Mediensystem

Ein neues Fachbuch als ideales Nachschlagewerk © UVK

Mediensystem Schweiz – die Basis zum Mitreden

Christian Müller /  Ein neues Buch über die Medienlandschaft der Schweiz: ein perfektes Nachschlagewerk für Journalisten und Medien-Politiker

Alle reden über die Medien: die Journalistinnen und Journalisten (die sowieso: was interessiert sie mehr als sie selber?), die PR- und Info-Profis der Firmen und Verbände, die Marketing- und Werbeleute, und nicht zuletzt die Politiker. Zu Recht notabene, denn die Medien sind in einem demokratischen Staatswesen Basis und Voraussetzung einer korrekten, zielführenden Meinungsbildung. Dies erst recht in einem Land wie der Schweiz, wo die Demokratie sehr direkt ist und die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu deutlich mehr Themen ihre Meinung abgeben können – und sollten! – als in einer rein parlamentarischen Demokratie, wo die Bevölkerung nur gerade bei Wahlen zur Stimmabgabe aufgerufen ist.

Wer aber versteht etwas von den Medien?

Haben von unserer Medienlandschaft aber auch alle eine Ahnung, die zu diesem Thema mitdiskutieren oder gar Forderungen stellen? Haben auch alle eine Ahnung, wie das Mediensystem der Schweiz sich von anderen europäischen Mediensystemen unterscheidet? Was die Vor- und Nachteile der öffentlich-rechtlichen SRG sind? Und was die Vor- und Nachteile der rein privatwirtschaftlichen Radio- und Lokalfernsehstationen sind? Wie all das zustande gekommen ist? Und welche – zum Teil versteckten – Gefahren da und dort drohen?

Das 340 Seiten starke Buch «Mediensystem Schweiz» (mit 30 weiteren Seiten Bibliographie) des Schweizer Medien-Wissenschaftlers Matthias Künzler gibt einen detailreichen Überblick und ist eine Fundgrube für alle Medien-Interessierten. Für die Medienschaffenden und für jene Politiker, die sich gerne und oft zur Medien-Politik äussern oder sich künftig zu äussern gedenken, ist dieses Buch klar ein «Must».

Ein Krimi ist spannender…

Zu lesen ist das Buch nicht einfach. Vor allem der erste, systematische Teil reizt wenig zum Dranbleiben. Immerhin erleichtern zahlreiche Infografiken das Verständnis und kurze Boxen mit dem Wichtigsten des vorangegangenen Kapitels machen die Suche nach den relevanten Fakten einfacher.

Lebendiger wird es in einem zweiten Teil, wo die Struktur und der Strukturwandel unserer Medienlandschaft geschildert werden. Wem etwa ist denn noch in Erinnerung, dass die Schweizer Verlegerschaft, die gegenwärtig mit allen Mitteln versucht, die Online-Aktivitäten der SRG zu behindern, schon beim Entstehen des Radios und beim Aufkommen des Fernsehens die neue Konkurrenz zu behindern versucht hat? Schon damals hiess die Devise: Lieber die neuen Mitbewerber im Medien-Markt rechtzeitig begrenzen als selber innovativ in die Zukunft gehen.

Am interessantesten ist naturgemäss der dritte Teil des Buches, wo es um die Interdependenzen im Mediensystem geht. Da werden die verschiedenen Finanzierungssysteme aufgelistet und vorgestellt. Auch mit einigen kritischen Fragen, etwa: Wie unabhängig kann ein Medium sein, wenn es rein werbefinanziert ist? Ein weiteres Kapitel ist den Regulierungen gewidmet. Dann geht es um Rechte und Pflichten der Medien und um die Medien-Ethik. Und schliesslich wirft Autor Matthias Künzler auch noch einen Blick auf den Einbezug der Gesellschaft, auf die Journalistenausbildung, auf den Medienjournalismus und auf die Branchen- und Berufsverbände.

Aktuell, reich an Details, gut dokumentiert

Alles in allem ist dieses neue Medien-Fachbuch eine äusserst reiche Faktensammlung und berücksichtigt die neusten Entwicklungen bis ins Jahr 2012. Selbst die Infoplattform infosperber.ch ist darin erwähnt. (Dass im gleichen Satz nicht nur Infosperber, sondern auch der Plattform Journal21 – in privatem Besitz – Gemeinnützigkeit attestiert wird, zeigt dem Insider allerdings auch, dass bei den zeitlich allerletzten Hinweisen nicht mehr jedes Detail genau überprüft werden konnte.)

Mit einem – kurzen! – Kommentar

So etwas wie ein persönliches Nachwort bringt der Autor, fast versteckt, auf der letzten Seite. Er macht dabei vor allem auf eine Gefahr aufmerksam: auf die Konzentration der Schweizer Medien in den Händen nur noch ganz weniger Medien-Unternehmen, bei gleichzeitig zunehmender Renditeerwartung. Die letzten Zeilen seien hier wörtlich wiedergegeben: «Möglicherweise braucht es vermehrt aktive Anstrengungen, die Transformation einer ,demokratiegerechten Öffentlichkeit› unter den neuen ökonomischen und technischen Bedingungen zu fördern. Denn nur eine Vielfalt an Medien, die informieren, ein Forum für Debatten bilden, kritisieren, kulturelle Ausdrucksweisen fördern und intelligent unterhalten, garantiert, dass die konkordante, direkte Demokratie in der Schweiz auch im 21. Jahrhundert gedeiht.»

Ein kleiner Wunsch bleibt

So ein Buch, das nicht zuletzt ein ideales Nachschlagewerk ist, wäre im Gegensatz zu den «Lesebüchern» in elektronischer Form tatsächlich sehr angenehm, da gesuchte Informationen aus dem grossen Fundus dann deutlich leichter und schneller gefunden werden könnten.

Die genauen Angaben für den Kauf:

Matthias Künzler: Mediensystem Schweiz. 373 Seiten, Paperback, UVK Verlag Konstanz und München 2013. Preis, zum Beispiel bei buch.ch: CHF 50.-


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Autor war 25 Jahre aktiver Journalist und 20 Jahre Medien-Manager.

Zum Infosperber-Dossier:

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