Sperberauge

Mann bringt Kind zur Welt

Barbara Marti © zvg

Barbara Marti /  In Deutschland hat erstmals ein transsexueller Mann ein Kind zur Welt gebracht und sich als Vater eingetragen.

Der Mann hat sich als Vater in die Geburtsurkunde eintragen lassen. Deshalb hat das Kind offiziell keine Mutter.

Die ungwöhnliche Geburt machte der «Spiegel» öffentlich. Im Unterschied zu Intersexuellen sind Transsexuelle körperlich eindeutig Frauen oder Männer. Sie fühlen sich aber als Angehörige des anderen Geschlechts. Der Fall des transsexuellen Vaters ist der erste, der in Deutschland bekannt wurde. Ermöglicht hat ihn ein Urteil, welches das Bundesverfassungsgericht vor zwei Jahren gefällt hat. Danach müssen Transsexuelle sich nicht mehr operieren lassen, um ihr Geschlecht rechtlich zu wechseln.
Männer, die biologisch als Frauen geboren wurden, können daher Kinder bekommen. Umgekehrt können Frauen, die biologisch als Männer zur Welt kamen, Kinder zeugen.
Der transsexuelle Vater liess sich als Mann im Melderegister eintragen, ohne sich operieren zu lassen. Letztes Jahr liess er sich mit einer Samenspende künstlich befruchten. Nach der Geburt seines Kindes wollte er dessen Geschlecht in der Geburtsurkunde offen lassen. Dies akeptierte die zuständige Behörde in Berlin jedoch nicht.
Aufgrund der Angaben des Mannes trug sie das Kind als Junge mit einem männlichen Vornamen ein. Ob das stimmt, weiss sie allerdings nicht, da das Kind mit Unterstützung einer Hebamme zu Hause zur Welt kam.

Der Neuköllner Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU), in dessen Bezirk die Geburt stattfand, spricht von einem «mehr als ungewöhnlichen» Fall. Er habe den Mann besuchen wollen, doch das Standesamt gebe Personendaten nur heraus, wenn ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorliege, sagte er in der «B.Z». Liecke: «Allein die Tatsache, dass ein Mann ein Kind zur Welt bringt und es keine Mutter gibt, stellt keine Gefahr dar.»
Andrea Budzinski, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, sagte im «Spiegel», Deutschland müsse sich darauf einstellen, dass es auch schwangere Männer geben könne und Frauen, die Kinder zeugen. «Das wird einfach irgendwann normal werden.»

Weltweit hat der US-Amerikaner Thomas Beatie vor fünf Jahren als erster transsexueller Mann ein Kind zur welt gebracht. Er bekam danach noch zwei weitere Kinder. Seine Frau konnte keine Kinder bekommen. Beatie war als Frau auf die Welt gekommen, hatte sich aber schon als Kind als Junge gefühlt. Nach den Geburten unterzog sich Beatie einer kompletten Geschlechtsumwandlung zum Mann.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht».

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