Anonymität einen hohen Grad an Verwurzelung, könnten wir uns daran machen, unsere sozialen Probleme, die meist subobtimalen Beziehungsstrukturen, in denen unsere Kinder aufwachsen, unsere magere Bildung und unser noch viel geringeres Bewusstsein fördern und auszubauen. Wir könnten uns darum kümmern, die Lebensqualität zu verbessern, statt nur den Materialismus zu zelebrieren. Wenn abends die Menschen ins Bett sinken, könnten sie allesamt sagen: ‚Es war ein schöner, glückbringender, emotional erfüllter Tagt, ich freue mich auf morgen, um dieses Gefühl als Dauerzustand zu stabilisieren‘. Das Fass an sozialem Missverhalten, an Streitigkeiten, an Ungerechtigkeiten erhielte wieder einen Boden.

    Aber statt dessen wird das Wachstum gefördert und in der Folge u.a. die Zuwanderung. Aufgrund unserem dubiosen Steuersystem locken wir u.a. Briefkastenfirmen an, die bei uns das an Steuern bezahlen, was sie uns bezahlen möchten (also kaum etwas) und ihr Steuersubstrat wird ihrem Herkunftsland willentlich vorenthalten. Durch die grenzenlose Ueberfremdung verlieren wir an nationaler Identität und unser ‚Ancienitätsprinzip‘ wird dauernd verletzt, indem wir es zulassen, dass Fremde, Unverwurzelte sich hier fast ungehindert breit machen und mit ihrer Anspruchshaltung uns verdrängen und bedrängen. Man beachte einmal (um nur ein kleines hässliches Beispiel zu nennen) die englischsprachigen Schulen in unserem Lande, zum Beispiel oberhalb von Baar. Da karren täglich über 40 Schulbusse Hunderte von Kindern der oftmals ignoranten bis arroganten zugewanderten Oberschicht durch das ganze Land, profitierten von unserer Situation und provozieren krankmachendes Wirtschaftwachstum und haben ausser dem Gelddenken nichts übrig für unser Zusammensein. Da trifft man z.B. ihre Kinder bei Risch am Zugersee beim Spielen, möchte mit ihnen reden, um dann festzustellen, dass diese kein Wort Deutsch verstehen! Das nur als singuläres, nur rudimentär dargestelltes Beispiel.

    Dieses Thema verdiente, breiter und differenziert dargestellt zu werden. So gesehen kann auf die Beiträge dieser Machart, wie von Herrn Müller oben verfasst, gut verzichtet werden. Ich bezeichne mich als ‚Wirtschaftslinken‘ mit dem ernsthaften und aktiv verfolgten Vorhaben, den Kapitalismus zu überwinden. Mich in die SVP-Ecke zu drängen würde also zu kurz greifen. Ich setze mich dafür ein, dass wir unser Zusammensein freudebringend gestalten und die sozialen und wirtschaftlichen Probleme an der Wurzel anpacken, also radikal…

    Hans Roggwiler

  • am 30.08.2012 um 20:49 Uhr
    Permalink

    Der Beitrag ist zwar wohlwollend geschrieben, aber meines Erachtens von der Grundeinstellung her total falsch.

    Christian Müller gibt offenbar auf! Schade. Nein, Schande!

    Ich selber bin seit vielen Jahren Ausland-Schweizer und verbringe pro Monat über zehn Tage in der CH (etwa 140 Tage pro Jahr). Gerade deswegen finde ich es ziemlich lahm, wenn Herr Müller vorschlägt, unsere schöne Schweiz den anderen zu überlassen.

    Offenbar kann er es sich leisten. Das hilft aber den Restschweizern überhaupt nicht. Im Gegenteil; wir Schweizer wollen endlich, dass jemand für UNSERE HEIMAT einsteht, und nicht dauernd für die ach so benachteiligten Einwanderer und Scheinflüchtlinge! Das wir uns richtig verstehen: Ich habe mit den Rechtsaussen-Parteien genau so wenig am Hut wie mit der SP. Das Problem gilt es parteiübergreifend und objektiv anzugehen. Im Moment sind keine Wahlen. Es wäre der richtige Zeitpunkt! Aber unsere schwachen Politiker, von links bis rechts, haben kein Verantwortungsbewusstsein, sich diesem dringenden Problem zu stellen. Das Problem ist weitaus dringender als AHV, Gripen, Gotthard-Röhren oder gar die Banken. Ich möchte einmal im Leben einen Politiker sehen, welcher aufsteht und Verantwortung trägt. Einmal.

    Mit diesem Beitrag helfen Sie, Herr Müller, genau den Falschen.

    Es ist einfacher, den Schwanz einzuziehen und abzuhauen, als das Problem zu erkennen, zu analysieren und dann zu handeln.
    Dann auch noch die Hiergebliebenen als ewig nörgelnde Dumpfbacken anzusehen, finde ich unerhört.

    Wir müssen nicht auswandern, wir müssen unsere Schweiz wieder lebenswert und bezahlbar machen. Dazu gehört, dass wir die Grenzen wieder peinlich genau kontrollieren.

    PS: Dass sich auf diesen Artikel drei Wochen niemand gemeldet hat spricht Bände!

    Gruss

  • am 19.10.2012 um 13:52 Uhr
    Permalink

    habe diesen Beitrag übersehen. War selber Expat im Rentenalter. Es ist sehr einfach Rentner abschieben zu wollen um als Gutmensch Menschen fremder Kulturen – und die beginnen bereits 400 km östlich unserer Landesgrenze – importieren zu können. Wie löst Herr Müller die Frage der Krankenkasse?

  • am 26.12.2012 um 21:05 Uhr
    Permalink

    Oh je Herr Müller, haben Sie auch schon daran gedacht, dass ich als Schweizer Bürger ein Recht auf ein Leben in meinem Heimatland habe. Ich will es aber mitgestallten udn nicht einfach davonlaufen vor dem Problem, denn so wie jetzt kann es unmöglich weitergehen, sonst haben wir vom Genfersee bis zum Bodensee bald Swiss-City überbaut mit Hochhäusern a la Singapur. Ist das IHR Ziel, dann ist es gut wenn SIE wenigstens gegangen sind….

  • am 27.12.2012 um 11:40 Uhr
    Permalink

    Ach, Herr Hug, lassen Sie sich nicht verunsichern. Auch mich hat Herr Christian Müller mit seinem lauwarmen Artikel polemisch korrekt (aber eben trotzdem billig) auf die Reaktionslinie gebracht, respektive genervt. Versuchen wir gemeinsam, solchen Berichten mit Argumenten zu trotzen. Vorliegendem Artikel ist es besonders leicht, paroli zu bieten. Als (wie schon weiter oben erwähnter) Auslandschweizer, welcher seine Pflichten und Rechte kennt und wahrnimmt, schlage ich folgendes, auch für journalistische Laien relativ übersichtliches Gesamtkonzept vor: Wem es nicht passt, soll doch einfach unser Land verlassen.
    Dass es irgendwo besser sein soll, als in der Schweiz, halte ich für ein Märchen. Welches zwar in die Weihnachtszeit passen würde, aber eben doch nur ein Märchen ist. Nennen Sie mir ein Land, welches auch nur annähernd halb so gut ist, wie die Schweiz. Es wird Ihnen nicht gelingen, Herr Müller. Deshalb haben Sie sich auch nicht zu Wort gemeldet. Sie halten es offenbar nicht für Angebracht, mit Ihren Lesern zu kommunizieren. Mit auch recht.
    Geniessen wir einfach die Zeit in der Schweiz. Unsere semi-professionellen Miesmacher werden es nicht schaffen, uns die Schweiz zu versauen. Kein schönes Wort, ich weiss. Ich habe übrigens lieber den einen oder anderen, wirklichen Flüchtling in der Schweiz, als ein Heer von unzufriedenen Lästermäulern und Versagern, welche es einfach nicht geschafft haben, glücklich zu sein.
    Frohe Festtage aus Laax.

    Renato Stiefenhofer

    Liebe Herren Hug und Stiefenhofer

    Danke für Ihre Diskussionsbeiträge! Wir freuen uns immer über Zuschriften, auch wenn sie kritisch sind.

    Dass ich nicht geantwortet habe, ist nicht, weil ich mit unseren Leserinnen und Lesern nicht kommunizieren will. Im Gegenteil. Aber ich bin ein professioneller Journalist und halte mich deshalb an die Spielregeln, dass Leserinnen und Leser eine Meinung sagen dürfen, ohne dass der Journalist wieder das letzte Wort für sich beansprucht. So wird es auch in den Zeitungen gehandhabt.

    Warum melde ich mich jetzt trotzdem? Weil ich merke, dass ich total missverstanden wurde. Mit meinem Artikel habe ich nämlich genau das gesagt, was Sie auch sagen: Hört doch endlich auf, immer zu jammern! Die Schweiz ist ein Paradies!

    Meine Botschaft ist dieselbe wie Ihre, lieber Herr Stiefenhofer: Wer nur immer jammert, soll doch gehen! Es gibt durchaus Orte, wo es kein Gedränge gibt, siehe das Beispiel Kanada. – Aber ich sehe, ich muss verständlicher schreiben lernen…

    Aber noch etwas: Wenn Sie mich nun in die Ecke der frustrierten Versager stellen wollen, dann irren Sie sich doch ein bisschen. Sie können alles über meine Person nachlesen, wenn Sie die Website meiner Beratungsfirma Commwork AG öffnen: http://www.commwork.ch. Ich gehöre zu den Privilegierten: Nicht nur, weil ich mit einem roten Pass auf die Welt gekommen bin, sondern auch, weil ich studieren durfte und konnte und ein Leben lang gute Jobs hatte. Und weil ich auch als Selbständigerwerbender Erfolg hatte.

    Nehmen Sie beide liebe Grüsse

    Christian Müller

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...