Sperberauge

Identitätskarte für Papierlose

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Robert Ruoff /  Eine hundert Jahre alte Idee bekommt neues Leben.

«Bill de Blasio, der Bürgermeister von New York, hat eine originelle Initiative ergriffen, um den Papierlosen in seiner Stadt (schätzungsweise 500 000) eine legale Existenz zu ermöglichen.» Das schreibt Chloé Maurel in «Le Monde diplomatique» vom Juli 2015. Die Initiative von De Blasio ist schlicht und erfolgreich. «Seit Januar 2015 können die Papierlosen eine städtische ID-Card erhalten, die ihnen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen (Bibliotheken, Krankenhäusern und anderen) gewährt, aber auch zu Banken und anderen Einrichtungen, bei denen man sich ausweisen muss. Mit dieser Karte können sie sich auch um eine legale Arbeitsstelle bewerben, gratis eine von etwa 30 kulturellen Einrichtungen (etwa den Botanischen Garten in Brooklyn oder das Metropolitan Museum of Art) besuchen, Preisnachlässe für Medikamente erhalten und anderes mehr.»

Das Dokument ist fünf Jahre gültig, und es hat schnell grosse Nachfrage gefunden. De Blasio gibt damit den Papierlosen einen Teil ihrer Menschenrechte zurück. Als Papierlose gelten sie ja sonst – wo immer sie hinkommen – als «Auswurf der Menschheit» und sie werden behandelt als «Auswurf der Menschheit», wie die grosse deutsche und US-amerikanische, jüdische politische Publizistin Hannah Arendt sagte.

Die Historikerin Chloé Maurel erinnert sich bei der Initiative des New Yorker Bürgermeisters de Blasio an den Nansen-Pass. Fridtjof Nansen, damals Hochkommissar des Völkerbunds für Flüchtlinge, erfand diesen Pass 1922. Zuerst half er vor allem staatenlosen Russen wie dem Maler Marc Chagall oder dem Schriftsteller Vladimir Nabokov («Lolita»), dann auch armenischen Überlebenden des Völkermords, vertriebenen Muslims oder Christen und vielen anderen. Der Nansen-Pass gab den «Staatenlosen» ein Mindestmaß an Schutz; er wird heute als Reisedokument der Genfer Flüchtlingskonvention weitergeführt.

Der Friedensnobelpreisträger Fridtjof Nansen ist Vielen wohl besser bekannt als Polarforscher. Er hatte auch die nötige Widerstandskraft, um politische Kältezonen zu durchqueren.


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Eine Meinung zu

  • am 15.07.2015 um 16:43 Uhr
    Permalink

    Danke herr Ruoff fuer diesen wohltuend positiven beitrag, der in all den negativen meldungen nicht untergehen darf und soll. Mich wundert eigentlich dass es hierzu keine meinungen gibt, aber vielleicht liegt es ja am trend, dass bald nur noch polemische und negative themen stimulieren.

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